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möchte sich für die Comtesse Landenberg doch nicht ziemen, — mit ihrer Zofe in einem Raum zusammen ferner die Reise noch fortzusetzen." „Ich danke Dir, Oheim! — ziehe es aber vor, hier zu bleiben." „Bitte, kein Aufsehen, mu cksrs!" flüsterte er ihr zu. „Ich gebe Dir die Mahnung zurück, lieber Oheim!" ver setzte sie kalt. Der Graf überlegte einen Augenblick, dann schrieb er rasch einige Zeilen auf eine Karte, rief einen Schaffner und übergab ihm die Karte mit der Weisung, dieselbe dem Herrn Grafen von Landenberg mittleres Coupee, erster Klasse, sogleich ein zuhändigen. „Du willst also Schutzmann spielen, Onkel Egbert?" be merkte die Baronesse mit beißendem Spott. „Es sieht so aus, mein Kind!" entgegnete er trocken. „Und wohin werde ich escortirt, wenn einer Gefangenen die Frage erlaubt ist?" „Nach dem Stammschloß Deiner Ahnen, wo die hohen Vorzüge der Geburt angesichts der Gallerte Deiner Vorfahren jedenfalls deutlicher zu Dir kommen dürften, als draußen in dem alltäglichen Treiben der Welt, welches nur beflissen ist, zu nivelliren." Angelika schauderte zusammen, Schloß Landenberg war seiner Besitzer halber ihr stets ein Ort des Schreckens gewesen. Und doch — was wollte, was konnte man übles ihr zusügen, wenn ihr Geist stark genug blieb, die Situation zu beherrschen und ihre Widerstandskraft sich ungebrochen behauptete? Es war ein Glück, daß sie keine Ahnung von Wernecks Schicksal hatte und den Glauben festhiclt, daß er ihrer Spur folgen werde, um sie aufs Neue aus den Händen ihrer Gegner zu befreien. Die Reise wurde indessen mit Courierzügen fortgesetzt, und nur soviel gerastet, als was zur Erholung notywendig erachtet wurde. Auf der letzten Station hielt die Equipage des Grafen Kurt, welche telegraphisch herbeordert worden, und hier erst trat Angelika zum ersten Male wieder dem Majoratsherrn entgegen, welcher sie kalt und vornehm begrüßte und ohne eine Silbe weiter an sie zu richten im Fond des Wagens Platz nahm. Schweigend, doch mit stolz erhobenem Haupte ließ die Comtesse an seiner Seite sich nieder, während Graf Wildhagen den Rück sitz einnahm und Rost mit dem Lakaiensitz vorlieb nehmen mußte. — Auf Schloß Laudenberg angekommen, wurden der Comtesse mehrere Zimmer zur Verfügung gestellt, welche sämmtlich mit des Majoratsherrn Gemächern in so enger Verbindung standen, daß dieselben eine Flucht bildeten und nur einen Haupteingang be saßen, eine Entweichung somit gänzlich unmöglich machten. Da nun auch Rost von ihr getrennt wurde und ein fremdes Kam mermädchen ihre Bedienung übernahm, so war Angelika jetzt vollständig eins Gefangene, von jeglichem Verkehr mit der Au ßenwelt abgeschnitten. Als sie diese Ueberzeugung ganz erfaßte, da verließ sie zum ersten Male der Muth, die stolze Zuversicht, sie verhüllte ihr Haupt in den Kissen und weinte Thränen tiefster Verzweiflung, da sie es fühlte und wußte, daß sie diesen goldenen Kerker nur an der Hand eines ebenbürtigen Gemahls verlassen durfte, gleich viel, ob derselbe sich Graf Obernitz nannte, oder einen anderen hochklingenden Namen führte. Wie sollte es der arme, bürgerliche Arzt ermöglichen, in diese Mauern zu dringen um die