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1952 PAPIER-ZEITUNG. No. 68. Das Zumachen geschieht später in derselben Weise, nur um gekehrt. Das bedruckte Pack (25 oder 50) wird aufgestossen, die Klappen werden stossweise umgebogen und darauf zieht die Rechte mit feucht gehaltenen Fingern Stück um Stück geschlossen ab. Ebenso wie hier verfährt man, wenn der Umschlag unter der Klappe bedruckt werden soll. H. Buchstaben in Maschinen-Abbildungen. Bezugnehmend auf den mit gleicher Ueberschrift versehenen Aufsatz in Nr. 62 weist ein Freund unseres Blattes darauf hin, dass der »Schriftkasten« des Buchbinders ein sicheres Mittel zum Eindrücken von Buchstaben in die zu photochemischer Wiedergabe bestimmten Maschinenzeichnungen bietet, und dass jeder geschickte Buchbinder solche Arbeiten ausführen könne. Die beigelegten, vom Einsender in dieser Weise ausgeführten Proben sind tadellos. Rechnungen mit Heftrand. Meissen, 15. August 1892. Es interessirt Sie gewiss, die in Nr. 61 der Papier-Zeitung empfoh lenen Rechnungen mit Heftrand in Natura zu sehen. Ich fertige alle Rechnungen seit Januar d. J. in dieser Weise an und freue mich, auch von anderer Seite den Vortheil dieser Einrichtung erkannt zu sehen. Richard Schneider. Bei dem uns vorgelegten Beispiel bildet eine senkrechte, rothe, mit der Liniirmaschine gezogene Linie den Trennstrich für den Heftraum. Gutenberg-Pfennig. Im Jahre 1890 wurde bei Gelegenheit des 450jährigen Ge denkfestes der Erfindung der Buchdruckerkunst der Gedanke an geregt, den drei Erfindern: Johann Gutenberg, Alois Senefelder und Friedrich König in Leipzig ein gemeinsames Denkmal zu er richten. Die Kosten desselben sollten, wie wir im Jahrgang 1890, Seiten 1798 und 2481 berichteten, durch eine Sammlung unter allen Angehörigen der buchgewerblichen Fächer gedeckt werden, deren Jeder wöchentlich einen Pfennig zu diesem Zwecke zurück legen sollte. Die Sammlung erhielt den Namen »Gutenberg- Pfennig«, und die Leitung wurde einem »Gutenberg-Ausschuss«, an dessen Spitze Dr. Oscar von Hase in Leipzig steht, über wiesen. Seit der Zeit der Aufrufs-Versendung war es von diesem Unternehmen still geworden, und Viele hatten es wohl ganz ver gessen. Einige Anfragen aus unserm Leserkreise veranlassten uns, beim Gutenberg-Ausschuss Auskunft über den gegenwärtigen Stand der Angelegenheit zu erbitten, und wir erhielten darauf folgende Mittheilung: Leipzig, 15. August 1892. Gutenbergstr. 3. Auf Ihre geschätzte Anfrage vom 15. Juli nach dem Schicksal des Gutenberg-Pfennigs erwidere ich ergebens!, dass das Sammelwerk zwar durch die Lohnkämpfe im Buchdruckgewerbe im vorigen und in diesem Jahre eine bedauerliche Beeinträchtigung erfahren hat, im übrigen je doch seinen Fortgang nimmt. Der Ausschuss gedenkt gegen den Herbst hin die Werbung von Freunden für die Sache mit der Veröffentlichung der bisher eingegangenen Beiträge wieder aufzunehmen und darf dabei wohl auch auf Ihre freundliche Unterstützung wieder rechnen. Ich ergreife die Gelegenheit, Ihnen für das dem Gutenberg-Pfennig entgegengebrachte warme Interesse herzlichen Dank auszusprechen und bitte Sie, dieses Interesse der Sache auch ferner zu erhalten. Hochachtungsvoll Dr. Oscar von Hase, Vorsitzender des Gutenberg-Ausschusses. Korrektur - Abzüge. Für jede Art von Korrektur-Abzügen eignet sich die auf den Aussterbe-Etat gesetzte eiserne Handpresse wohl am besten. Sie ist bequem hantirbar, es lassen sich damit auch auf trocknem Papier so klare Abzüge erzielen, wie sie nur immer gewünscht werden. Man kann einen Bogen Werksatz, ein Plakat, eine feine Accidenz-Arbeit hintereinander abziehen, ohne grössere Umstände, als dass man die Auftrag-Walze zu reinigen hat. Da die Handpresse auch für gelegentliche Arbeiten zu ge brauchen ist, die man nicht gern in die Maschine nimmt, sei es, weil die Einrichtung dort zu umständlich ist, oder weil Walzen und Farbwerk verschmiert werden — wie z. B. beim Druck von Plakaten —, so kann der Handpresse ein warmes Wort an dieser Stelle und ein guter Platz in Accidenz-Druckereien wohl vergönnt werden. Sie ist hier meines Erachtens unentbehrlich. Man muss nur Vorsorge treffen, dass Unkundige darin keinen Satz schief drücken oder abquetschen können, was am besten durch zwei links und rechts, ziemlich weit seitlich gelegte schrifthohe Holz stege verhindert wird. Diese Stege veranlassen