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Ottendorfer Zeitung. ,rser Kenung- erscheint »-«-.„tag, vonner». «nd Sonnabend abend». Bej»g,prei, vitrteljShrli» I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mar». Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode, Annahm« »'n Inserat« »i, —«mittag Uh«. Jns«rat« wird«» mit m p sL» di« Spaltz«il« tere^nit Ladrvarisch« Satz »ach d«s»nd«r«m Laris Druck und Oering voi. .»ermann Rühle in <8roß-C)ktiüa. Für di« Redaktion verantwortlich Hermann Rühl« in Groß-Dkrilla No. 32. Freitag, den 13. Mär; 1908. 7. Jahrgang. Ziehkinderwesen betr. Es ist in letzter Zeit wiederholt die Beobachtung gemacht worden, daß die über das Ziehkinderwesen im Bezirke der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt in Geltung befindlichen Bestimmungen nicht allenthalben Beachtung finden. E» wird daher hierauf erneut mit dem Bemerken hingewiesen, daß die Erlaubnis zur Aufnahme eines Ziehkindes in der Regel vor der Aufnahme desselben bei der Ortspolizei- b Hörde rinzuholen ist In Ausnahmefällen z. B. bei Erkrankung oder Tod der Mutter kann nachgelassen werden, daß dies« Anmeldung spätestens binnen drei Tagen nach der Aufnahme de» Kindes erfolgt. Solche Personen, die zu dem aufzunehmenden Kinde in einem verwandt- schaftlich-n Verhältnis stehen (z. B. Großeltern, Adoptiveltern oder Stiefeltern) werden von dieser Verpflichtung ausgenommen, jedoch h -ben auch diese von der Aufnahme eines solchen Kindes dec OrtSpolizeibebörde binnen drei Ta^en Anzeige zu erstatten. Sobald ein Z ehkind verstirbt, aut sem-r bisherigen Pflege enlnommen wird, oder mit seinen Zieh- oder Pflegeeltern die Wohnung wechselt, so ist der Ortsvo izeibehörde hiervon spätestens binnen drei Tagen unter Vorlegung b z. Rückgabe des bei der Anmeldung eines jeden Ziehkindes erhaltenen Erlaubnisscheines Anzeige zu erstatten. Zuwiderhandlungen hiergegen werden auf Grund voa tz 9 der Bestimmungen über das Ziehkinderwesen im Bezirke der Köniflichen AmtShauptmmmchast Dresden-Neustadt vom 16. März 1900 mit Geldstrafe bis zu 1,50 Mark oder ntsprechsndec Haft geahndet. Ottelläork-Äloriträork, 3. März 1908. Der Gemeindevorstand. Oertlichrs und Sächsisches. Mttendorf'Dkrilla, den »2. März ,908. —* Verpachtung von Bahnhofswirtschaften Die Sächsische Staatsbahnverwakung schreibt jetzt die Verpachtung verschi dener Bahnhofs wirtschaften anderweit auf sechs Jahre auS und zwar die in Lichtenberg und Nossen für I. Mai und die in Chemnitz Hbhf. für I. August, Die allgemeinen Bedingungen liegen auf den sächsischen Bahnhöfen auS Pachtangebote sind bis 26, März an die Generaldirektion d r Sächsischen Staatsbahnen einzusenden. Die Bewerb r bleiben bis Ende April an ihre Gebote gebunden. Wer bis dahin keinen Bescheid erhält oder seine Zeug nisse kurzerhand zurückgeschickt bekommt, kann seine Bewerbung als abgelehnt betrachten, —* Ein fast allgemeines Sinken der Lebenümittelpreise verzeichnet die neueste amtliche Nachweisung. Alle Getreidesorten find billiger geworden, ebenso das Fleisch, mit Ausnahme ces Hammelfleisches. Der Eierprei« ist sogar ungewöhnlich stark ge sunken. Dagegen hat die Butter im Klein handel «ine erhebliche Preissteigerung erfahren, die aber nicht überall durch die Bewegung im Großhandel gerechtfertigt wird. Weixdorf. Ein Automobilunfall, der leicht noch schwerere Folgen Huben konnte er eignete sich am Dienstag nachmittag in der Nähe des hiesigen Bahnhofes am Fuchsberge Zwei Dresdner Herren, die hiesigen Jagd pächter und zwei Landwirte von hier fuhren mit dem Automobil so heftig gegen einen Straßenbaum, daß die Insassen den steilen Bahndamm hinab auf