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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 211, 11. September 1916. Kleine Mitteilungen. Warenumsatz-Stempel. Eine ebenso zweck- wie zeitgemäße An zeige veröffentlichen die Firmen Opitz K Comp, und Johannes Schneider in Güstrow in der »Güstrower Zeitung«: Am 1. Oltober d. I. tritt der Warenumsatz-Stempel in Kraft. Das Gesetz belegt darnach alle Zahlungen, gleich, ob sie für ältere oder neuere Forderungen geleistet werden, mit einer Abgabe. Wir sind nun leider nicht in der Lage, diese Abgaben zn tragen, müssen deren Ansätze vielmehr den geehrten Kunden auferlegen, wie es das Gesetz auch vorschreibt. Da nun alle bis zum 1. Oktober erfolgten Zahlungen von der Abgabe frei sind, bitten wir diejenigen unserer Kunden, die mit Zahlungsverpflichtungen im Rückstände sind, vor dem 1. Oktober ihr Konto ausgleichen zu wollen. G ü st row, den 1. September 1916. Buchhandlungen: OpitzL Comp. I o h a n n e s S ch n e i d e r. Im Gegensatz zu Herrn Kirsten, der in seinem jetzt durch die Spalten des Börsenblatts gehenden Artikel »Wie ermittle ich meinen Warenumsatz?« der Meinung ist, das; der Geringfügigkeit des Betrags wegen von einer Belastung der Kunden mit dieser Steuer abgesehen werden könne, erklären die beiden Firmen, nicht in der Lage zu sein, diese Abgaben mit übernehmen zn können. Sie haben bei ihrem Vor gehen nicht nur das Gesetz für sich, das ausdrücklich den Kunden zum Ersatz des Steuerbetrags verpflichtet, sondern auch die rein praktische Erwägung, das; die allzu bereitwillige Übernahme der Steuer zu Lasten des Lieferers nur geeignet ist, unrichtige Vorstellungen über den Ge winn des Sortimenters zu erwecken. Bei dem Pfennignutzen des Sorti ments spielen auch so kleine Beträge, wie sie hier in Frage kommen, eine Nolle, so das; wir es sowohl im Hinblick auf das Publikum als auch auf den Verlag für zweckmäßig halten würden, die neue Steuer ganz allgemein der Kundschaft aufzuerlcgen. Je selbstver ständlicher das geschieht, um so weniger werden sich Anstände daraus ergeben. An dieser Selbstverständlichkeit fehlt es leider meist im Sorti ment. Dort ist in hundert Fällen »unmöglich«, was jedem Kaufmann als natürlich gilt, weil es sowohl durch Gesetz vorgeschriebe,, als auch durch die wirtschaftliche Lage gerechtfertigt ist, die doch gewiß nicht dazu reizt, dem Publikum Geschenke zu machen. Darauf würde je doch die Übernahme der neuen Steuer hinanslaufen, nur mit dem Unterschiede, daß für die Kundschaft der Betrag sehr wenig bedeuten, für das Sortiment aber eine im Verhältnis zn seinem Gewinn ansehnliche Summe ausmachen würde. Das Publikum wird jetzt wahrhaftig nicht bei seinen sonstigen Einkäufen verwöhnt, und so wenig wir wünschen, daß der Buchhandel sich die gegenwärtige Methode ungerechtfertigter Preissteigerungen aneigne, so sehr würden wir cs begrüßen, wenn er mehr Rückgrat und Selbstverständlichkeit in der Durchsetzung seiner An sprüche gegenüber dem Publikum zeigen und sich klar machen würde, daß seine Bedeutung nicht von dem Rufe des »billigen Mannes« ab hängt. Das Vorgehen der beiden Güstrower Firmen kann daher nur zur Nachahmung empfohlen werden, besonders im Hinblick auf die ge schickte Art, mit der hier der Warenumsatzstempel in den Dienst des Mahnverfahrens gestellt wird. Die Lehrpläne für die Belehrungen über den Krieg sind von den Schulen im allgemeinen richtig ausgefaßt und durchgeführt worden. Mitunter hat man aber, so wird der »Tägl. Rundschau« geschrieben, dem Gegenstand allzu viel Raum zngcwiesen, mehr als i». Nahmen eines geordneten Volksschnlnnterrichts möglich ist, so daß die übrigen Fächer beeinträchtigt werden. Trotz der guten Absicht waren deshalb einzelne Schulverwaltungen genötigt, vor solchen Übertreibungen zu warnen. Insbesondere hat man die Pläne für Erdkunde, Geschichte, Naturkunde und Deutsch vielfach ohne Not weitgehend geändert. Zum Teil hat man wertvolle Stoffe wie die Lehre von der Elektrizität oder wichtige Abschnitte der vaterländischen Geschichte abgcsetzt, um dafür volkswirtschaftliche Dinge oder kricgstcchnische Einzelheiten zun, Gegen stand der Besprechung zu machen, obgleich diese über den Nahmen der Volksschulen hinausgehen. Für die Belehrungen über den Krieg ist meist eine besondere Unterrichtsstunde bereitgestellt. Es ist weder not wendig noch angängig, auch die übrigen Unterrichtsfächer erheblich mit derartigen Belehrungen anzufüllen. Auch sonst werden sich „„gesucht lehrreiche Beziehungen und fruchtbare Anwendungen eines zeitgemäßen Unterrichts ergeben. Die Pläne für die Belehrungen über den Krieg selbst sind vielfach mit Stoff liberladen. Sie enthalten zn viele und zn vielerlei