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Umgegend Kung^WM^ ' tnii»dz Gewalt, '" ' " Krirg od«r sonstiger Be- -«»lwmngrn besteht kein Anipru» out Licseillng der Leitung oder Äürzung de« Bezugspreise«. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- Michis und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. ^38 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden L640 Montag, den 15. Februar 1932. Nie französische Auslegung. nkei?" Mitteilung wird in maßgebenden französischen folgender Standpunkt vertreten: koinincndc Neparationskonferenz, die jedoch nicht wedcutcnd mit einer endgültigen Lösung sei. n, Regierung behält sich uneingeschränkt das Recht "en bisüeriaen Standvunk 1 in vollem Um- Goch noch Lausanne. Als Dr. Brüning nach Genf zur Abrüstungs- Mcrcnz fuhr, hat er auch Lausanne passiert. Er mag wohl etwas nachdenklich auf diese Stadt gesehen haben, wo ja bereits Mitte Januar die große Reparations- ^ittenz stattfinden sollte und dieses welthistorische Er- Ms auch schon eifrig vorbereitet wurde. „Behüt' dich A, es hat nicht sollen sein!" — aber es ist zwecklos, entrüstete Klage hinausznschmettern in die Welt wie ^Trompeter von Säckingen; denn wenn ein wichtiger M vielmehr der wichtigste Unterzeichner des Aoung- Mes sich sträubt, zu einer solchen Konferenz zu gehen, -A „kannst halt nix machen", wie es zwar wenig lite- Mch, aber volkstümlich heißt. Freilich wird mit dem M und dem Wortlaut des Baseler Sachverständigengut- Mns einfach Schindluder getrieben dadurch, nun die Forderung dieses Berichtes, schleunigst und Alle Verzögerung zum mindesten eine Neuanpassung des »"ung-Planes an die wirtschaftliche und finanzielle Lage ^utschlands in Angriff zu nehmen, mit einer Ver gebung der Konferenz bis zum Juni beantwortet wird. M der einen Seite steht die Erklärung der deutschen Zahlungsunfähigkeit — Dr. Brüning »oll das anläßlich 'eines Genfer Aufenthalts noch einmal in einem Gespräch ^it dem französischen Kriegsminister Tardieu ausge- Mchen und unterstrichen haben —, auf der anderen Seite °ie Weigerung Amerikas, bestenfalls dann ein Entgegen- 'onnnen in der interalliierten Schuldensrage zu zeigen, wenn sich Europa zu einer gründlichen Revision der Ätschen Tributfrage zu entschließen vermag. Eine ein fache Verlängerung des Hoover-Feierjahres ist aber ebenso ^möglich wie eine Wiederinkraftsetzung des Aoung- «lanes, weil Amerika diese Verlängerung den inter nierten Schuldnern gegenüber ausdrücklich abgelehnt hat. Daher ist die Anberaumung der Konfe renz ans den Juni ungefähr das einzige, auf das Ech die wichtigsten Unterzeichner des Aoung-Plans haben billigen können. Diese Vertagung ist das deutlichste und dolitisch gar nicht mehr zu übersehende Zeichen dafür, baß diesmal nicht, wie bisher immer, vor der Nepa rationskonferenz eine französisch-englische „Einigung" zu I fielen war. Auch in der gemeinsamen amtlichen Er- ^ärung ist alles offen gelassen. Sogar das wesentlichste: ^er Charakter der beabsichtigten Rege- fUng. Die Engländer wollten eine „endgültige" ^sung, die Franzosen haben nur die Zusage einer Dauerhaften" Lösung durchgesetzt. Diplomaten ^gen an solchen Spitzfindigkeiten ihre Freude haben; Völkern, die als Schuldner unter dem Tributjoch M°n oder die auch nicht gerade leicht an den Folgen .'ries weltwirtschaftlichen Irrsinns zu tragen haben, sind Wortklaubereien in einer