den Bahnkörper ge- tchleudert wurden, auch das Automobil stürzte den Abhang hinab. Während die Dresdner Herren fast ohne Verletzungen davonkamen, erlitt ter eine der hiesigen Landwirte eine leichtere Handverletzung, hingegen der andere nicht unbedenkliche Gesichtocrletzungen, sodaß sich sofortige ärztliche Hilfe notwendig machte Da» Automobil war derart beschädigt, daß es mittel» Geschirr nach Dresden geschafft werden Mußte. Dresden. Der^ Ballon „Dresden" des Sächsischen Vereins für Luftschiffahrt der bereits zwei Probefahrten mit gutem Erfolge Unternommen hat, soll nächsten Sonntag, mittags '/, 12 Uhr, zum ersten Male seine offizielle Fahrt in die Lüfte antreten. König Friedrich August hat sein Erscheinen mit den Prinzen in Aussicht gestellt und wird dabei die Taufe des Ballons vornehmen. D-r Aufstieg findet bei der Neicker GaSanstak statt, die den Ballon auch mit Kas versorgt. — Die Obermeister sämtlicher Dresdner Jnuungen traten kürzlich in Anwesenheit des Oberkülgerm isters Beuller zu einer äußerst wichiuen Beratung zusammen, um über die Vergebung städtischer Arbeiten und Lieferungen neue Vorschläge zu machen, die in Form einer Denkschrift zur Kenntnis der städtischen Be hörden gebracht werden sollen. — Am linken Elbufer, oberhalb der Uebigauer Fähre, wurde am Dienstag nach mittag die Leiche des auf einem Raddampfer bedienstet gewesenen Heizers Cjuhra, der am 23. v. M. beim Verlaßen des Dampfers wahrscheinlich infolge eines Fehltrittes in die Elbe gefallen und ertrunken war, durch einen Fischermeist r gelandet. — Am Mittwoch früh hat der 26 Jahre alte griechisch- Privatus KondoS auf seine 1V jährige Frau geschoßen, Er verletzte sie an der linken Brust und am linken Arm. Dann schoß er auf sich selbst. Er ist tot, die Frau ist nach dem F-iedrickstädter Krankenhause ge bracht worden. Ursache sind eheliche Zwistig keiten. Bautzen. Am Mittwoch nachmittag ist das im dritten Lebensjahre stehende Kind des auf der Tuchmacherstraße wohnenden Schneider meisters Günther aus dem Fenster des dritten Stockwerk» auf das Straßenpflaster herab gestürzt, wodurch es einen Schädelbruch erlitten hat, der seinen Tod herbeiführte. Meißen. Auf Anregung der Königlichen Amtshauptmmnschaft sind an drei Stellen unseres Industriegebietes, lm Restaurant Karpfenschenke in Diera, in Neiders Restaurant in Niedermuschütz und in der Papierfabrik zu Robschütz, an allen drei Stellen durch Telephon erreichbar, fahrende Transportgeräte zur Be förderung von Kranken und Verunglückten auf gestellt worden. Diese Transportgeräte sind in erster Linie für die Steinbruchbetriebe an der Elbe und für die genannte Fabrik bestimmt, werden jedoch von den beteiligten Betriebs unternehmern in dankenswerter Weise auch für andere Fälle zur Verfügung gestellt — Ein empörender Baumfrevel ist in der Nacht zum Sonntag verübt worden. Von d m alten Epheustocke, der die Giebelseite des ehemaligen Chausseegeldeinnehmerhäuschens an der Nauhentalstraße bis weit aufs Dach hinauf bedeckt, ist von ruchlosen Händen ein starker HauMst durchgebrochen worden. Der Stock, der von den Einheimischen wie von Fremden sehr bewundert wird, Hst schon Hunderte von Jahren seinen Standort behauptet und seine Zweige haben schon verschiedentlich bei De ka ationea V rwendung gefunden Strehla. Der mit über 10000 Zentnern böhmischer Kohle beladene eiserne Kahn des Schiffseigners Robert Maße aus Pyra geriet in der Nähe von Barschütz aus der Fihrr nne und wurde m t solcher Gewalt auf eine Buhne am rechten Elbufer geschleudert, daß der Kahn in^ mehrere Stücke zersprang und sofort auf Grund ging. Die Schifisbemannung konnte nur mit knopper