Volltext Seite (XML)
150 Dezember mit dem Postdampfer nach ihrer Heimat West-Austra lien zurückkehren. Der größte Entdeckungsreisende Australiens ist der in der Geschichte der Geographie unsterbliche John Mc Douall Stuart. Das steht außer Frage. Aber wir glauben nicht zu hoch zu greifen, wenn wir dem „Aoung Explorer" West-Australiens die zweite Stelle anweisen. Hoffen wir, daß es ihn bald drängen werde, nun auch den Süden des großen unbekannten Westens, wir meinen von Perth aus am 29. oder 30. Breitengrade ent lang auf den Ueberland-Telegraphen zu, zu bereisen und der geographischen Kenntuiß zu erschließen. Freilich an Muth und Drang fehlt es unserm Forrest nie, wenn nur die in ihren Finanzen beschränkte Kolonie West-Australien in der Lage wäre, der Wissenschaft das nöthige Geldopfer zu bringen. Es wäre wohl Sache der gesamten Kolonien Australiens, die Erforschung ihres Kontinents als Ehrensache in die Hand zu nehmen und dort ihre Geldmittel beizusteuern, wo es der ärmsten ihrer Schwestern nnmöglich wird, ihre Schuldigkeit zu thun!! — 2. Die Expedition »ach dem Eyre-See unter I. W. Lewis. In Australien reiht sich in neuester Zeit eine Forschungs reise an die andre an. Zu Anfang September des Jahres 1874 nahm die Gesetzgebende Versammlung der Kolonie Süd-Austra lien, auf Antrag T. Hogarth's, einen Beschluß an, dahin ge hend, daß es sich zur Weiterführung der Ansiedelung im soge nannten Far North als nöthig herausstelle, den Eyre-See und die angrenzenden unbekannten Gegenden näher zu erforschen. Die jetzigen Weidedistrikte reichen nicht mehr für die Bedürfnisse der Squatters aus, um so weniger, als die Landbauern (Farmer) langsam hinterherziehen und eine Weide nach der andern, so fern diese noch Kronland sind, was ja meistens der Fall ist, ihnen entziehen und als gutes Ackerland besetzen. Man muß daher auf die Auffindung von neuen Weidebezirken im Innern Australiens bedacht sein. Die Regierung hat sich schnell beeilt, diesem Beschlusse Folge zu geben. Eine Expedition wurde zu diesem Zwecke organisirt und unter Leitung von I. W. Lewis gestellt. Dieser gehörte als hervorragendes Mitglied der letzten Entdeckungsreise des Obersten P. Egerton Warburton an und besitzt große Er fahrungen im Buschleben. Es sind ihm beigegeben: A. G. Be resford, als Feldmesser und Zeichner und als Zweiter im Kom mando, F. W. Andrews als Naturforscher, G. W. D. Tolmer, ein alter Bushman, als Jäger, und I. H. Dalhof als Koch. Die Gesellschaft verließ am 15. September Port Adelaide und begab sich auf dem Seewege nach Port Augusta, von wo ab sie am 22. September die Reise nach dem 28 Meilen nach Norden zu gelegenen Beltana antraten. Hier, wo sich auch eine Station des Ueberland - Telegraphen befindet, besitzt der um die Erforschung des australischen Kontinents so hochverdiente Squatter und Großkaufmann in Adelaide, Thomas Elder (noch ganz kürzlich, im Monat Oktober dieses Jahres, machte er, dem reichliches Geben aus seinen reichen Mitteln zur andern Natur geworden, wieder zum Besten einer in Adelaide zu gründenden Universität ein Geschenk von 400,000 Mark) sehr ausgedehnte Weidebezirke. Thomas Elder hat nun aufs neue sein Interesse für Entdeckungsreisen auch bei dieser Expedition dadurch an den Tag gelegt, daß er derselben achtzehn Kamele — er unterhält ans Beltana eine beträchtliche Anzahl dieser Thiere, welche er für den Transport der Wolle nach Port Augusta u. s. w. ver wendet — mit großer Freigebigkeit zur Verfügung gestellt hat. Die Kamele werden von zwei begleitenden Afghanen geführt werden. Außerdem wird Lewis die Pferde und weitere Ausrüstung der letzten Gosse-Expedition in Beltana, wo sie zurückgelasse» ^wurden, vorfinden, um sich daraus aufs vollständigste zu kom pletiren. Es wird indeß beabsichtigt, die Pferde nur bis zum ! Bestimmungsorte zu verwenden, dann