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Erzgebirgischer Volksfreund : 12.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192403122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240312
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240312
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-12
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 12.03.1924
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Der SMer-Pr-zev. Soff»«» Verhör. München, 10. März. Bei Beginn der heutigen Sitzung gibt Rechtsanwalt Bad, mann eine Erklörung ab, in der ausgesührt wird: Wir stehen vor dem Beginn der wichtigsten Periode der Ver handlung, vor der Vernehmung von Kahr, Lossow und Seiher. Dich dem bisherigen Berhandlungsergebnis halte ich es für gänzlich unmöglich, daß diese drei noch als Kronzeugen vorge laden werde» können und dürfen, daß die Drahtzieher des ganzen Unternehmen» al» Zeugen gegen die Ange klagten auftreten. Ich ersuche den Gtaateanwalt nochmal», die ganze Situation zu würdigen. Ich muß zu dem Ergebnis kam- men, daß diese Leute das ganze Unternehmen anzettelten und leite ten. Wenn diese Leute al, Zeugen gegen diejenigen auftreten soll ten, die nur Ihren Befehl ausführten, dann gibt es einen Kampf. Die ser Kampf wird bi» zur letzten Patrone durchgeführt werden. , Staatsanwalt Stenglein stellt« fest, daß die genannten Her ren nicht al» Zeugen gegen die Angeklagten geladen seien, sondern öc»wegen, um die positive Wahrheit ans Licht zu bringen. Nach erneuten Erklärungen der Verteidigung erfolgt dann unter allgemeiner Spannung die Vernehmung des General leutnants a. D. v. Lossow. Zunächst bemerkt der Vorsitzende, daß der Zeuge unvereidigt vernommen werden müsse, weil nunmchr ein Ermittelungsverfahren gegen den Zeugen eingeleitet worden sei. Lossow gibt kurz Aufschluß über seine politische Einstel lung. Er sei im Sommer 1823 von befreundeter Seite aus dem Norden darüber orientiert worden, daß die Nettnng von einem D i - r, ktorium erhofft werde, das die Zügel der Negierung ergreifen soll«, und zwar von einem recht» eingestellten nationalen Di rektorium mit DiktaturvoIlmacht, das von parlamentarischen Einflüssen unabhängig sein sollte. Es sollte nicht durch «inen Putsch herbeigeführt werden, sondern auf Grund der Möglichkeit, welche Ar tikel 48 der Reichsverfassung gebe. Vorgesehen svi gewesen, an die Gvitze des Direktoriums einen Mann zu stellen, der sowohl im In- wle im Ausland einen Namen hatte. Ein« erste Autorität sollte die Finanzen und die Währung sanieren, eine andere für die Ernährung sorgen, eine dritte die Staatsbetriebe in Ordnung bringen, und end lich sollte der gesamte Staatsapparat von dem revolutionären Ge- winnertum gesäubert werden. Er sei auch heute noch der Ansicht, daß dem Deutschen Reiche viel Unheil erspart worden wäre, wenn die verantwortlichen Männer in Berlin dies Programm durchgeführt hät ten. Er sei mit der Idee dieses Direktoriums und dem Programm in jeder Beziehung einverstanden gewesen, zumal es ihm vollkommen - klar scheine, daß Deutschland ein« stetige Negierung brauche. Es habe sich alsbald eine vollkommene Uebereinstimmung in den Auffassun gen Kahrs und Seißers mit ihm herausgestellt. In den letzten Aerbstmonaten sei das Fiasko des parlamentarischen Regimes immer offenbarer geworden und man habe hoffen können, daß die ständig zunehmende Not schließlich das Direk torium herbeifüb-en würde. Die unbedinat notwendige Vorausset zung aber sei, die jetzigen Männer müßten den Willen haben, Opfer zu bringen. Das Programm für dieses Direktorium müßte gründlich ünrchgearbeitet werden. Die in Betracht kommenden Persönlichkeiten müßten ckbsolute Garantie haben, daß