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Bou dieser Zeitschrift erscheint wöchentlich eine Nummer in Jm- Perial-Quart, welcher zu österm erläuternde Zeichnungen, Karten, Pläne und Ansichten beigegeben werde». Der Abonncmcntspreis beträgt hier Orts drei Thaler für das Halbjahr, und nehmen alle Buchhandlungen, Postämter und ZeitungS - Erpeditionen deS In- und Auslandes Bestellungen entgegen. Planmäßige Beiträge werden anständig honorirt und unter Adresse der Redaction oder, wem Leipzig näher gelegen, durch Vermittelung des Herrn Buch händler Wilh. Engelmann da selbst erbeten. Eisenbahn - Jeitung. M I ». Araunschwcigi 31. März. 1844. Die Eisenbahn von Amsterdam über Utrecht nach Arnheim und deren Fortsetzung nach Deutschland. s. Geschichte derselben. Schon im Jahre 1834 tauchte in Holland das Projcct der Anlegung einer Eisenbahn von Amster dam nach Köln auf, zerfiel aber damals, weil es emeotheils zu wenig Theinahme, andcrenlheilS aber entschiedenen Widerstand in dem Theile der Bevöl kerung fand, welche aus den unzähligen Canälen Hollands ihren angestammten NahrungSzweig fan den. Schon der Gebrauch der Dampfböte auf dem Rheine hatte den größeren und noch mehr den klei- neren Holländischen Rhedern und Schifföeigenthü- mern in ihrem Gewerbe einen wesentlichen Nach thell zugefügt, weshalb sie um so mehr die Anle gung einer Eisenbahn, als noch weit störender auf ihre Verhältnisse einwirkend, betrachteten. Nur Amsterdam, meinten sie, würde einen wesentlichen Nutzen dadurch haben; Amsterdam sei aber nicht Holland, und Rotterdam unterhalte schon eine un unterbrochene Wasser-Verbindung mit den Deut schen Staaten bis Frankfurt und Mannheim hin. Im Jahre 1838 wurde dies Projcct wieder aus genommen und von der Regierung beschlossen, den Bau einer Eisenbahn von Amsterdam nach Arn heim auf StaatSrcchnung auszuführcn. Dieser Vorschlag wurde den Generalstaaten im April zur Entscheidung vorgclcgt, er erfuhr jedoch in der dar über gehaltenen Berathung starken Widerspruch von allen Seiten, und obwohl der Finanz-Mini ster denselben ausführlich vertheidigte und unter Anderem zum Schluffe anführte: „der Vorschlag bezwecke, die Erhaltung eines der wichtigsten Handelswege Hollands und die Ret tung eines ansehnlichen TheilcS des Landes von gänzlichem Untergange, dies Alles sogar ohne Beschwerde für die Nation; welchen Beschluß auch die Cammer fassen möge, die Regierung sei außer Verantwortung, sie habe ihre Pflicht ge- than"; so wurde der Antrag doch mit 46 gegen 2 Stim men verworfen. Der König (damals Wilhelm 1.) wurde aber ersucht, den Entwurf in weitere Erwä gung zu nehmen. Die Königliche Entschließung erschien hierauf unterm 30. April und ordnete die Anlegung einer! Eisenbahn von Amsterdam über Utrecht nach Arn heim an. DieKosten, 9,000,000st. (oder 5,094,000! RthlrZ, sollten mittelst einer Anleihe beschafft, und diese sollte mit 4'/, Proc. verzinst werden, zunächst aus den Einkünften von den Eisenbahnen, und in sofern diese unzureichend sein sollten, aus König lichen Mitteln, wonach also der König jenen Zins genuß garantirte. Sollte die Eisenbahn mehr als die Zinsen abwcrfen, so würden die Darleiher ein Viertheil deS Ucberschusses als Zulage zu den Zin sen erhalten