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Von dieser Zeitschrift erscheint wöchentlich eine Nummer in Jm- Perial-Quart, welcher zu östcrm erläuternde Zeichnungen, Karten, Pläne und Ansichten beigegeben werden. Der Abonnementspreis beträgt hier Orts drei Thaler für das Halbjahr, und nehmen alle Buchhandlungen, Postämter und Zeitungs - Expeditionen des In- und Auslandes Bestellungen entgegen. Planmäßige Beiträge werden anständig honorirt und unter Adresse der Redaction oder, wem Leipzig näher gelegen, durch Vermittelung dcS Herrn Buch händler Wilh. Engelmann da selbst erbeten. Eisenbahn-Leitung. 11. Draunschweig, 17. Mär,;. 1844 Der gegenwärtige Stand der König lich Würtembergischen Visenbahn- Sache. *) Nachdem im Jahre 1836 die Königs. Würtcm- bergische Regierung beschlossen hatte, auf die Frage der Eisenbahnen in Würtemberg näher cinzugehen, wurden die Herren Generalmajor von Seeger und Kreisbaurath Bühler mit denjenigen techni schen Untersuchungen beauftragt, welche der Beant wortung einer so wichtigen Frage zunächst vorher gehen mußten. Zu jener Zeit war kein Land in Europa, welches die modernere Reform der Ver kehrsmittel mit mehr Energie betrieb als England, daher auch die Engl. Ingenieurs damals für die einzig gültigen Autoritäten gehalten wurden, wo es sich darum handelte, die Grundsätze festzustcllen, nach welchen Eisenbahnlinien auSgemittelt werden sollten. Bei übertriebener Anforderung an die Geschwür-! digkeit der Forderung und bei einem geringeren Grade der Vollkommenheit, welchen der Bau der Locomotiven damals erreicht hatte, konnten diese Grundsätze nicht anders als sehr strenge sein; man war der Ansicht, daß eine Steigung, die stärker als 1: 200, ein Krümmungshalbmesser, der kleiner als 2000 Fuß sei, Uebelstände für den Betrieb einer Bahn mit sich führe, derenVermeidung beinahe jede Erhöhung der Anlagekostcn der Bahn rechtfertige. Anstatt vieler, mögen hier nur die Beispiele der damals im Bau begriffenen Bahnen von London, ') Wir empfehlen den folgenden Aussatz, den wir von i zuverlässiger Quelle erhalten haben, der besonderen Beach tung unserer Leser. Es ist daraus zweierlei zu entneh men: erstens, wie wichtig es sei, die Ausführung einer so wichtige» Unternehmung, wie eine Eisenbahn, noch mehr aber ei» ganzes Netz von Eisenbahnen ist, von Anfang an nur Männern anzuvcrtrauen, die einer solchen Aufgabe vollkommen gewachsen sind; und zweitens, daß cS jetzt, wo die Eisenbahn längst aufgehört hat, ein Englisches Institut zu sein und auch in Deutschland so heimisch wie irgendwo geworden ist, nicht nichr an der Zeit sei, von dem Rathc Englischer Ingenieure blvs sein Heil zu erwarten. d. Red. ll. von Birmingham, nach Southampton und nach dingen vor,gewinnt von dort an das linkeGehänge Bristol gelten. Auch für ihre Arbeiten hatten die Herren von Seeger und Bühler diese Grundsätze angenommen und nur unter diesem Gesichtspunkte kann über die Resultate der Untersuchungen dieser beiden Herren vom Jahre 1836 ein gerechtes Ur theil gefällt werden. Für eine Eisenbahn, welche Würtemberg in westöstlichcr Richtung durchschneiden sollte, schien der Hauptthaleinschnitt des Landes, das Neckar- thal, wenigstens auf eine längere Strecke, günstige Verhältnisse darzubicten, daher dasselbe als Basis der Operationen angenommen, und sowohl in öst licher als westlicher Richtung erst da verlassen wur