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WchiM U WM i. Beilage zu Nr. 37 Sonnabend, den 3. April 19,5. Betrachtung ;um Osterfest. Luc. 24, 34: Der Herr ist wahrtastig aufcrstanden. Ostern! Ostern l Siegsdrommeten klingen mächtig durch die Welt Weil der Schlange Kopf zertreten, weil der Herr den Sieg behält j Ja, noch herrscht ein Gott auf Erden, übt sein heiliges Gericht; Mag der Feind sich stolz gebärden: Gott verläßt die Seinen nicht. Erzerdricht das Schwert derSchlechten und die finstre Rotte flieht- Jn den Hütten der Gerechten schallt ein fröhlich Siegeslied! So sang auf Deutsche Hsteru 1871 der schwäbische Dichter und Prediger Karl Gero! War doch dem schweren Weih, nachten im Feld von 1870 das deutsche Kaisertum am 18 Januar 1871 wieder errichtet worden und Anfang März durch den Einzug in Paris der volle Sieg in dem großen Krieg besiegelt. Wie hofften viele daheim mit unseren Lieben im Feld auch beim Kriegsweihnachten 1914 auf solch Deutsches Ostern 1915 im Siegesfrieden in der Heimat, auf ein neues Gerok'sches: Ostern! Ostern! Friedensgrüße bringst du uns vom Himmelreich ist anders gekommen. Wir haben noch eine Pas. donszeit Uu.^rm Kriegskreuz halten mässen, in furchtbar heiligem Ernst u.7^ doch auch voll wunderbar heiligenden Segens, die wir alle nulkinander Zeit unseres Lebens nicht -vergessen wollen Und nun Ostern kommt und der alte deutsche Osterpsalm ertönt: CHM ist erstanden von der Marter alle! Da können viele ihn nicht fingen in der Heimatkirche Nein, sie muffen fingen wie die christlichen Deutschritter in ihren Glaubenskriegen: auf dem Schlachtfelde. Wenn die Deutschrüter in der Schlacht den Sieg auf ihrer Seite sahen, dann sangen sie dieses Osterlied. Je"er Glaubenssteg war ihnen ein Deutsches Hker« Ueber den Blutopfern des Kampfes, über ihren gefallenen Brüdern sangen sie es als Bekenntnis deutschen Osterglaubens: Wär Er nicht erstanden, die Welt, die wär vergangen Seit daß Er erstanden ist, loben wir den Vater Jesu 'Christ! Halleluja! Und als ein echter Deutschrttter evangelischer Art hielt unser Dr. Martin Luther sein Deutsches Hster« als eine Siegesfeier im Lebenskampf des Glaubens. Vivit! vivit! Er lebt! er lebt! schrieb er sich oft mit Kreide auf den Tisch oder an die Wand, wenn ihm die Feinde zusetzten, wie jetzt uns, als ob die Welt voll Teufel wär. Luther hatte ja auch einen bitteren Streit zu fechten gegen englische Heuchelei und Ueberhebung in der Person König Heinrichs VUI, der, ganz wie sein Land und Volk heute, alles Gesetz und alle Ordnung ändern wollte, wo fie gegen seine Machtan- spräche waren und der auch den Papst nur absetzen wollte, um sich selbst an seine Stelle zu setzen Luther aber wollte nicht einen Menschen für einen anderen ins Regiment setzen, sondern einzig den Einen Osterfürsten Jesus Christus. Ihm sang er sein deutsches Osterlied: Es war ein wunderlicher Krieg, da Tod und Leben rungen. Das Leben, das behielt den Sieg und hat den Tod bezwungen. Und so viel Luther zu kämpfen hatte sein Leben lang- mitten im Kampf hatte er den Osterglauben: das Leben das behält den Sieg im Kampf des Glaubens wider den Unglauben, des Lichtes wiver die Finsternis, aller Macht und Mächte des Lebens wider alle Mächte und Macht des Todes! Halleluja! Halleluja! Deutsche Ostern find biblische Ostern. Das zeigt uns der größte Deutsche, unser Luther. Der Frühling ist «ihm nicht genug. Der Auferstandene muß darin sein. Wo aber der Auferstandene ist, da steht Luther Leben im Tod und singt über den verbrannten Evangelischen: der Sommer ist hart vor der Tür. Die bunten Blümlein gehn hervür. Der solches angefangen hat — der wird eS uuch vollenden! Mit solchem Lebens- und Auferstehungsglauben stand Luther klar und nüchtern in der heiligen Schrift. 