Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 09.02.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193602090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19360209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19360209
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-02
- Tag 1936-02-09
-
Monat
1936-02
-
Jahr
1936
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 09.02.1936
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Schuller an die Polsterung gepreßt war, um den grauen Pelzkragen des Mantels am Hals zusammenzuziehen. Er folgte gehorsam der Bewegung. „Kalt?" er kundigte er sich verwundert. „Ein bißchen. Im Bett war's so schön warm . . ." Sie lehnte sich wieder zurück und machte dabei die Entdeckung, daß sein Arm jetzt hinter ihrem Rücken lag. „Behufs Raumersparnis!" erklärte er beflissen, bekam aber keine Aniworl. Marianne saß da, als habe sie einen Ladestock ver schluckt, und fühlte sich wie ein Mensch, der durch widrige Umstände gezwungen ist, auf einer Sprenggranate Platz zu nehmen. Die schnelle Fahrt über diesen Viehsteig warf alles durcheinander; aber man hatte mehr als eine halbe Stunde aufzuholen, und der Mond wanderte mit langen Schritten seine Kurve nach Westen. Unten lag das Dors — unkenntliche schwarze Häuserklumpen zwischen schwar zen Baumgruppen; nur die großen Bogenlampen der Fabrik zeichneten einen Verschwimmenden weißen Kreis über den Holzlagerplatz, und eine schüttere Reihe von Lichtpünktchen führte zur Brücke. Marianne schaute hinunter und gestand sich verwun dert, daß ihr ohne diese spärlichen Lichtzeichen eine Orientierung nicht geglückt wäre; es kam ihr vor, als sei sie lange Zeit fort gewesen und müsse nun erst wieder mühsam Anschluß an das Altvertraute suchen. Marianne spürte schon seit geraumer Zeit, daß die Hand ihres Nachbars fest auf ihrer Hüfte lag, und gab, ab abgekämpft auf. Sie ließ sich zurücksinken und öffnete den Kragen des Mantels. Ihr schmaler Rücken wurde wieder weich und schmiegsam, und die Füße begannen sich zu erwärmen. Sie überhörte auch eine diesbezügliche Bemer kung, mit der Reithofs seiner Befriedigung über die ein getretene Veränderung Ausdruck gab, und dachte darüber nach, ob wohl die schreckliche Vitalität, die dieser seimige Bursch ausströmte, stark genug wäre, um einen Pelz mantel und ein dickes Wollkleid und verschiedenes Unter zeug zu durchdringen. Es mußte wohl so sein; denn aus der Höhlung des Rückens, aus der Einbuchtung der Hüften — dort, wo sein langer Arm lag — kam die Wärme her, die sich aufsteigend, rings um ihr Herz zu sammenzog. „Woran denken Sie?" erkundigte er sich. „Von der Seite wirken Sie geradezu grüblerisch. Ich will uur hoffen, daß dieser Eindruck täuscht?" „Nicht ganz." «ter Feuer kin Winlenßsgsßnsum. Das Auslandsecho der Eröffnung der 4. Winterspiele. sterreich nngen daß Fürst gereist ist, it Erzher- il er nicht »ere Jugo- is ist diese und man les andere leuterbüro a stehenden einer An- ht und ihn gegenüber möglichen ne Frage, rreichs an ängigkeit" . sind aber ) undurch- erauslesen über den Empfang, den unsere Mannschaft beim Vorbei marsch sand. Der Sonderberichterstatter der Sporttageszeitung ,,L' Auto", der seiner Anerkennung über die Organisation mit der Feststellung Ausdruck gibt, daß er leider ein so un ordentlicher Mensch sei, daß er sich durch die gute, geordnete Organisation geradezu erdrückt gefühlt habe, spricht von einer bewegten Stunde, in der Ansehen, Gröhe, Adel und Ideal keine leeren und inhaltlosen Worte gewesen seien. Die Friedensworte, die Ritter v. Halt gesprochen habe, hätten in diesem Rahmen um so größeren Wert angenommen, als die verschiedenen Rassen in der einfachen Religion des Sportes ihre Freude bezeugten. Ohne Unterschied spenden die ungarischen Blät - t e r der ausgezeichneten deutschen Organisation und Lei tung der Olympiade größtes Lob und uneingeschränkte Be wunderung. Das Blatt des