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Z. c: Ein Schrank gestopfter Vögel, wie sie uns dann und wann gebracht wer den, verunglückt, tot. Wir lassen sie stopfen, um Anschauungsobjekte für den Unterricht und Urkunden ihres Daseins zu haben. Jeder Fund wird be schriftet nach Fundort und Tag und Umstand. Des Schwarzen Storchs wäre zu gedenken, den ein unglücklicher Schütze vor Bestehen unserer Sammlung in der Struth abschoß. Nach Maßgabe unserer Geldmittel sollen diese Vögel zu Lebensgruppen zusammengearbeitet werden. Ihrer zwei sind bereits ge worden: Vögel am Wasser und Vögel am Winterfutterplatz. Die Winterschlacht des „Alten Dessauers" bei Kesselsdorf, die 1745 oeu 2. Schles. Krieg beendete und dem preußischen König die Tore Dresdens öffnete. Pläne, Geländeaufnahmen, Uniformskizzen, Literatur und hunder terlei Fundstücke von der Stückkugel bis zum Degenknauf und Gewehrschloß, die der Boden heute noch dem ackernden Landmanne kurzweilig schenkt. Alles anständig hergerichtet, auch den kleinsten Zeitungsausschnitt. Die Bil der gut gehängt vor einem farbigen Hintergründe. In die Wand hinein gearbeitet ein Diorama: Das sagenhafte „Gebet" des alten Dessauers. Nicht fern — jedes Knabenherz schlägt höher bei seinem Anblick — das große Ringen in Zinnfiguren dargestellt, Arbeit von Oberstudiendirektor Merbitz, Dresden. 1860 peinlich genau gemalte, bunte Soldaten auf weißem Schneegrund. Von den Höhen im Hintergrund steigen die preußischen Ko lonnen in langgezogenem Bogen herunter. Dicht vor uns aber stürmen ihre Grenadiere und Musketiere bereits gegen den Dorfeingang, wo die säch sischen Verteidiger, vier Glieder tief, hinter den Hecken ihrer warten. Die säch sische Artillerie ist lahmgelegt. Eben jagt General Wilster zu den Hecken zu rück, Hilfe zu holen. Hinter seinem stürmenden Regiment, fluchend und krummgezogen, hockt auf seinem Braunen der alte Dessauer. Die Hoboisten schmettern: So leben wir, sok leben wir —! Eine Kehrtwendung: Wilsdruffs Schulhäuscr und die seiner Umgebung. Mit dem Schulhaus ist viel gesündigt worden (Burkhardswalde!), viel Unverstand und gar kein Herz in Form und Farbe und Bauplatz, gar wohl des Dorfes übelste Eindringlinge, denen erst die Lebensarbeit des „Heimat schutzes" wieder Seele und Leib schenkte. Der Bauplatz der Wilsdruffer Schule im alten „Gezinge". — Dazwischen ein gut Teil der vertrauten Ge sichter ehemaliger Lehrer. Männer, die ihres Menschentums Kern und Seele in vielfache Geschlechter säten, kaum der Ernte harrend, die sie meist auch nicht sammeln durften. Gesang- und Bildungsverein, Obstbau und Bienen zucht, Heimatschutz und Volksbücherei, sie alle lebten und leben von Lehrer kraft und -arbeit, unentgeltlich geleistet neben der Arbeit der Schulstube. In besonderem Maße lebt in Bild und Notenblatt und mannigfachem Er innerungsstück der Name des alten Stadtkantors Zedtler (ch 1870). Rechte Lehrerarbeit ist auch anerkannt worden: Die bildgeschmückte Zigarrenkiste Wangemanns, der Ehrenbürgerbrief Werners. Daneben das Gebiet der Volkskunde: Der letzte alte Abdecker Wils druffs, Volksmedizin, 7. und 8. und 9. Buch Mosis, des Albertus Magnus Schrift, feinempfundene Patenbriefe, Kinderpoesien, Freundschaftsbücher usw. (Fortsetzung folgt). wockexkcozgerum „U>a««r»Nkrragebistt" / N-cdLruc» »»ml Icker NNiKel auck »«lee gieHenüugsbc Nummer y Mä r l-rr ri. Zadrgang Vie Napoleonücben stampfe. (Fortsetzung.) Mitunter wehren sich die Einwohner. Die Braunsdorfer z. B. treiben atu 7. September sranzösische Kavallerie mit Knütteln «aus dem Dorfe hinaus Md nehmen ihr die geraubte Kuh wieder ab. Plötzlich kehrt sich einer der Soldaten um und schießt auf den Gärtner Kohlsdorf, daß er „gantz und gar tobt" zu- sammensinkt. Mohorn, Wilsdruff, Grumbach, sie alle bitten um Salvegardien oder we nigstens Abweisungsscheine, um sie den „Fouragierern, Plünderern und Maro deuren" vorhalten zu können. Wilsdruff erhielt in dem sprach- und wegkunbigen Zahn einen überaus geschickten und sich aufopfernden Mann, dem es z. B. gelingt, am 18. September 6 Offiziere mit 600 Mann, am folgenden Tage reichlich eben soviel, am 30. d. M. abermals 640 Mann auf kluge Weise wegzüführen. Ein Bild aus Naustadt: Vom 2. September an kam acht Tage lang ein Offizier aus dem Lager von Siebeneichen nach Naustadt und holte Fourage. Tag für Tag stieg er im Pfarrhause ab, um hier zu frühstücken und zu speisen, und nahm jedesmal „3 Bvuteillen Wein" mit. Vom 22. Sepember bis 11. Oktober lag ein verwundeter französischer Offizier in der Pfarre. Tag und Nacht mußte man ihm aller 2 Stunden warme Umschläge machen. Zum Dank dafür lud er noch jeden Tag eine Menge Offiziere zu Tisch. Der arme Pfarrer mußte aus tragen lasten: Suppe, Fleisch, Mehlspeise, Braten, Butter und Käse. „Bei man cher Mahlzeit ging mehr als ein Dutzend Bouteillen Wein auf". Auch mußte man den Herren Offizieren beim Ausmarsch Braten, Wurst und wenigstens eine Bou- teilte Wein mitgeben. Die gemeinen Soldaten nahmen sich für jedes Pferd min destens 1 Zentner Heu mit. Ende des Monats verschlimmerte sich die Lage. Kosaken schwärmten allent halben umher. St. Cyr, der Oberbefehlshaber der französischen Besatzung Dresdens, ließ durch seine Kavallerie die Umgegend sorgsam abtästen. Es gab hier und da kleine Gefechte. Die Vorräte in der Stadt gingen zur Neige. Di« Sterblichkeit war groß. Fuderweise brachte man die Toten aus Dresden heraus, 36 33