Zeit höchst gleich- Mig, in der so ziemlich alles — ohne Dauer ist, ge- ^weige denn „endgültig". , Von viel größerer Wichtigkeit, ja, von hoffentlich ent- Mdender Bedeutung ist vielmehr, daß man auf der zu- wMgen Konferenz nicht nur das Selbstverständliche tun nämlich „sich über die im Baseler Bericht aufgewor- I Fragen zu verständigen", sondern daß diese Ver- ^andigung auch noch über diesen Rahmen beträchtlich hin- ^sgehen soll. „Verständigung" — das ist ein Ziel und wir dusche wollen statt dessen vorläufig und vorsichtig heute Estt nur sagen: Verhandlung. „Verhandelt" werden soll jener amtlichen Mitteilung zufolge auch — wohl ^sächlich vor allem — über eine „Lösung der Wirt- Ha ftlichcn und finanziellen Schwierig- !eilen, die die gegenwärtige Weltkrisis verursacht ?°ben und diese verlängern können". Damit ist aus- ^ücklich gesagt, daß die kommenden Konferenzvcrhand- I ^ugen viel mehr als nur „die Zukunft des Poung- i Mus" umfassen werden. Man hat außerdem in der Er- I wrung noch einmal die Hoffnung ausgesprochen, die 'wternatioualc Lage" würde erleichtert werden, wenn auf deutsch gesagt: eine wirkliche Weltwirtschafts-, ^ltwährnngs-, Weltkredit- und Weltfinanzkonferenz an- Mindigt wird. . „Diesmal kann die Lösung des Problems" — des ^wirtschaftlichen und des reparationspolitischen, die zu einem einzigen, zu dem Problem geworden sind — ^cht verschoben werden, wenn man die Gefahr eines Mgen Zusammenbruches der Weltwirtschaft vermeiden schreiben die „Times" als Kommentar zu der Er dung über die kommende Konferenz. Auf Frankreich das die Januarkonferenz durch die Weigerung, nach ^Uwnne zu kommen, tatsächlich verhinderte, wird die l d und die V e r a n t w o r t u n g lasten, daß in der j^Huni angekündigten Art nickst schon jetzt und sofort zu- iMffcn wird, die Verantwortung für die bis dahin kaum ^ mindernden Weltlciden, die Verantwortung auch dafür, "N es dann nicht schon — zu spät sein wird. Sie iMWn MüstWSsordeiMgen. Nrmdfuuk-Jnterview -es Reichskanzlers an Amerika Reichskanzler Dr. Brüning gewährte der National Radio Corporation ein Interview über Abrüstungsfragen das auf den amerikanischen Funk übertragen wurde. Das Interview wurde in englischer Sprache gegeben und dauerte 22 Minuten. Der Reichskanzler erwiderte auf die Frage, bis zu welchem Grade Deutschland tatsächlich abgerüstet habe, unter anderem folgendes: Deutschland hat die durchgreifenden und sehr ins eim zelne gehenden Bestimmungen des Teiles V des Ver sailler Vertrages über seine Entwaffnung durchgeführt Seine Armee ist auf INO Ollst Mann beschränkt, die ent scheidenden Waffen moderner Kriegsführung, die ander« - Staaten als selbstverständlichen Teil ihrer Rüstungen be trachten, wie schwere Artillerie, Tanks und jede mili tärische Luftrüstung, sind Deutschland verboten. Alle Be festigungen an der deutschen Westgrenze sind zerstört. Jeg liche Mobilmachungsvorbereitungen militärischer ode: sonstiger Art sind Deutschland verboten. Die Bewaffnunc seines Heeres ist ihm bis ins einzelne vorgeschrieben Die Auslieferung und Zerstörung des Materials ar Flugzeugen, Geschützen, Maschinengewehren usw. ist ir Zehntausenden von Kontrollbesuchen in allen Teilen des Landes aufs schärfste festgestellt worden. 