Not ihr Leben retten. Riesa. En talwärts fahrender Kahn der NeuenDeutsch-Böhmischen-ElbeschiffahrtS-Aktien- Gesellschaft geriet unterhalb Strehla bei Kreinitz auf Grund und wurde fest. Selbst mittels zweier Dampfer konnte er nicht flott gemacht werden. Man mußte den Kahn um 3000 bis 4000 Zentner ableichtern, um ihn wieder flott zu bringen. Wurzen. Vom Elektrizitätswerke der Industriebahn wurde die Zuleitung elektrischer Kraft nach Grimma angeboten. Der Stadt rat von Grimma forderte Interessenten auf, sich bis 20. März zu melden, um weitere Verhandlungen mit dem genannten Werke ein« gehen zu können. Leipzig. Am Mittwoch vormittag fuhr ein Automobil in der Südstraße, in der Nähe der Kantstraße, gegen einen Mast der Straßen bahn an, Das Automobil wurde vollständig zertrümmert. Dadurch entstand ein Schaden, von etwa 1500 M. Das Automobil, das einem in der Dresdner Straße wohnhaften Fuhrwerksbesitzer gehörte, war von Gautzsch gekommen und die Südstraße entlang ge fahren. In der Nähe der Kantstraße hatte ein etwa 7 Jahre alter Knabe noch vor dem Fahrzeuge die Straße überschreiten wollen. Um den Knaben nicht zu überfahren, riß der Führer des Autos das Steuer schnell herum und der Wagen prallte gegen den Mast. Der Knabe wurde zwar umgerißen, aber nicht ver letzt. Auch der Führer und die Passagiere des Automobils kamen ohne Schaden davon. Borna. Die im 43. Lebensjahre stehende Ehefrau des 57 Jahre alten, in Rüdersdorf geborenen, hier wohnhaften Handarbeiters Hermann Födisch war wegen schlechter Be handlung seit Anfang Februar von ihrem Manne fortgezogen und hatte in einem hiesigen Gasthofe Wohnung genommen. Als sich die Frau am Dienstag abend kurz vor 11 Uhr in der Küche des Gasthofes befand, trat ihr Ehe mann plötzlich durch eine Seitentür ein und schoß mit einem Revoler. Hierauf ging er sofort in die Gaststube nnd schoß sich vor zahlreichen Gästen eine Kugel in den Kopf, die seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Die Frau, ldie in das rechte Schulterblatt getroffen ist, Wurde sofort im Stadtkrankenhause unter- gebrocht und am Mittwoch vormittag, da die KugU nicht zu finden war, zur Untersuchung mit Röntgenstrahlen nach Leipzig übergeführt. Frankenberg. Wegen der unter dem Titel „Die Verbannung ins Irrenhaus" in Flöha erschienenen und alsbald konfiszierten Sensationsbroschüre hat nuvmehr auch der Stadtrat zu Frankenberg gegen den Verfaßer, einen 22 jährigen Mann Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz gestellt. Der Ver faßer der Broschüre ist das Opfer eines Geisteskranken geworden. Er hat das Material zu der Broschüre, wegen der, wie schon ge meldet, auch die Flöhaer Gemeindeverwaltung Strafantrag gestellt hat, von einem wegen Geisteskrankheit entmündigten Mann, namens Bischoff aus Flöha, erhalten. Biichoff hat früher durch sein Auftreten Aufsehen erregt und wurde zwangweise in einer Heilanstalt interniert Im Frankenberger Stadtkranken haus bekam er TobsucktSanfälle, wobei er bei nahe einen Wärter ums Leben gebracht hätte- Stollberg. Ein unliebsames Abenteuer erlebte ein Bewohner der Stadt Stollberg in der sächsischen Residenz, wohin er sich dieser Tage zum Besuche von Verwandten begeben hatte. Anstatt, wie er seinen Verwandten er klärt hatte, am Abend nach Hause zu fahren, blieb er in Dresden, ging ins Theater und übernachtete schließlich unter falschen Namen in einem Hotel. Wie groß war aber sein Schrecken, als er am anderen Morgen durch lautes Pochen Morpheus Armen entriss n und nachdem er geöffnet hatte, von einem Beamten der Polizei arretiert wurde Er war bei der Wahl des falschen Namens zufällig auf den Nam«n eines von der