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Beilage zu Ro. 136. Sonnabend, den 19. November 1898 gegeben. Es ist etwas anderes was auch zu meinem Vereins W'lsdruff nach Oberwartha nicht stattgefunden hat, da a likn Seele Freiheit zu geben, ehe die Engel Gottes ' 'bas würde vielleicht sehnsüchtig aber treu aus >r unü N Erheben von den Plätzen den verschiedenen Herrn Rüdiger- Blankenstein. Herrn Clemens Rüdiger, sein Sohn, wird ausge nommen. Alsdann widmet der Vorsitzende dem Gutsbesitzer Müller-Grumbach, welcher verzogen ist, herzliche Worte. — Hierauf werden die Eingänge bekannt gegeben. — Darunter referirte der Vorsitzende über Errichtung einer Haushaltungs schule. Ueber den Ort bewahrt er Diskretion. Dazu wird be antragt 1500 Mk. als Aktien aus der Kasse des Vereins zur Errichtung der Haushaltungsschule zu geben, wofür das Mi nisterium des Innern, die zu erhaltenden Zinsen garantirt. Weiter wird wieder für eine Thierschau hiesiger Gegend in nächsten Jahren gesprochen. Mitgetheilt wird, daß von einer dazu ernannten Kommission Hüttenrauchschäden nicht nachzu weisen gewesen sind. Alsdann geht der Vorsitzende zum 2. Punkte der Tagesordnung über: Die Unfallverhütungsvorschriften der land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenosscnschaft. Weiter referirt Rittergutsbesitzer Grundmann-Wildberg über das Er gebniß der 1898 angestellten Gründüngungsversuche. Ihm wird seitens des Vorsitzenden der beste Dank der Versammlung. An der alsdann eröffnenden Debatte betheiligen sich Geheim roth Professor Nobbe-Tbarandt, Rittergutsbesitzer Arndt-Ober wartha, der im ganz Besonderen den weiteren Gründüngungs- dec dortige Bestand der Gründüngungöpflanzen großartig ge wesen sei. Weiter betheiligt sich Herr Kirchner-Birkenhain an der Debatte. — Uhr nahm Herr Dir. Endler-Meißen das Wort zu seinem Vortrage: Was ließ sich auf der Dresdner landwirthschaftlichen Ausstellung lernen und was brachte sie Neues? — Die Ausstellung umfaßte drei Theile: 1. die Thier- abtheilung, 2. die Eamenabtheilung und landwirthschaftliche Hilfsmittel, 3. landw. Geräthe und Maschinen. Das Interesse beanspruchte zunächst die Pferde. Darüber verbreitete sich der Vortragende länger. Weiter wurde über den Rinderbestand gesprochen. Vor allen Dingen waren die Ergebnisse die Kreuz ungen des Erzgebirger Viehes mit Simmentholer Bullen ganz hervorragend. Erzgebirge und Voigtland werden in 20 Jahren eine ganz hervorragende Simwenthaler Zucht haben. Auch des Bestandes an Schafen wurde gedacht. Das ostfriesische Milch schaf wurde besonders erwähnt. Das größte Interesse bot dir Schwemeausstellung. Zur Züchtung empfiehlt der Vortragende das Meißner Schwein. Auch waren die Ziegen als Kühe des kleinen Landwirths vertreten. Leider hat die Verwandtschafts zucht bei unseren heimischen Ziegen viele Nachtheile gebracht. Besonders werthvoll war die Geflügelausstellung. Für die Zucht ist maßgebend viel Eier, nicht lediglich große Eier. Vor allen Dingen ist der Wechsel mit dem Hahne jährlich zu em pfehlen. Ein Huhn soll nicht länger als 4 Jahre gehalten werden. Man müsse danach streben, Eier nach dem Gewicht zu verkaufen Der Brutmaschine wird besonders das Wort geredet. Sehr interessant war die Abtheilung der Fische. Karpfen waren da dreijährig im Gewicht bis 17 Pfund. Aalzucht wird empfohlen. Auch über den 2. Theil der Ausstellung verbreitete sich der Vortragende in ganz vorzüglicher Weise. Für den 3. Theil waren 3700 Nummern da. Namentlich wird über die neuesten Maschinen gesprochen. Zwei neue Systeme von Milch separatoren waren neben den 22 alten Systemen zur Ausstellung gebracht. Insbesondere war auch die wissenschaftliche Darbie tung bei Gelegenheit der Ausstellung ganz vorzüglich. Sehr reicher Beifall wurde den Ausführungen oes Vortragenden, der eine Stunde gesprochen hatte. Ihm wird der Dank der Ver sammlung. Der Vorsitzende sprach noch sehr interessant über die neuen