und die übrigen drei Vierthcilc wür den zur allmäligen Tilgung der Anleihen (durch Ausloosung mit 4 Proc. über Pari) verwendet. Wenn diese ganz getilgt seien, so sollte das Eigcn- thum der Bahnen an den Staat übergehen. In der kurze Zeit darauf erfolgten Bekanntma chung deö Finanz-MinisterS über diese Anleihe sind folgende die interessantesten Bestimmungen: „ 1) Vcrsteigcrungvon9000Ancheilcnä 1000fl. jeder mit Coupons » 4'/> Proc., fällig am 1. Mai und 1. November jährlich,der erste fällig am (.No vember 1838; jede Obligation führt mit sich: zehn Beweise zu Ertra-Dividenden. 2) Die Versteigerung ist festgesetzt zu Amsterdam Dienstag, den 5. Juni 1838, und zu geschehen mit gesiegelten Billetcn, die größte Theilnahme darf nicht über 9000 Antheile oder 9 Millionen sein. Unter 500 Antheile oder 500,000 fl. werden keine angenommen. Im Billet muß der Preis über Pari, welchen man anbietet, bestimmt sein. Dem höchst- eingcsüllten Preise fällt seine Einschreibung zu, der gestalt, daß, wenn sie unter 9000 ist, der Rest dem darauf folgenden höchsten Anbot und so weiter bis zur Completirung der ganzen Summe von 9,000,000 fl. gebührt, wenn er nämlich sein Anbot auf die höchste Eingabe erhöhen will. Fünf Tage nach der Zuweisung müssen 10 Proc. bezahlt wer den gegen Quittungen, die bei Einzahlungen der folgenden Termine, wie folgt in Abzug kommen, nämlich: 31. Juli 1838; 30 Proc.; 15. Oclober 1838: 35 Proc., inclusive 5 Proc. der ersten 10 Proc., 1 December 1838: 35 Proc., incl. 5 Proc. der ersten 10 Proc. Gegen 4'/z Proc. Disconto können alle Termine auf einmal bezahlt werden. Im Fall auf kiese Art die ganze Anleihe nicht un terzubringe» sein möchte, bleibt daS klebrige zu näherer Verfügung Sr. Majestät." Man erhielt auf diese Art die nöthigen Fonds und übergab die Leitung deS Baues den StaatS- Jngcnieuren. Wegen des sehr mangelhaften Er- propriationsgesctzes hatten sie mit einer starken Opposition großer Grundbesitzer zu kämpfen. Die Schwierigkeiten häuften sich so sehr, daß man noch gegen das Ende des JahrcS 1842 mit einer großen Anzahl von Grundbesitzern in Proceß lag. Durch die kräftige Unterstützung des Ministers des Innern Herrn Baron Schimmelpcnninck van der Ove ge lang cs endlich mit Allen abzuschließen und seitdem Frühjahr 1843 konnte der gegenwärtige Jngenicur- Dircctor van der Kün mit den ihm untergebenen Ingenieuren, Baron van Reede van Oudshoorn, van der Lee und Backe, die Arbeiten mit ungewöhn licher Anstrengung betreiben. Sonach sind im Jahre 1843 ausgeführt worden: An Erdarb. für 2,680,000 Fr. od. 750,920 Thlr. „ Durchlässen, Brücken:c. 910,000 „ „ 244,790 „ „ Gebäuden f. 645,000 „ ,, 174,505 „ „ BetriebSma- terialfür. . 590,000 „ „ 158,710 „ Summa 4,825,000 Fr. od. 1,328,925 Thlr. Hierin ist der Preis des Holzes und des Eisens für den Oberbau und die zehn Locomotiven nicht begriffen, welche die Verwaltung schon besaß, eben so wenig die Entschädigungen an Grundbesitz. Diesen Anstrengungen gelang es, die Bahn zwi schen Amsterdam und Utrecht so weit herzustellen, daß diese Strecke seit dem 28. December v. I. dem regelmäßigen Betriebe für daS Publikum eröffnet ist, und daß die Schienen im Laufe dieses Jahres bis auf eine Stunde von Arnheim entfernt gelegt ii.