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s «-Nr? «ÄS' SL3'3SVL»ZS-2 Z - Z.k> » L-.^Z Ein Opf» kranrölilckei- Tyrannei. Der Buchhändler Johann Philipp Palm, der im Jahre 1766 zu Schorn dorf in Württemberg geboren wurde, gilt als eines der ersten Opfer franzö sischer Gewaltherrschaft. Als Besitzer der Steirischen Buchhandlung zu Nürnberg versandte Palm im Frühjahr 1806 eine Flugschrift mit dem Titel „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung" an eine Buchhandlung in Augsburg, ohne jedoch den Inhalt zu kennen. Diese Schrift, in welcher die Taten des französischen Kaisers und das Benehmen seiner Truppen in Bayern scharf getadelt wurden, geriet in die Hände französischer Offiziere und erregte deren Zorn. Sie machten den Kaiser Napoleon auf dieses Buch aufmerksam, und er befahl, ein ab schreckendes Beispiel zu geben und keinerlei Schonung walten zu lasten. Sechs Personen wurden wegen Ver breitung dieser Schrift unter Anklage gestellt. Zwei davon, ein Kaufmann Schoderec aus Donauwörth und der Buchhänüler Palm, die im Vertrauen auf ihre Unschuld keinen Fluchtversuch unternommen hatten, sondern ruhig in ihrer Heimatstadt Nürnberg geblieben waren, wurden verhaftet und einer Militärlommission überwiesen. Diese hatte vom Kaiser selbst den strengen Befehl, die Schuldigen in 24 Stunden zu verurteilen und hinrichten zu lassen. Die Verurteilung zum Tode erfolgte wegen Verbreitung ehrenrühriger Schriften gegen Frankreich am 25. August 1806, und schon am folgenden Tage wurde Palm erschossen, während sein Gefährte die kaiserliche Gnade mit Er folg anflehte. Mi« man elnlt Kärger rum kleltzigen Selucke des Gottesdienstes ankieit. Unter dem 30. September 1562 er lichen Bürgermeister und Rat der Stadt Güstrow in Mecklenburg eine Ver fügung, welche den Stadtvogt und die Ratsherren anwies, beim Besuche des Gottesdienstes ihren Weg nach der Kirche über den Markt zu nehmen. Fänden sie bei dieser Gelegenheit Müßig gänger und unverheiratete Leute auf dem Marktplatze und in den Wirts häusern, „die sich daselbst ohne Furcht Gottes, des Sonntags und anderer Feiertage zur Treibung unnützen Ge schwätzes und Lotterbübere' aufhielten," so sollten sie dieselben ermahnen und eines Besseren belehren. Würde eine solche l Warnung erfolglos bleiben, so sollten die Väter der Stadt dem Scharf richter befehlen, eine mit Knoten ver sehene Peitsche an den Pranger zu hängen. Falls auch dieses Schreckmittel seine Wirkung verfehlte, sollte Meister Hans die Peitsche ergreifen und mit der selben ^die Ungehorsamen und Mut willigen" in die Kirche treiben. Nu; fernen Zonen iiannidaUsnius in Tunesien. Berichte aus Tunis schildern eine abscheuliche Tat finstersten Aberglaubens, die dieser Tage in Bled entdeckt worden ist und im ganzen Lande die größte Entrüstung hervorgerufen hat. Ein alter Priester, der als Quacksalber von Dorf zu Dorf zog, erschien vor kurzem bei der Familie eines Schwindsüchtigen und gab ihr den guten Rat, dem Kranken zartes, junges Menschenfleisch zu essen zu geben; der Patient, so ver sicherte der Medizinmann, würde nach dem Genuß dieser Speise rasch wieder s gesund werden. Gin paar Stunden später raubten die Eltern des Kranken, unter dem Schutz der Nacht, drei Kinder eines Nachbarstammes, schlachteten sie und gaben das noch warme, blutfrische Fleisch ihrem Sohn als Morgenimbiß. Als die kannibalische Tat entdeckt wurde, wollte man den „Arzt" und die An gehörigen des Schwindsüchtigen lynchen: die Polizei, die ihre Verhaftung vor nahm, hatte Mühe, sie vor den Angriffen der aufgebrachten Volksmenge zu schützen. Ein präcktiger fingerkut. Die Königin von Siam besitzt einen merkwürdigen, kostbaren Fingerhut, den sie von ihrem Gatten zum Geschenk erhalten hat. Er besteht aus Gold in der Gestalt einer Lotosknospe, der be liebtesten Blume Siams, und ist reichlich mit Diamanten besetzt, die in der Weise angeordnet sind, daß sie den