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Beilage zu Nr. 133. Dienstag, 17 November 1918. An» Sachsen. Wilsdruff, den 16. November. Schillinß'schen Figuren an der Brühlschen um werden gegenwärtig abgebrochen, a, -üliacy Cyemnitz transportiert zu werden, wo ^2 Neustädter Markt zur Aufstellung gelangen solle». 2cr Mordprozeß Döll. Wir Haden bereits be ttet, daß das Leipziger Schwurgericht in dem Aus- -A" ^"gendcn Moroprozeß gegen die Wirtschafterin und dem Buchdrucker Walter Schmidt seinen auf lautenden Wahrspruch gefällt hat. Das Urteil ves Gericht- wurde auf grunv des 8 229 gefällt, der als ^trasmindestmaß sür das von der Düll verübte Verbrechen, namijch die Beibringung von Gist und den dadurch ver ursachten Tod, 10 Jahre Zuchthaus vorsteht. Wie nach- rrägtlch noch aus der Verhandlung bekannt wird, ist der »uchdrucker Wolter Schmidt insbesondere durch die Döll mvft schwer belastet worden, die behauptete, daß ihr dieser zur Tötung von Gie» ler denutzle Gift, dem Vernehme« M Arsenik, besorgt habe. Den Geschworenen waren UdltgenS, wie noch erwähnt sein mag, 13 Schuldfragen gelegt worden, von de»uen sich 7 auf die Löll, 6 aus Schmidt bezogen. Bet der Döll wurde die Frage auf Aord verneint, auf vorsätzliche Tötung dagegen bejaht, Mdernde Umstände wurden den beiden Verbrechern ver- "St, wohl aber wurden der Döll, da sie von Anfang an Vn wesentlichen geständig war, 5 Monate der UntersuchungS- Mt angerrchnet, Schmidt mußte auf diese Vergünstigung sichten, da er bis zum letzten Augenblick seine Mitschuld hartnäckig bestritten halte. Mau glaubt annehme» zu Efe», daß die Döll sich bet ihrer Strafe beruhige», Schmidt hingegen gegen seine Lerurleiluug Vevtsion beim NetchSgertLi rinlegen wird. AuS Zitta« wird geschrieben: Als ein Zeichen der ist dxr gewiß seltene Fall anzusehen, daß in einem Hause der äußeren Weberstraße der HauSbeützer und seine Des Ladeninhaber in Konkurs sind; also drer Konkurse " tinem Hause. , Von einem, glücklicherweise nur vereinzelt vor- Mwenden Fall deutschfeindlicher Gesinnung in der sächsischen Oberlausitz zeugt ein Artikel in Nr 9 d. I heS vom katholischen Pfarrer Jacob Varth in Pauschwitz fil Bautzen redigierten wendischen Blattes „Lupca", der 2 Wörtlicher Uebersetzuug und mit den ursprünglichen Satzzeichen versehen folgenden Wortlaut hat: „Aus Caßlau Meiden die „Serbske Nowiny" vom 29. August, daß °aseW wieder Deutsche aus Bautzen nach Uruen ge- Men hätten und zwar mit Glück. Mehrfach im Louie Jahres haben nur, Gott seis geklagt, lesen müssen, w aus der Wittichenauer und RaUsitzer Parochie, baß Deutsche daselbst nach Ueberresten gegraben hätten und alle mit großem Erfolg. — Hört, Ihr Wenden, schlaft Ahr alle, auch ihr Geistlichen und Lehrer? DaS ist nicht "ur ein nicht wieder gutzumachender Schaden fürs kindische M'iseum, sondern auch eine Schande sür uns, Wenn wir uns aus unserer Heimat alles ausschnüffeln und wegschlrppen lassev von — Deutschen!! Das muß ein Ende haben.