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HeW Urban schönen Sonnenschein, Verspricht er viel und guten Wein. Früher wurde das Fest allenthalben mit großen Um zügen gefeiert, bei denen ein Bild des Heiligen herum getragen wurde, dem zwei Reiter, einer im Weißen und der andere im roten Mantel, entsprechend den Farben des Weines, folgten. Ihnen schlossen sich die Rebenarbeiter an, und vor jedem Wirtshause und jedem Winzergehöft machte mau halt, um die mitgebrachten Flaschen mit freundlichen Weinspenden füllen zu lassen. In Nürnberg, das für dieses Fest besonders berühmt war, war es das Vorrecht des städtischen Weinausrufers, sich in das Gewand des heiligen Bischofs zu kleiden. Mit einem silbernen Becher trank er jedem Spender des an den Zug verteilten Freiweines Bescheid und Gesundheit zu, und wenn der Weinausrufer auch ein trinkfester Mann sein mußte und seine Begleiter ebenfalls ihr Maß vertragen konnten, so wurde die Stimmung des Zuges doch bald so feuchtfröhlich, daß das Fest oft einen recht lärmenden Ausklang fand. Wenn es Wider Erwarten im Laufe des Tages zu regnen anfing, wurde der verkleidete Weinaus rufer zum Schluß unter großem Jubel derVolksmenge in einen Brunnentrog am Markt getunkt, während seine An hänger in den Gasthäusern noch eine lange Nachfeier ver anstalteten. Die Unzuträglichkeiten, die sich dabei ergaben, sind dann wohl der Grund gewesen, warum das Fest in dieser derben Form, über die viele ältere Berichte sehr lustig berichten, bei den kirchlichen und weltlichen Be hörden Bedenken erregten, so daß es allmählich abkam. Der Glaube aber, daß das Wetter des St. Urbanstages für den kommenden Sommer und Herbst maßgebend und von entscheidendem Einfluß aus die Wein- und Obsternt- des Jahres sei, hat sich erhalten. * Die Maiglöckch-R. Zäukchen oder Zauken, wie sie im Volks- Munde genannt werden, blühen jetzt. Infolge ihres starken Duftes ryLvden sie jetzt gern als Zimmerblumen gepflückt. Be sonders die Kinder möchten der Mutter ein Sträußchen mit n«ch Hause bringen. Nicht allgemein bekannt ist cs nun, daß Vie Zauken sehr giftig sind. Kinder, die bekanntlich oft mit den Fingern in den Mund fahren, sollten ganz besonders gewarnt Werden, die Zäukchen abzureißen. Manche Menschen bekom men vom Dust Kopfschmerzen; im Schlafzimmer können sie ge- fundheitsschädlich wirken. Reit- und Fahrturnier auf dem Schützenplatzr. Kommen den Sonntag veranstaltet der Rettverein Oberwartha auf dem Schützenplatze ein großes Reit- und Fahrturnier. Die Prü fungen und Wertungen beginnen bereits vormittags 8 Uhr, Während das eigentliche Turnier nachmittags 1(2 Uhr seinen Anfang nimmt. Das Programm bringt Dressurreiten, Sprin gen, Fahren und Reiterspiele. Besonderes Interesse wird die Quadrille in historischen Uniformen erwecken. Ihre Mitwir kung haben eine ganze Reihe der eingeladenen Reitervereine der näheren und weiteren Umgebung zugesagt, so daß alle Sportfreunde sicher von dem Gebotenen befriedigt werden. Hoffentlich ist das Wetter der Veranstaltung günstig. Noch von Glück sagen kann ein hiesiger Brauerlehrling, her heute mittag kurz vor 12 Uhr auf seinem Fahrrade die Wielandstvaße gefahren kam und in die Zellaer Straße ein biegen wollte. Zu gleicher Zeit bog ein Pferdegeschirr in die Wielandstraße ein und nahm dem Radfahrer die Sicht, so Laß er an ein in Richtung Nossen fahrendes Auto anfuhr und über den Kühler desselben auf die Straße geschleudert wurde. Er erlitt leichte Verletzungen an Kopf und Arm. Prälat Feßler h. In Breslau, wo er als Pfarrer im Reichsheer wirkte, ist am Sonntag abend nach kurzer Krank heit Prälat Monsignore Franz Xaver Feßler gestorben. In den Jahren' 1922 bis 1930 betreute er als Verwalter