Volltext Seite (XML)
Bon dieser Zeitschrift erscheint wöchentlich eine Nummer in Im perial-Quart. welcher zu öfterm erläuternde Zeichnungen, Karten, Pläne und Ansichten beigegeben werden. Der Abonnemcutspreis beträgt hier Orts drei Thaler für das Halbjahr, und nehmen alle Buchbandluugen, Postämter und Zeitungs - Expeditionen des Zu- und Auslandes Bestellungen entgegen. Planmäßige Beiträge «erden anständig honorirt und unter Adresse der Redaktion oder, wen, Leipzig näher gelegen, durch Vermittelung des Herrn Buch- Händler Wilb. Engelmann da selbst erbeten. Eisenbahn-Zeitung. Draunschweig, 34. März. 1844. Bemerkungen über das Deutsche dadurch, daß das Capital nur in einem etwas län- Gisenbahnsystem. Die neuen „Jahrbücher der Geschichte lind Po- link"*), eine in vielfacher Beziehung nickt nur! Männern von Fack, sondern jedem Gebildeten zu' empfehlende Zeitschrift widmen in ihren Blättern a. a. O. dem Deutschen Eisenbahnspstem besondere Aufmerksamkeit. Rack einer gesckicktlicken Einleitung und Bemer kungen über sämmtlichc projectirte Bahnlinien glaubt der Verfasser fraglicher Abhandlung, daß zu ihrer Ausführung in ungefährem Ueberschlage die Summe von 200 Millionen Thaler, oder 350Mil lionen rheinischer Gulden erforderlich sei. An solche Summen, wie an die Bewegung der-' selben knüpsen sich verschiedene Fragen. Ihr Hin strömen zu einer neuen Verwendung, meinte vr. Friedr. Sckmivt in Zittau, könne nicht ohne bc- deutcndenEinfluß auf denGeldmarkt und in weite- rcrRückwirkung zeitweise auch auf dieJndustric blei ben. Die erste Frage ist ihm daher die: welckes werden die Folgen dieser Bewegung sein? An diese. schließt sich unmittelbar eine zweite Frage — die nämlich: ob der Nutzen derEisenbahnen wohl die zu bringenden Opfer aufwicge oder nicht? An diese' Frage reihen sich noch einige andere Fragen über die ooriheilhafteste An, die dazu erforderlichen Capita- lien aufzubringen, über die zweckmäßigste Ausfüh rung der Unternehmungen re. Es sind dies sämmi- lich Tagesfragen der Gegenwart, sehen wir daher, wie sie von unserem Verfasser gelöst werden. — Die erste Frage ist zunächst die: welchen Ein fluß wird die Bewegung einer Summe von 200 Millionen Thalern zu einer neuen Verwendung auf den Geldmarkt und in weitererRückwirkung auf die Industrie und den Landbau äußern? Die nächste Folge, welche die Aufbringung eines Kapitals von 200 Millionen Thaler neuer Anleihe haben muß, ist unstreitig einSteigcn des gegenwär tigen Zinsfußes. Gemildert zwar wird dasselbe ') Jakrzanz 18-t? lr Bd. S ff. II gern Zeiträume, nicht auf einmal gefordert wird. Indessen ist dicFrist dazu nicht lang genug um ohne bedeutenden Einfluß auf den Zinsfuß zu bleiben. Die ersten Anfänge davon haben sich bereits gezeigt. Zeither mochte der gewöhnlicheZinsfuß regelmä ßig auf Z'/ä Proc. für das Jahr zu berechnen sein. Wenigstens konnte in den Ländern des Deutschen! Zollvereins jeder vollkommen sichere oder genügen-! deSichrrheit gewährende Mann gegen solchenZins Capitalien erhalten. Anck standen die Papiere der Deutschen Staaten, welche einen vollkommenen' Credit genießen, bei eincrVerzinsung von3h)Proe. j nock immer auf oder über dem Pari. In manchen Ländern, z.B. inSachsen findet sich auck bei vollkom men sichererAnlage wohlGeldzu3Proc.Verzinsung, deshalb darf man unbedenklich in Deutschland im Allgemeinen, etwa