Suche löschen...
Erzgebirgischer Volksfreund : 20.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192401209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240120
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-20
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 20.01.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erzgevirglfcyer DoUrsfreun- e. vl», Unter fremdem Willen Stark. nur mit und erst, wenn er am Ziele war, deckte lichkeiten und Karten sehen er sein Spiel zum Schaden Detektivroman von Adolf «9. Fortsetzung.! aus Schlichen und Ränken, aus Heim- Kniffen. Er ließ sich von keinem in die Verlag L. M. Särnker, «ne. Beiblatt. Am den Ausnahmezustand. In der „Sächsischen Industrie* veröffentlicht Dr. Walther Meiß ner, Dresden, einen Artikel über den Ausnahmezustand in Sachsen und führt darin folgendes aus: „Es wird jetzt sehr viel unverantwortliches Zeru; über die Mög lichkeit einer Aufhebung des Ausnahmezustandes durch das Reich in Sachsen gesprochen. Da lohnt es sich doch, sich einmal zu vergegen wärtigen,' wie es vor dem Ausnahmezustand in Sachsen aussah. Heute sind die Straßen der großen Städte frei für diejenigen Leute, die ihrer Arbeit nachgehen. Bor dem Ausnahmezustand beherrschte das Gesindel die Straßen. Wer die täglichen Ansammlungen des Pöbels am Dresdener Hauptbahnhof mit erlebt hat, der wird davon ein Lied singen können. Tausen'de von Rowdys besetzten den groben Platz vor dem Dahnhof oder drangen gar in den Dahnhof, unter endloser Absingung des Lie des: „Wir fürchten nicht den Donner der Kanonen und nicht die grüne Polizei*. Den Donner der Kanonen haben die Herrschaften allerdings sehr gefürchtet, dagegen kam es mit der größtenteils sehr braven grünen Polizei nur selten zu Kämpfen, da die armen Polizisten oder Polizei offiziere nicht fest zuzugrcifen wagten, weil sic nicht sicher waren, am nächsten Tage von ihren vorgesetzten Behörden deswegen abgesetzt zu werden. Die elektrischen Bahnen mußten hübsch langsam hinter dem Gesindel herfahren, damit nur keinem der Herren Kommunisten der Rockiirmcl schmutzig gemacht wurde. Die Hotels und die Läden in den großen Städten hatten sich schon eiserne Sperrqitter angeschafft, um ihre Räume gegen plötzliches Eindringen zu schützen. Im übrigen waren die Kleinhändler ganz daraus gefaßt, daß aller Viertelstunden junge Bengel zu ihnen herein- kamen, die unter mehr oder minder lebhaften Drohungen Waren ver langten. Weil es keinen Schutz gegen sie gab, wurden ihnen meistens die Waren ausgehändigt. In Dresden kam es ja sogar soweit, daß, wie der Erwerbslose Koennecke bei einer dieser Unruhen umkam, seine Freunde ihm einen großen Leichenzug veranstalteten, wobei je- Nr. n. 2V. Januar 1924. Die beiden anderen wandten sich rasch um. Ueber die Züge des Richters huschte ein leises Mißbehagen. Er liebte den Geheimpolizisten nicht, trotzdem er dem hervorragenden Talent desselben alle Anerkennung widerfahren ließ. Aber das ganz Wesen des Detek tivs war ihm unsympathisch. Dieser Mann war zu sammengesetzt <" auf, zur Verwunderung und oft auch aller anderen, welche sich offiziell mit dem Falle befaßt hatten und nun blamiert dastanden. > allem auch der Umstand, daß wir das einzige große moderne Volk ! sind, bei dem das Eigeninteresse mit dem idealen Interesse in dieser Sache vollständig zusammenfällt, bestimmt uns dazu. Denn Anwen dung sittlicher Grundsätze zwischen den Böllern, wirkliche Gerechtig keit und Güte zwischen ihnen