Chemnitzer Staats anwaltschaft gesuchten schweren Verbrechers gekommen und wurde Kols aller gegenteiligen Ver sicherungen als dieser in Polizeigewahrsam ge bracht, Der Arme bat schließlich, ihn von Verwandten rekognoszieren zu laßen. Am Abend kam die Nichte des Gefangenen nach der Wache und befreite den verunglückten Onkel, der natürlich zu Hause den Grund seines Namenstausches berichten mußte. Chemnitz. Ein Unfall mit tödlichem Aus gange ereignete sich am Dienstag vormittag auf der Melanchthonstraße. Dort stürzte die in Nr. 15 wohnhaft gewesene 76jährige Wirwe Johanne Karoline Fischer au» einem Fenster ihrer in der 3. Etage befindlichen Wohnung auf den Plattenfußweg und war in folge schwerer Kopfverletzung sofort eine Leiche. Die Verunglückte, die an Schwindelanfällen litt hat zweifellos beim Hinaussehen durchs geöffnete Fenster das Gleichgewicht verloren und ist abgestürzt. — Die hiesige Kriminalpolizei nahm einen 22 Jahre alten, wiederholt vorbestraften Kaufmann aus Falkenstein fest, der hier ein Geschäft errichtet batte, in das er angeblich junge stellensuchende Leute gegen Erlegung einer Kaution aufnehmen wollte. In zwei Fällen gelang es dem Schwindler, Kautionen von 500 und 1000 Mark zu ergattern. Die beiden Leute wurden natürlich nicht angestcllt, das Geld verjubelte der „Kaufmann" in kaum 8 Wochen vollständig. Dittersbach. Die Klempnersehefrau H. wurde als sie von einem Besuche in Lenkers dorf zurückkehrte, ungefähr auf der Hälfte des Weges von einem etwa 25 Jahre alten, gut gekleideten Mann belästigt. Erst nach Heraus gabe der Barschalt ließ der Wegelagerer die Frau in Ruhe. Der Straßenräuber entkam. Ger« darf bei Hohenstein-Ernstthal. Der Gemeinderat beschloß, Kriegsveteranen, sowie verheirateten und verwitweten Personen, deren Einkommen bis 500 Mark beträgt, die Ge meindeanlagen für dieses Jahr zu erlaßen. Eallnberg. Der hiesige Kirchenvorstand hat in seiner am Mittwoch abgehaltenen Sitzung den bisherigen Hilfsgeistlichen Erich Backhaus-Radeberg zum Pfarrer gewählt. Johanngeorgenstadt. Abgesandte der Heilsarmee aus Zwickau hatten hier Beiträgt eingesammelt. Sie gaben vor, als Sammler für die innert Mission zu kommen Da sie zu der Sammlung keine obrigkeitliche Er laubnis haben, mußten sie auf dem Rathausr das gesammelte Geld wieder abgeben. Gornsdorf i, Erzgeb. Der Streik der Wirker in den hiesigen Fabriken währt nun bereits 11 Wochen und noch ist kein Ende abzusehen. Eine dieser Tage hier statt gefundene Besprechung der Fabrikanten und der Arbeiterausschüße verlief resultatlos, da diese den von den Fabrikanten eingeführten Lohntarif nicht anerkannten, Eine Ver sammlung, in der zirka 1000 Personen an wesend waren, erklärte das Vorgehen der Arbeiterausschüße für richtig und beschloß, auf den alten Löhnen zu beharren und den Streik weiterzuführen wie bisher. Netzschkau. Die 72 Jahre alte Witwe Wilhelmine Reinhold stürzte so unglücklich von einer Treppe herab, daß die erlittenen Ver letzungen den Tod zur Folge hatten. Falkenstein. Eine Erplosion ereignete sich im Gasthof „Bahnschlößchen" zu Stützen grün. D-r Wirt wollte in der Küche eine Gasolinlampe anzünden, wobei sich infolge Ueberhitzung das Gasolin des Behälter« ent zündete und dir ganze Küche in kurzer Zeit in Flammen stand. Nur durch das schnelle Ein greifen der Gäste wurde der Brand rechtzeitig gelöscht und ein größeres Unglück verhütet. Plauen. In der Hofer Straße wurde der 7 jährige Sohn der Hutmacherswitwe Klemmer von einem Lastgeschirr überfahren und schwer verletzt. Das Kind erlitt eine große Stirnwunde durch einen Huftritt, einen Bruch des linken Oberschenkels und innere Verletzungen.