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Vo» dieser Zeitschrift erscheint wöchentlich eine Nummer in Jm- Perial-Quart, welcher zu öfterm erläuternde Zeichnungen, Karten, Pläne und Ansichten beigegebcn werden. Der AbonnementsprciS beträgt hier Orts drei Thaler für das Halbjahr, und nehmen alle Buchhandlungen, Postämter und Zeitnngs - Expeditionen des In- und Auslandes Bestellungen entgegen. Planmäßige Beiträge werden anständig honorirt und unter Adresse der Ncdaction oder, wem Leipzig näher gelegen, durch Vermittelung des Herm Buch händler Wilh. Engelmann da selbst erbeten. Eisenbahn - Leitung. Draunschweig, 11. Februar. 1844 Untergestelle (truok), auf welchem der Vordertheil sche Meile nur 103'/» (kölnische) Pfund *), wäh rend die andern Maschinen auf dieser Bahn durch schnittlich an 150 Pfd. Coke consumiren. Eben so verbrauchten die Stephenson'schen Patent-Maschi nen auf den Großherzoglich Baden'schen Eisenbah nen im Monat September 1843 nur 121 (Cöln.) Pfd. pr. Deutsche Meile, die übrigen, nicht für Ex pansion eingerichteten Locomotiven dagegen im Einige Demerkungen über die neuesten Verbesserungen im Bau der Locomotiven; mit besonde rer Rücksicht auf die für die Baier- sche Staatseisenbahn bestellten Ma schinen mit veränderlicher Expansion. Mit der größern Verbreitung, welche die Eisen bahnen in den letztenJahren erlangt haben, ist man endlich dahin gekommen, auch der Bewegungskrafi auf denselben eine größere Aufmerksamkeit zu schen ken, als dies früher der Fall war. Wir wollen hier jedoch nicht von den bis jetzt noch unfruchtbar ge bliebenen Versuchen sprechen, welche dahin zielen, die Dampfkrast ganz zu verdrängen oder dieselbe nur fiationair wirken zu lassen — nicht von electro- magnetischen Maschinen und atmosphärischen Ei senbahnen — sondern von den Verbesserungen an den Loco Motiven selbst, wie sie bisher auf den Eisenbahnen angewendet wurden. ' Man ist bei diesen Verbesserungen hauptsächlich von Ersparungsrücksichten geleitet worden, und wenn wir die Bestrebungen der Amerikaner, welche im Bau und Betrieb der Eisenbahnen unS in man cher Beziehung weit vorangeeilt sind, von diesen Betrachtungen nicht ausschließen, so hat man eine Verminderung der Transportkosten, in wie fern diese von der Construclion der Locomotiven bedingt sind, auf dreierlei Wege zu erreichen gesucht. Durch Vertheilung des Gewichts der Maschine auf 6 oder 8 Triebräder, wodurch man, ohne den Druck auf die Schienen zu vermehren, die Leistung der Locomotive vergrößerte, indem man nämlich die Adhäsion mit der disponibeln Kraft mehr in Ein klang brachte, sucht man jetzt auf denAmerikanischen Bahnen weit schwerere Züge fortzuschaffen, als eS müdenfcüherverwendetenMaschinen möglich war. Mit Rücksicht auf die vermehrte Adhäsion konnte man man auch Kessel,Feuerfläche undCylinder ver größern. Da aber bei den stark gekrümmten, stark undulirenden und in ihrem Niveau oft schlecht un terhaltenen Amerikanischen Bahnen das bewegliche li. derLocomotive ruht,nicht wegbleiben durfte,so hatte man die schwierige Aufgabe, bei Kuppelung derRä- der die Beweglichkeit des Untergestelles beizubehal ten, eine Aufgabe, die Herr Baldwin in Phila delphia auf eine eben so einfache als ingenieuse Weise gelöst hat. Offenbar werden die Kosten der Bewegkraft desto geringer, je größer die Züge sind, die man mit einer