des katho lischen Pfarramtes in Freital-Deuben mit großer Hingabe auch die katholischen Pfarrkinder des Wilsdruffer Bezirkes, bei Lenen er sich größter Wertschätzung und Liebe erfreute. Auf dem Inneren katholischen Friedhof in Dresden wurde er heute nachmittag beigesetzt. Diebstähle in der Umgegend. Am 11. Mai wurde wieder einmal durch die Gendarmerie bei dem Hausbesitzer Paul Schul ze in Klipphausen Nr. 47 eine Durchsuchung vorgenom- men und dabei Säcke mit Getreide und Hafergarben vorgefun- Len, die mit einem Pferdegeschirr weggebracht werden muh ten. Auch Stühle aus dem Gasthofe hatte er eingetragen. Das Getreide hat Schulze annehmbar seit der Ernte 31 eingehamstert, denn er will sich nicht entsinnen, wie dasselbe auf seinen Boden gekommen ist- Bereits 1922 wurden von der Gendarmerie zwei' Pferdewagen voll Getreide bei Schulze ausgeräumt. — In der Nacht zum 13- d. M. wurden bei einem Gutsbesitzer in Un ke r s d v r f Zwölf Hühner gestohlen. Di« Täter hatten ein Loch in die Mauer des Seitengebäudes gebrochen, hinter der sich der Hühnerstall befindet. — In der Nacht zum ersten Pfingstfeier tag wurden im Gasthof in Kaufbach von drei Männern, die bei der Flucht gesehen wurden, durch einen aufgedrückten Fensterflügel heraus drei Flaschen Branntwein und Schokolade gestohlen. — Bereits einige Tage später, in der Nacht zum 18. dieses Monats, wurden im Gasthof in Unkersdorf nach Auswuchten des Fensterladens und Anstechens einer Fenster scheibe aus der Gaststube ebenfalls Zwei Flaschen Branntwein und ein Holzkasten mit Schokolade und Tabak entwendet. — Die nächste Nacht, zum 19. d. M., wurden bei einem Wirt schaftsbesitzer in Klipphausen nach Anstechen der Fenster scheibe und Einsteigen 62 Eier und ein kleiner Betrag Geld gestohlen. — Am 22. d. M. abends wurde in Kesselsdvrf von der Tankstelle bei Jahn ein an den Gartenzaun angeschlos senes Kraftrad gestohlen. Der Täter, ein Landarbeiter aus Braunsdorf, konnte sich des Besitzes nicht lange erfreuen; denn es wurde ihm am 24. d. M. bereits wieder abgenommen. — In der Nacht zum 24. d- M. wurde wieder im Gasthof in Kleinschön derg nach Aufdrücken eines schlecht verschlaf- jenen Gaststubenfensters und Einsteigens 2 Flaschen Brannt wein, Zigarren und Zigaretten gestohlen. Bereits in der Nacht zum 20 Mai wurde dort versucht, die Hühner zu stehlen, doch wurde durch die Aufmerksamkeit des Eigentümers der Täter vertrieben. Also Fenster abends richtig schließen und etwas Acht geben bei dem kleinsten Geräusch in der Nacht. 5 Fahrpläne in einem! Im Verlage der Gärtnerschen Buch druckerei (Heinrich Niescher), Georgplatz 15, ist soeben die Sommerausgabe des kleinen beliebten Fahrplanbuches „Der Kleine Niescher" erschienen. Außer den Fahrplänen für Eisen bahn mit Sommersonderzügen, den Straßenbahn-, Elektrischen Vorortbahn- und wichtigen Autobuslinien sowie den Dampf schiffahrtplänen enthält dieser „Ratgeber für Einheimische und Fremde" die so wichtigen Postnotizen, Sehenswürdigkeiten und Sammlungen, Polizei- und Sanitätswachen, Steuertermine, Kalendarium und manche andere willkommene und brauchbare Not«», Das kleine praktische Buch ist m allen Buch- und Papierhanlungen, sowie im Verlag der C. Rich. Gärtnerschen Buchdruckerei, Georgplatz 15, zu haben. Grumbach. Blinder F e ueralarm. In hiesiger Ge meinde findet im Laufe der Woche bis 29. Mai ein blinder Feueralarm statt. Die Einwohnerschaft von Grumbach und Ilm gegend wird hierdurch darauf aufmerksam gemacht. , X Grumbach. Bürgermeister Umlauft ist seit 23. 