Grafen Bethlen, das „Acht-Uhr- Blatt", sagte, diese deutsche Leistung sei eine „General- stabsarbeit" größten Stiles. — Der gleichen Auffassung sind die polnische und schwedische Presse, die ausführliche Schilderungen von den Eröffnungsfeier lichkeiten, der stürmischen Begrüßung des Führers und der hervorragenden Organisation veröffentlichen. — Die nie derländische Presse berichtet von der großen Begeiste rung der Menge beim Erscheinen des Führers. Der „Tele- graaf" hebt hervor, daß die Oesterreicher unter brausendem Jubel der Zuschauer mit erhobenem Arm am Führer vobei- marschierten. Pistolenfeuer erstürmt. Von Linares sind Aerzte und Per sonal des Roten Kreuzes nach Rus aufgebrochen, um den bei den Schießereien Verletzten erste Hilfe zu bringen. Ueber die Höhe der Opfer liegen noch keine Nachrichten vor. * Eine Million Pfund für Abessinien. Die abessinische Gesandtschaft in London hatte im vergangenen Sommer, wie seinerzeit gemeldet, mit dem Neuyorker Finanzmann Chertok über die Vergebung einer Konzession für die Aus beutung der Bodenschätze in Abessinien verhandelt. Die Gegenleistung sollte eine größere Anleihe sein; doch hatte es damals den Anschein, als ob Chertok bei der Aufbrin gung des Geldes auf Schwierigkeiten stieß. Nunmehr hat die abessinische Gesandtschaft in London ein Telegramm erhalten, in dem Chertok mitteilt, daß er jetzt in der Lage sei, Abessinien eine Anleihe in Höhe von einer Million Pfund zu gewähren. * Fortdauer des Londoner Fleischerstreiks. — Fleisch mangel behoben. Der Streik der Angestellten der Fleisch- verteilungszentrale Smithfield dauert in vollem Umfange an. Am Donnerstag fand im Viehhof eine Massenver sammlung der Streikenden statt, auf der unter großer Be teiligung beschlossen wurde, gemeinsam nach den Dvck- anlagen des Londoner Hafens zu marschieren und zu versuchen, die Hafenarbeiter zu einem Anschluß an den Streik zu bewegen. Da die Gewerkschaft der Dockarbeiter den Streik der Fleischer für ungesetzlich ansieht, hatten die Streikenden wenig Erfolg. Unter starkem Polizeischntz mar schierten sie später wieder nach Smithsfield zurück. * Der Proteststreik gegen die Kommunisten in der mexi kanische» Stadt Monterey. Der in Monterey (Nuevo Leon) von der örtlichen Arbeitgeberorganisation und den freien Gewerkschaften ausgerufene zweitägige Proteststreik gegen die kommunistischen Wühlereien begann am Mittwochvor mittag mit einer großen Kundgebung, an der sich 60 000 Personen beteiligten. Der Streik wird unterstützt von 42 freien Gewerkschaften. Die Kundgeber führten National flaggen mit und sangen die Nationalhymne. Hochrufe auf Mexiko wechselten ab mit Rufen wie: „Wir sind Mexikaner und keine Sowjetrussen!" Die Kundgebung verlies ohne Störungen, da der Wehrkreiskommandant, General Alma zan, die Ordnung aufrechterhielt. Die Menge zog vor das Gebäude des Gouverneurs und verlangte eine klare Stel lungnahme des Gouverneurs zu der kommunistischen Hetze. >rechüngen qtück ihren ; zu Ehren : im Laufe ;cn Unter- Ergebnis Der Auftakt der Winterolympiade in Earmisch-Parten- : kirchen, den die französische Zeitung „Petit Parisien" als ! einen Wintertägstraum bezeichnet, sindet in der gesamten Auslandspresse ein lebhaftes Echo. Die PariserPresse hebt besonders den herzlichen Beifall hervor, den die deut schen Sportler der französischen Mannschaft entboten, als diese an der Tribüne des Führers vorbeimarschierte. Der Sonderberichterstatter des „Petit Journal" schreibt: Als der Reichskanzler erschien, erhob sich ein Sturm der Begeiste rung. Der, Führer nahm, ohne sich besonders bemerkbar zu machen, mit jener vertrauten Schlichtheit, die inmitten eines seitlichen Rahmens erstaunt, auf der Ehrentribüne Platz. Reim Vorbeimarsch wurde keine Mannschaft mit so großem Beifall, begrüßt, wie die französische, mit Ausnahme der österreichischen. Der Sonderberichterstatter des „Excelsior" sagt, das Schauspiel der Eröffnung sei