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Kind, auch voktor Kraches tm öderen Stock, die noch nicht lange etngezogen waren, hatten keine Kinder, fiber lieb war die frau Doktor; Elsbechchen durfte manchmal zu chr hiu- aufgeheu mit fräuletn, and daun fpielte dis fran Doktor ganz richtig mit chr, als wenn sie auch «in kleines Mädchen wäre. Der Tag zu Heiligabend war gekommen und Klein-Elsbeth in watirem fieber vor Erwar tung. Vas Brüderchen mußte doch sicher kommen; bis fetzt hatte der Weihnachtsmann immer alles gebracht, was sie sich gewünscht hatte. Wenn bloß -er Vries richtig angekommen war! Papa nud Mama wußten natürlich von dem bevorstehen den familienzuwachs. Elsbeth war anfangs dasür gewesen sie zu überraschen, aber sie hatte -och auf -ie Dauer chr Geheim nis nicht bet sich behalten kön nen, und Mama hatte gefugt - »Ls ist nur gut, -aß ich es weiß. Da muß ich -och Steckkisfeuuud windeln instand setzen!" „fiber das sage ich Dir, Mama, es ist meins!" hatte Elsbeth sehr entschieden gesagt. „Daß Du mir'« nicht etwa nachher sort- Das war ein Trost, fräuleiu nahm Papier und feder, and Elsbeth maßte diktieren. „Lieber Knecht Ruprecht! Entschuldigen Sie, wenn ich störe' - so sagte nämlich fräulech immer zu Mama-„ich wün- fche mir am allermeisten ein kleines Brüderchen, dMe, bitte! Ls grüßt Lie Ihre Elsbeth.' „Vie fi-resse schreibe ich dazu', sagte fräuleia „und di« auf das Kuvert auch." „Vie Marke darf ich lecken, nicht?' „für den Ruprecht braucht'« ketue." fiber Elsbeth wollte lieber sicher gehen und ließ nicht nach, bis eine Marke ausgeklebt war; und nachher war sie energisch da gegen, daß Minna, das Stubenmädchen, den Brief nach dem Vries- Kasten trag; früulein mußte mit ihr über die Straße geheu und sie hebeu, so daß sie -eu Vries selber etnstecken konnte, fräuleiu lachte heimlich. Der Vriefkasten gehörte nämlich nicht -er Post, fon-ern einem großen Kohlengeschäft. Vie Leute würden sich dort schön wundern. vorauf gingen -ie beiden wieder fipsel, Nüsf« und Vonbons zufammenlejen. Das vertauschte wechnachtskmd von Victor Vlüthgen Klelu-Elsdeth war sünsfahr alt und hatte es recht gut aufder wett, denn erstens brauchte sie noch nicht in die Schule zu gehen, zwei- lens hatte sie in der schönen großen Wohnung der Eltern ein eigenes Limmerchen für sich, das voll niedlicher Möbel war, dar unter ein Schrank ganz voll Spielsachen, und drittens hatte ste immer Unterhaltung, nämlich ein fräulekn, das immer bet ihr war and sich mit ihr beschäftigte, well Papa meistens tm Geschäft war and Mama viel schlafen und Vefuche machen mußte, wenn aber recht schönes Wetter war, durfte der Kutscher aufpauneu, uud dann fuhr sie mit fränletn spazieren. Na, der Kutscher! veu mochte ste zu geru. Der war iunnerfo spaßig, und wenn er Vesorguugen gemacht hatte, brachte er ihr immer was zn naschen mit. Ihr einziger Kummer war, -aß sie kein Brüderchen hatte, so eine richtige lebendige Puppe. Im gauzeu Haufe war sie das einzige nimmst und sprichst, es wäre Veins!' „Et, wo werde ich denn!" hatte Mama geantwortet. Uuu war'« draußen dunkel, in der Gegend des Wohnzimmers allerlei Getrappel und Gemunkel. Elsbeth, die atemlos mit fräu leiu in ihrem Ltmmerchen wartete, hörte es und trippelte wie ein Irrlicht herum vor Ungeduld. Draußen läuteten die Glocken. Uud endlich klingelte es. „fräuleia, schnell!'— Da war die Weihnachtsstube, mit Papa undMamauud dem Weih- uachtsbaum und lauter Herrlichkeiten ans Tischen und Stühlen- „Sieh doch dort, Eischen, das ist Veins, was der Weihnachtsmann vir gebracht hat." fiber die großen Kinderaugen von Kleiu-Els- beth suchten, suchten, uud das Gesichtchen wurde immer kläglicher, „wo ist -eun das Brüderchen?'- „fa, denke vir', sagt« Mama, „das ist nicht gekommen.'— fins Elsbeth« fingen kullerten di« Tränen. „Ver Ruprecht", nickte sie, „das ist schon so einer, setzt freue ich mich beinah gar nicht." „fa", meinte Papa, „wir müssen ihn nächstes fahr einmal sragen, ob er denn veiuen Brief nicht bekommen hat.' Nun half ja da nichts; Elsbeth mußte sich mit deu andern Lachen zufrieden geben, und das ging ja auch, denn sie waren wirklich Weihnachten kam heran, und eines fikends erschien — rate mal wer? -er Knecht Ruprecht, fräuleiu hatte schon vorher ge sagt- „wo nur der Knecht Rnp- recht bleibt? Kommen wird er sicher, wir müssen uns nur über legen, was wir uns zu Weih nachten wünschen, damit wir ihm das sagen können." Vas war nun eine wichtige Sache. Es war denn auch eine ganze Liste zusammengekom men, fräuletn hatte alle« ausgeschrieben und Elsbeth hatte ihren Uamen, die Straß« und Hausnummer darunter schreiben müssen, fräuleiu hatte ihr die Hand geführt Und nun stapfte es vor -er Tür, gerade als fräuleiu das Märchen vom ehrlichen Laubfrosch erzählte, und die Tür ging auf und herein kamen fipfel, Nüsse und etngewickelte Bonbons, und hinterher der Ruprecht. Er brummte wie etu Vär durch seiueu weißeu Varl und fprach beinahe so wie Heinrich der Kutscher. Elsbeth mußte beten, nnd dann sollte ste sich etwas zu Weihnachten wünschen. Da holte fräuleia den Level für Elsbeth und auch ihren eigenen, und der Ruprecht ging damit ab. Elsbeth war ja arm sehr befriedigt, und fräuleiu half mit auf- leseu; auf einmal aber schrie Elsbeth- „fräuleiu, fräuletn!" - „was denn?" „Ich hab' was vergessen." - „was hast Vv denn vergessen?" „Ich will ja ein kleines Brüderchen haben, das ist sa die allergrößt« Hauptsache. Hole doch den Ruprecht noch einmal." - „Schade, der ist aber schon weit fort, weißt Du was? wir schrei ben an ihn. Vie Post weiß gewiß seine fidresse. ver wir- wohl mehr Vriefe bekommen."