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Erzgebirgischer Volksfreund : 08.10.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-193110089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19311008
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19311008
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-10
- Tag 1931-10-08
-
Monat
1931-10
-
Jahr
1931
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 08.10.1931
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Forderungen -es Einzelhandels tische, 253 Brote und eine große Zahl vo-n Kleidungsstücken tm Werte von 210 Mark ausgegeben. Bei der Weihnachtsbesche- rung wurden 160 Gäste eingeladen und beschenkt. In außer gewöhnlichem Maße wurde der Vorstand, den di« Helferinnen dabei unterstützten, durch die Nothilfe des vorigen Winters in Anspruch genommen, die der Frauenverein gemeinsam mit dem Schneeberger Whert-Zweigverein vom Roten Kreuz unter nommen hatte, wobei über 700 Familien mit Kleidungsstücken, Wäsche, Schuhwerk und Nahrungsmitteln bedacht werden konn- ten. Zur Mütterfreizeit in Aue entsandte der Frauen- verein eine junge kinderreiche Mutter, die von Liesen Tagen der Erholung erfrischt an Leib und Seele zurückkehren konnte. Besonders erfreulich ist die ständige Zunahme beim Besuch der Frauenabeude, die alle 14 Tage montags stattfinden. Im Sinne des christlichen Frauendienstes kommen hier ohne Un terschied von Stand und Lebensalter die Frauen der Kirch gemeinde einander näher und empfangen aus Gottes Wort Vertiefung und durch die vorgelesenen Erzählungen und die wissenswerten Aufsätze Anregung und Belehrung. Im beson deren erinnerte der, Bericht an die Frauenabende, an denen fremde Redner oder, Rednerinnen gesprochen haben, und an die beiden Ausflüge nach der Wolfener Mühle und nach Chem nitz. Der Kassenbericht, den Oberförster Heß mann erstattete, zeigte, wie die Mitglieder des Vereins trotz der schweren Zeit zu helfen bereit sind, wo es not tut. Schloß doch die Rechnung mit einer Einnahme von 5289,05 Mark und mit einer Ausgabe von 4402,50 Mark, sodaß ein Kaffenbestand von 886,56 Mark in das neue Geschäftsjahr übernommen werden konnte. Unter den Einnahmen befinden sich auch 199,97 Mark aus den aufgewerteten Kapitalien des Frauenvereins. — Da Frau Dr. Weise aus Gefrmdheitsrücksichten ihr Amt als Vor standsdame niedergelegt hatte, wurde an ihrer Stelle Frau Studienrat Fickenwirth in den Vorstand gewählt. Ebenso einstimmig erfolgte die Wiederwahl von Frau Kauf mann Götze, Frau Superintendent Nicolai und Frau Oberkirchenrat Thomas, Lie satzungsgemäß auszuscheiden hatten. Frau Kaufmann Götze, die mit Ende des Berichts jahres das Amt Ler Vorsteherin niedergelegt hatte, wurde für ihre Mühewaltung herzlicher Dank ausgesprochen. Schließlich beschloß man, beim nächsten Frauenabend für zahlreich« Be- teiligung bei Lex 10-Iahrfeier des Ev.-luth. Frauenbundes, die am 15. Oktober in Au« stattsindet, zu werben. Schneeberg, 7. Okt. Der Stenographenverein „Gabelsberger" Schneeberg u. Umg. hält morgen, Don nerstag abend 8 Uhr, sein Schnell- und Richtigschreiben ab. Die beste Arbeit wird mit einem Geldpreis ausge zeichnet. Anschließend soll Monatsversammlung mit wich tiger Tagesordnung (Berichterstattung über die Bockauer Tagung und Neueinteilung der Unterrichtskurse) abge halten werden. Eibenstock, 7. Okt. Ein grober Unfug wurde in der Nacht zum Sonntag gegen