Namen der Königin und deren Trauungstag an geben. poesie-flldum Ich hör' ein Lied aus alter Zeit, Ein fremder Mund es singt; Doch ruft es wach Erinnerung, Die in die Seele dringt. Ist einfach auch die Melodie. Besingend Liebesleid: Es ruft zurück den Jugendtraum, Das Lied aus alter Zeit. Lunte beschichten Ein Königlicker Buslpruck. Bei der Zusammenkunft Friedrichs des Großen mit Kaiser Joseph II. von Österreich zu Neiße sagte der erstere, während sich Joseph mit General v.Seyd- litz unterhielt, zu seiner Umgebung: „Welch ein geistvoller, schöner Kopf! Ich muß seine Büste haben." Und halb lächelnd fügte er hinzu: „Ich darf ihn nicht aus den Augen verlieren. Er hat viel Talent und könnte viel tun, viel umändern. Es ist nur etn Glück, daß er immer den zweiten Schritt vor dem ersten macht." So richtig wußte der Philosoph von Sanssouci die Menschen zu erkennen und zu charakterisieren. 8eltt»m« lirSnungsgelckenke. Der Londoner zoologische Garten hat jetzt eine „Allee der Tiere des Königs". Die Anlage der neuen Allee, die auf beiden Seiten mit Tierkäfigen besetzt ist, wurde notwendig, weil unter den vielen Geschenken, die der König von getreuen Untertanen zur Krönung erhalten hat, sich auch eine ganze Menagerie befindet. Der neue südafrikanische Staatenbund, der die Kapkolonie, das Transvaal, den Oranje-Freistaat und Natal umfaßt, sandte nämlich als Zeichen der Huldigung eine vollständige Sammlung aller Tiere, die in Südafrika vorkommen. Die Kollektion umfaßt etwa 500 E^mplare: Löwen, Elefanten, Antilopen, Adler, Leoparden, Zebras, Bären usw. Eine andere Merkwürdigkeit der Krönungs feste wird die Ausstellung von Diamanten aus den südafrikanischen Diamanten gruben sein; der Wert dieser Ausstellung wird auf 75 Millionen geschätzt. Ein solcher Schab kann natürlich nicht sorg sam genug bewacht und behütet werden; man sinnt daher bereits jetzt auf außer ordentliche Vorsichtsmaßregeln. Die Edelsteine sollen aus einem mit Samt bekleideten kegelartigen Aufbau zur Aus stellung gelangen: dieser Ausbau soll sich hinter einer Art von Paniertürmchen drehen und durch drei dicke, von einem dichten Drahtnetz umgebene Glasscheiben geschützt sein. An der Basts des Türmchens werden sich mehrere -knöpfe befinden. Sobald das Verhalten eines Besuchers den Wächtern verdächtig er scheint, drücken sie auf einen dieser Knöpfe, worauf sofort eine Stahlplatte aufsteigt und die Scheibe zwischen dem Glas und dem Drahtnetz verschließt. pflanrenkunde Ki« neuen niedrigen kNammendtumen (pdlox äsousssts) sind ein hervorragender Gartenschmuck und bei Farbenschönheit und Grobblumigkeit besonders wertvoll dadurch, daß sie durch ihren niederen Wuchs sich vorzüglich zur Bepflanzung von Beeten und Rabatten eignen. Emp fohlen seien folgende Sorten: „Eclaireur", karminrot, in der Mitte Heller, mittel hoch: „Beranger", rosafarben, niedrig; „Jocelyn", schön rot, von kompaktem Wuchs; „Le Soleil", rosa; „Fräulein E. Rück", fast reinweiß, mittelhoch mit sehr groben Scheindolden; „Professor Schliemann", rosa mit dunklem Äuge, Wuchs robust. Um schöne, niedrige Gruppenpflanzen zu erziehen, macht man im Frühjahr Stecklinge in Töpfe mit sandiger Erde, welche dann im Mistbeet einige Zeit geschlossen zu halten sind. Sie wachsen dann bald an und können mit Topfballen an ihren Bestimmungs ort gepflanzt werden. Di« Silberakarl« Pescis podslyrisekolis), eine längere Zelt aus unseren Kulturen verschwunden ge wesene. schätzenswerte Winterblüberin. wird neuerdings aus äeseis ckeslbsm ver edelt angeboten. Wurzelecht kultiviert, ist sie wenig widerstandsfähig und geht bei unvorsichtigem Gießen unfehlbar ein. Durch die Veredlung ist diese Empfind lichkeit jedoch beseitigt. Das Laub ist silbergrau, die gelbe Blüte gleicht etwas der Pescis äeslbata. Die Pflanze ge hört in das Kalthaus, im Sommer ins Freie. Sie ist am schönsten in groben Exemplaren und entfaltet an diesen eine Unmenge angenehm