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Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Oosl bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bis vormittag io Uhr. Inserate werden mit za ps. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Sag nach be- sonderem Taris. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Mkrilla. Nr. 11. Sonntag, den 25. Januar 1903. 2. Jahrgang. Bekanntmachung. Hiermit wird zur öffentlichen KemUnis gekracht, daß an Stelle des bisherigen Kavillers Gustav Kühne, der Nachstchntzm nn Ernst Stolzer als solcher für den hiesigen Gememdelnzirk in Pflicht genommen morde ist. Ott«n6<»r1-Horit«<l«>i L. am 20. Januar 1903. Der Gemeindevorstand. — Lincke. II UM stritt nor. Die für lausendes Jahr fällige Hundesteuer ist bis MW" 30. Januar dieses Jahres "MU gegen Entnahme der Hnndesteuermarke auf dem Gemeuideaint zu entrichten. Nach Fristablauf beginnt das geordnete Beitreibnngsverfahren. t, am 17. Januar 1903. Der Gemeindevorstand. Lincke. Oertliches nnd Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, 2-z. Januar t903. ):( Der hiesige Kgl. Sachs. Militärverein begeht heute Sonntag im Gasthof zum Hirsch sein 34. Stiftungsfest, verbunden mit der Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers. Für gute Unterhaltung ist bestens gesorgt, da ein reichhaltiges Programm vorliegt. K In der Nacht zum Sonnabend hat der Winter wieder sein weißes Kleid angezogen, indem unsere Gegend mit nner Schneedecke überzogen worden ist. Hoffentlich schneit es noch mehr, so daß uns in diesem Winter noch lustige Schlittenfahrten vergönnt sind. — Eine dankenswerte Reform im Speise- rvagenbetriebe wird am 1. Mai dieses Jahres in Wirksamkeit treten. Bekanntlich war es bisher den Eisenbahn.eisenden 3. Klasse im all gemeinen nur gegen Nachzahlung des Betrages für ein Billet 4. Klasse für die von ihm in Speisewagen zurückgelegte Strecke gestaltet, den Speisewagen zu benutzen, so daß sie dies in Verbindung mit den ohnehin schon recht hohen Speisepreisen in den Restaurationswagen ab halten mußte, sich dort zu beköstigen. Dies soll nun vom I. Mai ab insofern anders werden, als von diesem Zeitpunkte ab die Rei senden 3. Klaffe an den gemeinsamen Mahl zeiten im Speisewagen ohne Nachzahlung des Prcisuntersckiedes teilnehmen dürfen. Nur in den Fällen, ivo der betreffende Reisende über eine bestimmte Zeit hinaus im Wagen ver bleibt, sollen die Zugführer Nachzahlung ver langen und dann allerdings für die ganze im Speisewagen zurückgelegte Strecke. Falsches Papiergeld, und zwar: Hundert-, Fünfzig-, Zwanzig- und Fünf-Mark- scheine, ist gegenwärtig im Umlauf. Für die Entdeckung der Fälscher hat die Reichsschulden- tilgungSkeffe eine Belohnung von 3000 Mark ausgesetzt. Die falschen Hunderlmarkscheine tragen in allen Fällen die gleiche Nummer 2273 075 6., die Fünfzig- und Zwanzigmark scheine weisem das Dalum von, 10. Januar 4882, die Fünfmarkscheine die Jahreszahl 1892 auf. Di Falsifikate sind offenbar auf Photographischem Wege in der Weife hergestellt, baß Avers- und Reversseite besonders au gefertigt und dann z. sammengeklebt sind. We.