bedeutet für uns weitgehende Wieder herstellung bedeutet die Möglichkeit, unsere Kräfte unserer Volks- zahl entsprechend zu gebrauchen, bedeutet Rciuwaschung unseres Namens, bedeutet Wiederaufstieg und Wohlfahrt für uns. Zugleich aber schließen sich an diese erste Aufgabe der Wiedergutmachung des ungeheueren Unrechts von Versailles usw. für die Anwendung und Durchsetzung des sittlichen Gedankens in de» Völkerbeziehungen wei tere gewaltige Aufgaben an. Das bisher so leicht zerbrechliche Völ kerrecht ist auf eine viel festere Grundlage zu stellen und die bisher vereinzelten und zaghaften Anfänge eines neuen Völkervcrhältnisses sind zu dem hohen Dome einer wirklichen, umfassenden neuen Völker- ordnuug auszübnuen, die allen kulturfähigen Völkern guten Wil lens Recht, Freiheit und Wohlfahrt verbürgt, und die insbesondere aurl) dafür Sorge tragen wird, daß nicht einzelne Völker als Fi-ci- kommißbefitzer der Weltgeschichte fast die ganzen äußeren Hilfskräfte unseres Planeten für sich mit Beschlag belegen, während die anderen Völker als die Proletarier unter den Nationen von diesem Reich tum ausgeschlossen sind und sich in klebervölkerung, Hunger und Elend abquälcn' müssen. Der Kampf aber um diese erhabenen Ziele menschlicher Ord nung rmd Vollendung ist mit wirklichem Erfolge nur zu führen durch di« Tat. In langem, zähen Kampfe gegen Versailles und gegen den Weltverderber Frankreich muß das deutsche Volk zeigen und be weisen, daß dieser französische Geist, dieser Geist des Satanismus in den Völlerbeziehungen, doch schließlich das Feld zu räumen hat vor dem großen sittlichen Gedanken. Das deutsche Volk, durch die ent schlossene Anwendung des sittlichen Gedankens in seinem eigenen Hause Ordnung und Wohlfahrt schaffend und dann in heldenhaftem Streite diesen Gedanken zum Siege tragend io der Welt da -'außen — das ist die „deutsche Idee!* Dr. K. v. Mangoldt. Gewiß erklärte die Eigenartigkeit seines Berufes zum guten Teil die Heimlichtuerei, aber trotzdem hatten viele, und zu ihnen gehörte auch der Untersuchungs richter, das Gefühl, daß nicht nur Berufsinteresse, son dern vielfach auch Bosheit die Triebfeder von Zunks Handeln seien. Darum klang die Stimme des Be amten auch nicht sehr freundlich, als er erwiderte: „Was wollen Sie damit sagen, Zunk? Aber bitte sprechen Sie klar und deutlich. Ich liebe keine Hin terhältigkeiten und dunkle Orakelsprüche." Der Detektiv lächelte ein süßliches Lächeln, hinter welchem er wie hinter einer Maske seine wahren Ge- fiihl zu verbergen wußte. „Natürlich leiste ich Ihrem Befehle mit Freuden Folge, Herr Lanögerichtsrat, und ich bitte, es nicht als Hinterhältigkeit aufzufassen, wenn meine Worte Sie nicht befriedigen. Ich wollte mit meinem Einwurf nur sagen, Saß der Verdacht gegen Champol nicht zweifellos und ausschließlich, feststeht, oder bester ge sagt, daß er nicht der einzige ist, auf den ein Verdacht fallen kann. Und falls die Anklage erhoben wird und sein Verteidiger diesen schwachen Punkt ausnützt, so kann es passieren, daß Champol freigesprochen wird." „Was durchaus kein Unglück wäre, falls er wirk lich schuldlos ist," entgegnete der Richter trocken. „Und nun sagen Sie mir gefälligst, auf wen nach Ihrer Meinung noch ein Verdacht fallen kann?" Dieser direkten Frage suchte Zunk, da er ihrer Beantwortung nicht ausweichen konnte, durch eine Gegenfrage entgegenzutreten. ,/Jch könnte fragen, auf wen kein Verdacht fallen kann?" erwiderte er achselzuckend. „Vergegenwärtigen