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174 — Unsinn, Thorheit! . . Ich weiß nicht . . tt! . . Ich meinte, siehst Du?" . . usw. Zum Schluß wird er schäkerhaft. „Fru Pastern!" sagt er. Dies ist und bleibt der einzige Versuch der Auftretenden, sich soweit über das Leben zu stellen, um ihm eine scherzhafte Seite abzugewinnen. Der einzige Licht strahl im ganzen Stück, aber wie dünn! . . Nun weiß ich zwar sehr wohl, daß es gewiegte Drama turgen giebt, die jede Spannung für unnütz halten. „Die große Poesie spannt nie, — sagt Heinrich Hart, — denn sie fordert unbedingte Theilnahme und Hingebung aller Seelen kräfte des Menschen, wie sie nur der zu leisten vermag, der in sich selbst von sprudelndem Leben erfüllt ist. Spannung aber bedarf und sucht der Erschlaffte, der in sich selbst leer ist; er will gekitzelt, unterhalten, aufgepufft werden, damit er nur wieder Lebenserregungen in sich verspüre." Die Forderung, daß alle Menschen, die (wie schon Schiller es für gang und gäbe hielt) nach des Tages Last und Mühen ein Theater aufsuchen, von sprudelndem Leben erfüllt sein sollen, erscheint mir doch sehr streng, während dem Anspruch, gut unterhalten zu werden, den Heinrich Hart so geringschätzt und Schiller für ganz unerläßlich ansah, von ihm bis zur Neuzeit jeder kräftige und leistungsfähige Dichter zu genügen sich bestrebt hat. Den Autoren würde andernfalls das Stückeschreiben auch gar zu bequem gemacht sein. Ein An fänger zumal dürfte sich aus Heinrich Hart immer nur heraus lesen, daß er, um ein gutes Stück zu schreiben, vor Allem jede Spannung vermeiden müsse, und das ist es, was auch dem Dümmsten und Untüchtigsten meist ganz vortrefflich und ohne jede Mühe gelingt. Heinrich Hart, so wohlthuend seine Ehr furcht für die poetische Schönheit unsrer Klassiker anmuthet, scheint mir außer Acht gelassen zu haben, wie oft just wegen der Befriedigung unsrer feinsten seelischen und sinnlichen Be dürfnisse durch Fülle der Gedanken und Wohllaut der Sprache,