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Beilage zu No. 77. W l»Ii Sonnabend, den 2. Juli 1898. Gedenktage -es Jahves 48Y8 kldlcff dem Leben > Lie^ klein wenig mehr Vertrauen zu Jesul' Kein ^Fragen mehr, sondern ein herzliches, inniges 'türm und Unwetter werden uns geschickt, damit kl , Leitet" Das sagt derselbe Mann, der sein Pro- /)M°en Satz zusammenfaßte, daß die Sozialdemo- llcii E über Nacht entstanden ist." So spricht jetzt h > derselbe, der 1883 in seinem niemals wider- ' ^er vielfach neu aufgelegten und dabei nur ganz I e» er- König Alberts und Sachsens Geschichte von 1828—1898. 2. Juli. Einweihung des Sachsendenkmals bei « -».-.t, sie denken „Jesus liege im Schlaf" und iMd: Meister, fragst Du nichts danach, Mu verderbend HErr, ist's des Leides und K.Ms denn noch nicht genug? Sollen wir denn M.M vergehend iNM solches Fragen ist thöricht. Wir sagen es M bei ruhiger Erwägung. Jesus i st bei uns alle- Einfach unmöglich, daß Wind und Wetter mäch- MWn als Er. Darum für ein nächstes Mal, lieber Ij/^dem politischen Gebiete die Republik, auf wirth- tz 7 die vom Staate zu regelnde Gütergemeinschaft, , 4. Juli. ' In der Georgischen Fabrik zu Mylau wird Kreis hauptmann Hübel von Zwickau an der Seite König Alberts durch ein herabstürzendes Fahrstuhlgewicht unwesentlich veränderten Buche: „Die^Frau" die Sätze niederschrieb: „Wenn alle liebel ohne Ausnahme zu ihrer Quelle die soziale Ordnung der Dinge haben, die heute auf dem Privateigentum an allen Arbeitsmitteln, dem Privatbesitz der Nährungsquellen und Nahrungsmittel be ruht, so ist durch eine große Expropriation dieses gesammte Privateigentum in gesellschaftliches Eigenthum zu ver wandeln .... An der Spitze steht eine leitende Zentral verwaltung, wohlgemerkt keine Regierung mit herrschender Gewalt .... Eine dreistündige Arbeitszeit erscheint (nach Einführung der sozialistischen Gesellschaftsordnung) eher zu lang als zu kurz .... Der Gegensatz zwischen Kopfar beit und Handarbeit wird aufgeboben .... Der gesammte Handel hört auf .... Dieser Bund (zwischen Mann und Weib) ist ein Privatvertrag ohne Dazwischentreten irgend eines Funktionärs .... Stellt sich Unverträglichkeit, Enttäuschung, Abneigung heraus, so gebietet die Moral, das unnatürlich und darum unsittlich gewordene Verhält- niß zu lösen usw." — Die Verwirklichung all dieser Dinge aber erwartet Herr Bebel nicht etwa von einem allmäligen Hineinwachsen in die neue Ordnung der Dinge, sondern er bemerkt ausdrücklich: „Es ist der letzte soziale Kampf. Das 19. Jahrhundert wird schwerlich zu Ende gehen, ohne daß dieser Kampf entschieden ist." Man sieht, er hat damals ganz genau das proklamirt, was er jetzt als anti-sozial- demokratische Jrrenhausideen behandelt. Und ein solcher Widerspruch im Programme der Sozialdemokratie wird von den Anhängern Bebels ruhig hingenommen! 98. 1»/ „was man heute die Religion nennt", den ^Erstrebe. Seinen Widerwillen gegen den Um- M NM Herr Bebel in dem letzten Flugblatte dann Hetzen: „Wir sind keinen Augenblick darüber im U M man nicht eine Gesellschaftsordnung, die das WAer langen Kulturentwickelung ist, im Handum- !z Mägen kann, um an deren Stelle eine neue, voll- M"«ge zu setze«. Wer das glauben oder sagen Einfach ein Verrückter und gehört ins Irrenhaus in Wahrheit kein Sozialdemokrat sein. Nein, ganze Entwickelung der jetzigen kapitalistischen UMM geht auf Begründung einer neuen sozialistischen hinaus, wie auch die zeitige bürgerliche Gesell- Über NnUU entstanden ist " Ka sUriM tekt sF Sonntage nach Tvinitatis. ist! Marei 4, 38: Und sie weckten Ihn auf und sprachen zu Ihm: Meister, fragst Du nichts da- Vatevlan-ische Geschichts- nn- Sittenbil-ev von Gerhard König. (Nachdruck verboten) (Fortsetzung.) Die