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48 „Und mit Vergunst", bemerkte Säuret, der von dem Vorrecht, das ihm seine langen Dienste gaben, bisweilen Gebrauch machte und eine Bemerkung oder Erläuterung einschaltete, „mit Bcrgunst, ich babe mir sagen lassen, daß dieser vornehme Herr Maler so recht die eigentliche Physiognomie des Meeres getroffen hat, denn wer eine Stute nicht in der Brunst und das Meer nicht im Sturme gesehen, bat nur einen Schatten statt des Helle» Tages geschaut, und bei Gelegenheit von Sturm, da fällt mir eine merkwürdige Geschichte ein, mit Vergunst, Meister Eornillc; es war noch, bevor ich in Eure Dienste kani, als wir uns ein Mal auf einer weiten und gefahrvollen Fahrt, unfern der Küsten des GroKfürstcnthums Moskau, befanden, und uns plötzlich ein so ungeheurer Sturm überfiel, daß die Fische von der Gewalt des Orsans aus den Wellen herauSgeschlcudert wurden und in der Lust hin und her flogen, nicht anders als wie Vogel, und so hoch, daß die furchtbar sten Haifische dem bloßen Auge so klein erschienen, daß man sie für Schwalben halten mußte; ich will gerade nicht "behaupten, daß man sie nicht wohl auch sür Möwen halten konnte — denn der Wahrheit die Ehre.. . aber wie gesagt, ste erschienen so klein und wurden so hoch über's Wasser emporgeschleudert, daß .." „Daß", fiel Cornille Bart ein, der sich an den kolossalen Lügen Sauret's manchmal ergötzte, „daß man mit einer Musketenkugel weit eher als mit Harpunen eine» dieser furchtbaren Hape hätte erlegen können, nicht Säuret?" „Ich schwöre es Euch, Meister, bei de» Heiligen des —" „Geh, geh! Pfuy! Setz' Deine Seele nicht,so thöricht auf's Spiel und halt' den Mund, statt daß Du mir so unverschämte Lügen aufhef- tcn willst, die Du wohl Ammen und Kindern weiß machen kannst, nicht aber mir," ' Säuret wurde roth, sah zur Erde, putzte an seiner Galeere und sagte kein Wort mehr. „Mein Lieber", nahm Katharine das Wort, „mir scheint, Du greifst Dich mit dem Sprechen zu sehr an. Guter Gott! leg' Dich doch nie der; der Phyfikus hat gesagt, daß, bevor die Muskelenkugel nicht her aus ist, die kleinste Anstrengung Dir das Leben kosten kann." „Willst Du denn lieber, Frau", erwicderte Meister Cornille, „daß ich an meine Schmerzen denken und ihnen nachhangcn soll, statt ste zu vergessen, indem ich vom Kriegs spreche, mit diesem Kinde, das, so Gott will, die Ehre unseres nnberühmten aber fleckenlosen Namens aufrecht erhalten und ihn vielleicht noch ein Mal adlich und groß machen soll." Mademoiselle Bart schwieg, seufzte, nahm wieder ihren Rotten vor und Meister Cornille fuhr fort: „Um wieder auf den Scefuchs und Deinen Großvater zu kommen, Hänschen, so höre, was sich vor langen Jahren begab: (Schluß folgt.) Bibliographie. Eorrssponänno« insäite äs maänms Esm^nn Utes lu reine Hortende. — Hcrausgegeben und mit erklärenden Anmerkungen versehen von I. A. C. Buchen. 2 Bde. 18 Fr. I-i^luntine, Souvenirs äe litteruturv eontempornine. — 20 Fr. Qe tils äu Kasab. — (Eine Nachahmung der Sakuntala.) Von Jules Janin. 