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1806 PAPIER-ZEITUNG. No. 63 Schreiber Dieses, welcher als Leiter einer nach amerikanischem System eingerichteten Holzschleiferei Gelegenheit hatte, die Vor züge dieses Systems kennen zu lernen, legt der geehrten Redaktion eine Probe des dort erzeugten Stoffes vor und gestattet sich, an der Hand der vorstehenden Skizze eine kurze Beschreibung dieser Anlage zu geben. Das Gebäude ist ein einfacher Riegelbau von 22 m Länge und 12 m Breite und wird durch eine Reihe von Holzsäulen, die zur Stützung des Dachstuhls dienen, der Länge nach in zwei Räume getheilt, deren einer die Holzputzerei A und die Schleif maschinen B, der andere die Entwässerungsmaschine H nebst Hilfsmaschinen, sowie eine doppeltwirkende Druckpumpe I enthält Letztere speist einen in der Skizze nicht verzeichneten Akku mulator, von welchem ein Druckrohr zu den hydraulisch bewegten Pressen der Schleifsteine führt. Die drei Schleifer B sitzen auf einer gemeinschaftlichen, mehrfach gekuppelten waagrechten Welle, welche mittels Kegelradübersetzung von einer Rohrturbine an getrieben wird. Turbine und Abtrieb befinden sich in . dem Anbau Kan der einen Schmalseite des Gebäudes. Von der Schleiferwelle aus wird durch einen Riemen die Deckentransmission L angetrieben, und von dieser die übrigen Maschinen. Das Holz wird in dem Raume A auf übliche Weise mittels Maschinen gesägt, geschält und durch Astbohrer von Aesten be freit und die gereinigten Scheite dann in den Schleifmaschinen B unter hydraulischem Druck zerfasert. Der dünnflüssige Stoffbrei sammelt sicli in dem gemauerten und auscementirten Kanal unter jedem Schleifer und fliesst von hier durch die Rinne C in die Rühr bütte D ab. In der gemauerten Rinne C ist 10 cm über dem Boden Das Ausnützungsmoment bildete vor 14 Jahren noch keine Er wägung im Punkte des Löschkartonverbrauchs. Heute rechnet man schon viel genauer und weniger planlos, weil es nicht mehr so aus dem Vollen geht. Wie rasch man übrigens, auch fern von den Metropolen, hierzulande auf gute Reklame-Neuheiten eintritt, gleichviel wo sie herkommen, beweisen folgende zwei Thatsachen aus Tausenden, die zu meiner Kenntniss gelangt sind. In Sioux City hatte ich meiner Schreibunterlage kaum bei Walters Bros, erwähnt, als am nächsten Tage schon diese rührige junge Firma ein Ries Löschkarton in ganzen Bogen in den Geschäfts häusern vertheilen liess, auf welchen äusser ihrer Firma und einer schnell dafür gewonnenen Nachbarsfirma ein Monatskalender für März und die Ankündigung gedruckt war, dass am letzten jedes Monats ein neues Blatt für den nächsten Monat geliefert würde, und dass eine Unterlage zur Aufnahme der Blätter in Arbeit genommen sei. Die Nummer der Papier-Zeitung (Nr. 25), welche das König & Ebhardt’sche Schaustück in Form eines Hauptbuches in Ab bildung enthielt, wurde in dem unter meiner Leitung stehenden Mankato-Verkehrsbureau an einem Donnerstag aufgelegt. Am Freitag erth eilten die stockamerikanischen Herausgeber der Daily Free Press ihrem Buchbindermeister den Auftrag, ein ähnliches Buch sofort herzustellen und fragten mich, ob häufig derartige Ab bildungen in der Papier-Zeitung enthalten wären, in welchem Falle sie, obwohl kein Wort deutsch sprechend, darauf abonniren würden. Einer Berichtigung bedarf ferner die in Nr. 37, Seite 1058 enthaltene Beschreibung des Hake’schen »Presspunch«, den ich aus dem Grunde nur bündig berührte, weil er schon früher einmal von mir erwähnt war, und ich ihn für sich selbst sprechen lassen zu dürfen glaubte. Während er nach der redaktionellen An merkung zum Lochen von Etiketten bestimmt sein dürfte, findet er thatsächlich eine unbegrenzte Verwendung. Mehrfach wurde von mir darauf hingewiesen, in welchen ungeheuren Massen die Gratishauskalender vertheilt werden, von welchen ich einige Proben hinübergeschickt hatte. Jeder dieser Kalender ist in der oberen Ecke gelocht und trägt die Firma des betreffenden Apo thekers, was beides erst nach Fertigstellung der Auflage ange bracht wird. Es ist nun einleuchtend, welch’ ungemeinen Zeit gewinn der Presspunch schon allein in dieser Richtung bietet. Dann haben wir aber noch eine