den Tiegel, sich gleichmässig aufzusetzen, während er sonst bei äusser der Mitte stehendem Satz kippen würde; sie fangen aber auch den etwa angewandten überflüssigen Druck auf. Für leichte Accidenz-Ar- beiten empfiehlt es sich, breite und etwas höhere Stege einzu legen, bei vollen Werkformen kann man die Stege ganz fort lassen. Äusser der Handpresse, die für diese Zwecke viel zu wenig gewürdigt wird, giebt es noch andere Abziehvorrichtungen, haupt sächlich für Zeitungssatz. Da ist zuvörderst die schwere eiserne, mit Filz bezogene Abziehrolle, die auf seitlichen, in der Höhe verstellbaren Schienen läuft, auf diesen über den Satz gerollt wird und durch ihr eigenes Gewicht wirkt. Trotz ihrer Unförm- lichheit und mancher Mängel, unter denen z. B. das Aufspringen auf die Satz-Enden hervorzuheben ist, ist diese Roll-Vorrichtung ziemlich weit verbreitet. Ein Ersatz dafür, aber nur für Spalten-Abzüge usw. verwendbar, ist die in einem Räderkarren montirte Gummi-Handwalze. Man stellt die Räder der Schrifthöhe entsprechend ein und kann dann leidliche Abzüge auf jedem beliebigen ebenen Tisch oder Brett erzielen. Die Gummiwalze muss vollkommen rund sein, — da dies aber nicht immer der Fall ist, so ist es meist vorzuziehen, auf die Radstellung Verzicht zu leisten, statt dessen schrifthohe Seitenstege an den Satz zu legen, die über diesen hinweg greifen, und darauf die Walze abzurollen. Wenn man einmal so weit ist, so thut jede beliebige Hand walze dieselben Dienste, und man kann sich für seine ausschliess lichen Bedürfnisse einen billigen Abzieh-Apparat herstellen lassen, der aus einem einfachen starken Brett mit zwei aufgeschraubten Leisten besteht. Man nimmt am besten eine alte Walze, die ihre Zugkraft schon nahezu verloren hat, und entzieht ihr den letzten Rest derselben durch Baden in Alkohol, Lösungen von Alaun, Tannin oder andern gerbenden Stoffen. Das für Spalten-Abzüge im Laufe des Tages gebrauchte Ab ziehpapier wird in Druckereien, wo Ordnung herrscht, frühmorgens ordnungsmässig gefeuchtet und hält sich dann zwischen zwei Brettern den ganzen Tag geschmeidig. Mit solchem Papier scharfe Abzüge auch von alter Zeitungsschrift herzustellen ist eine Kleinigkeit. Anders liegt es, wenn, wie man hin und wieder sieht, der Setzer, oder wer sonst die Abzüge zu machen hat, das Papier jedesmal erst anfeuchten muss. Dass dies nicht so zweck mässig sein kann, wie die Vorfeuchtung, sieht Jeder ein, aber es findet sich mangels einer Anweisung von oben her Niemand, der das Feuchten übernimmt. Die Abzüge werden dann bei weitem weniger sauber, namentlich wenn in der Eile die nasse Papier seite auf den Satz gelegt wird. Statt des Schwammes kann man auch eine der Feucht-Vorrichtungen verwenden, die zum Feuchten der Blätter eines Kopirbuchs benutzt werden, und die haupt sächlich aus einem Wasserbehälter mit Schlitz bestehen, aus welchem ein durchtränkter Filzstreifen hervorragt. Der für Abziehzwecke gebrauchte Farbstein muss wöchentlich mehrmals gewaschen werden, ebenso die Walze. Das versteht sich ganz von selbst, wird aber auch in sogenannten bessern Druckereien nicht selten äusser Acht gelassen. Auf dem Stein haben sich dann dicke Krusten vertrockneter Farbe abgesetzt, und die Walze gleicht altem Schuhleder. Wo der Faktor auf dem Posten ist, kann das freilich nicht vorkommen, ebensowenig, dass die Walze nach dem Gebrauch auf dem Farbstein liegen bleibt und sich flachdrückt. Es ist durchaus nicht schwer, auch ohne alle Apparate gute Korrektur-Abzüge zu erzielen. Wo geklagt wird, dass dies nicht möglich sei, da liegt das in der Regel an Fehlern, die ein halb wegs tüchtiger Fachmann von heute zu morgen beseitigen würde. Mit einer leidlich schweren flachgeschorenen Bürste z. B., an der ein Handgriff befestigt ist, lassen sich ganz befriedigende Abzüge erzielen. Unsere Buchdrucker-Vorfahren machten es noch einfacher, sie legten die Form auf die Zimmerdiele, den gefeuch teten Bogen darauf, darüber eine Lage Makulatur, zogen die Schuhe aus und trampelten eine Weile auf der Form herum. Man nannte das: »Die Form abtreten«. H. H. Rückentitel. Wenn auf dünnen Broschüren oder Bänden die Titelworte dem Rücken entlang angebracht werden müssen, entsteht die Frage, ob die Zeile von oben nach unten oder von unten nach oben laufen soll. Die Buchdrucker beantworten sie meist im letzteren Sinne.