3 Fr. Hun->Vtm le lvttre. — Von Jules Janin. ! Fr. Sintics nur äeux unoiens rnmuns intitules: I-vs ebrniinjues äe kjurxnntu». i'ar I'uuteur äes nouvelles resberebes bibbo- Krupbüzues. (Von dem bekannten Bibliographen Brunet.) tj Fr. Italien. Der Gymnasial-Unterricht in der Lombardei. Von Defendente Sacchi. Die Alten hatten ihre Gymnasien anfangs zu gymnastischen. Uc- bungen, und dann zu ernsten philosophischen Studien bestimmt; bei den Völkern der neueren Zeit entschied die allgemeine Stimme dafür, daß man die Jünglinge nicht eher in die Geheimnisse der Philosophie cinweihcn dürfe, bis sie den Virgil und Cicero in der Ursprache lesen könnten: das Lateinische sollte die Gymnastik des menschlichen Geistes werden. Daher kam es, daß der Gymnasial-Unterricht Jahrhunderte lang fast nur auf Grammatik sich beschränkte; in der Folge gesellte man noch die Rhetorik dazu, aber eiue wesentliche Reform der Gymnasien war erst der neuesten Zeit Vorbehalten. Diese Reform hat auch in unserer Lombardei Eingang gesunden. Der Gymnastal-Untcrricht dauert bei uns sechs Jahre; in vier Iah- ren durchläuft der Schüler eben so viele grammatikalische Klaffen, und in den zwei letzten die Humanitäts-Klaffen. Lehrgegcnstände der ersten Klasse sind die Elemente der Jtaliämschcn und der Lateinischen Sprache, verbunden mit Hebungen im Uebersetzeu aus dem Latein ins Jtaliänische, bei welchen eine Anthologie aus Lomond's heiliger Geschichte zum Grunde liegt. Außerdem werden die Elemente der Rechenkunst und der Geo graphie nebst dem Katechismus gelehrt. In der zweiten Klasse wird mit Latein, Arithmetik. Katechismus und der Geographie sortgefahrcn; dazu kommen noch zwei neue Lehrgegenstände, die Geschichte des Hauses Oesterreich und die Römischen Altcrthümcr. In der dritten Klasse be ginnt der Unterricht im Griechischen, und in der vierten lernt man Lateinische Prosodie. ES bedarf kaum einer Bemerkung, daß die übri gen Zweige des Unterrichts auch in diesen höheren Klaffen Fortbestehen; natürlich sind aber die Materie» der größeren Reife des Schülers au- gemeffen. Die erste Humanitäts-Klasse wird in den Anfangsgründen der Rhe torik und der Poetik unterwiesen; man giebl den Jünglingen in An- thologieen eine Auswahl von Musterstüttcn Griechischer, Lateinischer und Jtaliänischer Schriftsteller. Außerdem lernen sie die Elemente der Al gebra bis zu den Gleichungen vom ersten Grade, und empfangen Unter richt in Geographie, Geschichte und Religion. In der zweiten Klaffe wird mit allen diesen Gegenständen sorlgefahren. Während der sechsjährigen Gymnasial-Zeit wechseln die Schüler nur mit zwei Professoren, dem Professor der Grammatik und dem der Humaniora; der erstere empfängt sie ans der dritten Elementar-Klasse und führt ste bjs zur Humanität. Jeder Professor der Humanität macht seinen zweijährigen Kursus, woraus den Jünglingen der Vorthcil er wächst, daß sie keiner neuen Methode sich "auzubequemen brauchen und den Professoren der andere Vortheil, daß sie ihre Schüler genauer ken nen und beurtheilen lernen, Jeden Monat, oder so oft es dem Vice-Direktor gefällt, besucht der Präfekt die Schule und wohnt dem Unterricht bei. Jedes halbe Jahr müssen sämmtliche Schüler einem öffentlichen und Privat - Exa men sich unterwerfen; am Ende des zweiten Semesters folgt dem öffentli chen Examen die Austbeilung der Preise, welche Feierlichkeit mit zwei Borträgen in Lateinischer und Jtaliänischer Sprache, die von zweie» der Schüler