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Das Färben des Papierstoffes. Von Julius Erfurt, Papierfabrik« - Director. Fortsetzung aus No. 5. IX. Kapitel. lieber das Färben von Pack-, Zuckereinsehlag- und Natur- tapeten-Papierstoffen. Pack- und Tapeten-Papier wird in der Regel nach Muster gefärbt. In Anbetracht der zahlreichen im Handel vorkommen den Farben dieser Papiersorten können daher nur allgemeine Anweisungen zur Herstellung derselben gegeben werden, für deren Ausführung die Erläuterungen der ersten und die Recepte der zweiten Abtheilung genügende Anhaltspunkte bieten. In der Wahl der Vorschriften ist in erster Linie zu berücksichtigen, dass der geringe Marktwerth obiger Papiergattungen nur Anwen dung billiger Farbstoffe gestattet. Von hervorragender Bedeutung für das Färben von Packstoffen sind die Erdfarben und farbigen Thone, da sie durch den Einfluss des Sonnenlichtes und der atmosphärischen Luft nicht zerstört werden und sich gleichzeitig durch Wohlfeilheit vor allen anderen Farbstoffen auszeichnen. Die Töne der Mineralfarben mit erdigen Basen sind sehr mannig faltig und gehören durchgehends den gebrochenen Farben an, wie solche besonders für Tapeten-Papiere verlangt werden. Mit rother Erde und Erdfarben, wie Eng], und Ital Roth, Caput mortuum etc. (s. II. Abth., VI. Kap.) werden die billigsteu rotheu Farben hergestellt. Die Mineralfarbstoffe bedürfen keiner Beize, da sie nur mechanisch dem Stoffe verbunden werden. Im geschlemmten Zustande können sie daher ohne weitere Vorbe reitung zugetheilt werden; richtiger ist jedoch, die Erdfarben in Stärkewasser aufzukochen. Während des Siedens quellen die einzelnen Theilchen des in kaltem oder lauwarmem Wasser ein- gerührten Stärkmehls (Amylum) an und zerplatzen. Sie bilden dann mit dem zugesetzten Mineralpulver einen Kleister, der den Fasern kräftig anliaftet. Von den rosa und rothfärbenden Anilinderivaten finden Fuchsin und Cerise (s. I. Abth., S. 94) Anwendung, da sich diese Pigmente durch ungemein grosses Färbevermögen auszeichnen. Gelb auf Packstoffe wird mit Chromgelb, Orange mit Chrom gelb und Mennige oder Anilinorange erzeugt. Heber diese Me tallfarben findet sich Näheres im VII. Kap. der I. Abth. Anilin- Orange bedarf zu seiner vollständigen Auflösung eines längereu Kochens in vielem Wasser und muss sorgfältig filtrirt werden. In der Regel wird Chromgelb nicht für sich allein, sondern in Verbindung mit Eisenoxydhydrat (Rostgelb) oder Ocker ange wendet und ist in dieser Verbindung als Chromocker (Brillant- Ocker) käuflich. Man kann sich jedoch jede beliebige Abstufung leicht selbst herstellen, da Ocker in den mannigfaltigsten hellen und dunklen, zwischen Gelb und Braun, liegenden Tönen im Handel vorkommt. Eisenvitriol und Soda ergeben das gewöhn liche Rostgelb (s. I. Abth., S. 434), dem häufig noch ein Aufsatz von Ocker ertheilt wird. Recepte für die verschiedensten Schat- tirungen gelber und bräunlichgelber Farben finden sich im VI. Kapital der II. Abth. Die aus Ferrocyankalium dargestellten Farben (s. I. Abth., VH. Kap. S. 434. 435. 456. 478.) und Anilinblau (s. 1. Abth., II. Kap. 8. 154. 174.) sind die gebräuchlichsten Pigmente zum Blaufärben. Letzteres benützt man zweckmässig zum Schönen der mit Kali- oder Berlinerblau vorgefärbten Stoffe, die mit schwefelsaurer Thonerde gebeizt werden (s. die Blau-Recepte im VI. Kap. der II. Abth ). Das Aviviren der cyaneisenblaugefärbten Stoffe mit Zinnsalz hat zu unterbleiben, wenn der blaue Farben ton einen grünlichen Schein bewahren soll. Packstoffe, welche nicht geleimt werden, färbt man am billig sten mit Blauholzextract und Kupfervitriol (s. I. Abth., V. Kap. S. 348.) Der Farbenton kommt dem Berlinerblau nahe, ist jedoch unbeständig und geht unter Einwirkung selbst .geringer Mengen Alaun oder schwefelsaurer Thonerde in Violett über. Violett auf ungebleichte Stoffe färbt man mit Blauholzextract. Der mit Alkali in kochendem Wasser gelöste Farbstoff deckt ausgiebiger und liefert reinere Farben als ohne Soda bereitete Flotten (s. 1. Abth., S. 216). Für bläuliche Töne wird mit Schwefels. Thonerde gebeizt und die Farbstofflösung schwach alkalisch gehalten, während man für röthliche Nuancen den Blauholzextract mit beiläufig der Hälfte seines Gewichtes Alkali behandelt und auf mit Zinnsalz oder besser salzsaurer