die Reichswehr hinter diesem Direktorium stehe. Das sei die politische Einstellung gewesen, die er in voller Uebereinstimmung mit Kahr und Seißer hatte, und für dies Programm hätten sie sich mit zunehmendem Nachdruck ein gesetzt. Was von Bayern aus geschehen konnte, war, daß sowohl die offiziellen wie inoffiziellen Kreise nachdrücklich dahin strebten, daß diese drei Grundbedingungen endlich "«schaffen würden, und daß dann das Direktorium endlich ans Ruder käme. Auf dies Programm waren sozusagen alle nationalen Kresse in Deutschland eingestellt. Aus diesem Programm haben inzwischen Leute, deren Triebfeder politischer Ehrgeiz war, das Schlag wort von dem Marsch nach Berlin gemacht, mit dem alle möglichen vaterländischen Organisationen Vropaganda machten. Für mich, Kahr und Seiber, war die bindende Lösung einer solchen Frage die Herbeiführung des von uns als notwendig erachteten Direkto riums. — Der Zeuge kommt auch ans den Konflikt zwischen der bayrischen rrnd der Reichsregierung zu sprechen. In der Nacht zum 27. Sep tember, an dem in Bayern der Ausnahmezustand verhängt worden war, wurde der Ausnahmezustand im Reich beschlossen. Es wäre sehr leicht gewesen, mit Bayern Vereinbarungen für dielen Neichs- ausnahmezustand zu treffen, so daß es keinerle iKonflikt hätte geben können. Hier liege die erste Schuld bei Berlin. In Bayern hatte man nun mehr glücklich zwei Ausnahmezustände. Sebon nm frühen Morgen begann ein lebhaftes Telephonieren van Berlin, Los sow solle Kahr an die Wand bringen, Kahr müsse sich ihm unter stellen. Der Grund für Berlin sei gewesen, jetzt in Sachsen Ordnung zu schaffen. Menn für Bayern eine Ausnahme gemacht würde, dann würde natürlich auch Sachsen für sich eine Ausnahme verlangen. Diese beiden Ausnahmezustände wa ren eine rein politische Angclcgenleic. Es war ein verhängnisvoller Fehler von Berlin, daß man diese rein politische Frag« durch den brutalen Zwang der militärischen Kommandogcwalt lösen wollte. Der Zeuge weist auf die weitere Zuspitzung der Lage hin. Schließ lich habe er den Befehl erhalten, mitWaff engem alt einzugrci- fcn. Die Versuche, diese Angelegenheit politisch zwischen beiden Re gierungen zu regeln, seien völlig mißlungen. Am 20. Oktober sei er aufgefordcrt worden, sein Abschiedsgesuch einznrcichen. Die Entscheidung habe nicht bei ihm, sondern immer bei der Negierung gelegen. Er sei jederzeit bereit gewesen zurückzutreten, und er habe niemals in seinem Leben den Wunsch gehabt, sich politisch zu be tätigen. Für ihn war der ganze Konflikt ein Martyrium, dessen Ende er von Tag zu Tag erhofft habe. Das Recht sei auf feiten Bayerns gewesen. Die Berliner Haltung sei unstaatsmännisch, kmz- sichtig und illoyal gewesen. Die Situation sei weiter verschärft worden in der Nacht zum 22. Oktober, in der Nacht vor der In- pflichtnahme der bayerischen Division, durch ein unglückliches Tele gramm der Neichsre-üerung, in welchem der bayerischen Negierung «in Eingriff in die Verfassung vorgeworfen wurde und die Soldaten der 7. Division gegen die bayerisch Negierung aufgchetzt wurden. Dieses unglückselige Telegramm habe keinen Erfolg gehabt. Die In- pflichtuahme sei am 22. Oktober glatt durchgeführt worden. Dnduch sei eine weitere Verdichtung der Atmosphäre eingetreten. Diese Verpflichtung sei kein« Vereidigung gewesen und habe keine Aufhebung der bisherigen Verpflichtungen bedeutet. Es sei absolut falsch, wenn von Trennung oder Abtrennung der 7. Di vision gesprochen werde. Der ganze Dienstverkehr mit dem Ncichs- wehrministerium in Berlin sei dauernd weitergegangen. Es sei falsch, die Inpslichtnahme eine Meuterei oder Rebellion zu nennen. Damals habe bei der 7. Division völlige Uebereinstimmung