1927 wurde du Durchführung der Entwaffnungsbestimmungen anerkannt. Auch beim Eintritt Deutschlands in den Völkerbund 192l wurde festgestellt, daß Deutschland seinen Entwaffnungs Verpflichtungen nachgekommcn ist. Heute verhalten sich die militärischen Kräfte Deutsch lands und Frankreichs für den Kriegsfall etwa wie 1:50. Von einer militärischen Sicherheit Deutschlands gegenüber anderen Staaten kann heute keine Rede mehr sein Deutschlands Wehrlosigkeit ist besonders offenbar in Luftraum. Nicht nur die Flugwaffe ist ihm verboten sondern auch jegliche Flugabwehr von der Erde aus. In Kriegsfälle wären die deutschen Städte ohne jeden Schutz den Gas-, Brand- und Explosivbombcn ausgesetzt Die Forderung auf gleiche Sicherheit mit den anderer Völkern ist deshalb eine ganz selbstverständliche Folgerung aus den tatsächlich bestehenden Verhältnissen. Die zweite Frage an den Kanzler lautete, was Deutsch land mit dem Worte Gleichheit bei den Erörterungen übe: die Abrüstung meine? Der Kanzler erwiderte u. a. Wenn wir auf der Abrüstungskonferenz den Anspruch aw Gleichberechtigung und gleiche Sicherheit erheben, so ver stehen wir darunter, daß der Zustand einseitiger deutsche: Entwaffnung und damit deutscher Unsicherheit aufhörer soll. Wenn nur einem einzelnen Lande eine so weitgehende Abrüstung auferlcgt wird, wie die, die Deutschland vollzogen hat, so wird dieses Land in einen Zustand entehrender Disqualifizierung versetzt. Ein Teil der politischen Unruhen in Deutschland hat hier in ihren Ursprung. Dieses Messen mit zweierlei Mas wird in Deutschland als empörend, als höchst ungerech empfunden. Hiergegen gebe es fchlechterdings nur en Mittel, nämlich die Aufhebung der Disqualifizierung. Das meinen wir, wenn wir von Gleichberechtigung sprechen aber nicht, daß wir den Rüstungswettlauf anderer Staater folgen, sondern, daß die Rüstungsbeschränkungen auch be ihnen sinngemäß znr Anwendung kommen Auf eine dritte Frage erwiderte der Kanzler: Wenr man die durch die einseitige deutsche Entwaffnung herbei geführte Diskriminierung aufrechterhalten wollte, würd« man die Frage seiner Gleichberechtigung im Völkerbund ausrollen und darüber hinaus eine Grundfrage des Völkerrechtes in Zweifel setzen. Wir könnten kein Abrüstungsabkommen unterschreiben das dem Anspruch auf Gleichberechtigung auch hinsichtlick der Methoden der Rüstungsbeschränkungen nicht Rech nung tragen würde. Wir haben keineswegs Vic Absicht durch übertriebene Forderungen einen positiven Ausganx der Konferenz in Frage zu stellen. Eines muß ich aber noch einmal mit aller Deutlichkeit feststellen: Wir wollen die Gleichberechtigung Deutschlands und die Beseitigung seiner Disqualifizierung dadurch, daß die anderen grundsätzlich die gleichen Ber pflichtungcn übernehmen, wie sic aus uns ruhen, das heißi durch einschneidende Abrüstungsmaßnahmcn der noch nichl abgerüstcten Staaten. Deutschland werde auch in Zukunft jede ehrliche Ini tiative unterstützen, die dem Frieden und dem Fortschritt dient. Was die Frage der Internationalisierung der nationalen Rüstungen angeht, so wisse er nicht, wie er überhaupt dazu Stellung nehmen solle, solange nicht die wesentliche Verminderung des allgemeinen NüstungSniveaus und die Beseitigung dei bestehenden Ungleichheit gesichert sei — Tie letzte Frage, die sich aus die intern politische und finanzielle Lage Deutschlands bezog, veranlaßte den Kanzler zu dem Hin weis, daß trotz vielem Trennenden auch unbestreitbare Ge meinsamkeiten bestünden. In der Abrüstungsfragc und der