Geliebte aus des Drachen Krallen zu (befreien? Hätte Angelika es ahnen können, daß Werneck in diesem Augenblick todtkrank in einem Gasthof jener verhängnißvollen Station darniederliege, ihre Verzweiflung würde sicherlich bis zum Wahnsinn sich gesteigert haben. Man hatte den Unglücklichen nach jenem brutalen Fall auf dem Perron bewußtlos aufgehoben und nach einem nahegelegenen Gasthof gebracht, wo ein rasch herbeigeholter Arzt eine schwere Kopfverletzung konftatirte. Nachdem er dieselbe verbunden hatte, verordnete ec die größte Ruhe und verbürgte sich bei dem Gast- wirth für die Kosten dec Veipflegung, da der junge Mann, wie er bemerkte, den Eindruck eines feinen, auch wohlsituirten Men schen mache, im Uebrigen aber augenblicklich hilflos sei und des halb ohne Frage unterstützt und verpflegt werden müsse. Die ganze Nacht über schien Werneck nicht bei klarer Be sinnung zu sein, sondern sich in dumpfer Apathie zu befinden. Als der Morgen anbrach, verfiel er in einen leichten Schlaf, der bis zur Ankunft des Arztes, welcher den Verband erneuerte, währte. „Wie bin ich hierher gerathen?" fragte er leise. Der Arzt erzählte ihm, wie man ihn auf dem Perron des Bahnhofes bewußtlos aufgefunden. Er dachte eine Zeit lang nach und hob dann erschreckt die Hand. „Jetzt weiß ich Alles," stöhnte er, „ich wollte ins Coupee steigen, eine schurkische Hand schleuderte mich zurück — O, mein Gott! Mein Gott!" „Nicht grübeln, junger Herr!" mahnte der junge Arzt, „haben Sie irgend einen Auftrag an Verwandte oder Bekannte zu geben?" Werneck seufzte tief und schmerzlich auf; was war aus der Comtesse geworden? — Und welche unbekannte Hand hatte ihn herabgeschleudert? Sollte Graf Wildhagen ihre Anwesen heit auf der Station geahnt, ausgestiegen sein und den Streich gegen ihn geführt haben? — Es mußte jedenfalls so sein. Plötzlich fiel ihm der brasilianische Oberst ein. „Haben Sie die Güte, ein Telegramm nach der Residenz abzusenden, Herr Doktor!" bat er leise. „Recht gern, diktiren Sie nur, ich werde schreiben." Der Arzt nahm bei diesen Worten seine Schreibtafel zur Hand. „Gestatten Sie, daß ich mich Ihnen vorstelle," fuhr Werneck mit Anstrengung fort, „mein Name ist Werneck, Dr. med. aus L." „Ah, ein College also," rief der alte Herr, ihm erfreut die Hand drückend, „das war doppelt mein Interesse für Ihre Person. Nun also nicht soviel reden, werden es selbst wissen, daß Ruhe das beste Heilmittel ist. Wollen wir nach X. telegraphiren?" „Nein, nach der Residenz, Hotel „Zum Kronprinzen", an den Herrn Oberst von Wolfsberg, sogleich bei seiner Heimkehr ihm einzuhändigen. — Dr. Werneck auf der Station A., Gast hof „Zum Löwen", ergänzte der Arzt, das Diktirte rasch nieder schreibend, — „verwundet durch einen Sturz." „So, das soll sogleich besorgt werden, lieber Kollege," nickte der alte Herr, „nur ruhig, dann wird die Geschichte gut ablaufen." Wernecks Kopf schmerzte außerordentlich, er fühlte ein regel was Inhaber: Hitze feige Mik für Amen- rO Kuaireü-Gardtrobt und ihm und 24, I. Wilsrlnutter 8lnss»e 24, I vi8-u-vi8 ttvtell «I« lkrniKt. „Zum Beispiel, mein Kind?" „Er wollte mich auf die zudringlichste Weise über Sie Ihre Familie ausfragen, Großmama! — Ich antwortete