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18<M Sonnabend, den 18. September digen Lcscrn gcgcuübcr uimölhig. Bcmcrkt sei nur auf Grund drö gesunden Mcnschcnvcrstanbcö und dcr bcwahrhcilclcn Lehren der Geschichte: sobald die geistig-schöpferische Thätigkcit eines Volkes aufhört, sobald die geistige und sittliche Lcbcusquclle ei nes Volkes erschöpft ist, Hal eS auch mit allem Pochen, Häm mern rc. ein Ende, eö tritt eine allgemeine Lähmung und Ver kümmerung ein und zuletzt der nationale Tod. Daß unser deutsches Volk in der Jetztzeit so tüchtig hämmert, pocht und überhaupt so rührig und mannichfaltig scharwcrlt, verdankt cs seiner geistigen Rührigkeit, die sichtbar auf dem Büchermärkte zu Tage tritt*). Im Jahre 1868 hat die geistig-schöpferische Kraft dieses Volkes nicht weniger als 10563 neue Werke geschaffen, während das Vorfahr nur 9855 dergleichen aufzuweisen hatte. Die Theologie — wir heben dcö Raumes wegen nur einige Wissenschaften hervor — ist am fleißigsten gewesen: sie allein hat 1440 neue Schriften geliefert, das Vorfahr nur 1365. Die Deutschen sind allgemein als Meister im Schulfache anerkannt, weshalb auch ihre Schulbücher inö Englische, Französische und Italienische zahlreich übersetzt oder wenigstens nachgeahmt wer den. Im Jahre 1866 sind nicht weniger als 966 neue Bücher erschienen, die der Pädagogik gewidmet sind, 34 mehr als 1867. Die geographische Wissenschaft, die fetzt in den Schulen feglichcr Art eine verdiente Nolle spielt, lieferte 710 neue Werke, 41 mehr als im Vorfahr. Nur in wenigen Wissenschaften hat eine Minderung der Produktion stattgefuudcn, dagegen eine wahr haft schauerliche Vermehrung der belletristischen Literatur, beson ders der Romane, zum Theil höchst werthloser Gattung: wir wenden unö davon ab, die Frage aufwerfcud: wer kauft denn nur alle riese Bücher? Die Krebse d. h. die Bücher, welche der Buchhändler unverkauft wieder zurückerhält, sterben nach Zahl und TodeSart unbekannt; das thut Nichts: Buchdrucker, Pa piermühlen und Buchbinder beschäftigen 1000 Hände und großes Kapital, ohne natürlich zu fragen, ob bas gedruckte Werk, dem sie dienen, einen Narren oder einen Weisen zum Verfasser hat. Tagesgefchichte. Sachse«. Dresden. Die am 14. Scptbr. in den fest lich geschmückten Räumen der Societät veranstaltete Humboldt- Feier hatte sich einer höcbst zahlreichen und ehrenden Theilnahme zu erfreuen. Nack dem EröffnungSgesange „die Himmel rüh men des Ewigen Ehre" vorgeiragen von der Liedertafel, sprach zunächst Consul llr. Karl Andree, ein Schüler Humboldi'S, eine kurze Begrüßungsrede, in der unter Anderem Hervor hebung fand, daß der heutige Tage auf beiden Hemisphären gefeiert werde, und das Humboldt auch der Erdkunde neue Bahnen eröffnet habe. Die Festrede des Staatsraths, Profes sor Dr. Schleiden, welche beinahe anderthalb Stunde währte, wurde durch einen Festgesang (Compositioncn v. McndelSsohn- *) Und welche erstaunliche geistige Produktion ist nicht in den Ml- reichen wiffenschaftlichcu Zeitschriften und in den großen politischen Zeit ungen z. B. in der Augsburger Allgemeinen enthalten I Die schöpferische Thätigkcit Deutschlauds auf dem Büchermärkte »m Jahre 1868. Wer unsere heutige TagcSprcsse mi, einiger Aufmerksam- seit beobachtet, gelangt bald zu folgenden Wahrnch^ Selbst diejenigen Blätter der TageSpressc, d,e nur eines kleinen Leserkreises