Menge anderer, nicht weniger zweckmässiger Verwendungsarten für das Instrument. Da ist zum Beispiel zu erwähnen: die riesige Masse von Ballprogrammen, die selbst für den primitivsten Negerball mit Schnur und Quaste versehen sein müssen. Ferner die unzählige Menge von Druck sachen, die im voraus für Shannon's letter files gelocht werden. Eine Druckerei, welche aus der Lieferung von gelochten Adressmarken für Landesproduktenhändler ein Sondergeschäft macht, lässt den Manillakarton erst so perforiren, dass 4 bis 6 Marken in einer Form gedruckt werden können. Ebensoviele Presspunches werden dann mit in die Form eingeschlossen. Auch der von mir in Nr. 39, Seite 1124, in aller Kürze be schriebene Lampenhalter hat zu einer durchaus unzutreffenden nachträglichen Herabsetzung seiner Vorzüge geführt. Ich habe ausdrücklich hervorgehoben, dass derselbe an irgend einem Quer stücke des oberen Kastens befestigt, und dass ferner eine Abart desselben in einem beliebigen Neigungswinkel befestigt werden könne. Damit war zugleich gesagt, dass vermöge dieser Vor züge die Lampe so nahe wie irgend denkbar nach dem Bereiche der hauptsächlichsten Schriftzeichen des unteren Kastens gebracht werden kann, wodurch die Augen des Setzers anerkanntermaassen geschont werden. Der als Seitenstück in Nr. 43 abgebildete deutsche Lampenhalter steht dagegen nicht nur waagerecht, son dern um die Höhe des zu seiner Führung dienenden Stiefels über dem höchsten Punkte des oberen Kastenrandes, wird demgemäss dem Bereich der meistgebrauchten Schriftzeichen um Ibis 2 Fuss (amerik.) entrückt und hat zur Folge, dass die Lampe ihren kräftigsten Schein direkt dem Auge bezw. dem freien Luftraum mittheilt. Der Vortheil zu Gunsten des amerikanischen Halters ist so sehr die Hauptsache am Ganzen, dass das beim Kastenwechsel nöthige Ab- und Aufschrauben um so weniger in Betracht fallen kann, als jeder Zeitungssetzer in der Regel zwei Kästen nebeneinander aufzuliegen hat, und Monate vergehen können, bevor der Lampen halter abgenommen werden muss, während Accidenzsetzer den selben von vornherein seitlich — entweder an einer Wand oder Säule — befestigen. Der beste Beweis für diesen Hauptvorzug des amerikanischen Lampenhalters liegt in der allgemein bekannten Thatsache, dass aus den Kleinstädten Deutschlands und der Schweiz immer mehr brillentragende Setzer herüberkommen, während man selten einen amerikanischen Landsetzer mit bewaff netem Auge sieht. Q. Kraft. Holzschleiferei. In der Fabrikation des auf mechanischem Wege durch Schleifen erzeugten Holzstoffes wurden in den wenigen Jahrzehnten, die seit der Erfindung des Holzschleifens durch Friedrich Gottlob Keller verflossen sind, so mannigfache Umgestaltungen und Ver besserungen eingeführt, dass es heutzutage wohl kaum zwei Holzschleifereien giebt, welche sich vollständig gleichen, ebenso wie alle Papierfabriken und Zellstoffanlagen trotz des gleichen Grundgedankens in Bau, Einrichtung und Arbeitsweise von ein ander abweichen. In dem einen Punkt stimmen jedoch die meisten Holz- schleifereien untereinander überein, dass der von den Schleif steinen abfliessende Stoff nach theilweiser Sortirung und Ent wässerung erst noch über besondere Mahlgänge (Raffineure) und dann erst zur Pappenmaschine geleitet wird. Solche Anlagen er fordern also äusser den Schleifsteinen und Entwässerungsmaschinen noch umständliche Sortirvorrichtungen, ausserdem Behälter, Pum pen und vor allem die theuren Mahlgänge selbst, deren Instand- haltung und Betrieb viel Mühe, Zeit und Kraft, und — was bei dem heutigen schlechten Geschäftsgänge am meisten ins Gewicht fällt — ziemlich bedeutende Kosten beansprucht. Diese Arbeits weise kann dann einigen Werth haben, wenn man etwas besseres, gleichmässigeres Produkt erzielen will, welches auch noch zu Mittelpapieren als Füllstoff Verwendung finden kann. Wenn man aber in Betracht zieht, dass die weitaus grösste Masse des er zeugten Holzstoffes nur zu minderwerthigem Druckpapier ver arbeitet wird, so erscheint die Benutzung von Mahlgängen über flüssig, umsomehr, als die amerikanischen Anlagen zur Genüge beweisen, dass man auch ohne dieselben sehr guten Stoff er zeugen kann.