Reparationsfrage herrscht im deutschen Volk nur eine Auffassung. Die Forderung der Gleichberechtigung und der gleichen Sicherheit wird vom ganzen deutschen Volte geteilt. Jede deutsche Regierung werde diese Forderungen vertreten müssen. fange auf der Reparationskonferenz zum Ausdruck zu bringen. Den Rahmen der Rcparationskonferenz bilde, wie in dem Communique betont, das Baseler Gutachten, jedoch selbstverständlich auch in vollem Umfange der Noung - Plan. England für „endgültige Oauerlösung^. In einem Leitartikel warnt die „Times", dem Ab kommen eine allzu große Bedeutung beizumessen. Das Abkommen habe lediglich eine Einigung über die Ein berufung der Konferenz, nicht aber eine Vereinbarung über die weitere Reparationspolitik gebracht. Dieses Mal müsse eine endgültige Dauerlösung gefunden werden. Die Grenze für diese seien gegeben, jedermann wisse, daß für einige Zeit Deutschland überhaupt keine Reparationen zahlen könne. Es sei also die einzige Frage, wann Deutsch land, wenn überhaupt, die Zahlungen wieder aufnehmen könne und in welcher Höhe. Es sei fraglich, obAmerika eine derartige Lösung günstig beurteilen würde. Eine Zwischenlösung in der Form eines Kompro misses verlängere nur die gefährliche Wirtschaftskrise, die von Monat zu Monat ein Land nach deni anderen östlich vom Rhein immer fester umschlinge. Durch eine end gültige und geschäftsmäßige Regelung könnten die euro päischen Mächte im Juni sich selbst helfen. Wieder Verpfändung der Reichsbahn geplant? Wie aus Genf gemeldet wird, sei geplant, die deut schen Zahlungen wesentlich herabzusetzen. Wahrschein lich werde mau eine Höchst- und Mindcstziffer nennen, zwischen denen sich auf Grund einer jährlich festzuwtzcn- den Wohlstandsrichtzahl die deutschen Zahlungen zu be wegen hätten. Die Zahlungen würden mit etwa 200 bis 400 Mil lionen Mark jährlich beginnen. Die Reichsbahn solle die Sicherheit für die Zahlungen abgeben. Hindenburg stellt sich zur etwaigen Wiederwahl zur Verfügung. Eine Kundgebung des Reichspräsidenten Berlin. Der Reichspräsident von Hindenburg empfing heute den Präsidenten des ReichskriegerLundes „Kyffhäuser", General von Horn, der erneut das Vertrauen und die Treue der im Kyffhäuferbund vereinigten alten Soldaten zum Aus druck brachte. Reichspräsident von Hindenburg gibt auf die an ihn in den letzten Tagen gerichteten Aufforderungen und Anfragen öffentlich folgende Anwort: Nach ernster Prüfung habe ich mich im Bewußtsein meiner Verantwortung für das Schicksal unseres Vaterlandes entschlos sen, mich für eine etwaige Wiederwahl zur VerjüZung zu stel len. Der Umstand, daß die Aufforderungen hierzu c n mich nicht von einer privaten Stelle, sondern von breiten Volksschichten ergangen ist, läßt mich in meiner Bereitwilligkeit eine Pflicht erblicken. Sollte ich gewählt werden, so werde ich auch weiterhin mit allen Kräften dem Vaterland treu und gewissenhaft die nen, um diesem nach außen zur Freiheit und Gleichberechtigung, nach innen zur Einigkeit und zum Ausft eg zu verhelfen. Werde ich nicht gewählt, so b'eibt mir dann der Vorwurf erspart, meinen Posten in schwerster Zeit eigenmächtig aufge geben zu haben. Für mich gibt es nur ein wahrhaft nationales Ziel: Zusammenschluß des Volkes in seinem Existenzkampf, volle Hingabe jedes Deutschen in dem harten Ringen um die Erhal tung der Nation. Berlin, den 15. Februar 1932. gez. von Hindenburg.