dahin geherrscht, daß jeder andere an seiner Stelle genau so hätte handeln müssen. Ihm sei cs klar gewesen, daß man, sobald dieser Konflikt beseitigt sei, ein militärisches Harakiri an ihm vollziehen und ihn, verabschieden würde. In der Infanterieschule habe dieser Konflikt f eine große Nolle gespielt. Bis in die letzten Septembcrtaac 1822 sei er Kommandeur dieser Schule gewesen und habe von ihr aus rin- Reihe hervorragender Offiziere in die Welt gesandt. Die In- santer:elchule sei durch die Inpslichtnahme nicht berührt worden. Da- f »aus ergebe sick. daß von einer Abtrennung der Infanterielchule nicht gesprochen werden könne. Der Zeuge betonte ausdrücklich, dal die »olitische Einstellung im Linne des Direktorium« durch den Kon flikt zwischen Bayern und dem Reiche nicht berührt wurde. Er er- xähntr dann seine Veziehunaen zu Hitler, den er erst im Januar > tv23 kennen oelernt habe. Dabei fei die Initiative von Hitler ans- i «gangen. Die suggestive Beredsamkeit Hitlers habe auf ihn an- mngs großen Eindruck gemacht, der sich später abgcschwücht Hobe. Hitler habe bei seiner ersten Besuchsperiode im Frühjahr 1823 nie et was für sich gewollt, er habe nur betont, daß er Propaganda machen wolle. De! he« Liquidation des Ruhrwiderstandcs habe Hitler die Zeit Mr gekommen gehalten, seine Pläne durchy,führen. Hitler sei zu dieser Zeit nickt mehr so skWlos «ermyen; er hab« sich für den dentsch-n Mussol'ni geha-irn, und seine Gefolgschaft habe; ihn al» deutschen Messias bezeichnet. In den Oktobertagen 1823 habe ihn Hitler dm Plan einer Noch'-diktatur L»tler-Ludendorff entwik-, h für den er gewonneo werden lallte. L l«r sei der Ansicht gewesen.! Vak! es keinen Zweck habe, hinter tym welker nach" Mnnern für La» Duektorium zu suchen, denn der gesuchte Mann sei ja da, nämlich Hitler. Zu Ludendorff habe er in den letzten Tagen nur gesell schaftlich« Beziehungen gehabt. Nach der Besprechung, die Luden- dorsf am 8. November mit Kahr und Lossow hatte, habe er ge glaubt, daß Ludendorff noch auf die Patentlösung eingestellt sei. Ludendorff hab« anscheinend die Enthüllung eine» Geheimnisse» er wartet, Kahr, Seißer und er hätten aber keine Geheimnisse gehabt, infolgedessen habe auch nichts enthüllt werden können. Hitler schien zur Durchführung des Diktatorpostens nicht beMigt, während wohl aber seine Fähigkeiten auf dem Gebiete der Pro paganda für das Direktorium hätten ausgenutzt werden können. Er sei durchaus damit einverstanden gewesen, daß Hitler der politisch« Trommler für diese Sache sein könne. Hitler habe schon früher zu Seißer unter Zeugen gesagt, er werde keinen Putsch machen ohne vorherige Verständigung, j-doch sei seine Lag« troß dieser Zusiche rung immer kritischer geworden. In der Besprechung am 6. Novem- der habe Kahr sich unzweideutig gegen jeden Putsch ausgesprochen. Damit sei auch der Entschluß gefaßt worden, den Putsch nicht zu ma chen, weil die Erkenntnis ausgestiegen war, daß die Mitwirkung Kahrs, Lossows und Seißer» bei einer derartigen Sache nicht ein- trctcn würde. Er hab« dann in den folgenden Tagen die ihm unter stellten Generäle dementsprechend orientiert. Bei keiner Besprechung mit den vaterländisck)«» Verbänden sei da» Wort vom Marsch noch Berlin gefallen. Die Reise des Obersten von Seißer nach Berlin habe rein informatorischen Zweck gehabt. Der Zeuge erwähnt dann seine Zusammenkunft mit Admiral Scheer, der ebenfalls auf dem Boden des Gedankens eines Direktoriums stand. Mit SckMbner- Richter habe er keinerlei Beziehungen gehabt. Die Darstellung, als ob Kahr, Lossow und Seißer für Lie Tage vom 12. bis 18. Novem ber eine Konkurrenzüiktatur Hitler-Ludendorff unternehmen wollten, sei vollständig aus der Luft