Sie sich, bitte, die Situation. Aus dem Zimmer, in welchem die Tat geschah, führen zwei Türen, die eine in den Neben raum, aus welchem Champol kam, die andere auf den Stiegenplatz hinaus. Es ist gerade so gut möglich, daß von rechts wie von links jemand hercinkam und . . ." Die Stirnader des Richters schwoll bedenklich an. ,^Jch verbitte mir alle schlechten Witze. Zunk. Oder wollen Sie mich glauben machen, baß Sie in der Tat an das glauben, was Sie soeben sprachen? Das ist ja Blödsinn. Das Samtsofa, auf dem Hartung saß, ist so gestellt, daß man jeden Ei,-tretenden sofort sehen mnki. UeberSteS hätten die beide» Leu«» «wiL nicht . ..... verhältnismäßig oct worden, denn das ohnehin " c--—'s Der deutsche Gedanke. So geht es nicht weiter — das ist wähl das Grundgefühl, das "im Augenblick dl« deutschen Herzen erfüllt. Die Verhältnisse werden unerträglich, das Alte hat abgewirtschaftet, es muß etwas Neues kommen. Aber was? Geholfen werden kann uns nur dadurch, daß endlich der sittliche Gedanke in ganz anderem Maße als bisher die Herrschaft in unserem privaten und namentlich in unserem öffent lichen Leben antritt, daß wir endlich entschlossen dem Eigennutz und der Trägheit, dem Haß, der Lüge und der Feigheit bei der Regelung unserer großen wirtschaftlichen Zustände, bei dem Verhältnis von Klasse zu Klass«, in unserem ganzen politischen und öffentlichen Le ben den Abschied geben und statt dessen uns auf Güte und Gerechtig keit, auf Wahrhaftigkeit, Verständnis und Entgegenkommen, auf Wohlwollen und Tapferkeit, auf Aufopferung und Ehrfurcht stützen, das in der inneren Gesinnung wie in großen organisierten Einrich- tungen zum Ausdruck bringen und Persönlichkeiten die Führung an vertrauen, die hierfür Gewähr bieten. Das ist das Neue, das kommen muß, das ist der Weg der Rettung, das ist „die deutsche Idee" für un- öffentliches Leben! Eine ganz besonders wichtige Anwendung hat der sittliche Gc- bank« aber auf dem für uns so entscheidenden Gebiete der auswär tigen Politik zu finden. Denn das, was in den letzten neun Jahren »ns Deutschen und überhaupt den besiegten Völkern geschehen ist, ist ja, sittlich genommen, von einer geradezu unausdrückbaren Geinein heit. Dabei ist der Weltkrieg an sich sittlich noch gar nicht einmal bas Schlimmste, wohl aber sind sittliche Verbrechen allererster Ord nung die ungeheuere Verlogenheit der Politik unserer Gegner, die unmenschliche Härte der Friedensbedingungcn und der Jiachkriegs- politik, mit der sie gleichmütig ganze große Völler zur Verzweiflung treiben und weite Schichten derselben dem leiblichen rmd sittlichen Untergänge entgegenführen, und die zynische Unbekümmertheit, mit der sie Recht und Vertrag — man denke nur an die vierzehn Punkte Wilsons — brechen, sobald es ihr Vorteil ihnen zu gebieten scheint. Das darf, das kann nicht so bleiben, gegen diese ungeheuerliche Ver höhnung von Recht und Sittlichkeit muß mit allen Mitteln der Kampf ausgenommen werden, das verlangt der sittliche Gedanke ge- b'eterisch! Weltgeschichtlich genommen, bedeuten die Ding« eine wahre sittliche Katastrophe der abendländischen Völkerwelt, einen tie fen Sturz von der Höhe, die die rechtliche und sittliche Ordnung der Döllerbeziehungen bis zum Weltkrieg doch schon erreicht hatte. Denn durch jahrhundertelange gewaltige, geistige, politische und militäri sche Kämpfe hatte sich der große Gedanke der grundsätzlichen An erkennung des Freiheits- und Unabhängigkeitsrechts der