- tere Erkennungszeichen sind: die Strafandroh ung auf der Vorderseite ist sehr undeutlich und stellenweise fast unleserlich, ine Fasern auf der Rückseite sin^ mit Klebstoff be^stigt und mit blaue.' Farbe überzogen, die Buchstaben der ausgeschriebenen Wertangabe „Fünfzig Mart" u. s. w- sind gemalt, und das zu den Scheinen benutzte Papier ist glatter, als das der echten Scheine. Die Zwanzigmarkscheine sind um -einen Millimeter kleiner, als die echten, die Nachbildung ist durch Lichtdruck hergestellt. Die Falsifikate sind anscheinend von einer Falsch- rnünzerbande gewerbsmäßig angefertigt. Radeberg. Dreißig Jahre waren Lestern seit der Inbetriebsetzung der sächsische» Glasfabrik (vormals Berthold L Hirsch) ver stossen. Auf einem öden Kiesberge, einem ehemaligen Steinbruche, abseits der Stadt, wurde sie errichtet, um nicht nur selbst zu großer Blüte zu gelangen, sondern um ein Segen zu werden für Radeberg und die süd lichen Nachbarorte. Die sächsische Glasfabrik, der später noch weitere industrielle Betriebe, so zum Beispiel ein Jahr später die Prehglnshütte folgten, brachten neues Leven in den bisher öden Landflecken, und mit dem immer größer werdenden Betriebe entwickelte und vergrößerte sich auch die Güterbahnhof-Vorstadt. Von Jahr zu Jahr erweiterte sich der Kreis derer, die der Sächsischen Glasfabrik lohnende Arbeit danken. Ein große Zahl Arbeiter blickt heute auf eine TlMgkeck von über zwanzig Jahre zurück, und drei können fick rühmen, an der ganzen Entwickelung der Hütte tellgenommen zu haben. Dresden. Se. Majestät der König Hal das Protektorat über die Leipziger Motor fahrzeug-Ausstellung 1903 übernommen. -- Zu dem Eheprozeß gegen die Frau Kronprinzessin Luise erfährt der „Dres dener Anzeiger" von maßgebender Seite was folgt: „Am 21. Januar nachmittags Hal zwischen den Herren Staalsministern v- Metzsch, von Seydewitz, Dr. Otto und Herrn Justizrat Lr. Körner eine mehrstündige Konfeienz stalt- gefunden, an der im Verlaufe derselben auch Herr Rechtsanwalt Dr- Felix Zehme aus Leipzig teilgenommen hat. Die von letzterem vorgebrachten Wünfche, soweit sie sich auf eure Hinausschiebung des auf den 28. Januar an- deraumten Verhandlungs-Termines bezogen, wurden von feiten der Herren Minister un bedingt abgewiesen, alle weiteren Wünsche wurden nur entgegengenommen, ohne daß eine Entschließung darauf gefaßt wurde. Ueber den am 28. Januar stattfindenden Termin kann mit Rücksicht darauf, daß für die in Frage kommende Verhandlung durch allerhöchste Ver ordnung vom 30- Dezember 1902 die Ge heimhaltung vorgeschrieben ist, heute nur wieder holt betont werden, daß das Verfahren in diesem Termin vollständig demjenigen Verfahren gleichen wird, das in allen übrigen Ehestreit sachen durch die Bestimmungen des Deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches und dec Deutschen Zivilprozeßordnung ein für allemal für Ehe- lachen vorgeschrieben ist. Ob nach Beendigung des Termines bereits etwas weiteres der Oeffenllichkeit mitgeteilt werden kann, als der Tag, an dem die Entscheidung des besonderen Gerichtes verkünde: werden soll, erscheint un wahrscheinlich. Alle weiteren auf den Termin vom 28. Januar sich beziehenden Mitteilungen der Presse würden sonach auf einfachen Ver mutungen beruhen." Dresden, 22. Januar. Heute Vor mittag verstarb auf seiner Besitzung an der Elbe der Geh. Kommerzienrat Bruno Naumann im 58. Lebensjahre an einem Herzleiden. Der Verstorbene war zuletzt in seiner Eigenschaft als StandeSherr von Königsbrück Mitglied d>r I. Ltändekammer. Er war Mitbegründer der etzt so blühend dastehenden Akliengesellschast Seidel L Naumann in Dresden, Fahrrad- und 'Nähmaschinenfabrik. Vom