Lehraufgaben. Gründlichkeit muß auch hier verlangt Post. — Beim Papier der amtlichen Postkarten wird ncncrdings darüber geklagt, daß bei Anwendung von Tintenschrift die Buchstaben nicht immer die bisher gewohnte Deutlichkeit zeigen und auch bei Her stellung von Umdrucken mit Kopiertinte gewisse Erschwernisse auf- trcten. Diese Erscheinungen hängen nicht etwa mit Sparsamkeits- maßnahmen der Postverwaltung zusammen, sondern sind in Schwierig keiten begründet, die sich bei Herstellung des Papiers in den Papier fabriken ergeben haben, und die als eine unabwendbare Begleiterschei nung des Krieges hingenommen werden müssen. Rodenbcrgs Nachlaß im Goethe- und Schiller-Archiv. — Julius Rodenberg hat dem Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv seinen hand schriftlichen Nachlaß vermacht. Darunter sind Entwürfe und erste Nie derschriften eigener Dichtungen, sowie viele Briefe von ihm und von hervorragenden Zeitgenossen an ihn. Die wertvollen Papiere sind jetzt von Frau Justin« Nodenberg dem Archiv übergeben worden. Nodcn- berg hatte schon früher der Anstalt eine Reihe wertvoller Handschriften neuerer Dichter, darunter von Gottfried Keller, geschenkt. Die Jahresversammlung des Vereins abstinenter Ärzte des deut schen Sprachgebiets findet im Anschlüsse an die Kriegstagung der deut schen Psychiater und Nervenärzte am 23. September in München statt. In der wissenschaftlichen Sitzung, die um 9 Uhr abends im Hör saale der psychiatrischen Klinik Prof. Kracpelins, Nußbaumstraße 7 ab gehalten wird und allen Ärzten zugänglich ist, wird Prof. Kraepelin über Schießversuche mit und ohne Alkohol, Prof. Nüdin über Alko holismus in München während des Krieges und Sanitätsrat Ober stabsarzt Or. Bonne aus Kleinflottbeck, derz. Chefarzt des Neservc- lazarctts Bamberg, über Prophylaxis der Nohcitsverbrechen, Ge schlechtskrankheiten und Entartung sprechen. Anfragen sind zu richten an den Geschäftsführer des Vereins, Or. msck. Holitscher in Pirkcn- hammer bei Karlsbad. Personaliüichriiyten. 7V. Geburtstag. Herr Hofrat Georg Lehmann, In haber der Firma H. Burdach, Warnatz L Lehmaun, Kgl. Kächs. Hof- buchhandlung in Dresden, vollendete am gestrigen Tage sein 70. Lebens jahr. Durch einen körperlichen Unfall veranlaßt, den grünen Nock des Forstmanns mit dem unscheinbaren Gewände eines Sortimenters zn vertauschen, ist es dem Jubilar vergönnt gewesen, in fast 44jähriger Tätigkeit sich dem Ausbau seines angesehenen Geschäfts zn widmen, das ihm täglich den grünen Wald in Holzpapier verwandelt vor Angen stellt. Seine große Arbeitskraft suchte indes auch außerhalb des Ge schäfts nach Betätigung: er ist Handelsrichter, Vorstandsmitglied der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis und der Literarischen Gesell schaft und alles in allem ein Mann, dem man seine 70 Jahre trotz der Kriegszeit nicht «„sieht. Möge ihm ein langer und schöner Lebens abend beschieden sein, auf den er sich durch Fleiß und Tatkraft ein wohl begründetes Recht erworben hat! Verleihung des Eisernen Kreuzes. — Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse wurden folgende Herren ausgezeichnet: HerinannDeter m aun , Kriegsfreiwilliger, Gefreiter im Ne- serve-Feldartillerie-Negiment Nr. 29, Buchhändler, Sohn des Herrn vr. Julius Determann, Inhabers der Firma Or. Julius Determann, vorm. Stern's Buchhandlung und Antiquariat in Heilbroun a. N.: Oskar Voigt, Gefreiter im Neserve-Jnfanterie-Negiment Nr. 133, Gehilfe im Hause Arwed Strauch in Leipzig, nachdem er bereits mit der Silbernen Medaille zum Militär-St. Heinrichsorden ausgezeichnet worden war; Otto Weg, Gefreiter im Infanterie-Regiment Nr. 183, Sohn des Herrn Mar Weg in Leipzig, zurzeit als Verwundeter in einem Genesungsheim. Gefallen: in den Kämpfen an der Somme Herr Friedr. Wilhelm Trümpler, Sohn des Herrn Fr. Trümpler, Inhabers der Evangelischen Buchhandlung in Hamburg. Der Verstorbene war als Kaufmann in einen, Bank- nnd Importgeschäft und dann zwei Jahre in einem Exportgeschäft tätig, ehe er zum Buch handel überging, den er im väterlichen Geschäft erlernte. Nach dem er in den Firmen Heinr. Feesche, Hannover, A. Francke, Bern, I. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig, L. Staackmann, Verlag, und F. Volckmar, Barsortiment, Leipzig Gehilfcnstellen bekleidet hatte, trat er in das väterliche Geschäft ein und folgte im Mai 1915 dem Rufe zn den Fahnen. i Bcruntmortlicher Redakteur: (5 m I l T h o m a 8 — Verlag: Ter Börsenvercin der Deutsche» Buchhändler zu Leipzig. Deutsches Buchs'ändlcrliauS. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich tii Leipzig — Adresse der Reduktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (Buchhändlcr'hauS). N88