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galt. „Mir vom Leibe! infame Schurken!" brüll!« der L>b«t-Boots mann. „Laßt mich nur erst wieder auf meine» Füßen stehen — ich will Euch schon ein Paar Denkzettel anhängcn!" „„Element! Bhlly Truman! Hört Ihr denn nicht? Styd Ihr besessen?"" Die wohlbekannte Stimme überzeugte den Ober- BootSmann endlich, daß keine Mörder um ihn waren. Er arbeitete sich empor, und Beide rrkognoszirten nun das Terrain, nm die Ursache des Alarms zu entdecken. Es war nichts Geringeres als — eine Eselin mit ihrem Füllen, die im Hohlgruudc Obdach gegen den Sturm ge sucht batte. „Diese waren also die mörderischen Schmuggler!" sprach der Lieute nant, aus vollem Haise lachend. Truman stimmte ein, sei»,Gelächter klang aber viel hölzerner, weil er im Grunde voll «cham und Aer- ger war. Als sie den Strand erreicht halten, pfiff der Lieutenant, und fast un mittelbar daraus stand eine hohe athletische Figur vor ihnen. „Wer da?" fragte der Lieutenant. „„Ich, Euer Gnaden"", sagte der Mann in breitem Irischem Dialekte. — „Ist hicr Alles ruhig?" — „„Alles so still und ruhig, wie eine .Katze, die einer Maus auspaKl."" — „Habt Ihr nichts wahrgenommcn?" — „.Nichts, Herr, allster dem Schnee und einer bitterkalten Nacht."" — „Wann habt Ihr mit Numero Sieben kommunizirt?" — „„Um zwöls Uhr, Sir."" — „Wechselt mit Numero Sechs." — „„Ganz wohl, Sir."" Mit diesen Worten maeschirle dec kolossale Irländer weiter Nachdem Tbornville und der Ober-Boots mann auch die übrigen Schildwachen besucht hallen, kehrten sie mit möglichster Eil in die Wachlsiube zurück. Es war beinahe zwei Uhr des Morgens, als der Lieutenant sich schlafen legte. Der Wind balle unlcrdcst stärker angefangen, zu blasen, und Schnee und Siegen fielen reichlich berab. Tbornville lauschte unter seiner Bettdecke dem beulenden Sturm und wünschte sich Glück, dast er so gut geborgen sch, und nicht wie bundert arme Kreaturen aus dem launischen Ocean hcrumlreibcn müsse. Seine Gedanken irrten bald hierhin, bald dorthin, bi« endlich der Schlaf Alles in Vergessenheit begrub. Diesmal aber sollte unser guter Tbornville die Wohltbat des Schlafes nicht lange geniesten; kurz vor Tages Anbruch weckte ihn ein kleiner Rumor an den Fensterläden. Er sprang aus dem Bette, rist einen Fcnstcrsiügel ans und Hörle sogleich die woblbekannle Stimme eines seiner Bootsleute, der ihm zuricf: „Ein Schiff am Strande, Sir." „„Wo?"" — „In der Nord-Bucht; ich habe zwar nichts weiter gesehen, als ein Licht, das hin und her fuhr, allein ich bin gewiß, dast es ein Schiff ist."" „Ich werde gleich kommen. Sage Meister Truman, ec solle die Mannschaft schleunigst in der Wachtstube versammeln und den Lebens- Apparat hervorholen. Daun lause geschwind »ach dem Pachthause und hole eine Karre zu seinem Transport."" In wenigen Minuten war der Liculcnant gerüstet. Seine Frau richtete sich im Belle auf, und sprach mil liebender Besorgniß: „Mein guter John, ich möchte zwar nichl haben, dast Du die Wichten Deines Berufs vernachlässigtest, oder Dein Herz verhärtetest, wenn cs Rettung eines Mitmenschen gilt — aber John, lieber, lheurer Joh», vergiß auch dabei nicht, daß du Frau und Kinder hast!" „„Mein treues, braves Weib"", sprach rr lächelnd, „„das kau» ich nimmer vergessen."" Er umarmte und küßte sie herzlich, und eilte dann hinaus zu seinen Leuten. Umerdcß war der biedere Truman bis an den Rand der Klippe gegangen. Hier zündele er mit Hülse sei,irr Pistole cm blaucs Licht ein, dessen bleicher gespenstischer Schimmer die schauerliche Gegend ein paar Augenblicke erbellle. Zur Antwort blitzte aus einiger Entfernung ein zweites blaues Licht auf; dann ein drittes, viertes, und so nach einander die übrigen, bis das entfernteste wie ein Heller Nebelfleck i» dem Graue» der Nacht erschien. Es waren Signale, um die Mann schaft zu versammeln. Truman kehrte in die Wachtstube