M Uhr von Unbekannten dadurch verübt, daß sie an einem Gartenstsin vor dem Hausgrundstück Schneeberger Straße 8 eine Rakete an brachten und entzündeten. Aus dem Stein wurde ein Stück von Kinderkopfgröße herausgerissen. Es besteht auch die Vermutung, daß vorher in den Stein eine Höhlung ein gemeißelt und darin die Pulverladung zur Entzündung ge bracht wurde. Auf dem Fensterstock eines Erdgeschotzzim- mers wurde ein Stück Zündschnur gefunden. Wer vermag Angaben über die Täter zu machen. — Dem. hiesigen Reit, und Fahrverein, der auf ein noch nicht zu langes Bestehen zurückblickt, wurde als Anerkennung für die vorbildlichen Vorführungen auf dem Turnier in Bad Elster die Ehrenurkunde des Landesverbandes der länd lichen Reit- und Fahrvereine Sachsens verliehen. — Einen spannenden Mannschaftskampf lieferten sich auf den Schieß- ständen der Schützengesellschaft die Mannschaften der Schützengesellschaften von Eibenstock und Sosa. Die Mannschaften gingen unter folgenden Bedingungen in man nicht M Vteuerna'chlaß und Atempause, sondern zieht die Steuerschraube nur umso «nevgischer an. «in Beispiel dafür: In Bockau soll es einmal — so geht di« Mr — viele hübsche Hund« gegeben haben. Dies« treuherzigen Vierbeiner bewachten nicht nur, wie es sich für «inen wackeren Wauwau geziemt, mustergültig Haus und Hof, sie brachten auch ein hübsches Gteuersümmchen «in. Der Fiskus, der bekanntlich nie genug bekommt, hat nun vor kurzem den Satz der Hundesteuer wesentlich erhöht, um bessere Einnahmen für seinen schlappen Beutel zu gewinnen. Und der Erfolg? Es Hub ein großes Hundeschlachten in dem sonst so tierfreundlichen Oertchen an. Wer di« St«u«r nicht mehr aufbringen konnte, sprach — oft mit blutendem Herzen — seinem Hektor, Schnucki oder Lumpi das Todesurteil. Das Steuersäckel aber schrumpft — merk- würdig — trotz Steuererhvhung immer elender zusammen. Gefährliche Spiele! Entrüsten wir uns nicht über die primitiven Formen im Kampf ums Dasein, wie ihn die Schwarzen, Gelben und Roten führen. Machte doch gerade die Zivilisation und Kultur, deren wir uns rühmen, aus natür- lichen Abwehrmitteln Waffen, die kompliziert, mörderisch und . . . vergiftet sind. —dt. Aue, 7. Okt. Das 1. Auer Zither-, Mandolinen, und Lauten-Orchester 1908 hielt «ine Monatsversammlung ab, in welcher der Kassierer über das letzte Konzert Abrechnung gab. Neben dem großen ideellen ist auch ein kleiner finan zieller Erfolg zu verbuchen, so daß es den: Verein möglich ist, neue Noten zu beschaffen. Der Vorsitzende spricht allen Mit wirkenden und insbesondere dem Dirigent, Hrn. Mehlhorn, herzlichen Dank aus. Wie bisher, so soll auch in diesem Jahr am Reformationstag in Neustädtel im Karlsbader Haus" ein Konzert abgehalten werden. Als Veranstaltungen werden festgesetzt für Len 14. 11. eine Wanderübung nach der Gartenlaube und für den 19. 12. ein Weihnachtshutzenabend. Die Beteiligling an d.r Auer Winternothilfe betreffend wird beschlossen, diese Angelegenheit durch Len 1. Schriftführer be sorgen zu lassen. Schneeberg, 7. Okt. Der Frauenverein hielt seine Hauptversammlung erstmalig unter Leitung seiner neuen Vorsteherin, Frau Oberförster Heß mann, ab. Vor Eintritt in die Tagesordnung erfolgte zunächst die Ehrung eines langjährigen Mitgliedes, Frau Dr. Bertha Weise, die seit 31 Jahren in der Frauenvereinsarbeit steht und seiner- zeit in Bockau Vorsteherin, in Schneeberg 20 Jahre lang Vor