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71 Zentner Eisenstein, der 20 bis 30 Prozent reines Eisen liefert, ge- sördert werden. Das Terrain von Mäzen ay gehört der Juraformation an und liegt höher als das Kohlenbecken von Creuzot. Um Mazenay herum erhebt sich die Gegend zu sanft abgerundeten Hügeln, von denen manche mit Burgen aus früheren Jahrhunderten gekrönt sind. Auf einem derselben liegt die Burg von Couches, die so genannt worden ist, weil hier die Burgundischen Herzoginnen ihr Wochenbett zu halten pflegten, zwei andere Felsspitzen soll ein mit Cäsar in diese Gegenden eindringender römischer Centurio ihrer Gleichheit wegen als Romulus und Remus bezeichnet haben, der Name davon hat sich noch unter dem Landvolke erhalten. Doch wie die Kohlenwerke in Creuzot, können auch die Eiscngruben in Mazenay nicht gleichen Schritt mit dem Verbrauch der gewaltigen Hütte halten. Creuzot muß iu der Ferne suchen, was noch fehlt, selbst die Minen von Chizeuil und Genelard, von Berry und am Doubs reichen noch nicht aus: bis nach Elba und Algier mit seinen bedeutenden reichen Minen von Mokra el Hadid muß es sich wenden, um von da her sich zu versorgen. In Creuzot sind fünfzehn Hohöfen im Gange, elf davon stehen in einer Reihe, die übrigen vier schließen sich in einem Winkel an. Sie bilden ein kolossales Ganze am Fuße des Berges, der die Stadt trägt. An die Hohöfen schließen sich die Gießereien und Eisenhämmer an, die gewaltige Dampfschmiede ist 500 m. lang und 200 m. breit. Die Hauptproduktion der sämtlichen Eisenwerke kommt auf die Her stellung der Eisenbahnschienen, ihnen fallen zwei Drittel des ver arbeiteten Eisens zu, während das übrige Drittel in Maschinen verwandelt wird. Bis jetzt sind die größten Eisenarbeiten Frankreichs, die Kettenbrücke zu Brest, zu Chalou, zu Freiburg in der Schweiz, aus jenen Werkstätten hervorgegangen. Die Arbeiter wohnen in der Stadt in Privathäusern oder in Kasernen, die auf Kosten des Werkes gebaut worden sind, in größerer Anzahl jedoch in kleinen Häusern, die alle nach einem Muster gebaut sind und welche eine für sich bestehende Arbeiterstadt bilden. In den großen Wohngebäuden wohnen meistentheils die unverheirateten Arbeiter, jeder von ihnen hat ein bequemes, mit den nöthigen Ge- räthen versehenes Zimmer, wie man es kaum besser iii den Gast häusern kleinerer Städte findet. Alle Zimmer münden auf einen gemeinschaftlichen Gang aus, in den untere» Räumen des Hauses sind die großen gemeinsamen Speisezimmer, in denen man für lO bis 20 Centimes gute und reichliche Portionen bekommen kann, i Selbst ganze Familie» gehen oft hierher, um des Mittags zu essen. Die kleinen Arbeiterhänser, die für je eine Familie bequem eingerichtet sind, habe» nach der Straße zu zwei große Helle Zimmer, über dem Grdgeschoß ist noch eine ebenfalls freundliche Mansarde, in der oft als Pensionär einer der unverheiratete», der Familie verwandten "der befreundeten Arbeiter wohnt. Neben dem Hause befindet sich voch ein Gärtchen, dessen Pflege meist mit großer Vorliebe geschieht. Die Vortheile dieser Einzelwohnungen, die sich schon seit längerer Zeit i» Mülhausen und Epinac so gut bewährt haben, sind auch in Creuzot groß, die Ruhe, Gesundheit und Moral des Einzelnen, so- vfie der ganzen Bevölkerung wird dadurch uugemeiu befördert. Wenn die Arbeiter Lust dazu haben, können sie ihre Häuser auch käuflich erwerben, daun würden sie für ein solches ungefähr 2000 Franken (1600 Mark) zu zahlen haben, sie können aber diese Summe auch in jährlichen Raten von 5 bis 100 Franken abtragen. Will sich lemand sein Haus selbst bauen, so werden ihm die Materialien dazu zum Selbstkostenpreise geliefert. In Epinac, wo ziemlich dieselben Verhältnisse sind, hat sich aber die Compagnie der Steinkohlenwerke bis jetzt immer geweigert, den Grund und Boden an die Arbeiter zu verkaufen, so daß dieselben >bre Häuser nur in einem gewissen Erbpacht? haben. Für den Unter richt und die Erziehung der Jugend sorgen eine Knaben - und eine Mädchenschule, zwischen denen die Kirche steht. Selbst der erwachsenen Fugend sind durch Bibliotheken und eine Schule die Mittel zur Weiterbildung gewährt. Auch für Kranke, Verwundete und Arbeits unfähige, — denn bei allen Vorsichtsmaßregeln kommen in den Gruben und in den Hüttenwerken noch genug Unfälle vor, — ist hinlänglich gesorgt. Alle Hilfesuchenden werden unentgeltlich iu dem gemeinschaftlichen Krankenhause verpflegt, zu dessen Unterhaltung' ein jeder drei Prozent seines Monatsgehaltes beizutragen hat. Der Chef des ganzen Etablissements wohnt in dem