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6 nen, sondern für Alles, was die Pflichten der Religion, die vffemlicht Moral und die Familien-Berhältiliffe belriffr. Die katholischen Pfarrer sind gebildeter als anderswo, da sie, indem sie neben protestantischen Geistlichen leben, die sich mit der Analyse und der Prüfung der Rc- ligionS.Wahrheilen beschäftigen, weder in der Bildung, noch in Anse hung des guten Beispiels, hinter denselben zurückbleiben wallen. Zn Sachen der Religion ist der gesunde Sinn «es Deutschen Volks in der That bewnndernswcrlh; denn niemals vermengt es die Pflichten des Christen mit denen des Bürgers. Mit Ehrfurcht und Ehrerbietung in der Kirche zu erscheinen, und sich dazu mit de» schön sten Kleidern zu schmücken, ist für dieses ernste Volk ein Gegenstand der Eigenliebe; cS betrachtet die Religion aus dem Gesichtspunkte der Tröstungen und Belohnungen für dieses Leben, ohne daß Jemand sich erlaubte, i» den gesellschaftlichen Unterhaltungen über die Religion zu scherzen, wie dies so häufig in Frankreich, Italien und anderen Ländern der Fall ist, wo sich oft mit dem ärgsten Unglauben die größte Ehr furcht vor den äußerlichen Gebräuchen der Kirche verbindet. Was die Franzosen Vaterlandsliebe nennen, wird von den Deut schen ganz verschieden verstanden. Jene, Enthusiasten für ihr Vater land-und eifrig an dem Ruhme desselben bangend, glauben, daß sic sich nirgends so wohl befinden können, als in Frankreich. Dagegen halt der Deutsche sein Vaterland für nichts weniger, als für das non >>!>»< ultrn der Vollkommenheit; und während er selbst eine eigene anstän dige Wobnnng besitzt, während er im Stande ist, allen Bedürfnisse» des Lebens zu genügen, denkt'er doch, daß er sein Schicksal anderswo verbessern, und seinen Arm und seine Thätigkcil mit größerem Vortheile anwenden könne. Solche Ideen haben sich bereits in die unteren Klasse» des Volkes verbreitet, u»d man kann sich daher nicht wundern, daß sich das Bcdürfniß nach neuen Besitzungen, gleich einer fixen Idee, jenes Theils der Nation bemächtigt, der ohne körperliche und beständige Arbeit nicht zn leben vermag. Diese Auswanderungen, die sich oft und in großer Menge wiederhole», rufen jene alle» Zeilen ins Gedächtniß zuruck, wo Germanische Völker zuerst das Bedürfnis; empfanden, das westliche Europa aufzusuchcn, wo sie den Römer» folgten, ohne von ihnen Gesetze (?) und Sitten zu entlehnen. Für die Eivilisalion von Amerika können solche Auswanderungen nur sehr nützlich scyn. Europa leidet an Uebcrvölkerung; Napoleon war bemüht, diesem Ucbersluffe ab- zubelscn, indem er den Tod auf de» Schlachtfeldern dafür zn Hülse rief; damit aber die gegenwärtige Politik, welche sich den allgemeinen Frieden zum Motto gewählt hat, einen wahrhaften Nutze» aus diesem, für die Menschheit so tröstlichen Svsiemc schöpft» könne, bedarf es der Auswanderungen und freiwilliger Colonisationen, die der Handel und die Industrie veranlaßt, zn denen aber die Regierungen selbst höchstens ermulhigcn, (?) nicht aber auch unterstützen solle». Sehr ost ist der Deutsche Bund als ein Muster für eine Vereini gung Italiens ausgestellt Wörden. Aber beide Länder sind durch ihren Charakter so auffallend von einander verschieden, daß es hinrcicht, über ihr beiderseitiges Wese» und ihre politische Gestaltung'sich zu^verstän- digcn, um von der Verschiedenheit der Ursache» auf die Unmöglichkeit gleicher Wirkungen einen Schluß machen zu können. In Deutschland ist Alles Deutsch, und gebt mit den Interessen der einzelnen Staaten und Völker gleichen Schritt; in Italien giebl cs hier eine Central- Macht, die sich oft in die Politik der anderen Staaten nicht cinmischen darf, ohne eine» geistlichen Einfluß zu äußern, dessen Absichten sich nicht immer mit de» Grundsätzen und der Haltung der anderen Regie rungen würden in Einklang bringen lassen; eine andere hat ihre,» Haupt-Stützpunkt außer Italic», und beobachtet in Ansehung ihrer Besitzungen