Bahnen bezügl. der Pferdezucht für militärische Zwecke. Im Dezember soll über landwirthsch. Buchführung von Dir. Kohlschmidt-Freiberg ein Vortrag gehalten werden. In der Januarvcrsammlung soll ein Vortrag über Geflügelzucht ge boten werden. In der Februarversammlung hält Lehrer Richter hier einen Vortrag mit Bildern. Später wird Amtsrichter Dr. Hugo-Tharandt über das neue Gesetzbuch referiren. In Meißen und Freiberg werden an der landwirthschaftlichen Schule Kurse für Buchführung eingerichtet. Unsere Weinberge sind das erste Mal in diesem Jahre mit echtem Mehlthau be fallen worden. Die Stöcke müssen geschwefelt werden. DaS muß mit pulverisirtem, nicht mit Schwefelblume erfolgen. Wo her die Krankheit gekommen ist, ist unklar. — 7500 Mk. war-n für die Haustzaltungsschule garantirt, die Kosse tritt mit 1500 Mk ein. — Der Fragekasten wird dann erledigt. — Nach 7 Uhr. war die Sitzung beendet. — , — Oeffentliche Stadtgemeinderathssitzung. 1. gelangt der vom Herrn Geometer Berthold in Meißen weiter bearbeitete Stadtbauplan zur Vorlage und Bcrathung. 2., wurde unter Aufhebung des Beschlusses vom 15. September d, I. beschlossen, dem landwirthschaftlichen Kreisverein als Unterstützung zur Gründung einer landwirthschaftlichen Haushaltungsschule zu Auswahl anzubieten: entweder einen lausenden jährlichen Zuschuß, welcher der Verzinsung eines Kapitals von 10000 M. zu 3^°/, entspricht, vom Jahre des Baubeginns ab auf so lange, alo die Schule unter der Oberleitung des Kreisvereins besteht, oder eine einmalige baare Unterstützung von 10000 M. unter der Voraussetzung, daß vorerst die Frage befriedigend beantwortet wird, ob der Kreisverein eine wenigstens theilweisr Rückgewähr für den Fall verspricht, daß die Schule nicht mehr unter seiner Oberaufsicht bestehen oder überhaupt nicht lcbens- ähig sein würde. Der vorgeschrittenen Zeit halber wurden >ie übrigen Punkte von der Tagesordnung abgesetzt. — Kommenden Montag Abend veranstaltet der Turn verein zu Wilsdruff im Hotel zum weißen Adler einen Theater-Abend mit Konzert (Stadtkapelle) und Boll. Vaterländisches. Wilsdruff, den 17. November. — ^5 Uhr eröffnete Herr Rittergutsbesitzer Andrä- öraunsdorf die diesmonatliche Versammlung des landw. Vereins zu Wilsdruff. Herr Andrä begrüßte die zahlreich Erschienenen, insbesondere Herrn Geheimrath Professor Dr. Nobbe-Tharandt und die später eintretcnden Herren Endler, Direktor der landwirthschaftlichen Schule Meißen, und Ritter gutsbesitzer Arndt-Oberwartha. Zunächst ehrte man durch Dev Tsd klspst an. Tstenfestgedanken. ^das brechende Auge eines geliebten Wesens schauen ^eme bange lange Nacht vielleicht, ob der immer Mch hebenden Brust der letzte Hauch wie ein letztes M an Erde, Erden-Lieb und Leid entstiegen sei — Me halten fest im aufschreienden Weh den mit dem Agenden Körper von Vater, Mutter, Weib oder M vermöge man das Leben festzuhalten mit dem der Arme — es ist nicht leicht. Ein Abgrund 'Wtziich vor unserm Seelenauge weit, unfaßbar. tritt uns an fremd, kalt, furchtbar — der "Mer unseren Füßen beginnt zu wanken. — Der Mst an! Nr wie selbst in dem Heulen des Orkans, in dem hingereicht hatte und Seine Gnade genommen, und Seiner Gnade empfohlen Weib und Kindlein, alle Lieben. — Das Vaterland! Das Vaterland! Das war's, was ich meinem Gott in den langen Stunden noch wieder und wieder ans Herz legen mußte, und das wars, was mich zu der Ueberschrist veranlassen mußte: „Der — Tod — klopft — an!" -- Ja der Tod klopft an, mein so heiß geliebtes deutsches Volk und Vaterland, der Tod klopft an bei dir, in allen Gliedern, in jeder Ader zieht er auch heran! — Noch nicht lange sind die rauschenden Töne deines Jubelfestes nationalen Erstehens verklungen, und wir haben vergessen doch, daß bei deiner Geburt schon der Tod mit einzog in deine vermeintliche Größe, weil du an dir selbst zu arbeiten vergaßest und immer mehr vergessen hast. - — Jenen in seiner Art einzig