e r sta u n li ch mei sterhaft sind genau geregelt gewesen. Das Erscheinen des Reichskanzlers Adolf Hitler habe die Anwesenden geradezu .elektrisiert.., „Le Jour" schreibt: In Garmisch-Partenkirchen ist der «Port als Bindeglied zwischen den Völkern und als Bei- üag zum Verständnis der Menschen untereinander am Donnerstag im Laufe einer Kundgebung aus die Höhe eines Ideals erhoben worden, die die letzte denkbare Grenze des Möglichen erreicht hat. Wir Franzosen auf den Tribünen woren in unserem tiefsten Innern aufgewühlt h i r m e n. letzt. nachmittag Meter en starken München angen mit h, der eine markt ver- Das eine >emi« und bohrte sich t in Flam- r Straßen verkehr in ,schluß ein- i dem Ab schwer und die Flam- andgesahr. lstücke und stürzte in : Kranken- g zertrüm- nand 16jührigen ;en, Sieg- ichkeit noch a Schröder irverletzten lle drei in Haft. bnrg. gien kom- >er einmal in Paris omatischen nen kann, die Reise ihung der z. Die sich nanziellen e Ausfüh lgien nur ^rieg ver- spresse lef piel, weich >weiz wobt artei. VM" mtralitäts- Sundes ab- obwohl sit s lf nicht ge- cht zu früh, twas nach- Gedächtnis ie „Gazetst e seit Mo- öug gege" . : Aufmerk .rbzulenkech antwortlich >er SchroeO eichfalls nN iyerzeit Drama, ch Kgkeit. ded r der BuN' berwachunb m „FlE nbedenkl'ch Zoden polf n. die da m bringe" 28s (Nachdruck verboten.) . Die eilige junge Dame schlug den Laden zu, als sei Ar unvermutet der Leibhaftige entgegengetreten . . . Ein Milchen danach kam sie in pelzgefüttertem Mantel und Men Stiefeln, eine Wollmütze über dem verwuschelten Haar, wieder zum Vorschein. „ Wie sich's geziemte, trat sie aus der Haustür und Me mit Befriedigung fest, daß dieses Mal Ringelsteins auio zur Beförderung der Schützen aufgeboten war. Der Wke Wagen stand mit leise singendem Motor da; der Mger vorn neben dem Baron hielt brummigen Gesichts Gewehrfutterale zwischen den Knien, und Graf Har- ^Sen zeigte ihr, leicht gekränkt, die Uhr. Es war beinahe t» Marianne verzichtete aus entschuldigende Worte und "Eg bestürzt ins Wageninnere, wo ihre Beklemmung noch Mhm, als sie entdeckte, neben wen sie da zu sitzen kam. „Guten Morgen, Amazonenbaby!" murmelte Reit- °0 zu ihrer Linken. „Wie, bitte?" „Amazonenbaby! Ein junges Amazönchen! Klein, ^r kriegerisch!" setzte er ihr auseinander. „Wovon haben E geträumt, als wir ankamen?" „Von gar nichts. Ich habe so tief geschlafen . . . Nicht " der Wagen hat mich geweckt." üb- Marianne schielte scheu nach des Barons Adlerprofil jjr-^ dem Steuerrad und schwieg. Sie schaute zum ge- fgMen Fenster hinaus auf die vertraute Landschaft und ° alles sonderbar fremd — gar nicht, als sei sie hier Hayse. lli^Autlos flitzte der Wagen über die unbestimmt flim- hcb.r Straße. Hunde bellten in verschlossenen, dunklen Mi-und das Rauschen des angeschwollenen Baches , d" Stille merkwürdig stark. Die Nacht war klar bikm>° ' D" Mond, noch lange nicht verblaßt, trug ein gelbes Gewölk, das aus Sturm deutele, an den seinem Licht zitterten die Spitzen der Fichten, E»llen "bereinandergetürmten Berggipfel schienen zu tzh^er Mariannes Haut rann fröstelndes Schauern, kicbm-Zwischen den beiden Männern zusammen- ^miegt, befreite sie ihren Arm, der von Reithosfs Aus aller Welt. " Ein Sohn erhängt seine Mutter. Die alleinstehende Emilie Zeißner in Mannheim wurde in ihrer Wohnung "hängt tot aufgefunden.. Verschiedene Umstände ließen Zweifel an einem Selbstmord aufkommen. Die Ermittlun- gen der Kriminalpolizei führten schließlich zur Festnahme .Eb Cohnes, der nach fast fünfstündigem Verhör eingestand, Mutter nach einer Auseinandersetzung am Türpfosten ""igehängb zu haben. , * Frecher Lohngeldraub in Mannheim. Aus Mann- wird gemeldet: Zwei kaufmännische Angestellte, die Angelder aus der Bank abgeholt hatten, wurden am Don- ^kstaMormittag von drei unbekannten Männern unter ^drohung mit einer Schußwaffe in einen Hausgang ge längt, wo ihnen die Räuber den ganzen