Kultur staaten zu allgemeiner Geltung durchgerungen und Murren sittliche Grundsätze zwischen den Völkern doch wenigstens in einem gewissen Ausmaße zur Anerkennung gelangt; ebenso hatte sich eine enge Der- flechtrmg der Völker untereinander gebildet, die mehr und mehr zur Lebensgrundlage für jedes einzelne von ihnen wurde. Und all das ist nun mehr oder minder zerschlagen oder erschüttert, und die abend ländische Völkerwelt ist zurückgeschleudert in das Dunkel einer Bar barei, die in ihren Wirkungen nicht viel besser ist als die Mongo len oder Türkeneinsälle in alter Zeit. Bei den Lebensbsdingungen der modernen Welt aber, bei der ungeheueren Entwicklung der technischen Kriegsmittel, bei dem wirt schaftlichen, kulturellen und moralischen Angewiesensein der Völker auseinander, bei dem Unabhängigkeitssinne, der heutzutage selbst das zurückgebliebenste Volk erfaßt hat, bei der chronischen inneren Gärung, die in fast allen Staaten herrscht, bei der Gestaltung der Bevölkevungsverhältniffe und angesichts mancher weiterer wichtiger Umstände, muß ein solcher Geist des Satanismus in den VölkerLe- ziehungen, wenn er andauert, die abendländischen Völler früher oder später mit Sicherheit zu Verfall und Untergang führen. Ein ungeheueres Wcltunheil droht dah«r, und nur die entschlossene An wendung des sittlichen Gedanken auch aus diesem Gebiet kann ihn wehren. Berufen aber, d«n weltgeschichtlichen Kampf für die tatsächliche Durchsetzung dieses großen Gedankens zu führen, sind vor allem und in erster Linie — wir Deutschen! Das mag zunächst verwogen klin gen, aber es ist doch so. Nicht nur unsere Naturanlage, sondern vor dem, der nicht dm Hut zog (als ob es das Merheisigst« wäre), der Hut vom Kopfe geschlagen rour-r. Die Versammlungen d«r bürgerlichen Parteien oder Vaterländi schen Verbände waren nicht sicher, ob sie nicht von den sogenannten Kommunistischen Hundertschaften gesprengt wurden. Ja, sogar die Versammlungen zu Gunst«» des Ruhropfers wurden gesprengt. Polizeilicher Schutz war nur sehr schwer zu erlangen, sehr häu fig wurde gesagt, es könne nicht ausreichender polizeilicher Schutz ge währt werden oder es wurden vaterländische Versammlungen von vornherein verboten. Und wie stand es in -er Industrie? Da war es soweit gekom men, daß in den meisten Orten keine Tarifverhandlungen mehr statt finden könnten, daß sich die Tarifkommissione» von Ort zu Ort rel ten mußten, weil ihre Teilnehmer täglich aufs schwerste bedroht mch sogar angegriffen wurden. In einzelnen Industrieorten waren di Arbeitgeber völlig vogelfrei, sie konnten sicher sein, daß, wenn Ihnen irgend ein Rowdy mit dem Stock über den Schädel schlug, danm kem Hühn oder Hahn krähen würde. Die sogen. Kommunistischen Hundertschaften warfen sich zu Herren des Landes auf, sie erhoben Abgaben, kontrollierten die Preise, verlangten Schußwaffen un mischten sich — oft gegen den Willen der Belegschaften — in die in neren Angelegenheiten der Betriebe. Die Minister aber, welche berufen gewesen wären, Ordnung im Lande zu schaffen, hielten aufreizende Reden und sehnten den Klas- senkampf in seiner schärfsten Form herbei. Der „Ministerialdirek tor" Mandler stand in engster Verbindung mit Sowj«trußland und hatte sich vorgenommen, die bestehende Staatsform im Reiche und in Sachsen mit Gewalt umzustoben, um eine Alleinherrschaft der Kom munisten herbeizuführen. Der Ministerpräsident Zeigner ließ es sich angelegen sein, jeden Erfolg der deutschen auswärtigen