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PAPIER-ZEITUNG. Nr 31 tragen konnte. Das verstärkte Papier kann ohne weitere Unterstützung im Trichter die Einwirkung der Luftpumpe aushalten und legt sich dicht genug an, um unrichtiges Eindrin gen von Luft zu verhindern, was bei Pergament- Papier nicht der Fall ist. Eine vorzügliche Art der Herstellung von Filtern für die Luft pumpe besteht darin, dass man nur die Spitze des zusammengefalteten Papiers in die Salpeter säure taucht, also nur diese verstärkt, die an deren Theile aber weich lässt. Sollte sich diese einfache merkwürdige Art des Verstärkens von Papier nicht noch in an derer Weise verwerthen lassen, als für den erwähnten chemischen Zweck?! Berichte unserer Korrespondenten. Wir suchen in allen Städten und Industrie-Bezirken der Erde Korrespondenten, welche uns gegen freies Abonnement, auf Wunsch auch gegen Honorar, regelmässig berichten, was in ihrem Bezirk im Papierfach vorgeht. Wir wünschen be sonders Nachrichten über neu entstehende Geschäfte und Fabriken, Ausdehnung oder Verkleinerung alter Geschäfte und Fabriken, kurz über Alles, was für unsere Leser von Interesse ist. Die Mittheilungen sollen nur das Wissenswerthe in beliebigem Styl enthalten - die abgerundete Form werden wir denselben geben. Oesterreich. Wien, Ende Juli 1885. In den Papierhandlungen herrscht Ruhe wie in unsern Theatern. Herr und Diener schwitzen und träumen von bessern Zeiten. Sommerfrische aufsuchen ist wohl schön; aber die Papiermacher und Papierhändler haben in dieser afrikanischen Zeit noch andere Aufgaben zu lösen. Da muss die Budapester Landesaus stellung besucht werden, um von den kulturellen Fortschritten der ungarischen Nation zu profitiren. Die Versammlungen der Papierfabrikanten, Pappen fabrikanten, nebst dazugehörigem Dejeuner, Diner und Festbankett, nebst obligaten Reden auf das Wohl des Handels und der Industrie, müssen durchgearbeitet werden. (Der »Export« wundert sich mit Recht darüber, dass die gemüthlichen Deutschen das allem Deutschthum feindliche Magyarenthum verherrlichen und ihm für Kultur- erfolge Lob spenden, die doch im Wesentlichen den Deutschen in Ungarn zu danken sind. Die gemüthlichen Wiener küssen die Ruthe, welche sic züchtigt und vernichten möchte. 1). Hed.) Die Papierhändler inszeniren einen Kampf gegen den Hausirhandel, und den Papier Konfektionären wird bange vor der grossen Konkurrenz-Fluth, die aus Deutschland hereinbricht. Die Firma Max Krause errichtet an der sächsischen Grenze in Tetschen eine grosse Fabrik für Papierausstattung und verspricht sich durch Zollersparniss ein noch lebhafteres Geschäft, als sie bisher durch ihren Vertreter und jetzigen Associe Ed. Arenz in der Monarchie erzielt hat. Die Osnabrücker Papierwaarenfabrik will in Wien eine Niederlage errichten und zu deren Leitung zwei im Fach gut gekannte Herren berufen. Die heimischen Papierausstatter rüsten sich zum Kampfe, und ein solcher Wettkampf ist gesund; er spornt an zum Einsatz des ganzen Könnens, er läutert den Ge schmack, regt zu neuen Erfindungen an. Das Publikum fängt ah zu kosten, bis ihm die Näscherei zum Bedürfniss geworden. Jede Kon kurrenz, die bestrebt ist, durch »Besseres« zu siegen, ist ein Segen; zum Fluche wird sie nur, wenn sie »schlecht und billig« vorgeht. »Sonntagsruhe« ist eine Frage, die unsere Papierfabrikanten lebhaft beschäftigt. Da wird hin und her debattirt, und die Lösung ist doch so einfach : »Die Sonntagsruhe einhalten«, natür lieh bis auf die unbedingt nothwendigsten Arbeiten, die den Betrieb für den nächstfolgenden Tag stören würden. Abgesehen von allen philanthropischen Gründen würde die »Sonntagsruhe«, strikte eingc- halten, unserer Ueberproduktion Einhalt gebieten (vielleicht für den Augenblick! D. Red.'), und die hierdurch erzielte Steigerung der Preise den