einzelnen Locomotive auf stark frequentirten Bahnen fortschafft. Die Verbesserungen in England und auf dem Europäischen Continente bezwecken dagegen haupt sächlich eine Ersparniß anBrennstoff, von wel chem die Kosten der Bewcgkraft so sehr abhängig sind. Diese Ersparniß suchte man durch zwei ver- schiedeneMittel zu erzielen, nämlich durch einen ver änderten Bau des Kessels, wodurch dieser geeig neter ist, die entwickelte Hitze besser zu utilisiren und so wenig derselben wie möglich unbenützt entwei chen zu lassen; dann durch eine vortheilhaftere Be nutzung des Dampfes, indem man denselben expansiv wirken läßt, und zwar mehr oder minder, je nachdem eine geringere oder größere Kraft inAn- spruch genommen wird. Die neuesten Locomotiven von Stephenson, wie sie z. B. für die Herzoglich Braunschweigischen Eisenbahnen geliefert wurden, haben Kessel von 12'/r Fuß Länge, mit 135 eisernen, 1^ Zoll wei-! ten Siederöhren; und obschon die Cylinder 15Zoll Durchmesser haben, und der Hub 24 Zoll beträgt, so ist doch der Heizraum oder Feuerkasten nicht grö ßer, als bei den älternMaschinen von viel geringem Dimensionen. Da diese Locomotiven zugleich mit Vorrichtungen versehen sind, wodurch man den Dampf beliebig zwischen und "/, des Kolben hubs abschneidcn und dann expansiv wirken lassen kann, so consumiren dieselben weit weniger Brenn material, als Maschinen älterer Construction mit viel kleinern Dimensionen, und mithin auch viel ge ringerer Leistungsfähigkeit. Im Monat Octobcr 1843 hat eine dieser Ma schinen auf der Eisenbahn zwischen Braunschweig und Oschersleben 396s/4 Meilen zurückgelegt und hierbei 409,4 Ctr. Cokes verbraucht, also pr. Deut-' Mittel 164 Pfd. So sehr man indessen darüber einig ist, daß es vortheilhaft sei, bei Locomotiven den Dampf expan siv wirken zu lassen, so sehr sind die Vorrichtungen verschieden, durch welche man diesen Zweck zu errei chen suchte, und in dcrTbat giebt es beinahe eben so vielerleiErpansions-Vorrichtungen, als Locomotiv- Manufacturen bestehen, und alle entsprechen, je nach dem Grade ihre Vollkommenheit mehr oder minder ihrem Zwecke. Zu den einfachsten Vorrich tungen dieser Art gehören jene, wie sie Stephenson bei seinen neuesten Locomotiven anbrachte, zu den cvmplicirtesten dagegen die unter dem Namen der Meyer'schen bekannte, wie sie an mehreren Locomo tiven der Baden'schen Eisenbahnen angewcndet ist, und wie sie jetzt bei den für die Baier'sche Staats- Eisenbahn bestellten Locomotiven in Ausführung kommt. Wir wollen hier über die letztem einige nähere Details mittheilen, da die Maschinen der Meyer'schen Fabrik in Deutschland noch weniger bekannt sind und bereits in frühem Blättern dieses Journals von dergeringen Consumrion an Brenn material gesprochen wurde, wodurch sie sich so sehr auszeichnen sollen **). Die nach den Zeichnungen von I. I. Meyer in Mühlhausen für die Augsburg-Nürnberger Eisen bahn im Baue bcgriffenenLocomotivcn, habcnKessel nach alter Construction mir niedrigem Fcuerkastcn. ') Dieses ist um 5 Pfd. weniger, als die von Keßler in EarlSriche nach dem Meyer'schen System gcbanete Lo comotive bei einem im October 1843 stattgefundenen Ver suche, dessen in einem Artikel der Allgem. Zeitung Erwäh nung geschehen (siehe Eisenbahn-Zcitung'Rro. 20, vom 12. Nov. 1843), consumirt hat. ") Siehe Nro. 20 und 2ö der Eisenbahn-Zeitung vom Jahre 1843.