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MsdnOrÄgeblai» . für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter s Sch-iststück- ns°l„ nur, wenn P-rw b-Üi-e,. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, N"L!,r"Lr- Wockmblatl!»r Wilsdruff «. Um,eg«nd S.";.?S,'L''8 Anzeigenpreis, Li« 8 gelpaltenc Siaumzeile 20 Bpfg-, die «gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Aeich« Pfennige, die S gespaltene Beklamezeile im »ertlichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Dom Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmebiruonn.lvUhr. . . . Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanipruch erlischt, wenn Ler Betrag durch ,,, Klag« eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Ageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerllyrs uno des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 137 — 91. Jahrgang Wilsdruff-DreSden Dienstag, den 14. Juni 1932. Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Mannheimer Überraschungen. Das Gesamtergebnis der Landwirtsausstellung. Nach dem jetzt veröffentlichten Schlutzbericht der Deut- schen Landwirtschaftsgesellschaft ist die Mannheimer Aus stellung von insgesamt 300 000 Leuten, Landwirten uns Nicht zum geringen Teil auch Städtern, besucht worden. Schon das ist ein Erfolg, der die Erwartungen weit über troffen hat, denn wenn man auch mit dem tatsächlich ein- getretenen starken Zuspruch aus dem Auslande rechnen durste, so liegt doch Mannheim etwas am südwestlichen Rande des Reiches in einer Umgebung, wo sich die starke Arbeitslosigkeit des Industriegebietes aus allen Gebieten fühlbar macht. Dazu kommt, daß die ländliche Bevölke rung der Nachbarländer durch die schwierige Lage der Vercdelungsarbeit und der hier den Ausschlag gebenden Handelsgewächse dazu genötigt ist, mehr noch als sonst mit dem Pfennig zu rechnen. Und dennoch hat die Mannheimer Ausstellung di« Überraschung gebracht, daß auch das Verkaussge- l ch ä f t sj ch s x h r l e b h a f 1 für die Aussteller entwickelt hat. Allerdings hat sich hier die allgemeine Lage insofern geltend gemacht, als für große Anschaffungen niemand Geld übrig hat. Aber in allen Geräten für den Mittel und Kleinbetrieb, in Futtermitteln und in Gelegenheits kaufen auch für größere Maschinen hat sich vom ersten Aage die Nachfrage erfreulich belebt gezeigt. Das ist ein Lieweis dafür, daß die deutsche Landwirtschaft in ihrem Streben nach Wirtschaftsverbesserung und Erhöhung der Ernten nicht nachlätzt, trotzdem der Geldwert ihrer Er zeugung in den letzten fünf Jahren auf die Hälfte gefallen ist, und man kann daraus nicht mit Unrecht folgern, welche Belebung des deutschen Arbeits- marktes eintreten würde, wenn der bäuer liche Betrieb endlich wieder rentabel tverden würde. Daß aber auch die der Landwirtschaft dienende In dustrie trotz der Absatzschwierigkeiten der letzten Zeit den Mut nicht verloren hat, das zeigte die reiche Beschickung der Halle der N mit zahlreichen Ver ¬ besserungen die NUN von den Sachverständigen der D.L.G. aus ihren Wert praktisch geprüft werden und deren Be deutung sich dann in den nächsten Jahren auswirken wird. Hier waren auch die Bedürfnisse unserer Frauen mit zahl reichen neuen hauswirtschaftlichen Maschinen weitgehend berücksichtigt. Gerade dieses Zelt wies denn auch an allen Ausstellungstagen einen ununterbrochenen Massenbesuch auf. Auf dem Gebiete der Tierhaltung hat sich gezeigt, daß die erreichten Hochleistungen weiter aufrecht erhalten und verbessert werden, und zwar gilt das für alle Abteilungen. Hier zeigt sich ganz besonders der Wert, den die deutschen Wanderausstellungen dadurch besitzen, daß sie die Zuchten der