gehalten werden, ansängt und endigt. Die Gamnasicn selbst zerfallen in zwei Klaffen: Kaiserliche und Kommunal-Gymnasien; der ersteren giebl cs zehn, der letzteren acht; daneben exlstjren noch bischöfliche Gymnasien, öffentliche Gymnasien mit Konvikt, Privat-Gymnastcn, gymnastische Kommunal-Schulcn und gymnastische Erziehungs-Anstalten, so daß man in der Lombardei 66 Gymnasien mit 3oo Professoren zählen kann. Jedes Jahr treten gegen 1200 Schüler ein, aber während des Kursus gehen Viele wieder ab, und widmen sich dem Handel, den Künsten oder Gewerben, so daß man im Durchschnitt nur 800 aus das Jahr rechnen kann. Die öffentlichen Gymnasien kosten den Staat jährlich an 300,0()0 Lestcrreichische Lire (100,000 Gulden C. M ). Wir thcilcn hier eine» Prospekt«« statistischer Notizen mit, die sich auf das Schuljahr 1834 beziehen. Zahl Zabl Zabl Ungefährer der dec der Delauf der Gumnastcn. Lehrer. Schüler. Kosten. Kaiserliche Gymnasien.... 10 88 4100 210,000Lires. OcffentlichcKommunal-Gvm- nasien 8 68 1700 80,000 - Bischöfliche Gymnasien . . . 7 62 800 60,000 - Ocffcntlichc Gymnasien mit Konvikt 4 34 300 30,000 - Privat. Gymnasien 6 48 800 60,000 - Gymnastische Kommunalschu len 11 . Gymnastische Erziehungs-In stitute 20 — — 66 300 7400 470,000 Lircs. Die Dahl der Privat-Lehrcr, welche einen Gymnasial-Kursus Hal, ten, beläuft sich auf ungefähr 120. Alle öffentliche und Privat-Schülcr sind übrigens in den öffentlichen Gymnasien eingeschrieben, und muffen die halbjährlichen Examina mitmachcn, daher man ihre Gesammtzahl kennt. Diese Gesammtzahl hat sich während der letzten zehn Jahre immer, mit geringer Abweichung, zwischen 7000 und 7480 gehalten, wie nachstehende Tabelle ergiebt. Zahl der : Schüler. öffentliche -Privatschüler 1823 8700 1700 7400 1826 5300 1900 7400 1827 5300 1700 7000 1828 3100 1800 6900 1829 5100 1900 7000 1830 5200 1900 7100 1831 5200 2100 7300 1832 5250 2200 7450 1833 5300 2180 7450 1834 5200 2200 7400 82880 10830 72400 Bibliographie. IVartv äi sonuro il vinlinn äi Nicolo ?»"umui. (Es ist dies eine Bearbeitung der von dem Kapellmeister Guhr in Frankfurt a. M. berausgegebenen Bemerkungen über das Violinspiel Paganini's und die Weise, sich einen Theil seiner Fertigkeit anzueignen.) Mailand. tiHnäi/.i intnrna ullu tust« äi Xupoli ona. (Bemerkungen Franzö-' sischcr Gelehrten über Napolcon's Schädel.) Nebst eigenen Wahr nehmungen, von Pietro Molvffi. Mailand. Mannigfaltiges. — Bico'S Werke. Bon Predari's Ausgabe der Werke des Philosophen Bico ist schon im Lause dieses Monats der erste Band erschienen. Der Titel lautet: „Opuro eoinpiutv äi <ilirunbntti8ta Vico" u. s. w. (Bico'S sämmtliche Werke, zum ersten Mal vollständig hcrausgegeben, und mit Uebersetzungen und Kommentaren begleitet von FranceSco Predari.) Dieser erste Band enthält eine Autobiographie des Neapolitanischen Denkers, die Lateinischen Reden: „Hontem üonti eto." „I)e nvntri temporin etc. „Dv mcnte Hernie»'' und seine Abhandlung „Ile antigmnnimn Itnlornm »apientia ex linxuae lutinue oriKinilnm eruenäu." Das Werk ist dem Präsidenten des Ober-Ap- pellations-Tribunals der Lombardei, Ritter Antonio Mazzetti, gewidmet. Hcrausgegeben von der Redaction der Allg. Preuß. Staats-Zeitung. Gedruckt bei A. M. Hayn.