5 ai bis ein schließlich 11. Juni dieses Jahres beurlaubt. Die Vertretung liegt in den Händen von Erbgerichtsbesitzer Albin Kaiser. X Kesselsdorf. (Gemeindeverordnete ns itzun g) Die Gemeindeverordneten tagten gestern im Gasthof „Zur Krone" in öffentlicher Sitzung. Entschuldigt fehlten^3 Abgeord nete. Die Tagesordnung wurde in vorliegender Fassung ge nehmigt. Unter Punkt 1 Mitteilungen wird bekanntgegeben: a) Ein Schreiben des Gemeinderates in Wurgwitz wegen Ueber- nahme anteiliger Kosten zur Instandhaltung des Wurgwitz— Kesselsdorfer Kirchwegs wurde einstimmig abgelehnt, b) Auf eine Beschwerde des Gemeinderates in Wurgwitz wegen der schlechten Wegverhältnisse des Kesselsdorf—Wurgwiher Kom- munikationsweges einigt man sich dahingehend, daß eine Aus besserung des Weges vorgenvmmen werden soll. — Punkt 2 betr. Baugesuch Herbert Riehle. Vorgenannter sucht um Ge nehmigung zum Bau eines Einfamilienhauses nach. Dem An trag wird unter folgenden Gemeindebedingungen stattgegeben: 1. Anteilige Straßenbaukosten für die im Jahre 1897 erbaute Straße (nach dem allgemeinen Baugesetz von 1900 8 77). 2. Das seinerzeit vom gegenüberliegenden Besitzer zur Straße abgetretene Land zur Hälfte zu vergüten. 3. Anlegung eines Schnittgerinnes längs seines Grundstückes. 4. In der Straßen fluchtlinie entlang Einfriedigung mit gehobelten Latten. 5- Anlegung einer sickerdichten Senkgrube, welche des öfteren ge reinigt werden soll. Damit war die Tagesordnung erschöpft. Anschließend nichtöffentliche Sitzung. Scharfenberg Einen gefährlichen Motorraösturz erlitt am Montag in der 3. Stunde der Autoschlosser R. aus Brockwitz an der hiesigen Wegekreuzung. R., welcher kn Richtung Mei ßen fuhr, kam mit seinem Rade an genannter Stelle ins Schleudern. Zum Unglück kam ihm im selben Augenblick noch ein Auto entgegen, in welches R. unbedingt hineingefahren wäre, wenn er nicht die Geistesgegenwart besessen hätte, links die Straßenböschung hinunter zu fahren. Auch das Auto bog, als man merkte, daß der Motorradfahrer schleuderte, sofort links ab, um größeres Unheil zu verhüten. R. kam zum Sturz und blieb auf der Wiese liegen. Der Automobilist sorgte für sofortige Ueberführung nach dem Krankenhause, wo ein Ober schenkelbruch festgestellt wurde. Kirchennachrichten. Wilsdruff. Donnerstag: Abends 8 Uhr Bibelstunde. Vereinskalender. Haus- und Grundbesitzerverein. 28. Mak Versammlung. Reitverekn Oberwartha. 29. Mai Reit- und Fahrturnier. Verein sür Natur- und Heimatkunde. 29. Mai Botanische Wanderung. Turnverein (D.T.). 4. Juni Versammlung. Wetterbericht. Vorhersage der Sächsischen Landeswellerwarle für den 26. Mai: Zeitweise auffrischende Winde aus West bis Nord, noch trüb, örtlich Nebel, etwas Temperaturrückgang, zeitweise Niederschläge. Meißen. Tvdessturz eines Kraftfahrers. Der 26jährige Steinarbeiter O. Herold in Zehren, der für seinen neuen Be ruf als Rennfahrer trainierte, verunglückte auf der Straße bei Schieritz so schwer, daß er an den erlittenen Verletzungen starb. Meißen. Burgbeleuchtung. Der Verband Sächsi scher Bäcker--Innungen „Saxonia" hält am 28., 29. u. 30. Mai in Dresden seine Iubiläumstagung (50 Jahre) ab. Aus diesem Anlaß unternehmen die Mitglieder am Montag einen Aus flug nach Meißen. Die Veranstaltung schließt abends mit einer Burgbeleuchtung. Meißen. KindesleiKe im Kartoffelacker. Auf Flur Gauernitz wurde die Leiche eines neugeborenen Kindes aufgefunden. Sie weist Schlagverletzungen am Kopfe auf und war in einem Kartoffelacker verscharrt. In der Nähe befand sich ein blutbefleckter, grauwollener Schlüpfer. Bad Lausick. 