zurück, wo er den Lieutenant vorsand. In wenige» Minute» war die Maimschafl versammelt. Zuletzt kam auch die Karre, von zwei muthigen Gaule» gczogc»; der Apparat zur Lebcusrcttung wurde bincingcladcn, und Alles marfchirle nach der Gegend, wo das unglückliche Schiff sich befinden sollte. Die Entferung betrug nicht mehr als eine halbe Stunde; aber das heillose Wetter, die schlimmen Wege und der finstere Morgen ließen unsere Leute erst mit Tages Anbruch zur Bai gelangen. Der Schnee fiel noch immer so dicht, daß man selbst in kurzer Distanz keinen Gegenstand wahrnehmen konnte. Dem Lieutenant' wurde jede Minute zu einer Stunde; er dachte weder an das Welter, noch an sich, und blickte unverwandt nach einem wohlbekannten Felsenriff, wo das Fahrzeug nach seiner Meinung gescheitert sehn mußte. Endlich wurde cs Heller, und Aller Augen waren aus die See ge richtet. Um diese Zeit hatlcn noch eine Menge Fischer mil ihren Frauen und Kindern dem kleinen Trupp sich «»geschloffen. Obgleich der Schnee gar nicht anfhorc» wollte, zu stöber», so konnte doch ein scharfe« Ange Lie dunkeln Umrisse eines Schiffes erkennen, das auf einer wohlbekann ten Fclsenbank sefliaß. Thornville schrill mit angstvoller Ungeduld am Strande hi» und her. Da grüßte ihn ein alter Fischer und sprach: „Das ist ciu arger Sturm, lieber Herr; wie mich dünkt, bläst er »och schärfer als vor vier Jahre» um diese Zeit. Das Fahrzeug kann nicht lange mehr zusammenhalten." — „„Ich fürchte nichts"", versetzte der Lieutenant. — „Ich für mein Theil sollte denke», daß die ganze Mannschaft bereit« Jimackommcn ist." — „„Gott verhüte das! In je dem Fall aber — und zollte »ur noch Einer am Leben seh» — muß Alles zu illrer Rettung geihan werden. Wollte nur der Himmel, daß es sich aufklärtc! Ich möchte schon eine» Versuch machen; aber unsere Bole hallen's nichl aus — Haddock, Ihr müßt mir das Eurige leihen."" — „Mein Boot! Nich' doch, das ist zu gut, Eapitai»! — Und wer hält mich schadlos dafür, wenn es verunglücklc?" (Schluß folgt.) "I>bU»graphit. Gruoiana. — Malerische Darstellungen des Kreuzes Christi. Her- ausgegeben von Holland. Sd Sh. ssnol»,»)' nk tlio roAioini inteovsteä in «nrxical »zieration». (Anatomie für Wundärzte.) Von Or. I. Lcbaudy. 4. 24 Sh. Olä lioclielnrs. (Leben und Sillen aller Junggesellen.) 2Bde. 2l Sv. ?i>il„8<>pl>)- ui hiRarv. (Fr. v. Schlegel« Philosophie her Geschichte.) Uebersetzl von I. B. Robertson. 2 Bde. 28 Sh. I'üo ziuotr)- ul' lisv. (Poesie des Lebens.) Bon Sarah Stickney. 2 Bde. 21 Sh. Lss»)« vlc. (Betrachtungen, Gedanken und gesammelte Predigten.) Von H. Woodward. 12 Sh. Frankreich. Ucbcr den gegenwärtigen Zustand deS Protestantismus in Frankreich. (Schluß.) Wir haben uns viele vergebliche Mühe gegeben, um de» Belauf der protestantischen Bevölkerung Frankreichs zu ermitteln. Ls cristirl durchaus keine statistische Angabe derselbe». (?) Auf dem Bürcau des Ministers des öffentlichen Unterrichte in Paris befindet sich bloß cine unvollständige Tabelle der Bevölkerung von 44 Departements. Die übrigen 42, in denen es auch viele Reformist« giebi, sind ganz unbe« rücksichogl geblieben. Viele Schriftsteller schlagen die Gesammlzabl der evangelischen Franzose» aus uugesähr zwei Millionen Serien an. Vor dem Widerruf de» Ediktes von Nantes belief sich die Zahl dcr Konsistorial - Kirchcu Fraukrcichs (»ach einem Lemus vom Jähre I6Z7) auf 806; jetzt gicbl es nur >20 Kirchen dieser Klaffe und 10 Oratorien oder separirle Tempel, die de» Kalvinisten angehörcn. Kvn- sistorial-Kirchcu dcr Lutheraner giebl cs tut Die Gesamuuzabl beträgt also 202 Kirche» Dcr Prediger sind 1121, nämlich 60l Lalvinistische und »20 Lutherische. Um die große Differenz in der respektive» Zahl dcr Kirchen und Geistlichen deutlich zu machen, muffen wir bemerken, daß eine Konsistorial - Kirche immer aus drei oder vier und zuweilen aus sieben oder acht Gebäuden sür