Politik dadurch unmöglich zu ma chen, daß er im Landtage und vor Versammlungen fortwährend gegen die Reichsregierung und deren auswärtige Politik sprach Man mußte den Eindruck haben, daß er den Franzosen in die Hände ar beitete. Für ganz Deutschland war Sachsen der Kinderschreck oder das allgemeine Gespött, unü für das Ausland galt Sachsen als ein Land, in dem niemand seines Lebens sicher war. Tatsache ist, daß, wenn die Reichswehr noch weitere vierzehn Ttge Sachsen fern geblie ben wäre, dann der Versuch gemacht worden wäre, eine Diktatur des Proletariats zu errichten, das heißt, wohlgemertt, des Kommunisti schen Proletariats. Heute ist es anders in Sachsen, die Kommunistischen Hundert schaften sind nicht vor dem Donner der Kanonen, sondern vor dem bloßen Auffahren der Kanonen ausgerissen; Herr Brandler hat das Weite gesucht, Hr. Zeigner denkt im Gefängnis darüber nach, ob es nicht besser gewesen wär«, wenn er mehr Geld für feine Ganskäufe angelegt hätte. Wenn die Wachtparade am Blockhaus aufzieht, dann folgt ihr eine freudig bewegte Menge, und wenn man am Dresdner Hauptbahnhof ankvmmt, muß man nicht fürchten, in einen Aufzug des vereinigten Großstadtgesindels zu kommen, das widerspruchslos die Straße beherrschte. Kurz, es herrscht wieder Ordnung in Sachsen, es gibt wieder Militär in Sachsen, und die anständigen, friedliebenden Sachsen kön nen wieder aufatmen. Ein Narr aber ist, wer etwa denkt, daß die früheren Zustände nicht sofort wiederkommen, wenn der Ausnahme zustand aufgehoben werden sollte. Mit doppelter Wucht würde das Gesindel sich für die Zeit der Enthaltsamkeit rächen und wieder würde der Sowjet-Stern das Banner bilden, unter welchem Gewalttat, Roheit und Gier nach fremdem Eigentum ihre Anhänger sammeln würden. Darum wäge jeder doppelt seine Worte, wenn er von der Auf hebung des Ausnahmezustandes spricht. Noch nicht, noch lange nicht 'st die Zeit dazu gekommen! l OerMche Angelegenheiten. * Aufruf -es Lan-esbifchofs. Landesbischof D. Ihmels erläßt anläßlich der Wiederauf nahme seiner Tätigkeit im Landeskonsrstorium folgenden Aufruf, -er am 20. Januar von allen Kanzeln verlesen wird: „Nachdem ich mit versäumt, es zu sägen, wenn noch eine"anvere Person im Zimmer gewesen wäre. Denn an unsichtbar machende Tarnkappen glauben Sie ja wohl nicht?" Zunk zuckte leicht mit den Achseln. „Freilich glaube ich nicht daran, ich sagte nur, der Verteidiger könnte so etwas anführen." „Da würde ihn der Staatsanwalt sofort hinein- legen. Nein, nein, Sie wollten etwas anderes sagen. Also ohne Umschweife, heraus mit Ler Wahrheit, wen haben Sie im Verdacht?" „Im Verdacht? Der Ausdruck ist vielleicht z» hart, aber ich glaube .. „Warum stocken Sie? Weiter!" " """ ' „Nun, außer Champol war ja noch eine zweite Person im Zimmer und in nächster Nähe des Er mordeten." Diesmal fuhren die beiden anderen tatsächlich er schreckt von ihren Sitzen empor. „Sie klagen also die Witwe der Tat an? Aber das ist ja Wahnsinn. Welche Gründe hätten sie verleiten sollen?" Zunk rieb sich mit einem süßlichen Lächeln die Hände. „Ich klage niemanden an, aber ich fasse alle Eventualitäten ins Auge. Gestatten Sie, Laß ich Ihnen die Sache in etwas anderer Beleuchtung vor führe, als sie bis jetzt erfahren hat?" Der Richter nickte stumm und der Detektiv fuhr mit leisem Triumph im Tone fort: „Die physische Mög lichkeit, daß die schöne Hand der jungen Witwe den Dolch geschwungen, kann wohl keiner in Abrede stel len. Sie befand sich in