dastehenden und vielleicht unerreichbaren Helden, unserm greisen Kaiser, hat man den Siegreichen und Großen genannt. O, hätte man ihn den Demüthigen genannt, wie wäre das vielleicht seinem Volke eine Mahnung gewesen — endlich, endlich — zu demüthtgem Christenthum, zur Arbeit an sich selbst und so mit zur wahren unbezwingbaren Größe des dazu so wie kein anderes vorbereiteten Germanenvolkes! Aber wo ist Demuth?! Wo ist die stille ernste Arbeit zuerst an sich selbst!? Apostel und Propheten, sogar in Frauen kleidern , giebt cs genug, die zum Frieden, ja zur Glück seligkeit führen wollen. — Aber habt ihr denn Frieden mit euch selbst und im stillen ernsten Gebete mit eurem Gott? Könnt ihr so vorangehen eurem Volke, ein jeder Tag eine Selbstlosigkeit und Demuth und so die beste, die wuchtigste Illustration für Wort und Schrift? — Der Tod klopft an! Der Tod klopft an! Die Füße sprechen: Wir sind wund gelaufen, wir wollen nicht mehr laufen und den ganzen Körper tragen. Und die Hände wollen den Füßen nicht helfen, und der Körper ihnen die Last nicht leichter machen. Und das Haupt möchte wohl die Glieder versöhnen, aber vergißt, daß dazu nicht blindes Gehorsamfordern gehört, sondern Vorgang in Demuth, ein felsenfestes Christenthum der That in jedem Athemzuge! Der Tod klopft an! Der Tod klopft an! — Der Tod klopft an in der Gesellschaft von oben bis unten! gerufen plötzlich durch deinen bleichen milden Engel von der Wanderstraße. Ich bin voll Schmutz und Jammer, wenn du mich nicht reinigst; wer kanns thun? Denn darum hat dein Fuß die arme Erde berührt und dein Blut ihreu Staub genetzt! — Ich weiß, wie's dann ein strömt voll Mnth nnd Zuversicht in das kaum noch so bange, bebende Seelchen, und wie es so sterbensfröhlich dann plötzlich in der Seele tagt, der weite, düstere Ab grund zum Himmel wird, von dem die Sterne grüßen und fern, fern schon ein verheißungsvolles Morgenroth. Ich weiß nun ganz, was es mit der Poesie des Christentodes zu bedeuten hat, wenn man mit seinem Heiland gerungen hat, nun auch mit ihm sprechen darf: „Nicht mein, dein Wille geschehe!" - Ihr stolzen Herren der Schöpfung, die ihr das Christenthum in die Rumpelkammer legt, Mch um die eigene armselige, thönerne Achse eures eigenen Jchs zu drehen — ob ihr die rechte Poesie des Lebens kennt, ich weiß es nicht; die Poesie^des Christentodes, die kennt ihr nicht! Doch das ist es nicht, was hier die noch zitternde Hand aufs Papier bringen wollte, das könnte ja vielleicht selbstisch ausgelegt werden und ist doch wahrlich nicht so Seelchen von den Stufen des Altars aus der Dischaft zu lösen. — Der Tod klopft an auch hier U,. mahnend, drohend an die Menschenbrust. — Der Mst einer zur Ruhe gewordenen Krankheit unserer der Selbstmordmanie, dringt zu uns empor. Wir schaudernd das Auge. Keine Thräne will den M vemselben löschen. Hier ist keine Harmonie mehr, 'Lebens schrillste Akkorde im Christentod löst, hier ^eme einzige schreiende Dissonanz, die aus der zer- 7 Seite geht: Der Tod klopft an, und in unserer i bebt ein fast ungekonnter Ton angstvoll fibrirend Made, Gnade, mein Gott, daß Sünde, Verzweiflung M und Leidenschaft, Noth und Gram nicht ihr Mge auch einmal um meine Seele schlagen. - Du Aagst gerecht richten, für uns kann nur das eine Ilten: „Wer hebt den ersten Stein auf sie?!" Wr Tod klopft an! Der Tod klopft an! Ach, er Dja auf Schritt uud Tritt. Er klopft an so vcr- im welken Blatt des Herbstes, so leise es wieder- Aa, er klopft an, wenn die Frühlingswinde Leben "«weil nur aus dem versinkenden neues Leben erstehen der Sturmfluth, in dem lange kein menschlicher vernehmbar, geschweige Menschenwerk besteht, M Akkord noch Hind irch klingt deutlich und rein — Mnonie der Ewigkeit, ahnend der bebenden Menschen- Äs märe das Wunderwort in Musik gesetzt: . . . seinen Spiegel in einem dunklen Wort. . . dann Angesicht zu Angesicht ..." so umzieht den Wlod eine Poesie, die das