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oder dnr^ Kre^baod. an «i^tmitZlleder in odcc deren Nnum kostet 3d Ps. Det eigenen Anzeigen zahlen Mitglieder für die Seile 10 'Pf., fiir '/. S. 32 M. statt 3S M.. tt S^'l ^ otcilengesuche werden mit 10 Pf. pro ^ eMÄsffLMr)ü'BrMlä Nr. 211. Leipzig, Montag den 11. September 1916. 83. Jahrgang. Redaktion Lehrlingsausbildung. Von Arthur Benndorf. Die Schaffung von Bildungsmöglichkeiten für die theo retische Ausbildung des Jung buch Hand eis ist «ine der wichtigste» Fragen für die Zukunft unseres vielseitigen Berufes, auf die nicht oft genug hingcwicscn werden kann. Darum ist es besonders zu begrüßen, daß gerade in gegen wärtiger Zeit diese Frage tvtcdcr einmal zur Besprechung gestellt und von anscheinend berufener Seite auf Grund von Erfahrungen bestimmte Vorschläge gemacht werden (vgl. Bbl. Nr. 192). Ich betone mit Absicht die Bedeutung des jetzigen Zeitpunktes, da er mir für die Schaffung, mindestens aber für die Vorbereitung dieser Bildungsmöglichkeiten ganz besonders geeignet erscheint. Mancher junge Gehilfe wird bereits die Er fahrung gemacht habe», daß ihn in seinem Beruf Aufgaben er warteten, welchen er nicht gewachsen war, weil sie Kenntnisse auf Gebieten voraussetzten, denen er sich bisher gar nicht oder nur oberflächlich gewidmet hatte. Er entdeckte so manche Lücke in seinem Fachwissen, und gern würde er das Fehlende nachholen und seine Fachkenntnisse erweitern, hätte er nur die Gelegenheit dazu. Man lese nur die täglichen Stellenangebote. Wie oft sollen infolge der zahlreichen Einberufungen unserem jüngsten Nachwuchs Stellen anvertraut werden, für die eigentlich nur erfahrenere Kräfte in Frage kommen! Mancher junge strebsame Mann würde sich gern um eine solche Stelle bewerben, aber er wagt cs nicht, weil das eine oder das andere gefordert wird, worin er zuvor nicht oder wenig ausgebildct wurde. Hier könnte eine gute theoretische Fachbildung wertvolle Dienste leisten und den Mangel an praktischer Erfahrung ersetzen helfen. Würde dem jungen Ge hilfen Gelegenheit gegeben, sich neben seiner praktischen noch eine gute theoretische Ausbildung zu erwerben, die ihm über den Gesamtbuchhandel und seine vielseitigen Arbeiten einen Über blick gestattet, dann wüßte er doch, welcher Art die Anforderungen sind, die ihn in der ausgeschriebenen Stelle erwarten, und wie er den Weg finden kann, den gestellten Bedingungen gerecht zu werden. Dieser Hinweis zeigt allein schon, wie notwendig die Schaffung von Bildungsstätten für unseren Jungbuchhandel ist. Leider sind aber, wie sich Herr Illing ja auch nicht ver hehlt, noch mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden, ehe der Gedanke in die Tat umgcsetzt werden kann. Als erste Möglichkeit schlägt Herr Illing die Gründung be sonderer Buchhändler-Klassen an Handelsschulen vor. Eine solche Einrichtung zu schaffen, sind aber nur die größeren Städte in der Lage, in denen eine genügend große Anzahl von Buchhandlungs lehrlingen vorhanden ist. Ganz anders verhält es sich mit den Durchfllhrungsmöglich- keitcn dieses Planes in mittleren und kleineren Städten. Wie konnte man sich hier Wohl helfen? Die ein fachste Lösung wäre Wohl die, daß man nach dem Muster der Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig, sowie den vom Prager Buch händler-Verein seit Jahrzehnten unterhaltenen Fortbildungs kursen für junge Buchhändler, die von sämtlichen Lehr lingen besucht werden müssen, Bildungsstätten für eller Teil. junge Gehilsen errichtet und den Besuch für die Lehrlinge, ganz gleich, welche Vorbildung sie besitzen, obligatorisch macht. Auf diese Weise kann meines Erachtens der Gedanke auch in kleineren, mindestens aber mittleren Orten verwirklicht werden, weit durch die größere Teilnchmcrzahl (Gehilfen und Lehrlinge!