duftender Blumen, die wegen ihrer langen Haltbarkeit ge schätzt sind. Ein neues Spiel. Das Ringsplel kann von zwei dis vier Personen gespielt werden, indem der Spielkasten so auf die Mitte eines Tisches gestellt wird, dab jedem Spieler eine Seite desselben gegenübersteht. Jeder Mitspieler erhält ein Kissen, vier Ringe und die dazu gehörige Marke einer Farbe, wofür er einen bestimmten Einsatz in die Kaffe zu zahlen hat. Alsdann wird der Reihe nach gespielt, indem man auf sein Kiffen einen Ring legt und diesen am Rande mit der Marke abwärts drückt, so dab der Ring nach dem Spielkasten springt, um an einem der dort befindlichen Häkchen hängen zu bleiben. Fällt der Ring in den Kasten, dann ist er für den Spieler verloren, während er sonst damit weiter spielen kann, wenn er wieder an die Reihe kommt. Hat ein Ring getroffen, dann bleibt er an der betreffenden Nummer hängen und darf der Spieler mit einem anderen Ring nochmals spielen. Das Spiel ist beendet, sobald sämtliche vier Ringe eines Spielers an den Häkchen hängen, und erhält dieser die Hälfte der Kasse, während die andere Hälfte demjenigen zufällt, welcher die höchste Summe von Treffern erreicht hat, was unter Umständen derselbe Spieler sein kann. Gelingt eS keinem der Spieler, seine vier Ringe an die Häkchen zu bringen, bleibt die Hälfte der Kaffe rum nächsten Spiel stehen. , L-UGsZP ^3 Z «SÜZZ-S- Z' rr rr ? rr .A » 5* UMM str MMff unck vmgegenä Amtsblatt Nir dir Lvnigl. Amts Hauptmann schaN Meisten, für das Lönigl. Amtsgericht und den Stadtrat ru Wilsdruffs sowie flir da» Lönigl. Forstrentamt ;u Tharandt. 55 1-ir Strandgut Roman von Friedrich <vtto Boehm. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff Z»!eetl»«tvrel* 15 Plq pro Ninsoesp«ltt«e Außerhalb de« «m,Sg-ttch"bett'lS Wil,druff 20 Vig. Zeitraubender und »abevarilcher Sah mi, 50 Pn^t Aufschlag. Jeder Anspruch ans Rado»» erlisch«, wenn der Betrag dun^ Zkiatze nngejoqen werden muff ob der Auftraggeber in Konkurs gerä^ yernsprecher Nr S. - Telegramm.«dreffe: Amtsblatt vllSdruff. »öchevtAch dreimal und jwar DtenS«»q4, Dovaerdtag» und Sonnabends. Inserate werden wgS vorher diS mittags N Uhr angenommen. BringSprelS in der Stad, vierteljährlich l.40 Vkk frei i«S Hau», adgehoU^von^der Expedition 1,30 Mt.. durch die und ll. Fortsetzung.« Er hielt das Mädchen anfangs für tot. Aber da sah er, wre das Blut langsam von neuem aus den Wunden zu fließen begann. Es konnte also keine Tote sein. Peter begann sie zu rütteln und zu reiben und wusch ihr wiederholt das Gesicht. Endlich kam ein leiser Seufzer aus ihrem Munde, und Peter zuckte freudig zu sammen. „Hinnerk", sagte er leise, als fürchtete ec sie zu stören, „Hinnerk, sei is läwig! Nu flink tau Hus!" — Schon wollte er sie aufheben, da besann er sich eines besseren. Da er sie in der Kajüte gefunden hatte, so mußte sie auch ein gewisses Eigentum dort oder in der Nähe haben. Sollte er dieses im Stiche lasten? Von der Kajüte führte eine haldoffene Tür zu einer kleinen Koje. Er schaute hinein und fand bestätigt, was er vermutet hatte. An einigen Haken hingen Weiberröcke: also hatte sie hier geschlafen, und auch die am Boden liegenden beiden Koffer sowie ein gefüllter Sack waren wohl ihr Eigen tum. „Hinnerk", rief er, zugleich den einen der Koffer hin reichend, „da, griep tau!" Er selbst nahm den anderen Koffer, und beide stiegen zum Deck hinauf. Hinnerk kletterte in das Boot hinab, und Peter reichte ihm die Koffer. „Täuw, ik Hal' noch wat!" rief Peter, kletterte in den Schiffsraum zurück und holte den Ballen und die Frauen kleider. Noch einmal kehrte er in die Kajüte zurück, um das Mädchen zu holen. Es schien auch die höchste Zeit zu sein; denn schon reichte das Wasser bis auf den Sitz der Bank. In Gedanken versunken schaute er das liebliche Gesicht an, das sich nicht regte, die Augen geschloffen und schlaff die Lippen. Da zog's ihn mit Gewalt hinab: er beugte sich