de, wo eine zu starke Abweichung von diesen Rich tungen dies bedingte. Die von dem Generalmajor von Seeger bearbei tete Scction der wcstöstlichen Bahn geht auf der linken Seite des Ncckarthalcs von der Vorstadt Cannftadt aus, hält sich auf dem linken Thalge- hänge bis nahe an Neckarweihingen, und biegt dort nach Ludwigsburg ab. Von da aus verfolgt sie die ferne liegenden Hochebenen, über Eglosheim und Thamm, langt auf dem rechtseitigcn Gehänge dcS Enzthales bei Unterrinringen und auf der Sohle desselben bei Vaihingen an, gewinnt aufstci- gend Illingen, und mündet von dort fallend, durch eines der daselbst entspringenden Thäler, auf die Großherzogl. Badische Rhcinthalbahn ein. Die von dem Kreisbaurath Bühler bearbeitete Sectio» geht gleichfalls aus der linken Seite dcS Neckarthales, von der Vorstadt bannstadt aus, durch Berg an Eßlingen und Plochingen vorüber, überschreitet bei dem letztgenannten Orte den Neckar und setzt ihren Weg auf dem linken Ufer des Filz- thaleS über Göppingen nach Altenstadt fort. Sie dringt sofort südwestlich ablcnkcnd bis Heusen vor, umfährt den Weigoldsbcrg, gewinnt dadurch das rcchtscitige Thalgehängc der FilS, geht in das Rohrachthal über, und erhebt sich , in einer Höhe von 240 Fuß an der Stadt Geißlingen vorüberlau- send, zu der Höhe dcS AlbplateauS. Von dort fällt die Linie bis Urspring, dringt wieder aufsteigcnd über Loesen, Halzhausen, Denkenthal nach Tomer- dcs Kiesenthales, verfolgt dasselbe bis in das Blau- thal, kehrt auf der rechten Seite deS Schammen- thales zurück, geht mittelst eines Bogens um daS Dorf Mähringcn auf die linke Seite dieses Thales über, fällt zum zweiten Male in das Blauthal und erreicht durch dasselbe Ulm. Die bedeutenden technischcnSchwierigkciten,wel che sich dem Ucbcrgange der Alb zwischen Geißlin gen und Ulm entgegenstellen, leiteten auf den Vor schlag, daS Neckarthal schon bei Eannstadt zu ver lassen, um sich der östlichen Landesgränze durch das Rems-, Kocher- und Brcnzthal zu nähern, und es wurde daher auch dieser Vorschlag einer näheren technischen Untersuchung unterworfen. Es genüge hier vorerst um diese oberflächliche Bezeichnung der Richtung, welche die ersten Ausar beitungen der HH. Seeger und Bühler der westöst lichen Eisenbahn gaben. Ucbcr sämmtliche obenerwähnte Untersuchungen in Verbindung mit anderen, welche dem Zwecke der gegenwärtigen Darstellung ferner liegen, wurde auf dem Landtage 1839 von dcm Königl. Ministe rium des Innern, den Ständen des Landes Be richt erstattet, der Sache der Eisenbahnen aber vorerst kein weiterer Vorschub geleistet, da der Enthusiasmus, mit welchem dieselbe drei Jahre frü her ergriffen worden war, eine bedeutende Abküh lung erfahren hatte. In diese Zeit des Stillstandes fällt die Idee einer mit Pferdckraft zu betreibenden Localbahn zwischen Stuttgart und Eannstadt *), deren Ausführung den Gegenstand einer Actien- Unternchmung bilden sollte. Sie rührte von dem jetzigen Obcr-Baurath Etzel her. Er hatte ihr die nunmehr fast allgemein als richtig anerkannte An sicht zu Grunde gelegt, eine Eisenbahn zwischen Stuttgart und Eannstadt müsse, um mittelst nahe zu dem Mittelpunkte der Bevölkerung der beiden Städte gelangen zu können, bei Eannstadt den Neckar übersetzen, sich Stuttgart auf der nordwest lichen Thalseite nähern, die LudwigSburgcrstraße ') Dcr Badeort Eannstadt liegt Meile von Stutt gart am Neckar.