25 Fahre Genesungsheim. Das Genesungsheim des Vereins sür Innere Mission konnte dieser Tage auf ein 25jäbriges Bestehen zurückblicken. Vielen Tausenden von Frauen hat das Heim in der Zeit seines Bestehens dienen können. Zug bei Freiberg. Bürgermeisterwahl. Hier wurde mit neun Stimmen der Linken der Verwaliungs- beamte Jentzsch aus Neuhausen zum Bürgermeister ge wählt. Der bürgerliche Kandidat Hofmann aus Zug er hielt acht Stimmen. Hartha. Todesopfer eines Verkehrs unglückes. Kürzlich waren bei einem schweren Auto unglück am Gasthos „Zum Kreuz" drei Personen schwer verletzt worden. Jetzt ist die Gattin des Grünwaren händlers Kretzschmar aus Waldheim, die besonders schwer zu leiden hatte, ihren Verletzungen erlegen. Hohenstein-Ernstthal. Spurlos verschwunden. Vermißt wird bereits seit Sonnabend der etwa 70 Jahre alte Nadelmacher Granitz. Plauen. Zwei Kinder tödlich verunglückt. Das vier Jahre alte Töchterchen des Pfarrers Mache in Straßberg, das dieser Tage von einem Kraftwagen an gefahren worden war. ist von seinen Qualen durch den Tod erlöst worden. — Das eineinhalb Jahr- alte Mädchen Helga Schimpf aus Groß-Friesen ist an den Folgen schwerer Verbrühungen gestorben. Tie Mutter hatte, während sie ihrer Beschäftigung nachging, die Kleine in Plauen in Pflege gegeben. In einem Augenblick des Un- bewachtseins ist das kleine Mädchen in ein Gefäß mit kochendem Wasser gefallen und hat davei die schweren Verletzungen davongelragen. Plauen. Tod im Bad. Der Monteur Benitz aus Glauchau, der in Neuensalz zu Besuch weilte, ist beim Baden plötzlich untergegangen. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende aemaGt. Brunndöbra. In der Fremde verunglückt. Der Sohn des hiesigen Schlossers Körner, Willh Körner, hat aus der Wanderschaft den Tod gefunden. Bei Glücks- bura (SLleswia-Lolstein) ist er beim Baden ertrunken. Leipzig. Note Fahne auf dem Kirchturm. An der Spitze des 67 Meter hohen Turmes der Andreas kirche entdeckte man morgens eine große rote Fahne, die die Inschrift trug: „Und dennoch heraus aus der Kirche'" Die Feuerwehr war nicht imstande, diese Fahne zu ent fernen. Erst ein Dachdecker konnte die Fahne abreiben. Der Fahnenstock befindet sich noch auf dem Turme. Von den Tätern fehlt jede Spur. Sie müssen nach der Annahme sachverständiger Personen am Blitzableiter em porgeklettert sein. Aus dem Landtage. Schutz vor „Diretttäden". Die veutschnalionale Landtagsfraklion hat aus Anlaß des Zusammenbruchs des Tertilkonzerns Wagner und Moras in Zittau folgenden Antrag eingebracht: Ter Land lag wolle die Regierung beauftragen, bei einer evtl. Hilse für die sächsischen Betriebe des zusammengcvrochenen Lextitwarenkonzerns eine Unterstützung durch die Säch sische Staatsbank oder aus dem Wirtschaftsstock davon ab hängig zu machen, daß a- die Diretttäden aufgehoben und oer Verlauf der Produktion wieder über den zuständigen Groß- und Einzelhandel erfolgt, b) die von dem Konzern bei der Errichtung der Direktläden geschädigten sächsischen Handwerker, die auf Kredit ihre Arbeiten ausführcn mußten, vor finanziellem Schaden bewahrt werden. Gegen das Kraftverkehrsmonopol. Die deutschnationale Fraktion hat folgenden Antrag eingebracht: „Pressenachricyten zufolge plant die Reichs- bayngeseuschaft ein Kraftverkehrsmonopol für den Güter verkehr. Wir beantragen, der Landtag wolle beschließen, die Regierung zu ersuchen, mit allen Mitteln bei der Reichs regierung dahin zu wirken, daß das beabsichtigte Rraft- verkehrsmonopol für den Güterverkehr nicht eingesührt wird." Drei Bauerngüter eingeäschert Grotzfcucr im Kreise Schleiz. In Göschitz brach m der Scheune des Gutsbesitzers Hegner Feuer aus, dem das Bauerngut des Hegner und die benachbarten Güter der Witwe Körner und des Land wirts Seidel zum Opfer fielen. Die Feuerwehren aus der Nachbarschaft haben mit insgesamt 17 Spritzen die weitere Ausdehnung des umsangreichen Brandes verhütet. Es wird Brandstiftung vermutet. Aufklärung -er paulsdorser Mordtat. Der Knecht Morgner gesteht. Der