Betrag abnahmen. ! M Täter sprangen dann in einen in der Nähe stehenden Kraftwagen und fuhren davon. . ' Zwischenfälle in Karlsbad. — Polizei treibt sudeten- Arbeitslose mit dem Gummiknüppel auseinander. ' ^'E sudetendeutsche Partei veranstaltete am Donnerstag " allen Bezirken des Wahlkreises Karlsbad Arbeitslosen- Mdgebungen, in denen Abgeordnete der Partei über den ! Menzkampf des Sndetendeutschtums sprachen. In fast Bezirksstädten mit Ausnahme von Eger, wo die Sammlung aufgelöst wurde, sind diese Kundgebungen ./^verlausen. In Karlsbad war die Kundgebung, die Lonnerstagvormittag einberufen war, erst am Mitt- "»habend — aus „Gründen der öffentlichen Sicherheit" Überboten worden, so daß die sudetendeutsche Partei die ."beitslosen nicht mehr von dem Verbot verständigen Mitte. Trotzdem ging die Polizei unter Anwendung des ""nmiknüppels gegen Versammlungsteilnehmer vor und zehn Personen fest, die später allerdings wieder ^gelassen wurden. Der Abgeordnete der sudetendeutschen ^rtei, ^Wollner, richtete an das Innenministerium ein "inesttelegramm. Die sudetendeutsche Partei reilt mit, M mehrere Personen leicht verletzt worden seien. * Blutiger Sturm auf ein spanisches Rathaus. In der ^"Musischen Ortschaft Rus kam es gelegentlich einer stark suchten syndikalistischen Versammlung zu blutigen Aus- .mandersetzungen zwischen politischen Gegnern. Das Rat- wurde, von linksradikalen Elementen unter heftigem ' Die Welt blickt nach Garmisch-Partenkirchen Wird die Kolonialfrage aufgerollt? England am Scheidewege. London, 7. Februar. Der britische Politiker Sir Eve lyn Wrench setzt sich in der „Daily Mail" für eine bal dige Inangriffnahme des Kolonial-Problems ein. England sollte so rasch wie möglich eine Konferenz derKolo - niaImächte einberufen und ihr einen Fünfjahresplan vorlegen. In diesem Plan sollte England erklären, daß alle bri tischen Kolonien, die noch nicht zur Selbstregierung reif sind, innerhalb von fünf Jahren zur Politik der offenen Tür zurückkehren. Ferner müßte sich die britische Regierung bereit erklären, diese Kolonien als Völkerbundsmandate zu verwalten. Durch einen solchen Plan würden, meint der Verfasser, die wirtschaftlichen Beschwerdegründe der unbe friedigten Mächte beseitigt. Gegenwärtig seien Deutsch land,Italien und andere Länder ohneKolonren und infolge der Zölle, Einfuhrverbote und Handelsbeschrän kungen nicht in der Lage, genügend Waren in den Kolonialgebieten zu verkaufen, um die erforderlichen De visen für Rohstoffeinfuhren zu erhalten. Wenn unser Hauptziel der Frieden und die Schaffung eines gefestigten Europas rst, dann müssen wir in allererster Linie danach trachten, die Beschwerdegründe zu beseitigen. Wir dürfen uns nicht vor dem Götzenbild des Status quo zu Boden werfen. Das britische Reich hat eine besondere Verantwortung. Wir stehen am Scheidewege. Bon unserem Borgehen hängt zum großen Teil die Zukunft der Zivilisation ab. Ich bin überzeugt, daß es keine Stetigkeit und Festigkeit in einer Lage geben kann, die es fünf Staaten erlaubt, alle erwünschten Kolonialgebiete in der Welt zu besitzen, solange diese Staaten den anderen Ländern Hindernisse in den Weg legen und ihre- Kolonien als wirtschaftliche Ausbeutungsobjekte betrachten." In einem Leitaufsatz schlägt „Daily Mail" eine Kon ferenz von vier oder fünf „wirklichen Staatsmännern" vor, die tatsächlich als Vertreter ihrer Länder betrachtet werden könnten. Nur eine solche Konserenz, die auf die „üblichen Sekretäre und Sachverständigen" verzichten würde, könne das Problem der unbefriedigten Mächte erfolgreich in An griff nehmen. Der englische Politiker Lord Allen of Hurtwood erklärte im Verlaufe einer Rede in London: „Wir müssen bereit sein, alle Beschwerdegründe zu erwägen, die zu einem Friedensbruch führen könnten. Das Problem des Bevölkerungszuwachses, einer größeren Handelsfreiheit und die Neuerwägung der Kolonialfrage müssen rasch in An griff genommen