Menschenhcrz zum Springen IM, und die ganz zu erfassen, das -Herz wohl eben 7 brechen muß. habe dann wohl manchmal an den Leichen stehen o die so bleich, verzerrt, oft keine Spur von Frieden erstarrten Zügen — an den Leichen derer, die Mwer Hand den Tempel zerbrochen, einer ver- Der Tod klopft an in Kunst und Literatur! Der Tod klopt an in allen Wissenschaften! Ueverall gerade wo der Schein am glänzendsten die Hohlheit zu decken sucht. Je höher die Thürme und Zinnen deiner Luxusbauten in die Wolken zu ragen streben, je näher das Babel. — Und tröste dich nicht, mein armes Vaterland, daß andere Völker dir vielleicht traurig weit voraus sind. Das ist der schamlose Trost des lustseuchekrank gewordenen Helden, daß er nicht der erste im Spitale sei. Es geht eben jener geistige Modergeruch durch unser Volk und hebt sich leise in gespenstischer Wolke zum Himmel — ein Zucken der Agonie durchkrampft deine Glieder schon hie und da — der Tod klopft an! O könntest du liegen ein einziges Mal, mein armes, leißgeliebtes Volk, in jedem deiuer Glieder so am Toten feste auf deinen Knieen im erschütternden Gefühl, wie der Tod bei dir anpocht an allen Ecken, und könntest schreien zu deinem Gott: „Herr hilf mir, ich versinke!" — Es würde besser um dich stehen, und kein sterbender Patient müßte mit blutendem Herzen über deine jeweilige Ge- chichte schreiben das furchtbare Wort: Der Tod klopft an. Er klopft an, er klopft an, wohin das Auge 'wd was den Stempel des Irdischen an sich trägt. D gewaltigsten ist doch seine Hand, wenn er sie, ote Freund, ausstreckt, die kalte, harte, an das eigene, Karine Menschenherz pochen. Und wenn dann das ^ch so voll ist, der Geist noch ein unerschöpfter 'Und die Seele noch mit tausend Fäserchen an der Zagt, dann — dann ist das Leben doppelt gewaltig, K'ch den Körper geht nnd die Seele erschüttert im Innern, das durch die warmen Venen geht, als Murrender Hanch hindnrch. — Der Tod klopft an M klopft an! es ist von allem Kämpfen, von allem Ringen Denvollen Erde doch der bitterste Kelch der eigene M müssen es gesenkten Hauptes gestehen!" — Nicht der rasch aus dem Becher entflammenden Be- D - Vaterlandsliebe oder Opferfrcudigkeit — ge- ? wird; wohl aber der Tod, der ruhig langsam Wft werden muß in allen Fasern auf dem ienslager! Nicht der Tod als solcher — der ist -der gewaltige, hehre Engel, der uns die Fesseln Dheit läßt — aber das Sterben, das Sterben! — Seele M sind zwei auf Erben doch test in einander gefügte daß ihr langsames Lösen nur unter den fürchter- schmerzlichsten Erscheinungen vor sich gehen kann. M dürfen uns da ja des unvergängichen Heilands- ,.getrösteu, der auch ringen mußte, daß ihm der Z wie Blutstropfen von der bleichen Stirn fiel und Du durfte: Vater, ist's möglich, daß der Kelch gehe . . ." Da dürfen wir Kleinen wohl auch Zagen Augenblick in die dunkle, furchtbare Ewigkeit ? uns schauen, als blickten wir in einen Abgrund, Z Ende hat und keine Breite, nur den einen festen ' auf dem wir stehen. Und dieser eine Punkt - er D er sinkt nun auch: Wir müssen ausholen zum M — zum Sprunge hinaus, hinein in die Ewigkeit, M mit unserm blöden Auge doch noch nicht, daß M Schwingen wachsen. — will es ehrlich gestehen, mit dem warmen Herz- Ms plötzlich über meine Lippen strömte, da habe Z diesen Kamps kürzlich durchrungen — durchrungen D ganzen, furchtbaren Tiefe wohl. — Ich weiß, Meißt: „Der Tod klopft an!" Aber ich weiß auch, Z heißt, in so furchtbaren dunklen Stunden sich mit Nu Kraft chwch einmal seinen Gott zu Füßen Mud seinemßHeiland an das Erlöserherz: Hier bin Vch bin, ein^armes staubiges, schmutziges Pilgerlein, MM V!,» versuchen das Wort redet, Erbgerichtsbesttzer Ludewig-Grumbach „Der — Tod — klopft - an" mit rechter Gewalt drängte;! bedauert, daß die vorgesehene Exkursion des landwirthschaftlichen als ich so die erste Nacht schlaflos lag, meine Rechnung mit meinem Gott beglichen, d. h. Ihm mein Schuldbuch