> die finanzielle Frage, die ja auch zu bedenken ist, leichter geregelt würde. Voraussetzung der Durchführung dieser Gründungen ist vor allen Dingen, daß sich in den einzelnen Ortsvereinc» ge eignete Persönlichkeiten finden, die die Idee zu ihrer eigenen machen und die Kurse entweder im Anschluß an eine bestehende Handelsschule einrichtcn oder, wo letzteres nicht möglich ist, aus den eigenen Mitteln und Kräften des Ortsvereins organisieren. Eine weitere Schwierigkeit bietet die Frage: »Wer soll den Unterricht erteilen?« Auch hierzu lassen sich ver schiedene Vorschläge machen. In Leipzig geben ständige Lehrer den Fachunterricht, da die Buchhändler-Lehranstalt über eine große Schülerzahl verfügt. Für kleinere Ortsvcrcine, die mit einer weniger großen Teilnehmerzahl zu rechnen haben, könnte Prag vorbildlich sein. Dort wird meines Wissens der gesamte Unterricht von geeigneten Buchhändlern erteilt. Auch in anderen Ortsvereinen würden sicher erfahrene Kollegen bereit sein, diesem Vorbild zu folgen, um ihre jungen Berufsgenosscn in ihrem Streben nach Erweiterung und Vertiefung ihrer Fach kenntnisse mit Freuden zu fördern. Jedoch ist es wünschens wert, daß den unterrichtenden Buchhändlern zur Einarbeitung geeignete Lehrpläne zur Verfügung ständen. Im Anschluß hieran scheint dann auch die Angabe erprobter Lehrbücher und Lehrmittel geboten. Da eine Vereinheitlichung hierin unbedingt wünschenswert ist, wäre vielleicht Herr Illing bereit, geeignete Lehrplan-Vorschläge zu machen, die den betref fenden Vereinen als Unterlagen bei ihren Beratungen dienen könnten. Etwas anders liegt dagegen der Fall, wenn der Unterricht durch Handelsschullehrer, denen die nötige Fachbildung fehlt, ausgellbt werden soll. Sie müßten sich die zum Unterricht un bedingt erforderlichen Fachkcnntnisse zunächst aneigncn. Diese könnten sich die Handelslehrer am einfachsten in sogenannten, etwa 4—6 Wochen dauernden Ferienkursen erwerben, die am besten in Leipzig abzuhalten wären. In dieser Zeit müßten die betreffenden Lehrer durch täglichen mehrstündigen Unterricht, ver bunden mit Praktischen Übungen, in alle Fächer, wie: Buch handelsbetriebslehre, Buchgewerbekunde, buch händlerische Buchführung, buch händle rische Korrespondenz, buch händlerische Ge setze stunde usw., eingeführt werden. Selbstverständlich müßte auch den Buchhändlern, denen der Unterricht in den Ortsvereincn zufällt, soweit es ihre Zeit erlaubt, Gelegenheit gegeben werden, an den Lehrerausbildungskürsen terlzunehmen. Auf diese Weise wäre die Heranbildung geeigneter Lehrkräfte jedenfalls gesichert, denn so gut wie für Volksschullehrer an den Universitäten Ferienkurse jeglicher Art mit Erfolg abgchaltcn werden, so gut wird sich auch die Ausbildung geeigneter Handcls- lehrer für unser Fach durch Ferienkurse regeln lassen. Es wäre nur zu wünschen, daß die gegebenen Anregungen in möglichst weiten Kreisen Widerhall finden und vor allen Dingen in allen Ortsvercinen eingehende Beratungen darüber 1185