standsmitglied war. In dankbarer Würdigung ihrer Verdienste um die Sache des Frauenvereins wurden ihr die Anerken nungsurkunde Les Zentralausschusses für die obererzqebirgi- schen und vogtländischen Frauenvereine und die silberne Brosche des Christlichen Frauendienstes mit herzlichen Wün schen feierlich überreicht. Im Jahresbericht über das 93. Ver- einsjahy (1. Juli 1930 bis 30. Juni 1931) konnte über eine vielseitig« Tätigkeit berichtet werden. Es wurden 800 Frei- lung versprechen besten Erfolg. Als Preisrichter zur Beurtei- lung des ausgestellten Obstes und der ausgestellten Obsterzeug, nisse sind bestimmt worden: Fabrikbesitzer Arno Landmann in Lauter, Landwirtschoftsrat Lindenberg in Plauen, Ingenieur Direktor Nellen in Schwarzenberg, Oberamtsstraßenmeister Beilicke in Schwarzenberg und Oberwerkmeister Kalkulator Hauck in Aue. Anmeldungen sind bis zum 9. Oktober bei dem Bezirksobstbauverein Schwarzenberg zu bewirken. * Tagung -eS Deutschbundes. In Frankenberg trafen die Vertreter des Deutschbundes aus Sachsen und Thüringen zur Gründung des Gaues Sachsen- Thüringen zusammen. Der Deutschbund wurde im Jahre 1894 als Gegenströmung gegen die Entlassung des Reichskanzlers BiSmürck von dem Gründer der Deutschen Zeitung, Friedrich Lange, geschaffen und hat sich vor allem die Förderung der deutschen Kultur und Gesittung, sowie die Reinerhaltung der deutschen Rpsse auf seine Fahne geschrieben. In der Weihefeier sprach der Kanzler des Bundes, Rektor Blume, Melsungen (Kreis Kassel), über die verschiedenen Strömungen der völkischen Geisteswelt. * Das Landsturm-gnfanterie-Regiment Nr. 19 hielt seine erste Wiedersehens feier in Chemnitz ab. Kamerad Stockmann-Fährbrücke, der die Feier ins Leben gerufen hatte, begrüßte die Teilnehmer. Oberstleutnant Siegel-Chemnitz stattete den Dank der Offiziere für die Einladung ab und umriß mit markigen Worten die Ent stehung und den Feldzugsverlauf des Regiments, das in Polen, Kurland, Wolhynien und in der Ukraine kämpfte. Anschließend ehrte der Redner die gefallenen Helden. Die Worte von Oberstabsarzt Dr. Birkner galten dem deutschen Vaterland. Er mahnte zu Einigkeit und Treue auch in schwerster Zeit und forderte die alten Kameraden zu einem „Hoch" auf unseren Feldmarschall und Reichspräsident Hin- denburg und auf das deutsche Vaterland auf. Brausend erklang das Deutschlandlied. Umrahmt wurde die Fest lichkeit von Darbietungen der alten Regimentskapelle un ter ihrem Dirigenten Brehme, die Kam. Laux unter großen Mühen zusammen gerufen hatte. Die nächste Wiedersehens- fcier soll im Mai 1933 in Reichenbach i. V. stattfinden. In ü«r Mitgliederversammlung b« Haupt gemein- schaft des Deutschen Einzelhandel» in Berlin führt« der Vorsitzende u. a. aus: Gerade die jetzige Kris« er- weis« immer stärker, daß der privatwirtschastkiche Einzel- handel die zweckmäßigste Form der Warenver- lei lung darstelle, weil er das Wirtschaftsrisiko dem Ginzel- unternchm« im vollen Umfange zuweise und nicht versuche, durch Mitbeteiliaung der Konsumenten auch das Herlustrisiko teilweise auf diese abzuwälzen. Staatssekretär Dr. Tr « nde. lenbur g, der Leiter des Wirtschaftsministeriums, bemerkte: Die Tagung falle in «in« Zeil wirtschaftlicher Erschütterung. Die Senkung des englischen Preisniveaus als Folge der Ab- kchr des Pfundes vom Goldstandard stelle auch Deutsch land über all« vorher bestandenen Schwierigkeiten hinaus vor