Ver dienstausfall reichlich decken. (Vielleicht auch die Ausfuhr unmöglich machen, und damit viele Fabriken zum Stillstand zwingen! D. Red.) Nun soll auch in Wien ein Musterlager ge gründet werden. Dieses Unternehmen wird vom Exportverein, dem Gewerbeverein und einer hohen Persönlichkeit inszenirt, Ueber den Werth eines Musterlagers ist wohl kein Wort zu verlieren, be sonders, wenn das Unternehmen auf so breiter Basis aufgebaut wird; doch jedes Ding hat zwei Seiten. Vornehm und grossartig wird wohl das Wiener Exportmusterlager werden, aber wir fürchten •— zu »nobel« und zu wenig praktisch. O.-—r. Nachweis des freien Chlors und freier Säuren im Papier. Von W. Herzberg, Assistent der Kgl. Mech.-Techn. Versuchs-Anstalt Berlin, Abtheilung für Papier-Prüfung. (Aus: „Mitthlgn. a. d. Kgl. Tech». Vers.-Anst. zu Berlin.“) Ueber den wichtigen Punkt der Papierprü fung: freies Chlor und freie Säuren im Papier nachzuweisen, sind weder in dem Hoyer’schen Werk: „Das Papier“, welches am ausführlich sten über die bis jetzt angewandten Papier prüfungsmethoden berichtet, noch in irgend einem anderen fach wissenschaftlichen Blatte, nähere Angaben zu finden. Und doch ist es von ausserordentlicher Wich tigkeit, sich über das Vorhandensein dieser schädlichen Agentien Gewissheit zu verschaffen, da dieselben das Papier schon nach kurzer Zeit sehr zu seinem Nachtheil verändern. Es ist eine durch die Erfahrung längst bekannte Thatsache, dass sowohl Chlor als freie Säure, das erstere noch weit mehr als die letztere, die Fasern des Papiers angreifen und der Zer störung entgegenführen, was schon Girard („Comptes rendus“ 1875) durch Bildung von Hydrocellulose erklärte. Papier, das von Chlor und Säure nicht vollständig befreit ist, zeigt schon nach wenigen Jahren Spuren des Verfalls, Theile desselben bröckeln ab, und die auf demsel ben niedergeschriebenen Schriftzüge verblassen. Von einigen Seiten wird den in den meisten Papieren vorhandenen und von der Leimung herrührenden Spuren von Alaun dieselbe zer störende Wirkung zugeschrieben. Es ist von fachmännischer Seite versichert worden, dass ein sehr festes Papier, aus vor züglichem Material hergestellt, nach 3 Jahren so mürbe geworden, dass es beim heftigen An fassen in Stücke zerbrach. Diese Zerstörung der ursprünglich guten und festen Faser er klärte der Fabrikant aus der im Papier vorhan denen verhältnissmässig grossen Menge Alaun. Ob dem in der That so ist, oder ob nicht neben dem Alaun vielleicht auch noch freie Säure vorhanden gewesen ist und von dieser das Papier zerstört wurde, muss aus Mangel an bezüglichen Untersuchungen dahingestellt bleiben, zumal von anderer ebenso erfahrenen Seite eine schädliche Wirkung des Thonerde salzes absolut geläugnet wird. Es ist nach dem oben Gesagten ganz er klärlich, dass man bei denjenigen Papiersorten, die zu dauernder Aufbewahrung bestimmt sind, die beispielsweise zur Anfertigung von Doku menten, Taufscheinen, Standesamts-Registern etc. benutzt werden, die Forderung stellt, dass dieselben vollständig frei von Chlor und freier Säure sind, und es muss dabei die Aufgabe des Fabrikanten sein, entweder bei der Herstellung des Papiers das Hineinkommen dieser Stoffe überhaupt zu vermeiden, oder, wenn sich dieses nicht umgehen lässt, für eine vollständige Ent fernung derselben Sorge zu tragen. Das Erstere wird dadurch erreicht, dass man das Papier aus möglichst reinen und ungefärb ten Lumpen herstellt, ohnedieselbeneinerBleiche unterzogen zu haben, und zum Leimen einen Alaun verwendet, der keine freie Säure enthält. Es ist natürlich auf diese Weise nie ein weisses Papier zu gewinnen, die Farbe dessel ben spielt vielmehr immer mehr oder weniger ins Gelbe; indessen für die Zwecke, zu denen derartige Papiere hergestellt werden, sollte auch eine blendend weisse Farbe nie verlangt