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Wochenblatt - für — Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Rediqirt unter Verantwortlichkeit der Vernier E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radeberg. 1.^. Freitag, den 26. April. 18ÄO. Diese Zeitschrift erscheint <eden Freitag in einem ganzen Bogen und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Pf. pr»v>ium<!r»iiüo. — Bestell ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile mit 8 Pfennigen berechnet werden, und in Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Diens tags Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis MontagsNachmitt. abzugebcn sind, nehmen in Pulsnitz und Radeberg die Heraus geber, in Königsbrück der Kaufmann Andreas Grahl, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Moritzburg die Post-Expedition, in Großenhayn ^er Buchbinder Hohlseldt, so wie alle Postämter an. Zeitereignisse. Dresden, 18. April. Nach der österreichischen Corrcfpon- i enz soll die Wiedererweckung des alten Bundestags ernstlich beabsichtigt werden, aber nur „um das Decorum dem Auslande gegenüber zu bewahren." Wie dieser Schritt selbst in Oesterreich beurtheilt wird, zeigt folgender Artikel des „Sonst. Blattes aus Böhmen",dem wir nichts hinzuzufügcn Haben- Im Mai 1848 traten die Vertreter des deutschen Volkes in Frankfurt a. M. zusammen, um das neue Pfrsassungswerk Deutschlands zu berathcn. — Für den Mai 1850 sind die bevoll mächtigen der deutschen Regirungen nach de-selben Stadt geladen, um die gleiche Ausgabe zu übernehmen. Das Bild zeigt jetzt die vollkommene Reversseite, die Verhältnisse sind in das gerade Gegcnthcil umgeschlageu. Damals sollten die deutschen Fürsien ausgeschlossen bleiben uud die Volksvertreter allein tagen und bcschlißen dürfen — heute habe» die Fürsten das alleinige Wort und das deutsche Volk soll sbweigend himiehmcn; was ihm gebo ren wird. Wie im Mai 1848 hat auch im Mai 1850 nur ein Factor im deutschen Staatenleben Geltung; damals blos die Völker, jetzt einzig die Negierungen — würden diese mit dem Ver- fassungswerke glücklicher sein, als jene? Die Zukunft wird uns die Antwort darauf geben. — Wohl heißt es bis jetzt, die nach Frankfurt berufenen Regierungsbevollmächtigten hatten nur die Bestimmung, Deutschland nach außen zu repräsentiren, wie die „Oestcrr. Corrcspondenz" sich ausdrückt das „Decorum" gegen über dem Auslande zu bewahren, bis man sich über die Verfas- sungsprincipien geeinigt haben werde; aber wenn nnd wie soll eine solche Einigung erzielt werden, nnd wirb man dieselbe nicht eben ausschließlich diesem Fürstencollegium übertragen? Ist man aber einmal auf diesem Punkte angclangt nnd ist die deutsche Ver- fasungöfrage den Händen der Volksvertreter gänzlich entwunden, und alleinig den Beschlüssen der Negierungsbevollmächtigten anheim gestellt daun — ist Deutschland eben auf dem Punkte wieder angclangt, auf dem cs vor dcm Marz dcS Jahres 1848 stand; cs ist wicderbundcstäglich gcwordcn." — Es gicbt Dinge, über dcncn der Schmerz zum Humor wird, und zu diesen gehört die neueste Geschichte Deutschlands. — Bekanntlich äußerte neu lich der Abg. Stahl in Prfurt:„Wir bedürfen des Bundes mit Ocstereich. Die Fittigc des preußischen nnd österreichischen Adlers müssen gleichzeitig über Deutschland schweben." — 20. April. Heute Morgen nach 10 Uhr kam der Bräu tigam der Prinzessin Elisabeth, Herzog von Genua, mittelst Extra zug cs von Leipzig an. Am Bahnhofe erwarteten ihn königliche Equipagen, um ihn ins Schloß zu bringen, woselbst für ihn Zim mer in Bereitschaft gesetzt waren. Die Anwerbungsrcde wurde in französischer Sprache von dem General della Rocca im Thron saal gehalten; der König antwortete in französischer Sprache. Staatsminister vr. Zschinsky hielt dann im Namen des Ge- sammtministeriums eine kurze Glückwünschungsrede, worauf der König dankte. Halb 4 Uhr begann ein fehr glänzendes Diner, zu welkem sämmtlichc Mitglieder der ersten und zweiten Hofrang- orenung eingelaveu waren. Es fiel aut, daß mehrere der Ein- geiaöenen fehlten. Im Ganzen mochten 120 —130 Couverts zu zählen sein. Der bekannte, von Bcndemann gemalte Thron- faal war zu diefem Zwecke festlich geschmückt. Die Tafel war in Hufeifcnform aufgestellt. Den mittelsten Platz der langen Tafel nahm der König ein, ihm zur Seite die Prinzessin Elisabeth; links nnd rechts an ihnen die übrigen Mitglieder der königlichen Familie. Dem Kömge gegenüber saß der sardinische Commissar, demselben zunächst sein Gefolge. Auf der andern Seite des langen Saales nach dem Schloßhofc zu war eine Tafel aufge- siellt, auf welcher die kostbaren Vasen und Triukgcfäße, welche bei solchen festlichen Gelegenheiten in Gebrauch genommen wer den, im geschmackvollsten Arrangement prangten. Schließlich sei noch bemerkt, daß der Obcrhofprediger . Harleß bei der Vormittagscour von dem Könige sich eines sehr ehrenvollen Em pfangs zu erfreuen hatte, dann auch den königlichen Prinzen vor gestellt wurde und am Nachmittage zur Tafel geladen war.