an der See wohnenden Stämme ließen sich als Angel sachsen in Britannien nieder, die auf dem Festland bleibenden ge- riethen mit den christlich gewordenen Franken immer heftiger in Streit. Es entstand jener grauenhafter Entscheidungskampf zwischen Christenthum und Heidenthum, welcher durch Karls des Großen gewaltiges Schwert zu Gunsten der Christenheit aus fiel. Im Jahre 772 begannen die Kriegt, welche unter dem Namen Sachsenkriege bekannt, 30 Jahre hindurch wütheten. Die kampfgeübten Franken unter Karl dem Großen besiegten die Sachsen, entrissen ihnen die Feste Eresburg, in der Nähe Paderborns gelegen, und erbeuteten die Jrmensäule, das größte H-lligthum der Sachsen, welche wahrscheinlich dem bekannten Befreier Deutschlands, Hermann dem Cherusker, errichtet worden war. Aber trotz vieler fränkischer Siege erhoben sich die Sachsen unter ihrem tapferen Heeresführer Wittekind stets von Neuem, und nur durch die grausamsten Strafen konnte Karl der Große die Sachsen unterwerfen. Es ist und bleibt ein Schandfleck auf dem Namen dieses Kaisers, daß er in seiner Erbitterung 4500 sächsische Edelleute durch das Schwert hinrichten ließ; 10000 Andere wurden des Landes verwiesen und gründeten tief in Ungarn die sogenannten sächsischen Städte in Sieben bürgen. Als der tapfere Wittekind einsah, daß der Kampf gegen den gewaltigen Kaiser umsonst sei, unterwarf er sich und ließ sich mit seiner Gemahlin Geva, und seinem Bruder, dem Her-, zog Albion, im Jahre 803 taufen. Jnterressant sind die Tauf fragen und Antworten, welche hierbei in Anwendung kamen. Frage: Entsagst Du dem Teufel? Antwort: Ich entsage dem Teufel. — Frage: Und aller Gemeinschaft des Teufels? Antwort: Ich entsage allem Umgang mit dem Teufel. — Frage: Und allen Teufelswerken? Antwort: Ich entsage allen Teufelswerken und Worten der den Götzen Wodan Ehrenden und allen den Unholden, die ihre Genoßen sind. Wittekind wurde von Karl zum Statthalter in Sachsen ernannt und blieb dem Kaiser treu. Durch seine Bekehrung wurde aber bald dos ganze Land christlich. Wenn nun die Sachsen die Gegend etwa des heutigen Westphalens bewohnten, wie kam dieser Name auf unser Gebiet? — Der Titel »Herzog zu Sachsen" wurde weitergeführt und ging auf den Markgrafen Albrecht von Brandenburg und seine Nachkommen über, welche im Anfang des 15. Jahrhunderts ausstarben. Der damalige Kaiser Sigismund hatte die freie Wahl, zu entscheiden, welcher Fürst diesen Titel tragen solle. Da sich der Markgraf von Meißen, Friedrich der Streitbare, um den Kaiser verdient gemacht und ihn namentlich gegen die wilden Horten der Hussitten unterstützt hatte, so verlieh er ihm im Jahre 1423 dem genannten Wettiner Markgrafen, einem Ahnherrn unseres Königshauses, die Kurfürstcnwürde und den Titel eines sächsischen Herzogs, und der Name „Sachsen" ging somit auf die meißnischen Länder und Völker über, welche also mit den alten Sachsen, abgesehen von dem Namen, nicht den geringsten Zusammenhang haben. Wir gehen nun zur eigentlich sächsischen Geschichte über. Es ist nicht meine Absicht, eine zusammenhängende Historie zu bieten. Dies dürfte sich wohl mehr für ein Buch und für die Schule eignen, vielmehr gedenke ich Bilder aus der sächsischen Vergangenheit herauszugreifen, welche die einzelnen Zeitepochen charakterisieren und dabei hoffentlich den verehrten Leser zu in teressieren im Stande sein werden. (Fortsetzung folgt.) Milbe erprobt, von Gott, den Menschen und uns M Licht gestellt werde. Laßt uns solche Probe und mitten im Toben der Elemente bekamen: auch gar nichts fühle von der Macht, ^<üngst mich doch zum Ziele, auch durch die Macht. wirtschaftlich-soziale Ovo- der Sszial-emokratie. Einer Partei wie die der Sozialdemokraten, welche s M, nach der Kopfzahl