neu« und schwere Aufgaben. Der englische Weg der Geldentwertung, den auch andere Länder inzwischen gegangen sind, komme für Deutschland nicht in Betracht. Schwere Sorgen bedrückten besonders auch den deutschen Einzelhandel, der am ehesten und empfindlichsten die wirtschaftlichen Veränderungen spüre, die auf die Kaufkraft der Bevölkerung zurückwirken. Mit dem Wunsche, daß es in gemeinsamer Arbeit gelingen möge, den deutschen Einzelhandel durch die Nöte der Gegenwart und die Gefahren der Zukunft hindurchzusteuern, schloß Dr. Treu- delenburg sein« Ausführungen. Im weiteren Verlauf der Versammlung sprach der Präst- dent des Reichsstädtebundes, Dr. Häkel, über das Thema: „Gemeindliche Ausgaben, und Einnahmenwirtschaft und der Einzelhandel". Die Aufbringung des gemeindlichen Gesamt defizits von 800 Millionen sei für 1931 nicht mehr durch kurz- fristi ge Kredite, sondern nur im WegerigoroserSelbst. Hilfe und ausreichender Unterstützung des Reiches möglich. Der Ersatz der Barleistungen an Erwerbslose durch Natural leistungen müsse beschränkt bleiben auf wichtigsten Lebens bedarf und verlange verständnisvolle Mitwirkung des Einzel- Handels durch Gewährung von Rabatt im Bezugsscheinver fahren. Die Sparkassen müßten mit den Gemeinden ver- bunden bleiben. Sie seien die Hauptkreditgeber des Mittel- standes und dienten weitgehend dem Personal, und Hypo thekenkredit des Einzelhandels. Zu den Selbsthilfemaßnahmen der Gemeinden gehöre auch volle Ausnutzung der Steuermög lichkeiten. Durch die Notverordnung sei der Gemeindevorstand mit außerordentlichen Vollmachten versehen unter verschärfter Staatskontrolle. Die Hilfen der Notverordnungen vermögen aber nicht einmal die Einnahmeausfälle auszugleichen. Eine Ueberwindung der Krise sei nur möglich durch Zusammen wirken von Reich, Ländern und Gemeinden und eine frucht- bare Gemeinschaftsarbeit der kommunalen Spitzenverbände mit den großen Verbänden der Wirtschaft. * Winterhilfe in Sachsen. In Dresden fand un ter dem Vorsitz des Ministers Richter eine Sitzung des Landesausschusses der „Sächsischen Noihilfe l 9 3 0" statt. Aus den: Bericht über die Maßnahmen im vorigen Winter ist hervorzuheben, daß Orts- und Be zirksausschüsse der Sächsischen Nothilfe sich in sämtlichen Amtshauptmannschaften und den meisten bezirksfreien Städ ten gebildet hatten. Die Nothilfe erfreute sich der wri- testgehenden Unterstützung der Bevölkerung. Neben er folgreichen Sammlungen von Kleidung, Lebensmitteln und Brennstoffen erreichten die Geldspenden in: ganzen Lande den Gesamtbetrag von 684000 Mk. Durch die verschiede nen der Nothilfe angeschlossenen Verbände konnten min destens V: Millionen Mark in Sach- und Geldunter stützungen den Kreisen der Hilfsbedürftigen zugeführt wer den. Als besonders erfreulich war die Arbeit der Orts ausschüsse in Dresden, Wurzen, Glauchau und Riesa und die der Bezirksausschüsse in Schwarzenberg, Marien berg, Rochlitz, Chemnitz-Land hervorzuheben. In diesem Winter, der bei gesteigerter Not noch weit größer« An forderungen an die freiwillige Hilfe und Mitarbeit stellt, wird die Nothilfe in anderen Formen ihr Sammelwerk aufnehmen. Entsprechend der Gestaltung im Reiche wer den die Winterhilfsmaßnahmen von Mei großen Arbeits gemeinschaften durchgeführt werden, von den der „Liga der freien Wohlfahrtspflege" angehörenden Spitzenverbänden und den als „Solidarische Hilfe" unter Führung der „Ar- beiterwohlfahrt" zusammengeschlossenen Verbänden. Oert- lich wird vielfach ein Zusammenschluß der beiden Sammel werke erfolgen. Die Regierung wird in den nächsten Ta gen mit einem Aufruf an die Bevölkerung herantreten, die WinterhilfSmaßnahmen der beiden Arbeitsgemeinschaf ten tatkräftig zu unterstützen. Um eine Zersplitterung des Sammelwerkes zu vermeiden, soll in der Zett vom 18. Ok tober bis 31. März an andere Verbände und für andere Zwecke Sammlungsgenehmigung in Sachsen nicht erteilt werden. Vereine und Verbände, die sich an den Samm lungen beteiligen wollen, müssen sich einer der beiden Ar beitsgemeinschaften angltedern. * Zur Bezirksobstausstellung in Schneeberg am 17., 18. und 19. Oktober schreibt uns der Vorstand des Bezirks- obstbauperein«: Die Vorbereitungen Ur dies« AuMel- Den Geschäftsbericht «stattet« das Dorstandsmit- Md Dr. Tiburtius. Gr führt« aus: Der Einzel- Hand«! fordert zur Senkung der Kostenlast in erster Linie «ine nachdrücklich« Inangriffnahme der Reichrreform, in der Steuerpolitik eine Beseitigung der Hauszinssteuer zur Stär- kung der Repavaturtätigkeit und eine Phasenpauschalierung bei ver Umsatzsteuer; eine Erhöhung der Umsatzsteuer sei abzu- lehnen. Notwendig sei ferner eine Klärung der Grwerbslosen- lasten. In der Tarifpolitik herrsche im Einzelhandel über wiegend kein« Gegnerschaft gegen den Tarifvertrag, wohl aber der Wunsch nach Beseitigung gewisser Fehler im Aufbau. Die Verbindlichkeitserklürung von Schiedssprüchen müsse in der jetzigen Form verschwinden; übrig bleiben werde ein aus selten« Notstände zu beschränkendes Instrument einer Art von Wirt- schaftspolizei. Die Selbsthilfe der Wirtschaft müsse sich auf eine Reform der Zollpolitik erstrecken, die den Bedürfnissen der bäuerlichen Wirtschaft und der Herstellung absatzfähiger deut scher Deredelungsprodukte nicht angemessen s«i. An Spezial forderungen des Einzelhandels nannte der Redner Verbesse rung der Kreditversorgung und Schutz des reellen Wettbe- werb». Der Einzelhandel sei sich bewußt, daß die bestehende Vertrauenskrise gegenüber der Privatwirtschaft nur durch den Effekt ihrer Arbeitsleistung von innen heraus beseitigt werden könne. Zum Schluß nahm man einzelne Entschließungen an, die im wesentlichen besagen: Die Versammlung erklärt, daß di« von der Regierung beabsichtigte 25prozentige Sen- kung der Hauszinssteuer nicht als genügend ange sehen werden kann. Sie hält es für erforderlich, daß die Re gierung «ine Möglichkeit Ur einen schnellen weiteren auch Li« Mieter berücksichtigenden, im Endziel befristeten vollständigen Abbau der Hauszinssteuer schafft. Die Steuerausschüffe der Hauptgemeinfchaft lehnen jegliche Steuererhöhung, auch «ine Erhöhung der Umsatzsteuer, scharfab. Der sozial politische Ausschuß der Hauptgemeinfchaft bezeichnet es als not wendig ,daß auf Lem Gebiet des Tarifwesens Maß nahmen getroffen werden, die eine Anpassung der Löhne und Gehälter an die Absatzmöglichkeiten fördern. Diese Umstellung darf sich aber nicht nur auf die Löhne und Gehälter beschrän ken, sondern es muß «ine schleunige Abkehr von allen schema- tischen Ueberspannungen des Tarifgedankens der letzen Jahr« besonders auch bei Angestellten «folgen. Da der Einzelhandel in besonderem Matze auf ausgeglichen« Kaufkraft gestaltung im Inland« abgestellt ist, hält der sozialpolitische Ausschuß schleunigste Angleichung der vielfach überholten so genannten Binnenlöhue an