werden, bevor sie eine kritische E e - stalt annehmen." „Vorläufige Prüfung" des Problems? London, 7. Februar. Unter Hinweis auf die Erklä rungen des llnterstaatssekretärs im Außenministerium, Cranborne, in der Unterhausaussprache am Mittwoch glaubt der diplomatische Mitarbeiter des „Daily Herald" melden zu können, daß eine „vorläufige Prüfung" der Ko lonialfrage durch die britische Regierung bereits in vollem Gange sei. Sachverständige hätten schon Denkschriften über verschiedene Gesichtspunkte der Frage vorbereitet und eine große Menge statistischer und anderweitiger Angaben sei für das Studium der Minister gefammelt worden. Der nächste Schritt werde möglicherweise eine Ausforverung an den Völkerbund fein, einen beratenden und untersuchenden Ausschuß von Persönlichkeiten mit großer Kolonialerfah rung einzusetzen. Man denke dabei an Sachverständige wie den englischen Kolonialpolitiker Lord Lugard. der seit 1922 britisches Mitglied des ständigen Mandatsausschusses sei. Die bisherigen Untersuchungen hätten in der Haupt sache dazu gedient, die großen Schwierigkeiten der ganzen Fragen an den Tag zu bringen. * Ausschuß der englischen Rüstungsindustrie. London, 7. Februar. Wie „Daily Telegraph" meldet, wird demnächst ein Ausschuß aus Vertretern der englischen Rüstungsfirmen eingesetzt werden. Er soll die Organisa tion und Vorbereitungen der Industrie sür die Waffen- und Munitionslieferungen bei einem Kriegsfall untersuchen. Die Vorschläge des Ausschusses sollen dem Ministerpräsiden ten vorgelegt werden. „Oho!" Seine Stimme sank abgrundtief hinunter. „Das wäre kein Kompliment für mich!" „Warten Sie! Das Kompliment kommt gleich: Ich be wundere Ihre Kaltblütigkeit . . ." „Wie war das, Dame May?" Er richtete sich angriffs lustig auf und schwankte zwischen Lachen und Ärger. Jedenfalls drückte er sie — vermutlich von der nahen Be rührung besseres Verständnis erhoffend — immer fester an sich, und die beengte Denkerin konnte mit Rücksicht auf den Jagdherrn, der , die Nase in ein ungeheures kariertes Taschentuch vergraben, in seiner Ecke leise schnarchte, nicht einmal Befreiungsversuche unternehmen. „Kaltblütigkeit ist der hervorstechendste Zug, der Ihnen gerade jetzt bei mir in die Augen springt? Wenn mehr Platz da wäre, würde ich Sie für diese Ihre Unverschämtheit schütteln!" „Ich bewundere Ihre Kaltblütigkeit, die es Ihnen er möglicht, allein im Schloß zu schlafen", setzte sie konsequent fort. „Wieso allein? Die Familie des Hausverwalters ist doch da, dann das Pferd Pepi einige Hunde, zwei Schweine und schließlich Baron Rmgelstein." „Ja. Aber mein Bruder erzählt, daß Ihr Zimmer im Seitentrakt liegt, inmitten von Winkelgängen und ge wundenen Treppen " „ und eine Aussicht besitzt, die einen nicht mehr losläßt! Wenn ich nicht gerade bei Ihnen im Direktorhaus bin, hänge ich an diesem Fenster, wie verzaubert." „Verzaubert? Ja — jetzt haben Sie das Wort ge funden, nach dem ich schon eine ganze Weile suche! Veitsch- berg sieht im Mondlicht merkwürdig aus . . . Schauen Sie doch mal hinüber!" „Ich versuche es schon geraume Zeit", gab er zurück, „aber ich bleibe immer an ihrem Profil hängen. Wissen Sie, daß Sie die längsten Wimpern haben, die ich jemals sah?" Marianne zuckte zurück. „Herr Reithoff", sagte sie so leise, daß es der alte Graf auch nicht gehört hätte, wäre er hellwach gewesen, „ich fühle mich durch diesen — ja, durch diesen Betrug, den wir da begehen, doppelt schwer be lastet, weil Sie mehr auf meine Wimpern achten als auf die möglichen Folgen Ihrer Handlungsweise." Reithoff gab zunächst keine Antwort. „Zweifellos ist etwas Wahres an Ihren Worten", gab er dann zu, „aber Sie unterschätzen das Entlastungsmoment, das in aqua marinblauen Augen liegt und in schwarzen Wimpern, die sich wie Entenschwänzchen aufwärts krümmen. Wenn's zum Krach kommt, sind Sie meine stärkste Entschuldigung." (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)