1. Cor. 15 war sein Fundament Was dort Paulus geschrieben im Eingang, könnte Vater Luther uns heute schreiben: Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, deS Evangeliums, das ich euch verkündigt habe; welches ihr auch angenommen habt; in welchem ihr auch stehet; durch welches ihr auch selig werdet daß Christus gestorben sei für unsre Sünden nach der Schrift und daß Er begraben sei und daß Er auferstanden sei am dritten Tage nach der Schrift Das ist auch unsre Zuversicht: „in welchem ihr auch stehet!" Das ist unser Trost für uns und unsre Krieger im Felde: „durch welches ihr auch selig werdet!" Können wir auch Ostern 1915 noch nicht als Friedens- und Freudenfest feiern, wie Gerok 1871, wir wollen doch von seinem „deutschen Ostern" hoffend und betend hinüber schauen mit festem Glauben an den Auferstandenen: Ostern! Ostern! Lebenstriebe weckst du in der Seelen Grund, Machst in Glauben, Hoffnung, Liebe ein erneutes Herz gesund. O so weck zu neuem Leben meines Volkes Geist und Herz Lehr es fromme Augen heben, heilge Hände himmelwärts, Daß mitSeinesGeistes RegenGott sein Land aufPfingsten tränkt Und uns goldnen Erntesegen auf die grünen Ostern schenkt! hinauf unä vorwärts! ' Nun erleben wir das andere der großen christliche« Feste unter den Schauern deS gewaltigen Kriege». Weih« nachten fand unsere wehrfähige Mannschaft im Felde und die Herzen des ganzen deutschen Volkes flogen hinaus zu den Steppen Polens und den Ebenen Nordfrankreichs, Grub und Wunsch zu bringen den Tavfern, die sich um deS Reiches Banner scharen, zu schütze» den heimischen Herd vor der Fremden Begier und Raublust. Jetzt dämmert der Ostermorgen, und noch müssen die Waffen den Feinden die Lehre predigen von deutschem Mut und deutscher Entschlossenheit, die heiligen Güter ger manischen Volkstums zu wahren bis auf den letzten Mann und den letzten Tropfen Blut. Und wenn sie, die unS beneiden ob der Früchte unseres Fleißes und unserer Arbeitsamkeit, die halbe Welt, die farbigen Wilden Asien» und Afrikas, die Gelben des fernen Ostens und die Nomaden der russischen Einöden zusammenriefen, unS zu überwinden, da sie an eigener Kraft verzweifeln, so soll eS ihnen nur zum Verderben werden. Wir wollen unS ihrer erwehren, bis sie am Boden liegen. „Und wenn die Welt voll Teufel mär', und wollt'n uns gar verschlingen, so fürchten wir unS nicht so sehr, eS soll unS doch ge lingen." Aber harte Zeit bringt der Krieg. Jeder Kämpfer, der draußen sinkt, hinterläßt im Lande die Mutter, den Vater Weib, die Kinder, in deren Seelen sich blutige Furchen graben, nie ganz verharschen. Sorge um die Erhaltung der Daseinsm^^keit, um die Sicherung UN- Erziehung des Heranwachsenden GrsAechtS lastet auf den Gemütern. Da ist eS wahrlich nicht angebracht, in aus gelassener Lust, in leichtsinnigem Vergnügen -aS Osterfest Von Wie Das unsern Leiden bleibt kein Rest — Morgenrot strahlt deutschen Landen große Auferstehungsfest. Heinrich Lorre». Oie Toien ^Ostern ISIS.) Aus fernen Gräbern sprechen Stimmen, Aus fernen Grübern kommt ein Ruf: Laßt eure Hoffnung nicht verglimmen, Ergreift, was unser Tod euch schuf. Mr sanken zwar im grimmen Streik, Doch sang der Sieg in unserm Ohr; Und rühmend gab das Grabgeleite Uns der Geschühe donnernd Rohr. Wir starben für der Brüder Leben Wenn einst die Fahnen heimwärts wehn, Vie Ariedenschöre sich erheben, Seht uns an