di« Lohnsätze exportempfindlicher Industrien in stärkerem Maße als bisher Ur unumgänglich. Der Beschluß des Vorstandes der Reichsanstalt, der die Unter- stützungsdauer herabsetzte, wird als unzureichend betrachtet. Die Entschädigung -er Äochwasseropfer. Unter dem Vorsitz des Abg. Hentschel-Au« tagte der Haushaltausschuß L des Landtags und beschäf- tigte sich u. a. auch mit der Hoch wasserk ata strophe im Schwarzwassertal. Auf die Klage hin, daß di« In- standsetzungsarbe ten zu langsam vorwärtsgebrachr worden seien, gab die Regierung zu bedenken, daß der Eintritt der Katastrophe in d e höchste Finanzkrise des Juli gefallen sei. Die Regierung habe in erster Linie dafür Sorge tragen müssen, daß der Verkehr auf der Talstraße wieder möglich wurde. Drücken, und Flußbauten seien in diesem Falle auch abhängig gewesen von den umfangreichen Eisenbahnbauten. Die Dau- ten seien verzögert worden durch das außerordentlich schlechte und niederschlagsreiche Wetter im August und September. Mehrere kleiner« Hochwässer seien in -er Zwischenzeit schon wieder zu Tal gegangen. Di« Regierung erklärte, daß noch in diesem Jahve das Flußbett bis auf die frühere Tiefe ge reinigt werde. Die Arbeit derSchätzungskommission wurde von einigen Seiten einer sehr starken Kritik unterzogen. Allgemein war man sich im Ausschuß darüber einig, daß die von der Regierung bereitgestellten Mittel zur Behebung der Schäden, die Privatbesitzer erlitten haben, viel zu niedrig seien. Bekanntlich sind diese nach Feststellung der Amts^mptmannschaft auf 1044175,39 RM. gewürdet wor den. Nach den Ausführungen der Regierung wurden von den Geschädigten nur die in den Kreis einer Entschädigung ge- zogen, deren Existenz durch das Hochwasser bedroht ist. Diese Geschädigten wurden in dr«i Gruppen eingeteilt, von denen die erste 6V Prozent, die zweite 40 Prozent und die dritte 25 Prozent des Schadens vergütet bekommen soll. Die auf diese Weise zur Verfügung gestellten Mittel belaufen sich auf 95000 RM., wovon 25 000 RM. Sammlungsgelder sind. Auf den Staat entfallen also nur 7 0 0 0 0 RM. Uebrigens sind noch rund 28 000 RM. Sammlungsgelder vorhanden, die der Verteilung harren. Die Anrechnung der Gelder aus den öffentlichen Sammlungen auf die Beihilfe des Staates wurde im Ausschuß allgemein nicht gebilligt, oa die Privatschäden an sich viel zu niedrig entschädigt würden. Eine besonder« Gruppe der Schäden bilden die in dustriellen Betrieb«, die durch das Hochwasser in großem Umfange betroffen wurden. Das Programm der Re gierung stellt darlehnsweise 100 500 RM. zur Verfügung. Als Prozentsatz der Verzinsung ist 5 Prozent in Aussicht genom men. Auch hier war der Ausschuß der Meinung, daß die Ver fügungssumme nicht ausreiche. — Für die geschädigten Ge meinden hat die Regierung 117000 RM. Beihilfen aus geworfen. Der Ausschuß billigte diese Maßnahme. Die Verhandlungen fanden in folgenden Beschlüssen ihren Niederschlag: Die Regierung zu ersuchen, für sofortige volle Entschädigung aller Hochwassergeschädigten, entsprechend den tatsächlichen Verlusten, zu sorgen; die Regelung und den Ausbau des Schwarzwassers durchzuführeu und dem Landtag ein Verzeichnis über die Verteilung der Unterstützungsgelder vorzulegen. — Morgen, am Donnerstag, wird der Ausschuß die Bergschäden in den Steinkohlenrevieren Lugau-Oels- nitz und Zwickau besichtigen. x. t * ''
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