nächster Nähe des Getroffenen, sie hatte Zeit und Gelegenheit genug, den Streich zn 'führen. Frägt sich also, aus welchen Beweggründen. Wir haben aus ihrem eigenen Munde gehört, daß sie sich gegen die Zärtlichkeiten Herrn von Hartungs, die doch von Seiten eines jungen Ehemannes ganz natür lich sind, aufs heftigste sträubte. Diese Gegenwehr scheint weit über die übliche jungfräuliche Abwehr hinausgegangen zu sein, denn Champol, vorausgesetzt, daß er die Wahrheit spricht, fühlte sich sogar veran laßt, helfend herbeizueilen. Es scheint also, als ob die Vertraulichkeiten ihres eben angetrauten Gatten der jungen Frau peinlich, ja mehr noch, verhaßt und abscheulich waren. Wäre es dann gar so unverständ lich, wenn sie zur Abwehr einen Dolch zückt, beileibe nicht, um zu töten, sondern nur, um sich zu wehren? Ein unglücklicher Zufall aber will es. . ." Der Richter atmete tief auf. „Ihre Darstellung ist sehr lebensgetreu und geistreich, aber sie fällt in sich selbst zusammen, wenn ich Ihnen sage, was ich so eben vom Herrn Doktor hier erfahren habe: Ein Zu fall war nur die Durchschneidung der Schlagader, die Mordaösicht aber wird dadurch evident, daß der Dolch vergiftet war." „Der Dolchstoß ist schwacher Kraft geführ. . . ganz kurze Werkzeug ist nur wenige Zentimeter tief eingedrungen und nur dem unglücklichen Zufalle, daß die Schlagader durchschnitten wurde, glaube ich die Tödlichkeit Ler Verletzung zuschreiben zu müssen." ! Der Untersuchungsrichter rieb sich zufrieden Lie Hände. „Bitte, passen Sie auf, lieber Doktor. Wäre es vielleicht möglich, daß es sich gar nicht um einen eigentlichen Dolchstoß gehandelt, sondern daß die Waffe aus einer kurzen Entfernung gegen den Hals Hartungs geschleudert wurde?" . „Das ist ganz gut denkbar, aber rch sehe nicht Der andere ließ ihn die Aussage Magdas lesen. ^Was sagen Sie zu meiner Erklärung?" „Daß sie ganz wohl zutreffen mag." Der Richter lächelte, zufrieden über seinen Scharf- Ann. „Wahrhaftig, je länger ich nachdenke, desto plau- sibler erscheint mir diese Erklärung. Wenn ein so kräftiger Mensch, wie Champol, zugestoßen hätte, wäre die Waffe wohl bis zum Knochen eingedrungen, zumal sie haarscharf war. Freilich werden wir jetzt die An klage auf Mord fallen lassen und uns beschränken müssen, Champol wegen Totschlag anzuklagen. Wer einen Dolch wirft, will wohl verletzen, aber kaum töten. Die Behauptung des Ingenieurs, er sei nur herbeigeeilt, um der Frau zu helfeu, gewinnt dadurch lm innerer Wahrscheinlichkeit. Das freut mich um seinetwillen." Das Gesicht des Arztes war bei diesen Worten tiefernst geworden. ,„Jch muß Ihre gute Meinung leider zerstören," entgegnete er. „Auch ich habe Ihnen eine Nachricht zu bringen. Die heute beendete chemische Untersuchung der Waffe hat ergeben, daß die Klinge vergiftet war. Die Verletzung der Schlagader ließ die Giftwirkung nicht zum Vorschein kommen, aber Herr von Hartung wäre auch ohne diesen un glücklichen Zufall ein Kind des Todes gewesen." Während der letzten Worte war Zunk ins Zim mer getreten und blieb auf der Schwelle stehen, die Antwort des Richters abwartend. Dieser entgegnete nach einer kurzen Pause: „Sic haben recht, der letzte Zwelfel lst geichwunden. Ich werde noch heute den Akt an Lie Staatsanwaltschaft abtreten, damit sie gegen Jean Pierre Champol Lie Anklage wegen.vor bedachten Mordes erhebe." „Ich fürchte, das wäre voreilig." klang es von der Lür Ler.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)