über sie und küßte die feinen Lippen. Wie ein schwacher Seufzer kam es da aus ihrem Munde, als er trüge sie nur wider Willen diese eigenmächtige Liebkosung, und Peter schrak zurück. „Harr Gott in'n Häwen! Peter, wat deihst du?" Mit diesem Selbstvorwurf fand er sich wieder, hob das Mädchen behutsam auf und trug es aufs Verdeck. Hinnerk nahm es ihm ab, legte es auf den Boden deS Bootes und Peter sprang nach. Aber nirgends paßte es ihm so recht, denn der Kopf der Bewußtlosen sank schlaff auf den Boden hinab, und die Koffer konnten sie während der Fahrt ver letzen. Ohne ein Wort zu sagen, kletterte er wieder auf das Wrack, ging in die Kajüte, nahm aus der Koje Matratze und Decken und kehrte zurück. Die Matratze legte er auf den Boden, das Mädchen darauf und hüllte eS fest in die trockenen Decken. „So, Hinnerk", sagte er endlich zufrieden, „nu kann sei sik bi den stiewen Wind nich verkühlen. Un nu fix lost Awer wi will'n segeln." „Segeln?" fragte Hinnerk erschrocken. „Bi den Storm? Wi schmieten jo üml" „I wat!" erwiderte Peter gelaffen. „Wenn wi nich flink taumaken, is sei verfroren, eh' wi ankamen. Mit (Nachdruck verboten.« rudern duert dat annertbakw Stun'n, mit segeln kum 'ne viertel." — „Nwer de Gefohlt" versuchte Hinnerk noch einmal. „Lat gaud sin, ik vertat mi up de gaude Sak!" — Dabei hatte er schon den kleinen Mast gerichtet und das Segel befestigt. Er hißte es nun und setzte sich an das Steuer. „Hoiho! Paß Achtung, Hinnerk, 't geiht los!" Mit diesen Worten löste er das Tau, und Hinnerk stieß mit dem Ruder das Boot vom Wrack ab. Über die Sandbank ging's noch leidlich gut hin: kaum aber hatten sie die Tiefe erreicht, als das Boot auch von einer Welle in die Höhe gehoben wurde und sich zur Seite neigte, so dab zum Gelingen mehr als Kalt blütigkeit gehörte, sowie die ganze Geschicklichkeit eines Mannes wie Peter. Ordentlich lustig wurde er, als der Tanz auf den Wellenkämmen begann. Soviel wie möglich hielt er gegen den Wind: aber trotzdem wurde das Boot gewaltig schnell der Deichecke zugetrieben und kam gerade noch in die Bucht hinein. Alle Kräfte hatte er angewandt, um das Steuer herumzudrücken, und sogar das lange Ruder hatte er danebengeklemmt, um mehr Halt zu be kommen, so daß ihm dabei die Adern im Gesicht an schwollen. Das Wagestück war gelungen, und nun, wo daS Boot ungehindert vor dem Winde dahinflog, saß er schwer atmend am Steuer und schaute fast traurig und wie in sich selbst verloren in das totenbleiche Gesicht der vor ihm liegenden Mädchengestalt. Was mochte er für Gedanken hegen, er, der sonst zwar nicht gerade redselig, aber immer heiter und zufrieden war, ja gern mit andern scherzte? Mit scharfer Wendung lenkte er in seinen kleinen Hafen unter dem Dünenberge. Das Segel fiel, das Boot fuhr auf den Sand und stand geborgen. „Nimm de Matratzl" Mit diesen Worten hob er die Bewußtlose auf und trug sie schnell über den Deich ins Haus; Hinnerk kam mit der Matratze hinter ihm her. Er öffnete die Stubentür. „Peterl" riefen beide Frauen erschrocken aus, als sie ihn mit seiner Last erblickten. „Sei is von't Wrack, is ohnmächtig, lewt äwer noch", erklärte er kurz, trat etn und winkte Hinnerk mit den Augen. Dieser warf die Matratze auf die Dielen, und Peter legte das Mädchen darauf: „Treckt sei ut, sei is natt baben und mött süs krank war'n. Denn legg' sei in bin Bett, Stina: du most dat dauhn, äwer fix." Zugleich öffnete er die Ofentür und warf zwei unter der Ofenbank liegende Mauersteine ins Feuer. Mutter und Tochter blickten in das hübsche Unschulds gesicht des fremden Mädchens, und wären sie nicht schon von Natur mitleidig und hilfsbereit gewesen, so wären sie durch diesen Anblick dazu getrieben worden. Sogleich be gannen sie Schuhe und Gewand zu lösen. Als Peter dies sah, ging er fast schüchtern hinaus, als schäme er sich beim Anblick der halb entblößten Brust der Fremden. In der Küche zündete er Feuer an, setzte