mit Ausnahme Oesterreichs, den gewöhnlichen Zinsfuß zu 3'4 Proc. für das Jahr annehmen. Schon als Baden mit seiner Anleihe von nur 12 Millionen Rhein. Fl. hervortrat, änderten sich jedock die Verhältnisse. Es konnte dieselbe nur mit Mühe zu 94 abscbließcn. Auf diese Art ist na türlich der Zinsfuß gestiegen. Baden giebt nicht mehr für 100, sondern schon für 94 Gulden 3'4 : Gulden jährlichen Zins. Allerdings muß von dem vollenHundert etwas für Provision undKosten ab- gerechnet werden : allein bei sonst gleichen Verhält-! nisscn ist dazu höchstens 1 '/> Proc. erforderlich. Man darf sich nicht dadurch täuschen lassen, daß die 3'/? Proc. StaatSpapierc in Baiern, Preußen' u. s. w. nach wie vor auf Pari oder über Pari ste hen. Sie sind in festen Händen und in dem Besitze solckcrLeute, die der Spekulation vollkommen fremd sind. Sobald Staatspapiere mit gewöhnlichem Zinsfüße ihr Pari erreicht haben, geben sich die Spekulanten nicht ferner mit ihnen ab, weil fortan keineGewinnc mehr zu machen sind, diejenigen aber, welche ne sodann noch besitzen, wollen sie behalten i und spcculiren nicht. Daraus erklärt sich, warum der Cours solcher Papiere nock lange sich auf dem selben Punkte erhält, wenn auch der Zinsfuß im Allgemeinen gestiegen ist. Bei solchen Staatsva- pieren wird sich daher das Steigen deS Zinsfußes erst später bemerklich machen. Ist nun schon bei dieser ersten Anleihe der Zins fuß gestiegen, so ist zu erwarten, daß derselbe bei der großen Nachfrage nach Capitalien zu Vollendung deS Deutschen Eisenbahnsystems, welche inAussicht steht,nock fernerhin steigen werde und müsse. Diese Bewegung der Kapitale und dieses Steigen des Zinsfußes können nicht ohne Einfluß auf die In dustrie und den Lanvbau sein. Kapitale, die zeither der Industrie dienten, werden sick fortan den Eisen bahn-Unternehmungen zuwenden und dieJudustrie selbst wird genöthigt sein, die ihr verbleibenden Ka pitale höher zu verzinsen. Auf den Landbau aber werden die Bewegung der Kapitale und dieErhöhung besZinsfußes auf dop pelte Weise ihren Einfluß ausübcn. Der Zinsfuß der dem Landbau und Grundbesitze gewidmeten Ka pitalien wird nach und nach steigen, und die Preise PcrGrundstücke werden nach und nach etwas sinken. Der Preis der Grundstücke mag manckerlei Ein flüssen unterliegen; ein Factor desselben ist aber jedenfalls der Srand des Zinsfußes. Ist dieser niedrig, so wenden sich die Kapitalien dem Ankäufe von Grundstücken zu, weil z. B. die Grundrente gleichen Gewinn giebt und das Kapital gesicherter ersckeint. Darum steigt, bei niedrigem Zinsfüße, die Nachfrage nach Grundbesitz und die Preise der Grundstücke gehen in die Höbe. Steigt aber der Zinsfuß auf der einen Seite, so vermindert sick auf der anderen Seite die Grundrente, weil ein größe rer Theil des Reinertrages auf Zinsen gerechnet werden muß. Darum vermindert sich die Nach frage nack Grundbesitz nicht nur, sondern es ziehen sich wohl auch Capitalien aus demselben heraus, um zu höherem Ertrage angelegt zu werden. Die Folge dieser Bewegung kann nur ein Sinken der Preise des Grund und Bodens sein. Unter solchen Umständen kann allerdings die Frage entstehen: ob denn die zu bringenden Opfer auck im Verhältnisse zu dem zu erzielenden Erfolge stehen oder nickt ? Diese Frage aber muß bejaht werden. Wenn auck die Erbauung der Eisenbahnen nicht die un-