jenseits der Alpen ei» Verfahren, das mit ihren übrige» Staate» svmpathistrcn muß. Die beide» Königreiche an den zwei äußerste» E»dm der Halbinsel sind durch ihren politische» Gesichtspunkt und selbst Lurch die Interessen ihrer geographischen Lage von einander unterschieden; das eine ist Allem ausgesetzt, während das andere von Nichts berührt wird; das eine muß immer aus seiner Hut scyn, wäh lend das andere Nichts zu fürchten Hal, und seine Häfen, bei der Fruchtbarkeit des Bodens, ihm Glück und Vertrauen zusichcrn. So kann in Italien jeder Staat seine Rolle für sich spielen; und selbst dann, wenn man alle Schwierigkeiten zn besiegen und alle Mächte, die individuelle Rücksichten zu nehmen haben, welche mächtiger sind, als das allgemeine Interesse, zu vereinigen vermöchte, könnte ihr Bund we der den nämlichen Gang beobachten, noch dasselbe Ziel verfolgen. Dit Zerstückelung Deutschlands in größere und kleinere Slaalen, da die Richtung derselben, eben so wie ihre Elemente, ihre moralische Kultur und der Gesichtspunkt der.einzelnen, sich im Allgemeinen gleich ist, gereicht der Entwickelung der echten Eivilisalion auf der einen Seite zum großen Borlheile; und auf der anderen Seite bietet sie sich ohne Schwterigkcil einer föderativen Vertretung dar, welche ihre Ge- saigml-Macht und ihre Einheit begründet. Ein kleiner Staat, der sich wohlbesindtl, hat tausend Wege, sich besondere HülfsmiNel zu verschaf fen; und die Nacheiferung, wenn sie auf das Wohl des gemeinsamen Vaterlandes gerichtet ist,'weiß die Elemente des ForlschreitcnS zu be fördern und zur Blülhe zu bringen. In Betreff der Geschichte ist der Deutsche sehr abergläubisch. Es giebt kaum ein Schloß, an das sich nicht die Uebcrliescrung aus der Zeit dcS Ritlcrtbums, die Erzählung von Geislern oder eine Legende iigcnd einer Großlhat knüpfte; und jedes Dors an den Ufern des Rheins und in andere» Gegenden Deutschlands bat Ucberlluß an jenen VolkS-Erzählungc», die eine Art von Koder für die Leichtgläubigkeit des gemeinen Volkes bilden, — einen Kodex, der den öffentlichen Geist in einer gewisse» Hochachtung und Verehrung für die alte» Gräflichen und Fürstlichen Familien erhält. Jedes alle Denkmal ist eine Autori tät; selbst solche, die durch ihre Erziehung und ihre Kenntnisse über den Aberglauben des Volks erhaben sind, erzählen mit Vergnügen, und selbst mu einer Art von innerem Glauben daran, die Abenteuer ans der Ver gangenheit der ältesten Schlösser und Familien. Diese Art von Reli gion wird stets einen großen Einfluß aus die Sitten des Deutschen Volk« haben, und in gewisser Hinsicht ein Damm wider die Zerstörungs- Wuth und das Vergessen des Vergangenen ftyn. Man findet einen Trost darin, sich von solchen Zeugnissen der Geschlechter, die vor,uns waren, umgebe» zu sehe»; man befindet sich gleichsam in der Mille der Jahrhunderte, mit seine» Fürsten, Mitbürgern und Borällern, wenn man an den Erinnerungen ihrer Vergangenheit hängt, die noch so viele Gebäude, Statue» und Bilder aller An wach und lebendig erhalten. Wenn das Volk das, was gewesen ist, nicht ehrt und achtet, so ist cs eine Waise der Vergangenheit, ohne Vorfahren und Wappenschild; und will man cs sogar zwingen, Alles zu vergessen, um Alles neu zu schas sen, so wird es nur das Wcrk seiner eigenen Gewalt — dieses traurige und gefährliche Idol! — anerkennen, das man ohne Ncberlcgung errich tet und ohne Reue wieder zertrümmert, das Niemand ehrt, weil man seinen Ursprung gesehen und seine Kindheit gekannt hat. Man kann sagen, daß jetzt zwischen den Fürsten und den Völkern Deutschlands ein Kompromiß besteht, wonach sie übcrcingekommen sind, mit Besonnenheit zu begehren, und mit Weile zu gewähren; ein unermeßlicher Vorlheil für die Nation, weil Alles, was man mit Mä ßigkeit und nach reifer Ueberlegung thul, der gesellschaftlichen Ordnung nur entsprechend ftv» kann. Wenn in einzelnen Repräsentanten-Kam mern Deutscher Staaten eine systematische Opposition