* — Ein Kommentar hierzu ist über- Wg. Sehr beklagenswert aber ist es, daß, bemerken hierzu mit Recht die „Bautz. Nachr.", unter unserer biederen und friedlichen wendischen Bevölkerung der Haß gegen die Deutschen in so niedriger Weise anzufachen ver« sucht wird. Der am Mittwoch in Schönbor« bet Radeberg auf. gedeckte Ktnbesmord hält die Gemüter fortgesetzt in Aus. regung und stellt sich als ei» ganz raffiniertes Verbreche» heraus. Der acht Monate alte Willy Helm ist auf An- stiften der eigenen Mutter durch deren „Freundin* Alma Barihe getötet worden Die Verbrecherinnen gestanden, daß sie dadurch, daß sie das Würmchen in eisig kaltes Wasser stellte», nicht den sofortigen Tod herbetsührrn wollten, sondern eine Erkrankung deS KmdeS erwartete», die dann de» Tod hrrbeiführen sollte. Ein verheerendes Großfeuer hat in der Nacht zum Freitag einen Teil deS Stechersche» Lederwerkes in Zug etngeäschert. G gen '/.1 Uhr bemerkte der gadulwächter t» dem an der Bahnstrecke gelegenen Lohmühlengebäude, daS bis unter das Dach hinauf mit Lohe (Fichtenrinde) angefüllt ist, da» Feuer. Flammen 'chlugen i» der Nähe der Türe vom Fußboden aus in die Höhe. AIS die vom Wächter schnell alarmirtcn in der Nähe wohnenden Beamten und Arbeiter der Fabrik mit den verfügbaren Löschgeräten eingriffen, hatte daS Feuer, vom Winde angefacht, in den leicht brennbaren großen Lohevorräten schon so um sich gegriffen, daß die Lösch mannschaften immer zurückweichen mußten und nicht ver hindern konnten, daß das Feuer auch auf das angebaute Geibstofflager, in dem exotische Gerbstoffe aufgespeichert waren, und auf das ebenfalls angrbaute Maschinenbau» sich ausdehnlt. Dem Eingreifen der Zuger Feuerwehr, die als erste am Brandplatze eintraf, ist es zu danken, daß das Maschinenbaus erhalten blieb, und wenn der Zuger Feuerwehr nicht von de» in rascher Folge emtreffevden Feuerwehren von Freiberg (Dampfspritze und Lanbspritz«), BerthelSdorf, Brand und Erbtsdors so tat kräftige Hilfe geleistet worden wäre, hätte daS ganze ausgedehnte Werk leicht ein Raub der Flamme» werden können. Die Freiberger Damp spritze z. B. ist von 3 Uhr bis Uhr, mit nur einer Stunde Unterbrechung, tätig gewesen. Zum Glück war für die viele» Spritze» genügend Wasser vorhanden, da der Kunstgrnben durch das Sterchersche Mundstück läuft. Der Schaden wird auf etwa 150000 Mk. beziffert. Er ist jedoch durch Ver- sicherung vollständig gedeckt. Der Betrieb des WeikeS kann ungestört fortgeheu, da eS gelang, das Maschine«. Haus, in dem erst vor wenigen Wochen eine neue 300pfkrdige Maschine gesetzt wurde, zu erhalten und die Wtikstältengebäude unbeschädigt blieben. Als EntstehungS- Ursache wild Selbstentzündung angenommen. Das Elekrizii ät swerk in Mulda mußte, weil die Mulde zu wenig Wasser führte, seinen B.trieb einstellen. In Annaberg hat ein in guten Verhältnissen lebm- der Sch»erocrmnstrr seimm Leben durch Erhängen ein Ziel gefetzt. Das Motiv zu der Tat ist unbekannt. Es ist dies leider der vierte Fall in den letzten beiden Wochen. Auf einem einsamen Wege zwischen Mursch- «itz und Taura wurde am Mittwoch abend nach 10 Uhr der Wirtschaftegehilfe und Pferdehändler Richard Rudolf auS dem benachbarten Reitzenhain von drei Strolchen an gefallen, die sein Geld verlangten. Einer der Männer hielt d bei eine» Revolver vor die Biuft des Händlers, der, durch die Todesdrohung eingeschüchtert, seine Barschaft in Höhe von 10 Mark auStieferte. Die Täter, die un erkannt entkommen sind, werden als 25jährige Leute ge schildert. Ein dummer Streich wurde einem Meraner Maurer dadurch gespielt, daß in der dortigen Zerrung eme VerlodungSanzeige erschien, worin seme Verlobung mit einem dortigen Mädchen angezeigt wurde. Die Anzeige beruht auf einer Fälschung und als Täter wurde ein 21 Jahre alter Schuhmochergehilfe ermittelt, der sich deshalb wegen Urkundcrnälschung zu verantworten haben wird. Ec wollte sich mit der gefälschten Anzeige nur einen