einfachen Lchloffec- gesellen hatte er sich zu seiner jetzigen hoch angesehenen Stellung emporgearbeitet. Dresden, 22. Januar. Gestern Nach mittag wurde der Rechtsanwalt bum hiesigen Königlichen Laud- und Amtsgericht Alfred Gustav Franz Dr. jur. Bernhardt wegen straf barer Handlungen verhaftet und dem Unter suchungsrichter zugeführl. Gegen den Ver hafteten schwebt seit längerer Zeil ein Straf verfahren. Dresden. Am Mittwoch Abend gegen 8 Uhr fuhr in Blasewitz ein roter Straßen bahnwagen einen Eiswagen von rückwärts so kark an, daß der auf dem Bocke sitzende Kutscher heruntergeschleudert wurde und unter die Räder zu liegen kam. Er brach dabei beide Unterschenkel. Der Verunglückte wurde von dem Straßenbahnwagen bis ans Bürger hospital gefahren, von wo er mittels Kranken wagens nach dem Johannslädlec Kraulen- Hause gebracht wurde. Dresden. Auf dem Rangier-Bahnhofe in Friedrichstadt wurde vorgestern Avend m der zehnten Stunde ein Feuermann überfahren. Er war sofort tot- — Herr Gemeindevorstand Dießner in Oberfriedersöorf schreibt den „Bautzener Nachrichten": „Kürzlich wurde mitgeteitt, daß Rochlitz den jüngsten Soldaten zum Fetdzuge 1870/71 gestellt hat. Hierzu wird gemeldet: Der hier wohnhafte und m der Umgegend wohl bekannte Musiklihrer Karl Hermann Israel trat um 20. Juni 1870 im Alter von 15 Jahren 10 'Monaten zur RegimemSmusik des Infanterieregiments Nr. 103 ein und nahm an der Schlacht bei St- Privat, dem Gefechte bei Nouarl, dec Schlacht von Sedan und der Belagerung von Paris teil. Seinen 16. Ge burtstag feierte er in Tilly; er machte den ganzen Feldzug Mil. Vorstehende Angaben habe ich aus seinem Mililarpaß felbst em- aeseheu." Station Schöna. Die neue Eisdecke der Elbe, welche am Dienstag nahe dec Lanües- grenze bei Schöna entstanden ist, reicht jetzl bereits weck über Teischen-Boüeubach hinaus und oesitzi demnach eme Ausdehnung von Min destens 15 Kilometer. Ohne Gefahr konnte man die Eisdecke sowohl bei der Landesgrenze zu Nleüergrunü wie auch au der Niedecgruuder Fähre überschreite». Em weiterer EiSschutz hat sich unterhalb Groß-Tschernosek in der Enge beim sogenannten böhmischen Thor gebildet. Stolpen, 22. Januar. ^eute fand von 11 Uhr ab Arlillertescharfschieße» der Pirnaer Artillerie auf dem Gelände südlich oer Bahnlinie statt. Die Geschütze waren bei Do bra ausgestellt, die Geschosse platzten auf den Bergen. Uin 1 Uhr sand die Uebung ihr Ende. Die gefährdeten Straßen waren sämt lich gesperrt. Großenha in. Erfreulicherweise kann wieder von einer Aufwartsdewegung oer Löhne un Texulgewerbe berichtet werden. Die hiesige Firma K. Pegel Hal z. B. Lohnerhöhungen euckrelen lassen. Derartige Lohnerhöhungen lassen erkennen, daß die Lage in der Gespuui- industrie doch eme bessere geworden ist- Großenhain. Emen glücklichen Fang scheint die Polizei am gestrigen Tage durch die Verhaftung emes Unbekannten gemaust zu haben, der nicht weniger denn acht verfchiedeue Legi timationen und eme» Revolver mit scharfer 'Munition nebst einem Stemmeisen bei sich führte. Liebenwerda. Auf dem gestrigen Schweinemarkle standen etwa 5—600 Ferkel zum Verkauf, die mit 9—12 Mark für das Stück bezahlt wurden; die vorhandenen 6o bis 70 Läuferschweme brachten 30 bis 40 Mart das Muck. Da auswärtige Häuoter fehlten, war der Preis gegen den am vorigen Markt etwas niedriger. Riesa. Ler langjährige Kassierer De- Utzfch bei der Firma