die stärkste Partei iu Deutsch- W .4 ^wiro; wenn es gar zu arg wiro mir «sturm . Mer, dann überfällt auch gereifte Christen die Angst ' ""w vor nvpMm mc «urrue Punee in ^MMEm, Wird man wohl nun endlich erfahren können, illlli h MAHschastlich-soziales Programm sei. Leider sucht JMn letzten Wahlaufrufen der Sozialisten vergeb- Um Programm, die Verleugnung der Ziele Mmokratie wurden sogar in besonders auffälliger ,., Pkbm in einer Rede, die August Bebel am 23. M^rfurt gehalten hat, und welche im Wahlkreise dik^Eusiugen-Ziegenrück, offenbar im Wortlaut (drei tz, . mlio-Druckseiten stark) als sozialdemokratisches ^breitet worden ist. Man traut seinen Augen Herr Bebel harmlos erklärt: „Zunächst kann VMn werden, daß die Sozialdemokratie auf den ^bi» , bestehenden Staats- und Gesellschafts-Ord- NMtet" Das sagt derselbe Mann, der sein Pro- ' 'E Feierliche Gitschin. K . 3- Juli. schlacht bei Königgrätz. Verlust der Sachseu 39 Offiziere, 1489 Mann, 53 Fuhrwerke uud 1 Geschütz. nach, daß wir verderben? ^^'ichte Frage der Jünger nicht wahr? Sie , 7 shn, dem Wind nnd Meer gehorsam sind, bei sich l .AM Schjffx Md sie zagten und bangten, das Schiff j-Mtergehen. Haben sie nicht den Vorwurf vollauf ' A den ihnen der HErr macht: Wie seid ihr so M Wff, daß ihr keinen Glauben habt? Wenn s. uns und wir bei Jesu wären, da wollten wir Zur machen. Ein Schiff, in dem Jesus ist, kann r 1 Mn. MM oh wir es wohl besser machten? Wenigstens die AM, die von der Gegenwart Jesu in ihrem Lebens- V ebenso überzeugt find, wie die Apostel vou Seiner » Weit im Fischerkahn? Ach, in guten Tagen rühmen «Men wir die Nähe des HErrn, da bringt Sein M großen Frieden ins Herz hinein. Und auch dann ( Mn Gewölk unsere Bahn umzieht, wenn es zu reg- M zu hageln beginnt und die Wellen höher gehen, wir uns an den HErrn, dessen Hilfe wir zu oft M haben, um an Ihm zweifeln zu können. Aber M auf dem Meere ein großer Windwirbel sich er- Md die Wellen in das Schiff wirft, also daß das JE wird; wenn es gar zu arg wird mit Sturm Eine lebendige Lüge. Die Geschichte eines Doppellebens von Lily Tinsley. Nachdruck verholen. (Fortsetzung.) „Nun denn, in Prosa übersetzt lautet der Fall also: ich habe wiederum das Vergnügen mit dem Geschäft zu vereinigen gewußt und stehe nun im Begriff, meine schöne Verrätherin von dem Bahnhof London-Bridge-Station abzuholen." „Wer ist das Mädchen?" „Ihr bisheriger Name war Magda Branden." „Magda Branden!" rief die „Ratte" höchst erstaunt. „Unmöglich! Sie, die Tochter eines Hauses, einer Familie die so alt ist wie die meinige, sie ist solch eine schnöde Verrätherin ihres Vaters und Deine Helfershelferin gewesen? Ich sage Dir noch einmal, ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt." „Ich fürchte, Magda wird auch nur zu bald herauSfinden, daß es ein schlechter Scherz war. Ich habe jedoch nichts da gegen, Dir alles zu erzählen: Du weißt, daß wir uns vorge nommen hatten, nach dem letzten großen Coup zur Sicherheit eine Ruhepause eintreten zu lassen. Du hattest den schlechten Geschmack, Deine Ferien hier bei ehrlicher Arbeit zu vertrauern; das war ober durchaus nicht nach meinem Geschmack. Du weißt, daß ich ohne Aufregung nicht leben kann, so ging ich denn aufs Land mit Fischereigeräthschaften bewaffnet, hoffend, daß diese beschauliche Thätigkeit bald durch ein Abenteuer unter brochen werden würde. Und so geschah cs bald auf gar reizende Weise. An einem warmen Nachmittage, als ich des Angelns längst überdrüssig geworden war, trat ich, kühlen Schatten suchend, in das dem Fischerdorf nahe gelegene Wäldchen ein. Da er schaute ich plötzlich zu meiner großen Ueberraschung ein gar liebliches junges Mädchen fest eingeschlafen in einer Hängematte liegend. Meine scharfen Augen