Scherz machen. Die furchtbare Aataftrsphe auf der Zeche „Radbod". Hamm i. W., 13. Nov. Nachdem die Rettunasarbeile« »«»mehr vollständig ein gestellt sind, tan« e« al« gewiß gelten, daß 36V Bergleute «ms Leben gekommen sind. In de« Hammer Krankenhäusern befinde« fich außerdem »och 27 Verletzte. Während die Kameraden ohnmächtig dem entfesselten Element gegenüber nach schwerem seelischen Kampfe die Rettungsarbeiten als ein aussichtsloses Beginnen einstellen mußten, mußten 360 wackere, brave Bergleute, gesunde, kräftige Menschen, im Schachte eingeschlossen, hilflos zu Grunde gehen. Giftigen Schwaden, verzehrenden Flammen und niederstürzendem Gestein erbarmungslos ausgesetzt, wohl hier und da noch leise hoffend, daß es dem Opfer-' mut der Kameraden droben gelingt, Rettung zu bringen, sind die Unglücklichen langsam dahingestorben. Die qualvollen Martern des Einzelnen lassen sich nicht schildern;, des Menschen Einbildungskraft macht hier Halt vor der Schwere des Unglücks. Am Donnerstag wiederholte sich in bestimmten Zeit abschnitten derselbe Vorgang: Opfer um Opfer regungslos auf Tragbahren liegend, wurden aus dem Schacht zutage gefördert und in das Lampengebäude gebracht, wo die Aerzte ihres Amtes walteten und den Verletzten die erste Hilfeleistung zuteil werden ließen. Um den brennenden Durst der bedauernswerten Unglück lichen zu stillen, wurden Unmengen von Selterswasser herbeigeschafft. In den Automobilen und den zur Ver fügung stehenden Sanitätswagen führte man die Ver unglückten den Krankenhäusern in Hamm zu. Es war ein erschütternder Anblick, die in Tücher und Decken gehüllten Gestalten wie leblos aus den Tragbahren dahingestrrckt zu sehen. lieber Urfache und Entstehung der Katostrophe ist ein abschließendes Urteil noch nicht möglich. Die Gerüchte, daß eine Fahrlässigkeit der Grubenverwaltung oder einzelner Beamten die Schuld an dem Unglück trüge, entbehren jedes tatsächlichen Hintergrundes. Auch de aus Hamm kommende Meldung, die Schlagwetter-Explosion habe wegen der außerordent lichen Trockenheit des in dicken Schächten in Querschlägen Are Tochter des Seittänzers. Roman von B. Corony. 72 »Fetzt, Thesi, dürfen wir beide froh in die Zukunft IM? der Förster. „Wie nach einem schweren Un- gewuter die Sonne doppelt freundlich strahlt, und was Muckt und niedergebrochen war, sich aufrichtet und neue ueime treibt, so wird auch für uns ein schöneres Leben Eintracht und Frieden beginnen und der gramvolle oug aus Deinem lieben Gesicht verschwinden." »>sch kann nicht mehr lächeln." gen'" ^lst es wieder lernen. Dafür lasse mich nur sor- . "Auch für Deinen Vater brechen jetzt bessereTage an," el« faulem von Riefental. „Ich strecke ihm die Mit- Lb,^!. seinen Lieblingswunsch zu verwirklichen und eine tte für Holzschnitzerei einzurichten. Das ist bereits «/^gestellt." »Äie gütig von Dir!" »Freust Du Dich denn nicht, mein Kind ?" »O ja, ich freue mich." - jemand klopfte. „Herr Förster, ein Bote von Seiner dem Herzog," meldete der Jägerbursche. Ueberraschtverließ Mar das Zimmer, kehrte aber gleich „Ich dm ins Schloß b«l°n „ drückte einen Kuß auf ihre Hand, die wachsbleich i" seinigen lag. Da hob Therese den Pim» und bot dem Scheidenden die Lippen dar. Dm, ^cht innig. Nicht wahr, Du glaubst, daß ich ^^be und glücklich wissen will?