verschiedensten Landesteile zur ver gleichenden Anschauung bringen. Konnte Süddeutschland mit de« Rindern aufwarten, die bei einer bedeutenden Fleisch- und Milchleistung gleichzeitig das Zugtier des Kleinbauern sind und dadurch auch für die Siedlung in Ost- und Norddeutschland eine gesteigerte Bedeutung be kommen können, so schlug Ostpreußen mit der Milchrekord, leistung jeden Wettbewerb. Ebenso matzen sich die Pferde und Schweine, ferner die Schafe aus allen Reichsteilen miteinander. Die Ziegenabteilung war ganz erstklassig, an Kaninchen aber wurde eine Ausstellung gezeigt, wie sie die DLG. in ihrem langjährigen Bestehen überhaupt noch nicht erlebt hat, ein Zeichen, wie sehr das früher bei uns nicht nach Gebühr geschätzte Kaninchen inzwischen als Pelz- und auch als Schlachttier in den deutschen Klein- und Mittelbauernbetrieben im Vordringen begriffen ist, wenn diese Entwicklung sich auch noch lange nicht in allen Gebieten mit gleicher Geschwindigkeit vollzieht. Ebenso war die Bienenausstcllung sehr bedeutend, was in einem Lande wie Baden nicht wundernehmen kann, wo mehr als ein Drittel aller Landwirte nebenbei Bienenzüchter sind. Dazu kamen dann noch die auch für die süddeutschen Imker immer wieder beachtenswerten Darbietungen des Reichs ausschusses für Bienenzucht, der den großen überblick über alle hier zu verzeichnenden Fortschritte ermöglicht. Auch bei den Erzeugnissen mischten sich die Leistungen von Ost und West, Nord und Süd zu einer schönen Voll kommenheit. Waren einerseits die grotzen Saatzuchten Mittel-, Nord» und Ostdeutschlands mit ihrem vorbild lichen Saatgut fast vollzählig zur Stelle, so ergab die be vorzugte Lage des sonnigen Südens mit seinem Wein, feinem Tabak, (mit dem sich aber auch die Brandenburger, Pommern, Ostpreußen ehrenvoll in den Wettbewerb be gaben), ein buntes Bild, zu dem die frischen Frühgemüse, das Obst (junge Mandeln von der Bergstraße) und die Blumengärtnerei die fröhlichsten Farben lieferten. Diese Ausstellung bot daher eine gute Grundlage für die Werbewoche für deutsche Erzeugnisse, welche die Stadt Mannheim gleichzeitig mit der Ausstel lung veranstaltete und an der sich fast alle Ladengeschäfte der Stadt beteiligten. Aber auch unter den Menschenmassen der Besucher herrschten frohe Farben vor, dafür sorgten nicht nur die vielen wettergebräunten Gesichter aus dem Schwarz- ztzald und. dem Odenwald, sondern die zahlreichen schönen MMenMeMWBLMsMe Volkstrachten, die dann an den Schlutztagen zu einem großen Festzug vereinigt gezeigt wurden. Schließlich ist noch ein Wort über die Gastlichkeit der Ausstellungsstadt selbst zu sagen. Nicht nur die Behörden, sondern die ge samte Bevölkerung hatten darin gewetteifert, daß die Aus wärtigen Mannheim, wo jede Straße bis in die Arbeiter kolonien Flaggenschmuck zeigte, wo alle Stände willig Quartiere zur Unterbringung der vielen Fremden ange boten hatten, und wo kein Gasthausbesitzer während der Ausstellungstage die Preise erhöht hat, in jeder Hinsicht in guter Erinnerung behalten werden. Die Mannheimer Ausstellung war entscheidend dafür, ob das große Unternehmen der alljährlichen Wanderaus stellungen von der DLG. weiter durchgehalten werden konnte oder ob man längere Pausen einlegen mußte. Daran ist nun kein Zweifel mehr. Die nächstjährige Aus stellung in Berlin stand ja ohnehin fest, aber dann wird 1934 sofort wieder eine Ausstellung erfolgen, und zwar entweder in Königsberg oder in Dresden. Hoffen wir, daß sie im Zeichen des deutschen Wiederaufstieges stehen werden! Sndlösosg, nicht Verschleppung! Der französische und der englische Ministerpräsident haben ihre vorbereitenden Besprechungen in Paris ab- geschlossen und sich über Gens nach