gegriffen. Hierauf schilderte Lossow die Vokgänge im Dürgerbräu- keller, wobei er die Darstellung Ludendorffs, er habe hierüber am 7. November bei seinem Morgenbesuch bei Ludendorff gesprochen, als unrichtig bezeichnete. Es sei ihm niemals in den Sinn gekom men, daß an diesem Abend etwas passieren könnte. Hitler sei nach seinem Eintreffen in der Versammlung mit vorgehaltener Pistole auf Kahr losgegangen, während Seißer und er durch andere Leute mit Pistolen in Schach gehalten wurden. In die sem Augenblick habe für ihn festgestanden, daß die neue Neichsregic- rung von Hitler gestellt werden sollte. Vor dem Nebenzimmer, in das die Herren abgeführt worden, hätten im Vorraum Dutzende von bewaffneten Leuten mit drohenden Mienen gestanden. Er habe das Gefühl der Empörung und Verachtung über diesen Ueberfall ge habt. Alles, was weiter noch an diesem Abend vor sich ging, fei für ihn und di« anderen Herren ein unabwendbares, lästiges Uebel gewesen. Dies« Einstellung habe auch das Erscheinen Ludendorffs nicht beeinflussen können. Bei Kahr, Seißer und ihm habe der Ein druck bestanden, daß Ludendorff von dem Plan Hitlers gewußt habe und er beide als Gegner betrachten mußte. Lossow führte weiter aus, daß es zu einer Aussprache zwischen den beiden Parteien auch jetzt noch nicht gekommen sei. Atan wollte von ihm, Kahr und Seißer, nur das Ja hören. Eine Aussprache hätte aber auch keinen Zweck mehr gehabt, da das Unglück bereits gesä;ehcn war und es für Hitler kein Zurück gab. Lossow weist dann auf einige Widersprüche hin, die bei der Darstellung über die Vorgänge im Bürgerbräukcller heroorgetretcn seien und bemerkt, man wolle die Träger der Machtfaktorcn des Staates verächtlich machen. Ande rerseits habe man ihnen nach dem Putsch die wichtigsten Aemter au- vertrauen wollen, daß reime sich doch nicht zusammen. Dann legte General Lossow dar, wie er mit Seißer und anderen Herren in Fühlung trat und die Offizier« beauftragte, die Truppen über die Lage zu orientier«» und den Abtransport der Truppen nach München zu beschleunigen. In diesem Moment habe es für ihn selbstverständlich kein Verhandeln gegeben, son- der» nur Kampf oder bedingungslose Unterwer- fung. Die erste Gegenaktion sollte am 9. November die Wegnahme des Gebäudes des Wehrkreiskommandos sein. Das Anrücken Hitlers fei nur als militärische Operation aufgefaßt worden. Kahr, Seißer und er seien über den gegen sie begangenen Trcubruch empört ge wesen. Die Frage, wer den Fcucrbcfehl an der Feldberrnhalle gegeben habe, sei dahin zu beantworten, daß ihn der Staat ge geben habe. Wer gegen die staatliche Autorität marschiere, sollte militärisch zur Verminst gebracht werden. Der Vorsitzende regte nun an, die weiteren Aussagen Lossows unter Ausschluß der Ocffentlich- kcit entgegen zuuehmen. Rechtsanwalt Holl erklärte namens der Verteidigung, daß sie alle Fragen au Lossow bis zur Vernehmung des Hauptzeugcu Kahr zurückstslle. Menn Lossow den Plan des Vormarsches auf Berlin ab- leugne, so stehe auf Grund der in geheimer Sitzung übergebenen U r - künden und Befehle und eidlicher Zeugenaussagen einwand frei fest, dali Lossows Angaben in diesem Punkte der objektiven Wahrheit nicht entsprechen. Hitler erklärt gegenüber Lossows Aussagen, daß er sein« Dar stellung restlos aufrechterhalte. Lossows Darstellung sei unwahr. Nach kurzer Beratung beschließt das Gericht, Lossow unter Aus schluß der Oeffentlichkcit weiter -u vernehmen. Kurz vor 8'4 Uhr verläßt General Lossow den Sitzungssaal. Die Verhand lung wird unter Ausschluß der Ossfentlichkeit noch fortgesetzt. Nach 147 Uhr verkündet der Vorsitzende nach Wiederherstellung der Oef- fcntlichkeit, daß morgen die Verhandlung mit der Vernehmung Kahrs