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Mit besonderer Herücbsicbtigung cter Antbropologio urul Gtlinologie. In , Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herau-gegt Karl Andree. . Mannar Monatlich 4 Nummern. Halbjährlich 3 Thlr. Einzelne Nummern, soweit der Borralh reicht, 4 Sgr. 1872. Theben in AegyP 1 e n. Von Professor Dr. Justi in Marburg. H. Die beiden hintersten Säulen der mächtigen Mittelallce sind zur Hälfte in die Mauer eines Bestibulums eingelassen, welches zu einem dritten zwischen Pylonen gelegenen Thore führt. Dieses öffnet sich nach der eigentlichen Tempelanlage, welche bedeutend älter als die schon beschriebenen Theile ist. Der eine der sogleich hinter dem Thore von Thothmes l. im 17. Jahrhundert errichteten 70 Fuß hohen Granitobelisken ist umgeslürzt, auch der folgende Pylon sammt dem großen, einst von 37 Säulen und ebenso viel Karyatidenpfeilern hinter denselben getragenen hypäthralen Saal- ist grausam zerstört. Links von dem weit in den Saal hineingebanteu und denselben in zwei Flügel theilcnden Thorgebäude Thoth- mes' IV. ragt wiederum ein 91 Fuß hoher, von Thothmes' III. Schwester und Vormünderin errichteter, nach der Inschrift einst oben mit Goldplatten belegter Granitobelisk über die einstige Höhe der Decke empor, dessen Gegenstück ebenfalls umgestürzt am Boden liegt. Die hohe Frau hat folgende Inschrift auf diesen größten und schönsten Obelisken Aegyp tens eingraben lassen: „Die Herrin der Diademe und Gute an Jahren, der (weibliche) Horuö, die Göttliche der Diademe, die Königin und Herrin beider Welten, Ra-ma-ke, sie hat errichtet dies als ihr Monument ihrem Vater Amun, dem Herrn der Sitze der Welten; sie hat ihm ausgestellt zwei große Obelisken an dem schönen Pylon Amun's, des großen Widders, hat sie geschmückt mit reinem Golde viel und reichlich. Sie hat erleuchtet Aegypten gleichwie die Sonnenscheibe. Nie- Glolms XXI. Nr. 2. tJanuar 18723 mals hat Aehnlichcs gcthan ein Herrscher, was sie ihm ge- than hat, der Sohn (die Tochter) des Sonnengottes, Amen- numt Hat-asu, die Leben Spendende." Aus dem Karyatidensaal schreitet man in die ältesten, von Sesurtcsen I. im achten Jahrhundert des dritten Jahr tausends oder vor 45 Jahrhunderten zum Theil von Granit gebauten Theile der Tempelanlage, an welcher aber viele spätere Könige ebenfalls ihre Namen verewigt haben, wie Thothmes III., Sethos II. (im 16. und 14. Jahrhundert), die aus der Bibel bekannten Sisak und Tirhaka (im 10. und 7. Jahrhundert) und der Philippus Aridäus. Uebrigens befin det sich die hier gefundene Granitstatue des Sesurtcsen im ägyptischen Museum zu Berlin. Die 60 Fuß lange und 20 Fuß breite Capelle ist durchaus mit meist 17 Fuß langen Granitguader» gebaut, und alle Theile sind mit brennenden Farben bemalt, die geflügelten Scheiben über den Eingängen waren von Gold, sind aber natürlich alle geraubt. Es folgt jetzt eine von Schutthügeln ausgefüllte weite Strecke, auf welcher nur noch die Fundamente zweier Bild säulen oder Obelisken zu erkennen sind, und endlich noch eine verwirrende Masse von Kammern und Sälen, unter denen besonders noch ein von Thothmes III. im 16. Jahrhundert gebauter Saal erhalten ist, der ringsum von 32 Karyatiden pfeilern und in der Mitte von zwei Reihen zu je zehu Säu len getragen wird. Hinter diesen Gebäuden schließt die Umfassungsmauer des großen Reichstempels ab, aber an 3