Lausanne begeben. Sie benutzten dabei den gleichen Eisenbahnzug. Ist das ein Symbol dafür, daß nach dem Pariser Wochenende e i n Weg Frankreich und England nach dem Ort der Ent scheidung führt? Vieleicht aber nur b is Lausanne? Sollte dann wieder eine unvorhergesehene Weichenstellung, wie schon einmal, die jetzt brüderlich zusammen Reisenden trennen? Das, was über die erzielte Einigung bisher verlautet, bleibt hinter dem Ziel, das sich Deutschland für Lausanne gesteckt hatte, weit zurück, wenn es auch vielleicht nicht völlig abseits von dem deutschen Wegeplan liegt. Es bedeutet aber eine Verlängerung des Weges, die im deutschen und im Interesse Europas als untragbar bezeichnet werden muß. Inenglischen politischen Kreisen rechnet man aus Grund der Besprechungen zwischen Macdonald und Herriot damit, daß die Entwicklung einem sogenannten „verhandlungstechnischen Moratorium" zutreibe, wodurch es, ohne den Faden abreitzen zu lassen, ermöglicht werde, eine Klärung der politischen Lage in Europa abzuwarten, bevor eine endgültige Tribut- regelung in Kraft trete. Die Erklärung, daß Deutschland weder jetzt noch im nächsten Jahre Reparationen zahlen könne, und das Eingeständnis, daß kein deutscher Staats mann die Verantwortung für eine Erklärung über die Möglichkeit der Wiederaufnahme der Zahlungen über nehmen könne, werde, so vermutet man, nicht mehr als eine böswilligeund einseitige Ablehnung der Haager Abkommen betrachtet. Man habe vielmehr erkannt, daß die deutsche Haltung vollkommen begründet sei. Amerika müsse durch eine zeitweilige Lösung der Frage Zeit gewinnen. Aber man sei sich dar über klar, daß eine einfache Verlängerung des Mora- toriums nicht zur Wiederherstellung der normalen Be ziehungen führen werde. Macdonald habe, wie man glaube, vorgeschlagen, daß die europäischen Mächte in Genf eine offene Erklärung abgeben sollen, derzufolge sie unter keinen Umständen für die Dauer einer noch verein barenden Zeitspanne zu den Waffen greifen wür- den. Uuk diese Weise solle das politische Vertrauen in Europa 'gestärkt und die Herabsetzung der Rüstungsausgaben vorbereitet werden. Zu all diesen Punkten, über die angeblich zwischen Frankreich und England eine Einigung erzielt worden ist, ist zu bemerken, daß einmal diese Einigung, wie gesagt, mit einem großen Fragezeichen zu versehen ist, und daß andererseits, wenn sie sich bewahrheiten sollte, Deutschland aus seinem bereits mehrfach betonten Gtand- mnkt beharren und daß Lausanne keine weitere Ber - chleppung, sondern eine Endlöfung der Tribut- rage bringen mutz. An diesem Ziel muß Deutschland festhalten, denn es kann nicht noch einen Krisenwinter, verschärft durch die Unsicherheit über die Tributgestaltung, aus sich nehmen. Die Aufrechterhaltung eines Tribut planes in wie auch immer gestalteter Form würde der Weltkrise eine neue Stoßkraft von solcher Gewalt geben, daß das Wort von „Umlegung des Abendlan des" schaurige Wirklichkeit werden könnte. Im Osten steht das „Morgenland", das nur darauf lauert, aus den Trümmern sich Bausteine aufzulesen. * In Berliner politischen Kreisen werden alle Behauptungen über Annäherung zwischen der eng ¬ lischen und der französischen Auffassung .Machst <Us S t i mmungsmache bezeichnet. Es fei falsch, hieraus schon irgendwelche Schlüsse ziehen zu wollen. Die Reichsregierung betrachte entsprechend ihrer Regierungserklärung als vordringlichstes Problem die endgültige Lösung der Tributsrage Ecks einer Gesamt- lösung, die der Wett endlich die zur wirtschaftlichen Wiedererholung notwendige Erleichterung bringen muffe. MacDonald, Simo«, Herriot »nd Boneour in Genf eiagetroffen. Genf, 13. Juni. Der englische Ministerpräsident Mac-' Donald mit