eurer Seite stehn. Vom Blute wollen wir nicht sagen. Das fremde Erde gierig krank. Die alte Zwietracht sei erschlagen — Das fordern wir allein als Dank. Vann sind wir wirklich auserstanden, deS Jahre- 1915 zu begehen. Nicht Verzweiflung und Kopfhängerei, nicht verjammerte Schwarzseherei ist des halb geboten, aber Ernst und Würde soll unS zieren. Unglückspropheten und Nachrechner begangener Fehler sollen nicht die Führung gewinnen, dazu blutet unser Heer nicht in täglichen Kämpfen, dazu schreibt es nicht zahllose Siege auf seine Fahnen. Aber für nichtige Tändelei und wahllosen Genuß des Augenblicks kann nicht Raum sein; es ziemt wohl dem Deutschen, den Völkern ein Beispiel zu geben nicht allein mit den staunenswerten Taten seiner Krieger, sondern auch mit der Ruhe, Ernsthaftigkeit und Selbstbeherrschung der Daheimgebliebenen. Das Osterfest war uns von jeher neben seinem wunder baren Inhalt, der Erinnerung an die Auferstehung des Herrn, auch ein Fest des Neuerwachens der Natur aus der Winterhaft, ein Tag, an dem wir den nahenden Frühling sahen und seine Herrlichkeit empfanden. Wir ge dachten der holden Worte aus der Heiligen Schrift: „Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist weg und dahin; die Blumen sind hervorgekommen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen und die Turteltaube läßt sich hören in unserm Lande" oder wir erinnerten unS an unseres großen Dichters Osterspaziergang: Doch ist es jedem eingeboren, Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts bringt. Wenn über unS, im blauen Raum verloren, Ihr schmetternd Lied die Lerche singt, Wenn über schroffen Fichtenhöhen Der Adler auSgebreitet schwebt, Und über Flächen, über Seen Der Kranich nach der Heimat strebt. . Dieses Gefühl brauchen wir auch jetzt nicht auS- Suschalten. „Hinauf und vorwärts" ist baS Feldgeschret unserer Braven unter dem Brüllen der Geschütze und dem männermordenden Brausen der Schlacht — hinauf und vorwärts wollen wir unsere Gedanken schicken an diesem Osterfest und geloben, getreulich auszuhalten bis zum sicheren Ziele, der Befreiung unseres geliebten Vaterlandes von aller Niedertracht der Feinde. Getreulich auszuhalten mit unseren Brüdern, die mit ihren Leibern an den Grenzen einen festen Wall bauen, an dem aller Ansturm zerschellt. Wenn wir das tun, hinauf denken zu den Höhen menschlicher und vaterländischer Wiedergeburt, die wohl noch ernsthaftes Nachsinnen und gegenseitiges Unterrichten über die beste Art der Lebenserfüllung, aber keinen Haß und keinen zersetzenden Zwiespalt zwischen den Gliedern des einigen Volkes mehr kennt, vorwärts denken in eine Zukunft deS ungehinderten Aufblühens wahren Menschen tums im deutschen Lande, in eine Zukunft der Ehre und der Vollendung, dann geht daS Osterfest des kriegerfüllten Jahres 1915 nicht ohne Segen für uns vorbei. Dann sind unsere Söhne, unsere Brüder nicht vergebens gestorben, dann werden wir ihres Opfermutes würdig und hinter lassen den Nachfahren als glorreiche Erbschaft ein un verwüstlich gebautes Haus, daS freie, einige Deutsche Reich, daS gesicherte schöne, teure deutsche Vater land- Aus Stadt und Land. Mitteilungen aus dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, am 3. April 1915. — Der ^aadesausschuß der Vereine vom PottL Kreuz im Königreich Sachsen schreibt uns: Nach einet uns zugegangenen Mitteilung der Abnahmestelle l und ll des Xll Armeekorps sind von den dort etngegangenen Liebesgaben 9 Waggons an die in den Karpathen kämpfen- Truppen abgegangen Die Sendungen bestehen zum gröbit? Teil aus den dort