Gebäude der alten, Glasschleiferei, hinter dem Hause erstreckt sich ein großer Park mit Prächtigem Baumbestand und herrlichen Fernsichten. Der Sonntag bietet in Creuzot ein freundliches Bild, die von Kohlenruß geschwärzten Kleider sind mit eleganten vertauscht, und Männer und Frauen findet man in großer Toilette auf den Prome naden, in den breiten, schönen und schnurgeraden Straßen. Selbst die Boulevards, die Squares und die Avenuen fehlen der Stadt nicht, eben so wenig wie die Springbrunnen auf dem Markte und des Abends die brillante Gasbeleuchtung. Für das Wohlbefinden der Bevölkerung, für das heitere und fröhliche, aber dabei friedliche Leben, das überall herrscht, ist es bezeichnend, daß man fast gar keine Polizei nöthig hat: das Bewußtsein, ein Glied eines großen Ganzen zu sein, durchdringt und belebt einen jeden. 2. Ueber die Steinkohlenformation und ihre organifchen Reste im allgemeinen. Wo eine vollständige Reihenfolge aller geologischen Formationen stattfindet — ein Verhältniß, welches freilich nur selten vorkommt —, liegt dieSteinkohlenformation auf den Grauwacken- und Thon schiefermassen, den rothen Konglomeraten und Sandsteinen der devonischen Formation. Ihren Namen hat sie von den in ihr ent haltenen zahlreichen und mächtigen Schichten der St ei »kohle, die im Laufe unbestimmbar langer Zeiträume aus den Reste» eines überaus mächtigen, üppigen Pflanzenwuchses sich durch Umwandlung gebildet haben. Die Reste von Thieren und Pflanzen, die sich in diesen Schichten oder an deren Begrenzung finden, zeigen an, ob die Kohle am Rande salziger oder süßer Gewässer entstanden ist. Die zur Steinkohlenformation (auch kurzweg Kohlenformation, mit dem Fremdwort „Carbonische Formation" genannt) gehörigen Gesteinsschichten sind, außer den Steinkohlen, Konglomerate und Sandstein, Schieferthon und Kalk; finden sich diese Schichten ohne Kohle, so bezeichnet sie der Geolog mit dem Namen Kulm. So bildet z. B. der Kulm den nördlichen breite» Rand der devonische» Gebirge Westfalens, während dort die stenikohlcuführenden Schichte» sich auf den nordwestlichen Außeiirand jener devonische» Massen beschränken. Die devonischen Gebirgsmassen an Rhein, Mosel, Lahn und Maas sind fast allerseits, namentlich aber um Dortmund und Essen, Saarbrücken, Aachen, Charleroi; und Mons mit kohlens»hrenden Schichten umlagert. An de» devonischen Schiefern des Voigtlandes liegen im Nordosten das Zwickauer, im Südweste» das Stockheimer Kohlenbecken an. Nicht anders ist es in Südrnßland und Nord- spauien, in Frankreich und England, in Nordamerika und Neu Süd- Wales: das Vorhandensein der einen Formation lehrt auf die andre schließen, und in der That haben neuerdings die Geologen an vielen Stellen der Erdoberfläche auf diese Weise die Kohlen angezeigt ge funden. So lagert auch bei Le Creuzot, im Departement der Saone und Loire, die Kohle auf jenen älteren Schichten und bildet eine niit mehreren neueren Schichtungen überlagerte Mulde. Verfolgen wir das Ausstreicheu der Kohlenschichten, so erhalten wir zwei parallele Linien: die eine geht von Chagny (nordwestlich von Chülo») an der Dheuue aufwärts über St. Leger, St. Berain, bis auf die Einsattelung von Montchanin, und dann in gleicher Richtung im korrespondirenden Thale der Bourbince abwärts über Blaney und le Monteeau bis gegen Palinges, über 40 Kilometer lang; die andre, in einer Entfernung von 8 bis 12 Kilometer, streicht in paralleler Richtung von Couches les Mines über le Creuzot, Montcenis, Toulon sur Arroux, Gueugnon bis gegen die Loire. Der Canal du Centre und die mit ihm parallel laufende Eisenbahn von Chnlon an der Saone »ach Digoin an der Loire erschließen das für den Verkehr außerordentlich günstig gelegene Becken von le Creuzot. Nur 17 Kilometer nordwestlich von diesem Orte erstreckt sich ein zweites Kohlenbecken, das von Autun und Epinac, wenn man dieses nicht als eine Ausbuchtung des ersteren Beckens betrachten will. Der schiffbare Arroux und zahlreiche Msenbahnen vermitteln auch hier die Verbindung. Die unterste Schicht der Kohlenformatio» besteht gewöhnlich aus groben Konglomeraten, die nach oben feiner werden und endlich in Koh len sandstein übergehen: beides sind die Trümmer älterer Formationen, die in Wasser mehr oder weniger abgerieben und ge rundet, zusammengeschichtet und später entweder durch Einwirkung mächtigen Feuers oder durch chemische Verbindungen zu zusammen hängendem Gestein geworden sind. Der Sandstein ist bald so sest, daß man Mühlsteine daraus zuhauen kann, bald so locker, daß er an der Luft wieder in Sand zerfällt.