seiner Toch-ier Miß Isabell MacDonald und der! französische Ministerpräsident Herriot trafen mit dem Außen minister Simon, dessen Gattin, dem französischen Kriegsmim- ster Paul Boncour und einem großen Stab Beamten des Außenamts und der verschiedenen Ministerien mit dem fahr planmäßigen Schnellzug heute abend in Genf ein. Herriot und MacDonald beabsichtigen, am Mittwoch nach Lausanne wei-^ terzufahren. Mittwoch abend ist eine erste Besprechung der sechs einladenden Mächte der Lausanner Konferenz — Eng land, Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien und Japan — vorgesehen, in der das Arbeitsprogramm der Konferenz be raten werden soll. Die Wahl des Präsidenten der Konferenzls steht noch nicht fest. Man nimmt jedoch an, daß MacDonald gewählt werden wird. Generalsekretär der Konferenz ist Sir Maurice Hankey, der bereits Generalsekretär der verschiedenen'! Haager Konferenzen war. Bisher sind NO Pressevertreter zur Konferenz angemeldet. Berkoppelmw der TriMme mit der Cichttheitssrsge? G e nf, 14. Juni. In internationalen Kreisen verstärkt sich Montag abend nach dem Eintreffen MacDonalds und Herriots der Eindruck, daß in den Pariser Besprechungen in großen Li nien ein Kompromiß erwogen worden ist, das die Tributsrage eng mit der Abrüstungsfrage verbinde. Während bisher dir französische Regierung die Abrüstungsfrage von der Lösung der Sicherheitsfrage abhängig machte, sollen fetzt englischerseits Versuche im Gang sein, die Lösung der Tributsrage von einer gleichzeitigen Behandlung der Sicherheitssrage abhängig zu machen. Wie verlautet, sollen die in Paris verhandelten Pläne in der Richtung laufen, daß auf der Abrüstungskonferenz als Gesamtergebnis neben der Herabsetzung der Rüstungsausgaben., dem Verbot der Bombenflugzeuge und der großen Geschütze ein Sicherh-eitsabkommen abgeschlossen werde. Ls muß daher erwartet werden, daß auf der Lausanner Konferenz die deut sche Regierung unter schärfsten Druck gesetzt wird, einer Rege lung der Tributsrage mit der Annahme einer Regelung der Abrüstungsfrage zuzustimmen, die im schroffsten Gegensatz zu der bisherigen deutschen Haltung in der Abrüstungsfrage steht und zu einer Aufgabe der moralisch und rechtlich unbestreit baren deutschen Standpunkte in der Gleichberechtigungsfrage führen würde. Die, Lausanner Verhandlungen werden jeden falls nach hiesiger allgemeiner Beurteilung zu außerordentlich schwierigen und ernsten Verhandlungen führen, deren Ergebnis bisher noch in keiner Weise zu übersehen ist. Nie letzien Vorhereitungen. Kabinettsberatung über Lausanne und die Notverordnung. Das Reichskabinett beschäftigte sich mit der Vorbe reitung der Lausanner Konferenz. Nach eingehenden Dar legungen der beteiligten Reichsminister wurde, wie halb amtlich mitgcteilt wird, die völlige Einmütigkeit des Reichskabinetts über die von der deutschen Delegation einzunehmende Haltung sestgestellt. Die Stellvertretung des Reichskanzlers während seiner Abwesenheit >n Lau sanne übernimmt Reichsinnenminister Freiherr v. Gayk. Später trat das Kabinett erneut zusammen um an die neue Notverordnung, die finanzpolitische Maßnahmen zum Ausgleich des Haushalts m a. bringen w»rd, die letzte Hand anzulegen. Der Text der neuen Notverordnung wird von der Nerchsregierung für Mittwoch veröffentlicht werden. * Was bringt die neue Notverordnung? Die neueNotverordnung, durch die der 400- Millionen-Mark-Fehlbetrag im Reichshaushalt gedeckt werden soll, wird, wie aus unterrichteter Quelle ver lautet, ähnliche Steuern bringen, wie sie das Kabinett Brüning vorgesehen hatte. Bei der Krisen steuer werde eine Neuregelung einireten durch Streichung eines Telles der Steuer und Einkübruna einer Absätze kür