so dringend benötigten Decken und warm"" Kleidungsstücken, sowie aus Lebens- und Er- frischungSmittr/" aller Art Eine reiche Zuwendung von Liebesgaben an die ^"nahmestellen ist auch weiterhin dringend erwünscht, weil von dor/ aus öie Liebesgaben an diejenigen Stellen geleitet werden, die über den jeweiligen Bedarf unserer einzelnen Truppenteile fornü^end unterrichtet und daher allein in der Lage find, eine zweckmäßige und gerechte Verteilung vorzunehmen. — Auskunftssielle des Laudesausschusses vom Kote« Kreuz üver verwundete, Gefangene und Vermißte. Auf Grund vielseitiger Anregungen ist die oben genannte Auskunftsstelle in Dresden, Marienstraße 17, im Dezember gegründet worden Sie soll eine Unterstützung des Nachweise büros des Kgl Kciegsm nisteriums sein und erteilt Auskünfte 1. über Verwundete und Kranke aller deutschen Truppen teile und der österreichisch-ungarischen Armee, welche in den Lazaretten, Genesungsheimen und Pflegestätten des XU. Armeekorpsbezirkes untergebracht find Die Auskunftsstelle steht aber auch überdies in Verbindung mit allen deutschen Nachrichtenstellen, die dem gleichen Zwecke dienen, ebenso mit der Nachweisstelle in Wien, und vermittelt demgemäß Anfragen nach allen Angehörigen der deutschen und der österreichisch-ungarischen Armee. 2. Die Auskunftsstelle erteilt Auskunft über Vermißte, Kriegsgefangene und im Auslande festgehaltene Deutsche. Sie stützt sich hierbei auf die amtlichen Auskunftsstellen und steht in engster Verbindung mit allen Nachrichtenbüros des Roten Kreuzes im In- und Auslande Alle Auskünfte und Erörterungen erfolgen unentgeltlich durch die Geschäfts stelle Marienstraße 17; diese ist ununterbrochen geöffnet an Wochentagen von 10 Uhr vormittags bis 6 Uhr abends, an Sonntagen von 11 bis 1 Uhr mittags — Nach Anordnung des Herrn Territorialdelegierten haben sich alle dienstpflichtigen Kolonnenmitglieder, also auch ausgebildeter und unausgebildeter Landsturm, welche zum Kriegssanitätsdienst eingezogen werden, bei dem zu ständigen Bezirkskommando bez Meldeamt abzumelden. — Verlustliste Sr. 13« der Königlich Sächsischen Armee enthält keinen Namen aus Wilsdruff und der Um gegend. — Aerztlicher Sonntagsdienst 1. Osterfeiertag von mittags 1 Uhr ab Herr Dr. med Bartcky 2 Osterfetertag Herr Dr med. Polenz als Vertreter des Herrn Dr med. Bretschneider. — Anmerkung: Um einer falschen Auffassung zu begegnen, sei mitgeteilt, daß der ärztliche Sonntagsdienst, wie vorstehend auch angegeben, erst von nachmittags 1 Uhr beginnt, während am Vormittag beide Heiken Aeizte für jeden ihn besuchenden Kranken zu sprechen sind. — Der Vferdedievkahl in Sora ist durch die Nach stellung der hiesigen Gendarmerie nun auch aufgeklärt. Ein Koppelknecht bot Pierd und Wagen einem Spediteur in Bitterfeld, Kreis Merseburg, zu geringem Preis an. Ver dacht schöpfend, verständigte der Spediteur die Polizei, die den Dieb sestnahm und nach einem Geständnis desselben Pferd und Wagen an den Besitzer, Herrn Gutsbesitzer Risse-Sora, wieder zurückgehen ließ. — Unkersdorf. Am Schluffe des fünften Geschäfts jahres hatte die hiesige Schuliparkafle einen Bestand von 1976,67 Mark aufzuwcrsen. Von 54 Schulkindern beteiligten sich 41 «Inder am Sparen-76"« Im letzten Jahre wurden 867,85 Mark eingezahlt, während 415 Mark an 5 Konfir manden zur Auszahlung gelangten In jedem Jahre find die Einlagen gestiegen Für viele Eltern find die gesparten Gelder bei der Konfirmation ihrer Kinder eine willkommene Hilfe. Freudig zu begrüßen wäre es, wenn alle Kinder der Schule an dem Sparen teilnehmen würden.