entdeckten sogleich, daß ihre kleine Genfer Uhr an schwerer goldener Kette, mit mehreren juwelenbesetzten Verlognes geschmückt, aus dem Gürtel geglitten war — zufällige Annäherung eines Anglers — unwiderstehliche Anziehungskraft — geschickte, unbemerkte Aneignung der Uhr, das Erwachen der Dame — Entdeckung des Verlustes — ein hübscher Unbekannter geht zufällig vorüber, steht den Dieb davon- lausen, stürzt ihm nach und nimmt ihm die Uhr nach hartem Kampfe ab, um sie der bestürzten Dame wiederzubringen. Das war in kurzen Worten dargestellt, die Einleitung zu dem inter essantesten Abenteuer meines Lebens. Nachdem ich mich glücklich in den Besitz der Kostbarkeiten gesetzt, hotte ich natürlich zuerst die Absicht diese zu behalten; bei näherer Ueberlegung fand ich jedoch, daß mir die nähere Bekanntschaft einer offenbar reichen und vornehmen Lady mir wohl mehr einbringen konnte als solch lumpige Schmucksachen, daher erfand ich, schnell aus dem Walddickicht hervortretend, das Märchen mit dem Dieb, den ich verfolgt, und dem ich den Schmuck mit eigener Lebensgefahr abgerungen. Groß war natürlich das Entzücken und die Dankbarkeit der Schönen, die sich sogar auf ein vertrauliches 'l'öts-L-tsts mit mir emließ und fick bis zu einer dringenden Enladung in das Haus ihres Vaters: Brandon-Hall verflieg. Der junge, hübsche Fremde jedoch, sich zuerst bitter enttäuscht sehend in der Hoffnung auf ländliche Ruhe und Einsamkeit, nimmt zwar die Einladung nicht an, findet aber ein unbefangenes Beisammensein zu Zweien im traulichen Waldesschatten durchaus nicht unangenehm. Bei dem scheinbar formellen Abschied ein Artilleriefeuer von zündenden Blicken eröffnet, und ein zufälliges Begegnen in flötenden Tönen andeutend — dem Zufall natürlich etwas nachhelsend — und das Resultat eine fein angelegte, hochinteressante Liebesaffaire mit Entführung, wodurch Dir gestern der Eintritt in das sonst so wohlverschlossene Haus so leicht gemacht wurde. So endet die hübsche Geschichte." „Ende?" fragte die „Ratte" mit scharfer Betonung, nach dem er mit schlecht verhehltem Widerwillen der langen Geschichte gelauscht hatte. „Ende? mir scheint die Geschichte habe hier erst zu beginnen, wenn es wirklich wahr ist, daß das Mädchen Dir bis hierher folgt." Ralph konnte ein cynisches Lächeln nicht unterdrücken, würdigte ihn aber keiner Antwort. „Hast Du sie noch nicht geheirathet?" fragte die „Ratte." „Noch nicht," lautete dir lakonische Antwort. Immer finsterer wurde der in solchen Dingen keinen Spaß verstehende Gefährte. „Sie nimmt es also ernst?" fragte er. „Eie glaubt an Dich, liebt Dich?" Ein sorgloses Achselzucken war die einzige Antwort, bis es endlich nach längerer Pause zögernd herauskam: „Ob sie es ernst nimmt! Ganz verteufelt ernst nimmt sie es, so ernst, daß ich davon beinah angesteckt wurde — nur, stehst Du, sind unsere Naturen ganz verschieden von einander. Magda ist ein ganz gutes Mädchen oder will es wenigstens sein, während ich zwar kein Schurke sein will, aber dennoch einer bin. Ich habe nie zuvor daö Glück gehabt mit einer eckten Dame zu verkehren — mit einer, die blaues Blut und großen Familien stolz hat. Jedenfalls war dieses Spiel mit Magda ein ganz anderes als das mit den Anderen. Sie ist eine von denen, die ihr ganzes Leben dem Einzigen, der sie gewonnen, weihen muß, die sich schwer gewinnen lassen, aber dann auch in aller Ewigkeit nicht von ihm lassen. Der Umstand, daß sie mir das Gewinnen so schwer macht, reizte mich nur umsomehr zu energischem Vorgehen, denn um keinen Preis wollte ich mich schlagen lassen, am wenigsten von einem Weibe, das zehnmal schöner und geistreicher war als irgend eine Andere, die ich je gesehen. Ihr Vater war ein von ihr sehr gefürchteter, heißblütiger