aber nach Beltana znrück- zuschicken nnd sich mit den Kamelen zu begnügen. In der Nähe des südlichen Endes vom Eyre-See, dem größten Binnengewässer Australiens, haben sich bereits seit etlichen Jahren Squatters niedergelassen. I. W. Lewis ist nun die Aufgabe geworden, die unbekannte Nord- und Ostküste des See's näher zu erforschen. Man denke sich von dem Punkte ; aus, in welchem der 137. Längengrad östl. Gr. (154O2O'östl. F.) den 29. südlichen Breitengrad durchschneidet, eine gerade Linie, in der Länge von hundert engl. Meilen (21^ geogr. Meilen), auf demselben Längengrade nach Norden zu gezogen und kow struire sich in Gedanken auf dieser Linie und mit dieser Länge, und zwar nach Osten zu, ein rechtwinkliges Viereck, so hat man damit das große Areal gewonnen, dessen sorgfältige Untersuchung und Vermessung unserm Lewis übertragen worden ist. Es ist ; dabei seinem freien Ermessen anheim gegeben, von welchem Punkte aus er seine Operationen beginnen will. Die zu entwerfende Karte soll in dem sehr ausführlichen Maßstabe von 1:253,440 entworfen werden, mit Cartons, wo deren nöthig erscheinen. Was den Eyre-See selbst betrifft, so heißt es in der Instruktion des Generalfeldmessers der Kolonie G. W. Goyder an Lewis: „Sie wollen jede Gelegenheit benutzen, sich von der Tiefe des Wassers im See zu überzeugen. Sollte sich derselbe aber als trocken erweisen, so nivelliren Sie acht bis zehn (engl.) Meilen seines Bettes quer durch und senken Löcher, um Einsicht in die Beschaffenheit des Bodens zu gewinnen. Enthält dagegen der See Wasser, so ist er mit einem Boote zu befahren und überall auf seine Tiefe zu untersuchen. Zu diesem Zwecke werden Sic die nöthigen Materialien für ein leichtes Boot mit sich nehmen." Ein besonderes Augenmerk soll außerdem auf die Marken des höchsten Wasserstandes genommen, bei Benennung der einzelnen Punkte sollen die Namen, die die Eingeborenen dafür haben, j ermittelt werden. Man nimmt an, daß sich diese Arbeit in ungefähr acht Monaten werde bewältigen lassen, doch dürfte dieser Zeitraum ! wohl kaum ausreichen. Die Gesellschaft wollte noch vor Mitte > November von Beltana aus aufbrechen. Reisebilder aus der Tatra. Von Ayeodor Hrrleven. (Schluß.) 4. Das kleine Kohlbachthal und die Lomnitzer Spitze. Wenn man ein Nachtquartier unter freiem Himmel nicht scheut, kann man beide Partien leicht mit einander verbinden. Der Weg geht zuerst nach dem Thurmberge (auch Thürmchen oder Kämmchen genannt, 1279 in.), das man bald erreicht, wenn man die Anlagen des Bades hinter sich hat. Ueber- raschend schön ist die Aussicht von oben. Zu unseren Füßen liegt das Kohlbachthal, in dessen Tiefe der Kohlbach schäumend dahinbraust; links wird das Thal eingefaßt durch den nach dieser Seite hin felsigen, steilen Abfall der Schlagendorfer Spitze, rechts davon erheben sich die dunkeln, kühnen, in schar fem Grate sich zuspitzenden Felsmassen des Mittelgrates mit dem Riegelberge (2427 m.), dann öffnet sich weiter rechts der Blick in das Kleine Kohlbachthal, das dann seinerseits begrenzt wird von den etwa 600 in. scheinbar senkrecht ansteigenden Felswänden der Lomnitzer Spitze, die kühn mit ihrem Trian- gulirungszeichen in die Lüfte ragt. Ein gebahnter Weg führt bei der „Kanzel", einem kleinen künstlich hergestellten, vor springenden Plateau vorbei, in die Tiefe. Links hat man die Trümmer eines Bergsturzes, der möglicher Weise mit dem am 12. August 1662 in der Nacht bei einem Erdbeben stattgefun denen zu identifiziren ist. Neben Fichten, Birken und Ahorn bäumen erblicken wir auch Arven und Knieholzbüsche, letztere dickstrotzend von 'der fetten Kost des Thalgrundes. Im Thale geht's nun aufwärts bei dem etwa 13 in. hohen „Großen Kohl bacher Wasserfall", und bald darauf bei einem zum Nachtquar tier für Reisende bestimmten Steinhause vorbei, über den Kohl-