werden. Handelt es sich aber dennoch um die Her stellung eines weissen Papiers, ist also das Halbzeug gebleicht worden, so besitzen wir in dem Antichlor ein so vorzügliches Entchlorungs mittel, dass keine Spur des überschüssigen freien Chlors, das etwa durch Auswaschen nicht entfernt wurde, als solches in das fertige Papier gelangt. Demnach wird Papier, welches freies Chlor und freie Säure enthält, überhaupt zu den Sel tenheiten gehören, aber die Prüfung des Papiers muss dennoch auf diese beiden Punkte ausge dehnt werden, da ja Fehler und Versehen bei der Herstellung nie vollständig ausgeschlossen sind. Der Nachweis des freien Chlors im Papier geschieht in ähnlicher Weise, wie bei der Prüfung des Halbzeuges, wenn dieses nach vorangegangener Bleiche und darauf folgendem Auswaschen auf die Anwesenheit von Chlor untersucht werden soll, indem man eine ge ringe Menge des Halbzeuges aus dem Holländer nimmt, mit der Hand das Wasser auspresst, und wenige Tropfen einer Kaliumjodidstärkelösung darauf fallen lässt; ist noch freies Chlor vorhan den, so wird sich das Halbzeug infolge der Bil dung von Jodstärke mehr oder weniger blau färben. Bei der Prüfung des fertigen Papiers ver fährt man am besten in der Weise, dass man dasselbe in Stücke zerschneidet, diese durch destillirtes Wasser zieht und dann abwechselnd mit Kaliumjodidstärkepapier übereinander schich tet; das Ganze beschwert man ein wenig durch eine aufgelegte Glasplatte und überlässt es mehrere Stunden sich selbst. Das Wasser zieht das eventuell vorhandene Chlor allmälig aus, das Chlorwasser wirkt auf das Stärkepapier, und es entstehen auf demselben mehr oder weniger blaue Streifen und Flecken. Das Kaliumjodidstärkepapier stellt man sich am besten selbst dar, indem man gewöhnliche Stärke pulverisirt, sie mit kaltem Wasser zu einem Brei anrührt und diesen unter Umrühren in siedendes Wasser schüttet, in welchem man eine geringe Menge von Jodkalium aufgelöst hat; durch die erkaltete Lösung zieht man Fil- trirpapier, lässt dasselbe trocknen und schnei det es in Stücke, so wie man sie zur Reaktion nöthig hat. Wenn es ziemlich einfach ist, sich von dem Vorhandensein oder der Abwesenheit des freien Chlors zu überzeugen, so ist hingegen der Nach weis der freien Säure weit schwieriger. Bei der Prüfung handelt es sieh natürlich zunächst darum, die Säure aus dem Papiere auszuziehen, und es geschieht das in der Weise, dass man eine möglichst grosse Menge des zerkleinten Papiers in einem Becherglase mit einer mög lichst geringen Menge destillirten Wassers über giesst, so dass das Papier eben vollständig von demselben überdeckt ist; das Ganze lässt man nun an einem mässig warmen Orte etwa 3 bis 4 Stunden stehen, wobei ein häufiges Umrühren der Masse von Vortheil ist und den Prozess des Ausziehens beschleunigt. Nach Ablauf der oben angegebenen Zeit darf man mit Sicherheit annehmen, dass der weitaus grösste Theil aller im Papier enthaltenen durch Wasser auszieh baren Stoffe, also auch die freien Säuren, in Lösung übergegangen sind; man giesst diesen Auszug ab und operirt nun bei der weiteren Untersuchung allein mit diesem. Dasjenige Hilfsmittel, dessen man sich in der Chemie gewöhnlich zum Nachweis der freien Säure bedient, das blaue Lackmuspapier, lässt sich in unserem Falle nicht anwenden, da in dem Auszug stets Thonerdesalze vorhanden sind, welche durch den Prozess des Leimens in das Papier gelangen, und welche ebenfalls das blaue Lackmuspapier roth färben. Müller giebt in seinem Werke: „Die Fabri kation des Papiers“ zwei Methoden an, um freie Schwefelsäure neben Alaun nachzuweisen, wendet dieselben abernur an, um den zum Leimen verwendeten Alaun auf Säure zu untersuchen. Die erste Methode besteht darin, dass man aus einer konzentrirten Auflösung den Alaun mit absolutem Alkohol wieder ausfällt; die über