den öffentlichen Gottesdienst besteht. Eine Kirche von solcher Art kann nur errichtet werden, wo gegen 6000 prolcstanlischc Bewohner sind, und diese leben ost über einen weite» Fliichrnraum zerstreut. Wo man wegen des weiten Raumcs zwischen Distrikte», in welchen Protestanten wohnen, keine Konsistorial - Kirche gründen kann, wird ei» Oratorium errichtet, das seine besondere Ver fassung hat. Man klagt gegenwärtig sehr über Mangel an reformirten Pastoren. ' Betrachten wir jetzt den Zustand der Französische» Protestanten i» Rücksicht auf Erziehung und Unterricht. Einem Artikel de« Gesetzes vom 14. Eerminal zu Folge, darf kein Kandidat Pastor werten, bevor rr entweder in Straßburg oder in Montaban einen regelmäßigen Kursus theologischer Sludic» durchgemacht hat. Diese beiden Kollegien erhiel ten durch Napoleon theologische Fakultäten zur Bildung protestantischer Prediger. Beide Etablissements sind beständig in voller Lhäligkeit und zähle» viele Studenten. Ich selbst habe Geistliche kennen gelernt, die aus jenen Hochschulen gebildet wäre», und behaupte unbedenklich, daß sic an Talcnt und Kenntnisse» der Britischen dicnstthnendcn Geistlich keit nicht nachstanden. Li» großer Uebelstand in ihren Institutionen ist dcr, daß sie unlcr der unmittelbaren Kontrolle der Umverstlät stehe», «clchc katholisch und in religiösen Dingen auf jeden Fall priesterlich ist. Li» anderer Nachthcil besteht darin, daß Fremde, mögen sie nun Studenten oder Professoren sepn, von diesen theologischen Srmiuarien ausgeschlossen sind. Da diese Ausschließung auf keine andere Bildungs- Anstalt sich crflrcckt, so sehen die Protestanten daun ein Zeichen von Mißtraue» und empfinde» cS zugleich schmerzlich, daß sie an den in tellektuellen Fortschritten ihrer Brüder in Deutschland kaum Antheil nehmen können. Will man in den Kollegien zu Straßburg oder Mon- taban die Werke ausgezeichneter ausländischer Theologen besitzen, so müssen diese Werke zuvorderst aus Kosten der Fakultät übersetzt und publizirt werden. Wir können unseren Lesern versichern, daß die be rühmteste,i theologischen Werke de« Auslandes den Französischen Pro- icstantim, selbst den Gelehrten unter ihnen, kaum ihren Titeln nach be kannt sind Was die Erziehung und Bildung im Allgemeinen betrifft, so unter scheiden sich die Französischen Protestanten hierin nicht von ihren katholische» Landsleuten. Sie haben keine eigene Unterrichts-Anstalten und wollen keine haben, weil es schon seit den Zeiten dcr Reformation ihr Grundsatz ist, nur im Punkte des Glaubens und Gottesdienste« von den übrigen Franzosen sich abzusoiidern — ein eben so patriotischer als politischer Grundsatz. Man muß aber leider bekenne», daß die Er ziehung der Jugend sehr vernachlässigt wird. Bi« auf die neueste Zeit konnten protestantische Geistliche bei keiner öffentlichen Anstalt placirt werde». Jetzt könne» sic dies und bekomme» »och außerdem als Kaplane eine» festen und hinreichenden Iahrgehalt. Die Regierung hütet sich aber, solche Kaplane anzustclleii, weiche die religio;« Apathie stören könnten; religiöser Eiser von ihrer Seite würde ohne Zweifel den Haß ihrer katholische» Kollege» wecke» ; um also das gute Vernehmen zu erhalten, ist ein Theil so indolent wie der andere. Aber gesetzt auch, die Kaplane erfüllten ihre Pflicht gewissenhaft, immer würden ihr« Be mühungen an der Indifferenz gegen alle Religion, wttche die Schulen und Kollegien Frankreichs charakterisir», scheitern. Französische Pro- icflamcii, die eine liberale Erziehung genossen, sind meiste»« Freidenker und müssen cs nach unscrcr llebcrzeugung immcr werden, so lange sie keine eigene Lehr- und Erziehung«-Anstalten haben." Was de» Ele mentar - Unterricht betrifft, so steht dieser, dein Namc» nach,.-direkter unlcr dcr Kontrolle der rcsormirten Kirchen. Ler Maire und ein Mitglied des akademischen Ralhes — letzteres immer ein Priester.—