beginnen werde. « - - ——— « , OerMchs Angelegenheiten. , z. » > —s Singe, mein Vslk! Von Joseph Knobloch-München. Das Volk singt nicht mehr. Alle innere Freude ist verstummt. Alich wundert, daß die Vogel noch singen. Ma» sollte meinen, daß, wenn die sogenannte grosse Bewegung", wie viele behaupten, vom deutschen Geiste eingcgebcn wäre, sich des Volkes Begeisterung in Liedern kund tarn müßte; aber cs entfielen keine, zu denen das ganze Volk sich bekennen könnte. Das Volk singt nicht mehr, das ist Tat sache. Ihm liegt ein Stein auf dem Herzen. Gott helfe unserem armen Völkel Mo die Lieder, die wirklichen Volkslieder, in denen das innerste, eigenste Leben und Weben eines Volkes ausgesprochen und fortgcpflanzt wird, verstummen, wo sie ver gessen oder verdrängt werden, da kann man sicher sein, daß ein Volk seinem ursprünglichen Wesen untreu geworden und von der Fremde geknechtet ist. O über die Volksbcglücker, die das Volk glücklich zu machen ver heißen und ihm das einfachste, aber höchste Glück vergiften, was cs längst besaß, sein Volksleben, seine Volkcgesänge, und ihm ihre tollen, Herz- und gemütlo'en Phantasien empfehlen, den Fremden nach- gcnsfte oder gar aus fremden Zungen künstlich übertragene Reimereien, mit Blut und Galle geschriebene Schandliedrr. Denn solange noch aus dem Schoße des Volkes geborene Gesänge, von der Religion durchwehte, von Glauben und Gottesfurcht ge ragcne Lieder gesungen werden, solange führt der Angriff auf die heiligsten Erbgüter des Volkes nicht zum Ziele. O Volk, wie arm und nackt, wie elend bist du gewordenl Winter ist es in deiner Ge'chi' te und alle Freude ist verstummt. Oder gibt es einen, der noch fröhlich, wirklich fröhlich ist? Lr trete auf den Markt und lehre das Volk wieder sinken, er b.-lnge die alt-m Lieder wieder, denn neue entstehen ja nickt. Tretet auf den Markt, die ihr cs wol l meint und rcdet mit dem Volke und saget ium, cs solle wieder fröhlich sein; dies sei eines seiner alten Grundrechte. Lehrerabban un- christliche Schule. S.P. K. Von dem Lehrerabban werden insbesondere die älteren Le'rer und die Junglehrer betroffen, da letztere zunächst nicht ange- stcllt werden. Unter beiden Gattungen befinden sich aber sehr viele, die für die christliche Schulerziehung eintrcten. Durch das Ausscheiden der älteren christlichen Lehrer besteht die Dekabr. daß die Zam b»- Massen vermehrt wird, kn denen »nangels geeigneter Kräfte kein Religionsunterricht erteilt werden kann. Sofern nun dafür Hilfs kräfte herangezogen werden, bedeutet dies eine finanzielle Mehr belastung, da ja der abae'oaite Lehrer auch besoldet werden muß. Abgesehen davon zeigt sich aber gerade jetzt sehr deutlich, wie sehr es mit dem reichsverfassungsmiißig verbürgten Religionsunterricht noch im Argen liegt und was für eine Personalpolitik unter dem vorigen Volksbildungsministerium getrieben worden ist. So wird z. B. heute immer noch nicht Religionsunterricht erteilt: in Aleinsedlitz, weil keiner der Lehrer dazu bereit ist und Lehrer aus der Umgebung sich dazu nicht bereitfinüen wegen der mangelnden Schulzucht und Vergütung; in Pirna in 8 Klaßen der Knabenschule deshalb nicht, weil keine Hilfskraft dafür gowonuen werden kann aus den obengenannten Gründen; in Birkwitz ebenfalls nicht, in Lockwitz nicht in den ersten beiden Schuljahren, ebenso nicht in Copitz; im ersten bis dritten und achten Schuljahr nicht i» der Pcstalozzischule in Freital-Deuben. An anderen Orten werden die Höchstklassenstärken 33 für Einzel- klassen, 30 für Abteilungen weit überschritten, nur uni überhaupt den Kindern Religionsunterricht erteilen zu können. So sitzen in der Pcstalozzischule die Kinder zu dritt auf zweisitzigen Bänken; in Copitz