H. W. Seurig hier hat ich erschossen. Der Beweggrund des Selbst mordes ist unbekannt. Leipzig, 22. Juli. Geheilt und mit zwei künstlichen Bemen versehen konnte dieser Tage der 27 Jahre alte Hitfsbremser Grah mann das Stadtkrankenhaus wieder verlassen. Er war, wie femerzeil berichtet, am 12. Oktober v. I. beun Aufsprmgen aus emen un Gange befindlichen Wagen vorn Trittbrett avgerulscht und unter die Räder geraten, wobei ihm beide Beine ze.trümmerl wurden. Leipzig. Vermutlich als letzter Fall der im Februar hier slackfinoenden Schwur- gerichlssestlon wird Exmr (Leipziger Bank) erscheinen. Da bei diesem Prozeß nur Be kanntes wiederholt werden kann, dürfte vloS das Strafmaß Beachtung erfordern. Vielleicht treten Ablehnungen bez. Vertagungen ein, so daß Exner einen großen Teil seiner Strafe m der bequemeren Untersuchungshaft verbringen kann, die ihm ;a angerechnet werden muß, da seine Revision als begründe: erachtet wurde. Leipzig, 24. Januar. Der 20jährige Optiker SMheun Gravich, welcher am 3. August v. Js. nach Verubung eines Sittttchkellsoer- brechens das acht Jahre alte Schulmädchen Klein ermorvele, den Leichnam in Drucke yackte und m einer Kiste verbarg, die man am anderen Tuge uufsanü, wurde am Donnerslag emer Irrenanstalt übergeben. — In der Glauchauer Gegend klagten un vorigen Sommer und Herost ver- sasieoene Landwirte darüber, daß die Kühe wenig Mllcy gaben, oder doch wenigstens wenig Bucker erzielt wurde, wahrend andere mit den Zuchlschwemen viel schaden erlitten. Anstalt nun mck der Fuller ungsart und den Futter mitteln, oder wenn dies nicht zum Ziele führte, mit dem Viehmaterial einmal zu wechseln, glaubten viele, daß das Vrey verhext sei. Mehrere Gutsbesitzer bei Glauchau Haven sich nun einen z^xenmeisler aus bem Mulsengrunüe geholt, der ihnen für teueres Gelb einige Buch staben über die Ltalllhüc gemalt, die Kruppen ausgeyackt, Zerret emgeschoben und alles wieder zugeklevt Hal; nun sollen die fetten Jahre und leme 4)exen mehr kommen. Um Mitternacht mußle man umer den eröenlstchfl albernen Zeremonien Rule» ubschnewen, Keyrichtsäcke durchprügeln und so die Hexen bannen. Zwickau, 22. Januar. Gemeinüe- vorstand Stengel im Vorort Ebersbrunn war der Unterschtagung von 4000 Mark Gemeinbe- geldern angettagl. Das hiesige Landgericht er kannte auf Freisprechung. Theuma, 2^. Januar. Nachdem am Freuag Abend yter ei» Bauerngut und im nahen Lvtlengrün eine Scheune durch Feuer zerstört wurden, sind am Sonnabend Abend hier wieder m zwei Scheunen von böswilliger Hand gelegte Zuudschliuren aufgesunben worden. Der Brand tonnte noch verhütet werden. Von den Brandstiftern fehlt noch jede Spur. Plauen l. V., 24. Januar. Am 20. August vorigen Jahres stürzte hier ein nahezu fertiges dreistöckiges Wohnhaus teilweise ein, woraus die Behörde die einstweilige Einstellung der Bauarvecken verfügte. Heute kam die An gelegenheit vor dem Königlichen Laiidgerlcht zur Verhandlung. Die Angeklagten, Bau unternehmer Geßner und Helbig von hier wurden wegen Zuwiderhandlung gegen die an- erkannten Regeln oer Baukunst zu Geldstrafen verurteilt und zwar Geßner zu 500 und Hel big zu 3oo Mack. Plauen. Gestern Vormittag 9 Uhr brach ui der Neuendor,'erstraße gegenüber der Luther- kirche ein Großseuer aus. Zwei Hauser wurden von den Flammen ergriffen. Von oen Be- woymrn wurde» mehrere ohnmächtig, konnte» aber mittels Retlungsleckern gattet »'erden.