sich kund gege ben hat, so hat die Energie der Regierungen und der gesunde Sinn des Volkes darüber entschieden und gesiegt. (Es mögen hier nun noch einige Betrachtungen folgen, die zwar nicht Deutschland direkt, aber doch einen Theil Europas betreffen, der in der früheren Geschichte Deutschlands von großer Bedeutung für dasselbe gewesen ist.) In Ansehung des Orients sind Manche der Ansicht, daß die An gelegenheiten desselben in kurzem den Stoff zu wichtigen Verwickelun gen unter de» Mächten Europas, oder daß sie gar Veranlassung zu einer Theilung geben könnten. Von diesen beiden Meinungen ist die erste übertrieben uno die andere falsch. Die Theilung fremden Eigen- thums ist immer anstößig, und man kann in Europa einen solchen di plomatischen Staatsstreich nie wieder erneuern. Nur die Civilisalioir ist es, die das Türkische Reich notbwcndiz ander« gestalten wird! Vielleicht sehen wir dann noch das Serail sollen und an die Spitze der Osmancn Männer von Geist treten, die bemüht sind, dem gesellschaftlichen Gange anderer Nationen zu folgen, und auf diese Weift eine erfolgreiche Revolution in den Sitte» und Gesetzen, in der Verwaltung und im reli giösen Glauben einss ernsten, sinnlichen und abergläubischen Volkes Hcrbeisührc» werden; wir werden dann sehen, wie die Europäischen Mächte von diesen Aeuderungen Nutzen ziehen und im Interesse der Industrie und selbst der Sitten Verbindungen cingeben, um die Com- municationen mit Asien zu erleichtern und die gesellschaftlichen Bezic. Hungen auch nach jenen Gegenden hin zu erweitern. Aber die Idee einer Theilung ist für unsere Zeiten chimärisch und unpassend. Indem man Griechenland vom Osmanischen Reiche trennte, Hal man schon eine bedeutende Reform im Oriente begonnen, — eine Re form, welche die wichtigste» und glücklichsten Resultate haben wird. Diese« neue Königreich wird uns die Bildung der alten Staaten znrück- rufcn, die, auf kleinem Gebiete entstanden, sich durch das Interesse, das ihre Nachbar» daran sanden, sich mit ihnen zu verbinden, vergrö ßerten und weiter ausbrcftcttn. Indem die Eivilisalion ihre Zeichen im Pcloponncsc aufpflanzi und unter einer festen und von den andere» Mächten anerkannten Regierung Wurzel saßt, kann sie nur der morali schen Revolution, welche sich nach und ngch immer weiter durch das vom Brande ergriffene Osmanische Reich verbreiten wird, den kräftigen Anstoß geben. Im Ucbrigcn und was den Einfluß anlangt, de» man sich in den Angelegenheiten der Pforte aneignen möchte, werde» sich die Europäische» Mächte gegenseitig mit Eisersuchl beobachten; man wird Erklärungen fordern, aus indirektem Wcge handeln, aber stets zu viel zn thuu fürchten, und dieser Zustand eifersüchtiger Leaufstchtigung wird die Existenz des Thrones zu Konstantinopel verlängern. Man muß nun einmal diesen Mißbrauch aus früherer Zeil dulden, nm sich nicht der Unannebmlichkcil auszufttzc», neue zu heiligen; denn der Katechis mus der Diplomatie will die Zeil das Ihrige machen lassen, und — allerdings ist auch die Zeit in dem ganzen Gange der Geschichte frei von Vorwürfen! England. Das Englische Iournalwesen vor fünfzig Jahren. (Schluß.) Als die Französische Revolution bcreingcbrochen war, nahm Alles eine ernsthafte Miene an. Da war es keiner Wiindcr-Chemie mehr möglich, aus de» mehr als ernsten und gcwichlvollcn Dingen eine ko mische Quintessenz zu ziehe». Wie hätte man die Reden eine« Maral, eines Barrcre desiilliren sollen, um eine» zum Lachen reizenden Spiri- lu« daraus zu gewinnen? Seil der Zeit liegt die Pointen- und Epi gramme»-Fabrik in England ganz danieder. Es läßt sich nicht leug nen, daß mehrere meiner Herre» Kollegen selbst dazu bciqelragen haben, sie in Verruf zu bringen. Ich werde nie de» vortrefflichen Bob (Ro bert) Allen vergessen, jenen Man», der ans Nolb, nicht au« Neigung, Belletrist war, der Epigramme machte, wie ein Arbeitspferd, das müh sam läuft, um Fuhrlohn zu verdienen. Er Halle sich verbindlich gc-