bestehen 9 Abteilungen, in deren einer 70 Kinder sind, in einer an deren 38 Konfirmanden und Konfirmandinnen; in Großschweidnitz sind über 40 Kinder zusammen, in Lockwitz im sechsten Schuljahr 36, 42 im fünften, 45 im siebenten, je 48 in» vierten und achten. Die Zusammensetzung der Lehrerkollegien steht zumeist in gar keinem Verhältnis zur Zusammensetzung der Schülerschaft. So sind in der Pestalozzischule in Freital-Deuben von 40 Lehrern nur 5 für Religionsunterricht, 2 sind davon vom Abbau bedroht, wovon der eine allein in 8 Klassen Religionsunterricht erteilt. Es würden weitere 10 Klassen ohne Religionsunterricht werden. In Ncustädtel sind von 16 nur 8 für Religionsunterricht, 5 sollen abgebaut werden, die gerade Religionsunterricht erteilen, das Verhältnis würde 11:4 sein, obgleich von 670 Kindern nur 1 Prozent vom Religionsunterricht abgemcldet ist. Die am 1. April in die Schule kommenden 24 christ lichen Kinder sollen ausgerechnet zu einem Verfechter der Arbeitsver suchsschule in den Unterricht kommen. In Dohna sind von 22 nur 4 für Religionsunterricht, obgleich die Kinder in der Mehrheit christ lich sind; in Copitz bei 65 Prozent christlicher Kinder nur 2 Lehrer. An einer Dresdner Volksschule erteilt von den» Lehrerkollegium keiner stundcnplanmäßigcn Religionsunterricht, obgleich über 80 Pro zent der Kinder dafür da sind; an einer anderen Dresdner auch kein einziger, obgleich über 50 Prozent der Kinder da sind usw. Wenn man sich weiter vergegenwärtigt, daß in Marieney i. V., in eine Ge meinde, in der kein Dissident ist, ein Vikar, der Dissident ist, entsandt wurde, und daß in Saalig i. V-, wo ebenfalls kein einziger Dissident in der Gemeinde und kein Kind vom Religionsunterricht abgemcldet ist, der dortige einzige Lehrer keinen Religionsunterricht erteilt, so wird mai» den» Wunsche der christlichen Eltern, daß hier Abhilfe um der Gerechtigkeit willen dringend not tut, die Berechtigung nicht absprechen dürfen. Wo bleibt denn hier die Schulaufsicht? Freilich ist cs ja Tatsache, daß die meisten Dczirksschulratsstellen mit Dissidenten bzw. Gegnern des Religionsunterrichts »ach Artikel 149 der Ncichs- versassung besetzt wordc» sind. Ihr Versagen rechtfertigt durchaus die Forderung der christlichen Elternschaft auf christliche Bezirksschulräte ür christliche SchulenI Alle die genannten Tatsache»» sind seitens des Landesverbandes der christlichen Eltcrnvereine. Sachsens dem Volksbildungsministcrium zur Kenntnis gebracht worden, ui» den Beweis für seine Forderungen zu erbringen, daß überhaupt kein Lehrer, der 1923 Religionsunterricht nach Artikel 149 der Reichsverfassung erteilt habe, abgebaut werden solle, daß durch Austausch der Lehrer an den einzelnen Schulen die Zu sammensetzung der Lehrerschaft derjenigen der Schülerschaft ent sprechend gestaltet werde, daß die überfüllten Klassen unbedingt geteilt werden und sofern es an Lehrern für Religionsunterricht fehlen sollte, christliche Junglehrer anzustcllen seien. Der von verschiedene» Seiten erhobene Einwand, wenn jetzt der Abbau und die Anstellung nach dem Bekenntnis erfolge, könne ein« andersartige Regierung etwa dieselben Maßnahmen in Rücksicht auf die politische Gesinnung ergreifen, ist hinfällig dadurch, daß sich hier die Rücksicht auf das Bekenntnis des Lehrers aus der Zusammensetzung der Schülerschaft notwendig ergibt, die in ibrer überwiegenden Mehr heit auch christlich unter einer andersartig eingestellten Regierung bleibt! ' - * ' Der Chef der Heeresleitung General v. Ceeckt traf Mon'ag in Dresden ein mb wurde vom Kommandeur des Wehr kreises 4 Eenerossentnant Müller begrüßt. General v. Secckt nahm nm Vormittag eine Parade der hiesigen Garnison ab. Die