Knecht Morgner, der Mörder des Wolfschen Ehe paares in Paulsdorf bei Olsnitz i. V., hat nunmehr ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er will die Tat allein begangen haben. Die Ursache dazu sei Rache gewesen. Er sei von Wolf öfter gereizt worden und habe nicht ge nügend zu essen bekommen. Geld habe er nicht entwendet. Vor der Ausübung der Tal habe er sich umer dem Bell des Wolf versteckt gehalten. Die Frau habe er noch um gebracht, damit kein Tatzeuge vorhanden sei. Erst nach der Tat habe er die Scheune in Brand gesteckt, um die Mord gegenstünde zu vernichten. ArbMzeitverkSrmg und sächsische TeMn-uffne. Vom Landesausschuß Sächsischer Arbeitgeberverbande wird geschrieben: Die Verkürzung der zulässigen Arbeits zeit auf 40 Stckuden und diü'Erschwerung der Mehrarbeit stehen heute im Mittelpunkt lebhafter Diskussionen. Während die einen die Arbeitsverkürzung ablehnen, sehen die anderen in ihr ein Heilmittel zur erfolgreichen Be kämpfung der Arbeitslosigkeit. Soviel aber kann ohne weiteres gesagt werden, daß sie für die Textilindustrie undurchführbar ist. Diese Industrie, die heute mit einer Stundenkapazität von 50 Prozent arbeitet, bei der von 1051 verbliebenen Aktiengesellschaften 818 Gesellschaften zum großen Teil mit Verlust, mindestens ohne Gewinn im Jahre 1931 arbeiteten, und die im vergangenen Jahre eine Steigerung der Konkurse gegenüber 1930 um 23 Prozent (im Vergelich zur Zunahme der Konkurse in der gesamten Industrie um nur 7 Prozent) zu verzeichnen hatte, muß heute alles aufbieten, um jede sich bietende Beschäftignngsmöglichkeit avszunutzen. Wenn jetzt in einem solchen Augenblick ein neuer staatlicher Eingriff dazwischen kommt, der eine Erschwerung der Ausnutzung der Beschäftigungsmöglichkeft zur Folge hat, so stehen weitere Betriebe vor dem Ruin. Nach der ganzen Art ihrer Erzeugnisse ist die Textil industrie besonders koniunkiuremvfindlich. Eine aus schlaggebende Rolle spielt hier die Abbängigkeit der meiste« Textilerzeugnisse von der Mode. Die der Mode unter worfenen Waren aber müssen in kürzester Frist hergestellt werden, damit sie noch abgesetzt werden können, bevor wieder neue Muster auf den Markt kommen. Aber auch Saison und Witterung und die Lage der hohen Feste sind von erheblichem Einfluß auf die Nach frage. Hinzu kommt heute als besondere Konjunktnr- erscheinung, daß das Publikum infolge der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit im Kauf außerordentlich zurückhält. Der Kapitalmangel verbietet größere Lager haltung, die früher die Nachfrage auszugleichen vermochte und ein gleichmäßigeres Disponieren gewährleistete. Alles dies ist heute nicht mehr möglich. In den meisten Fällen können kurze Lieferungsfristen nur eingehalten werden, wenn vorübergehend mit Überstunden gearbeitet wird. Dabei sind gerade die Arbeiten der Tertilveredelungs- industrie in weitem Maße von physikalischen und chemischen Vorgängen abhängig, deren Dauer nicht beliebig beschränkt und auch nicht unterbrochen werden kann. Eine Unter brechung der Arbeit verdirbt oft das in Arbeit befindliche Warenstück und vernichtet damit den Erfolg der Arbeit. Die Unmöglichkeit, kurz bemessene Lieferfristen pünktlich einzuhalten, die sich aus der Erschwerung der überarbeit ergeben würde, muß zu Verlusten von Aufträgen führen, die dann meist der deutschen Textilindustrie über haupt verlorengehen, soweit es sich um die für die deutsche Devisenwirtschaft außerordentlich wichtigen Auslands aufträge handelt. Es liegt demnach also nicht so, daß die Verminderung der Arbeitszeit und die Erschwerung der Mehrarbeit neue Plätze für Arbeitslose freimacht. Im Gegenteil, es werden dadurch nur Arbeitsmöalichkeite» der- nicktet-