Zinnauf- । lösung vorbereitetem Stoffe ausfärbt, lin ersteren Falle kann mit Zinnsalz avivirt oder durch Abstufen mit Methylviolett und Fuchsin geschönt werden. Rothgefeuerte Violetts entstehen auch durch Aufsatz von Fernambukbrühe auf mit Zinnpräparaten ge beiztem und mit Blauholzextract gefärbtem Stoffe (s. I. Abth., S. 260 und 302.) Grüne Farben werden in der Regel aus blauen und gelben Pigmenten und zwar vorzugsweise durch Aufsatz von Chromgelb auf Berlinerblau zusammengesetzt. Substantiv kann nur mit Methylgrün oder grüner Erde gefärbt werden. Anilingrün steht im Preise zu hoch, als dass es zum Färben geringwerthigen Papierstoffes belangreiche Verwendung finden könnte. Von der Grünerde wird angenommen, dass sie ein Zersetzungs ergebniss des Augit sei. Sie ist von mattgrüner Farbe, die von ihrem Gehalte kieselsaurem Eisenoxyduls herrührt. In Verbindung mit Eisenoxyd auftretende Grünerde zeigt bräunlichere Töne. Durch Vermischen mit Ocker wird der specifische Farbenton des kiesel: sauren Eisenoxyduls olivengrün. Aehnliche Farben können billiger durch Aufsatz von Ocker auf Berlinerblau dargestellt werden. Der sogenannte grüne Ocker ist ein Farbmaterial, welches in ähnlicher Weise erzeugt wird. In Wasser gelöster Ocker wird mit einigen Procenten Salzsäure be handelt, wodurch Eisenoxyd in Lösung gebracht wird. Durch Vermischen der Flüssigkeit mit einer Auflösung von blausaurem Kali und Zusatz von Eisenvitriol bildet sich ein grün gefärbter Niederschlag. Braun schattirte Ausläufer grüner Farben werden aus Ber- linerblau und Chromgelb mit Ital. Umbra, grünlich, oder dunk lem Rehbraun hervorgerufen und erforderlichenfalls mit Blau holzfarbe und Eisenvitriol abgedunkelt. Die braunen Farben spielen in der Fabrikation von Natur- Tapetenpapieren eine grosse Rolle. Sie kommen in den mannig faltigsten Nuancen und Kraftgraden vor. Belangreiche Verwen dung finden die braunen Erdfarben, weil sie mit geringem Kosten aufwand einfaches und sicheres Echtfärben in den verschiedensten Abstufungen ermöglichen (s. II. Abth., Kap. VI.) In jedem Falle jedoch ist es zweckmässig, das Papierzeug für helle Töne mit Rostgelb (s. I. Abth., S. 434) für dunkle Farben mit Ca techubraun vorzufärben (s. I. Abth , S. 302 und 372). Der mit einer filtrirten Abkochung von 4 Tb. pulverisirtem Catechu an gefärbte Stoff wird mit der Auflösung von 1 Th. rothem chrom saurem Kali gebeizt. Handelt es sich um Herstellung graubrauner Ausläufer, so ersetzt man das letztere zum Theil durch Eisen vitriol oder Eisenbeize. Für tiefsatte Farben ist Catechu beinahe unentbehrlich, besonders, wenn solche lebhaft erscheinen sollen. Auch ein mässiger Zusatz von Orangeocker oder Anilinbraun trägt zur Avivirung der Farbe bei. Die im VI. Kap. der II. Abth. angeführten Braun-Recepte erläutern, wie bei Darstellung dieser Farbe in hellen und dunklen Tönen, deren Abstufungen und Ausläufer zu verfahren ist. Der geringen Herstellungskosten wegen verdienen noch die aus der wässerigen Auflösung von Manganvitriol und Natronlauge (s. I. Ath., 8. 434) sowie aus der Abkochung von Gerberlohe und Kalkmilch entstehenden braunen Farben Erwähnung, welche besonders zum Färben von Pack papieren benützt werden. Als einzelne Farbe findet Grau für geringe ungebleichte Stoffe selten Anwendung. Die natürliche Farbe dieser Rohstoffe wird zwar durch Aufsatz von Grau in ihrer Gesammtwirkung geschlossener, verliert aber andererseits von ihrem hellen Cha rakter. Auf billigstem Wege wird Grau mit Blauholzfarbe auf eisengebeiztem Stoffe dargestellt. Schwefelsäure Thonerde zieht den Ton ins Bläuliche. Die grauen Erdfarben (Silbergrau etc.) sind von untergeordneter Bedeutung; um so mehr, als die von Blauholzgrau abweichenden Modefarben mit geringem Kostenauf wande durch Abtonen reingrauer Farbenscalen mit Ocker, Eng lischroth, Umbra und Berlinerblau in beliebigen Kraftgraden hergestellt werden können. Schluss der II. Abth., 111. Abth. folgt. Die Tapetenschlauch-Fabrik von A. KAY SEK in Einbeck empfiehlt Rundtuch und Chassistuch in bester Qualität. [8346 VHechanische Windfaden - H’abril. Berlin C. ALEX MENDELSSOHN. Stralauerstrasse 12. Mit 10% Rabatt! Preiscourante gratis! Bindfaden, Kilo von 1 Mark 25 Pfennig an i 80 Stück 5 Pf. Rollen z. Verkf. 2 Mk. 50 Pf. Buchbindergarn zum Heften — 4 Mark. I 40 » 10 » „ „„ 2» 50.