mili Lei chen Gebäude haben Flaggenschmuck angelegt. * Der voraussichtliche Polizeipräsident von Dresden. Wie di« „L. N. N.' erfahr«», ist für den Posten des Polizeipräsident«» von Dresden der sozialdrmokrasische Amtshauptmann in Großenhain, Kühn, der Führer dcr gemäßigten Landtagsmebrheit der VSPD., in Aussicht genommen. Ein« Entscheidung Les Gesamtministeriunu ist noch nicht gefallen. " Wahle» kn Ausschüsse und Ehrenämter der Eeme'ndem. Dor der Geschäftsstelle des Sächsischcn Gememdetages erhalten wir fol geude Mitteilung: Das Ministerium des Innern hat durch Verord nung vom 26. Januar den Entwurf eines Ortsgesetzes über das Ver fahren bei Wahlen der Ausschlüsse der Gemerdeverordneten und is Ehrenämter der Gemeinden und anderer öffentlicher Verwaltungen veröffcntlicht. bei dessen Durchführung sich in einzelne» bekannt ge^ yscheren FL^en unmögliche Ergebnisse herausstellten. Dc-spiels- weise craibt sich für die Stadt R, deren Gemeindevcrordnoieukolle- gmm von 37 Köpfen (20 Angehörige der Rechts- und 17 dcr Lnis- parleieu). 12 Ra -Mitglieder zu wählen hat, daß von den 12 Sitz'» auf die bürgerlichen Wah Ivor schlage nur <'> entfalle» würden, wah- rend die linkspartülick^n Wahlvorschläge, obwohl Liese Parteien im EcmcindeverovdnetenkollegiuM eine Minderheit von 3 Stimmen ha ben, 7 Sitz«, also 2 mehr als die bürgerlichen Dancuu, erhalten. Dos gleiche Ergebnis kann natürlich auch umgekehrt ci'.cklxuen. Alle Parteien werden also dadurch gleicherweise berührt. Ls ist daher notwendig, daß diesen sicher auch von der Regierung bei Aufstellung des Entwurfs nicht gewollten Folgen Rechnung getragen und der Entwurf entsprechend abgeändert wird. Der Sächsische' Gcmcindetag hat einen entsprechenden Antrag an die Stoatsregierung gerichtet. * Ausbildung zu Gruppenführern für Ferienwanderungen. Das Ministerium für Volksbildung veröffentlicht folgend« Verfügung: Schüler und Schülerinnen der oberen drei Klassen der neunstujigen höheren Lehranstalten und der Seminare sind, soweit sie sich dafür eignen, zu Gruppenführern für Fer enwanderungcn nuszubil.de». Das Nähere hierüber zu bestimmen, wird den Lehrerversammlungen überlassen. Mo die Ausbildung durch Lehrkräfte der Anstalt nicht sachgemäß geschehen kann, haben sich die Direktionen mit den» Zen- tralausschuß für Wanderungen der Volksjugend in Sachsen »ns Ein vernehmen zu setzen. Dieser hat sich bereit erklärt, den höheren Lehra. stalten Lehrer namhaft zu machen, die bereit scsi» würden, vor dcr Lehrerschaft und den Schülern der oberen Klassen dcr höhe ren Lehranstalten Vorträge über ihre Erfahrungen auf Ferienwan derungen zu halten. Der genannt« Zentralausschuß l;at nur gebe ten, daß den Vortragenden Auslagen für Fahrgeld, Leihen von Lichtbildern usw. erst« tet werden möchten. Bei den staatlichen hö heren Lehranstalten sind zur Deckung der Ausgaben für solck-e Vor träge in erster Linie richtstaatliche Mittel heranzuziehen. Soweit dies n cht möglich ist, können staatliche Mittel hierzu bi» zur Höh« vow OO Goldmark jährlich aufgewendet werden. * Kosten de» Nahrungsmittelanfwande». Der Wirtschaftsstatistiker Richard Calwer berechnet nach seiner bekannten Methode die Kosten des Nahrungsmittelaufwandes für eine vierköpfige Familie, Eltern und zwei Kinder, nach dem Stande der Lebensm»ttclpreise vom 8. März 1924 auf 8186 Billionen Mark gegen 32,46 Billionen Mark in der vergangenen Woche. * Sächsischer Kleirhandelctag. Am Sonntag wurde in Großen hain der Sächsische Klciuhantclstag al>g«halten. Dertr«ten roavcn anch Reichs-, Staats- und S adtbehörden. Landtagsabgeordneter Ziller-Dresden jprach über di« Bmnenwirtschaft der Zukunft^ Land-
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