sich zu bewegen vermögen, der noch dazu in der Regel eine nur kleine Zahl von eigentlich Gebildeten umfaßt, bringen politische Nachrichten auü «"er Herren Lander die oft nur der Gebildete kennt, und über Persönlichkeiten, von denen einzig und allein der Wclikundigc soviel weiß, um cm Jnlcrcsse an ihr zu nehmen. Diesem Uebelstande konnte zwar adgcholfcn werden dadurch, daß Erläuterungen zur Forderung des Verständnisses beigegeben würden; allein dazu fehlen nickt selten die Kenntnisse, öfters die Zeit, am meisten aber muß der Naum gespart werden, weil sonst das Blatt ver,heuert wurde und diese Bürde übernehmen die Leser nur ungern oder gar nicht. Das Warum, ein etwas heikles Thema, gedenken wir später einmal in einem besonderen Artikel zu besprechen, uns hier nur mit der kurzen Bemerkung begnügend: „Die Tageö- prcssc der Gegenwart hat iin Allgemeinen eine viel zu geringe Scheu vor der Lüge." Und diejenigen Blät ter, denen diese Scheu nicht abhanden gekommen ist, müssen un ter den Folgen, welche die Schuldigen nur treffen sollten, zu- gleich mitleiden. Weshalb befleißigt sich aber nicht die Tages- prcssc, die sich besonders in den Kreisen „deö gemeinen Manueö" bewegt, demselben in größerem Maßstabe von den geistigen und wissenschaftlichen Arbcitcrn des deutschen Volkes geeignete und verständlich gehaltene Mittheilungen zukommcn zu lassen, da fa der gemeine Mann in der Regel keine andere öffentliche Quelle besitzt, auS dcr er den kleinen Bedarf für seine geistige Ernäh rung zu beziehen vermag, alö sein wohlfeiles ZeitungSblatt? Ei was „geistige Arbeiter," hört man eine gewisse Clique von Arbeitern sagen, die sind eigentlich Faulenzer*): denn wer nicht sägt, hackt, pocht, hämmert, scharwcrkt u. s. w., dcr ist in un. sercn Augen kein Arbeiter, sondern eine Drohne im Bienenstöcke dcS Lebens, die sich bekanntlich vom Honige der Arbeitsbienen nährt, und diese Bienen sind — wir. Die Herren von der Fe- der, vom Katheder, von dcr Kanzel und von der Nednerbühnc, Zöglinge dcr Gclehrienschulen, dcr Akademicn und dcr Univcrsi- täten, deren palastähnlichc Gebäude wir Arbeiter aufgeführt und zu deren Unterhaltung wir noch zum Uedcrfluß auS unserem gefüllten Geldbeutel betragen müssen, werden theilö reichlich besoldete SiaatSdiener, th^lS gut bepfründete Pfarr- ^''öäußcrst wohlhäbigc^Aevocaten, iheilö endlich behaglich im Schlafrocke an ihrem sogcnanmen Arbcltstllchc sitzend, ihre meistens ui!s unverständliche oder un- praktische Gedanken »iedcrschreiben und sich theuer bezahlen las sen. Diesen Unsinn, den man leider in dcr Gegenwart nicht -a ausiprecken hören, hier zu. widerlegen, dazu gebricht eö nicht nur an Naum, sondern cö scheint auch unseren verstän Lächsische MMung. Amtsblatt .. das Köuigl. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schaudan, sowie für den Stadtgemeiuderath zn Hohnstein. erscheint Mittwochmck Sonnabend und ist durch die Expedition dieses Via,les fitr I« Rar., durch Die „Säcklsischc ElbInserate Mr das Mittwochsblatt werden bis Dienstag sriih « Nbr. für das Sonn- die Post Mr 12 Nar. v>e^ angenommen: spater eingehende Inserate können erst in dcr folgenden Nummer Aufnahme finden. - abendsblatt bis Freitag truv " » - ssx in Hohnstein, sowie die Annoncen-Bureaus von H. Engler, E. Fort, Sachse »Co. Inserate Mr dir Elb^eiwug^ und das Annoneen-Bureau von W. Saalbach in Dresden.