« »W:e sollte ich nicht?" rWr^^edete er sich, denn die Zeit drängte. die wn^ E ""rr 'Est auch, Tante Ottilie?" fragte Frau. Du siehst so müde und leidend aus." LaiermmM^ ^eine Absicht und Deine Pflicht, den rarer auszusuchen. Da möchte ich Dich begleiten." „Tue es nicht." „Warum?" „Ich habe ihn schwer gekränkt durch meinen Verdacht und will ihm diesen unter vier Augen abbitten. Und dann, bevor ich gehe, ist auch hier noch so vieles zu erledigen." „Dabei kann ich Dir vielleicht helfen." „Nein, nein, wirklich nicht. Aber Du wirst bald von mir hören und ich danke Dir innigst für das was Du dem armen, so lange Jahre hindurch verlassenen Mann Gutes erweisest." „Das geschieht von Herzen gern, liebes Kind. Und nun, nicht wahr, nun weißt Du doch auch, wie sehr Dein Gatte an Dir hängt? Die Eifersucht kann quälen und ty rannisieren, aber man verzeiht sie, sollte ich denken." „O ja, ich habe verziehen. Max fügte mir viel Weh zu, aber er machte auch alles grtt/Als ich am Rande des Grabes stand, tat er für mich, was kein Mensch tun kann, der ohne rechte Liebe ist." „Ohne rechte Liebe? Jetzt sprechen Trotz und Unver söhnlichkeit aus Dir, denn Du bist ihm teurer, als alles andere auf der Welt." „Nein, Tante Ottilie. Mit tausend Fäden zieht es ihn ins Vaterhaus. Nie kann ich ihm ganz und voll die El tern ersetzen. Deshalb erscheint mir auch meine eigene Handlungsweise in einem sehr trüben Licht." „Nun fange doch nicht an, neue Zweifel heraufzube schwören." „Nichts liegt mir ferner. Aber Du kennst mich ja, es gibt Dinge, die ich mit mir allein auskämpfen muß. Wenn das geschehen ist, sehen wir uns wieder." „Gut. Meine Gegenwart soll Dich keineswegs an der nötigen Sammlung verhindern. Lebe wohl, mein Kind! Gott helfe Dir, daß Du das Leben und seine ernsten Pflich ten nicht durch die Brille krankhafter Einbildung siehst." Als Fräulein von Riefental gegangen war, schrieb The rese lange, versiegelte den Brief und legte ihn auf Max' Schreibtisch. Dann verließ sie die Försterei. Der Abend war gekommen, als Max erregt, bleich, außer sich bei Ottilie erschien. „Was ist geschehen?" rief sie erschrocken. „Nichts weiter, als daß mich Therese verlassen hat." „Unmöglich!" „Lesen Sie selbst!" Sie überflog die eng beschriebenen Blätter. „O, welche Liebe, welcher Opfermut sprach aus jederZeile, aber auch welche Hoffnungslosigkeit. Die Tiefgekränkte gab den Gat ten frei. Er sollte nicht mehr zwischen ihr und den Eltern schwanken. „Unser armes, kleines Kind ist gestorben, mein Jammer hat es getötet," schrieb die junge Frau. „Das geschah, weil wir uns wider das vierte Gebot versün digten. Ich gebe Dich den Deinigen zurück. Sei frei! Mich ruft die Pflicht an meines vereinsamten Vaters Seite. Du kannst mich entbehren .. er nicht. Dir würde mein An blick immer in Erinnerung rufen, daß ich Dich mit Dei nen Ellern entzweite .. der Vater wird es mir danken, daß ich die Stütze seines Alters werden will. Mir warst Du alles, ich aber füllte Dein Leben nicht aus. Du sehn test Dich immer dorthin zurück, wo man Dich um mei netwillen hinwegwies. Mein Scheiden öffnet Dir deLVa- terhauses verschlossene Tür." „Ja . . was nun?" fragte die alte Dame. „Ich hole sie zurück. Sie ist mein und muß es blei ben. Der Herzog überreichte mir selbst meine Ernennung zum Oberförster in Lawitz. Therese folgt mir, so wahr ein Gott im Himmel ist!" „Der wahren Liebe ist überzeugende Beredsamkeit ver liehen. .. Diesen Brief lassen Sie mir." „Weshalb?" „Keine Fragen! Er bleibt Ihnen ja aufbewahrt." „Kommen Sie mit?" „Nein, jetzt nicht. Sie müssen Ihre Sache allein füh ren." -Das will ick!« 154,19