anfangs mit keiner Silbe, bis er mich am Arm festhielt im brüsken Tone Antwort verlangte." „Du gabst sie ihm alsdann?" fragte Frau Werneck et- erregt. „Nein, Großmama! — ich riß mich entschlossen von ihck ß Herren- und Unnben-Garderobe Zum Prophet" und tüchtig geschmiert wurde. Gegen Mitternacht drohte di: Wasserkraft zu verstechen. Flugs schickte der Müller einer Müllerburschen zu der etwa 2^ Meilen entfernten „Quelle" in seinem Heimathsdorfe und ließ die „Verstopfung" beseitigen Nachdem der Bursche zurückgekehrt war, ging die „Mühle* wieder klipp klapp bis zuni frühen Morgen weiter. Dei Mühlenbesitzer hatte die „Prüfung" vorzüglich bestanden. Jndeß soll die aufgewandte „Wasserkraft" ihm doch etwa 80 Thälerchen gekostet haben. * Im Göthe- und Schiller-Archiv zu Weimar befinden sich die Originale folgender Glückwünsche, welche Göthe als siebenjähriger Knabe zu Neujahr 1757 an seine Groß eltern gerichtet hat: los und rief meinen Vetter Fritz, der gerade zum Glück daher kam. Mit einem drohenden Blick, den ich noch immer nicht vergessen kann, ging er rasch seiner Wege." „Du kanntest den Mann nicht, Helene?" „Nein, auch Fritz behauptete ihn nicht gesehen zu haben, — er müsse ein Fremder sein." Frau Werneck blickte starr vor sich hin, ein Zug schmerz- licher Sorge und tiefer Müdigkeit zeigte sich aus dem edlen Antlitz. (Fortsetzung folgt.) I. Erhabener Großpapa! Ein neues Jahr erscheint, Drum muß ich meine Pflicht und Schuldigkeit entrichten; Die Ehrfurcht heißt mich hier aus reinem Hertzen dichten, So schlecht es aber ist, so gut ist es gemeint, Gott, der die Zeit erneut, erneue auch Ihr Glück Und kröne Sie dies Jahr mit stetem Wohlergehn, Ihr Wohlsein müsse lang so fest wie Cedern stehn, Ihr Thun begleite stets ein günstiges Geschick, Ihr Haus sei, wie bisher, des Segens Sammelplatz Und lasse sie noch stät Moeninens Ruder führen, Gesundheit müsse Sie bis an ihr Ende zieren, Denn diese ist gewiß der allergrößte Schatz. Erhabene Großmama! Des Jahres erster Tag erneut in meiner Brust ein zärtliches Empfinden Und heißt mich ebenfalls Sie jetzo anzubinden Mit Versen, die vielleicht kein Kenner lesen mag, Indessen hören Sie die schlechten Zeilen an, Indem sie, wie mein Wunsch, aus wahrer Liebe fließen, Der Segen müsse sich heut über Sie ergießen, Der Höchste schütze Sie, wie er bisher gethan, Er werde Ihnen stets, was Sie sich wünschen, geben, Und lasse Sie noch oft ein Neues Jahr erleben. Dies sind die Erstlinge, die sie anheut empfangen, Die Feder wird Hinfort mehr Fertigkeit erlangen. * Um einen Pfennig. Aus Berlin meldet der „B. B.-B.": Recht theuer ist der Pfennig geworden, der, wie wir seiner Zeit belichteten, mittelst Postanweisung auf dem Postamte 48 in der neuen Köuigsstraße aufgegeben und wegen Verweigerung der Annahme seitens des Empfängers dem Absender wieder zur Ver fügung gestellt wurde. Der Adressat war ein Gastwirth in der Litzmannstraße, der von einem Kunden als Begleichung der Zeche einen Pfennig zu wenig erhalten hatte. Zwischen Kunden und Wirth entstand Tag darauf ein Streit persönlicher Natur, im Verlaufe dessen der Restaurateur den zu wenig gezahlten Pfennig verlangte, den der Schuldner auch durch Postanweisung ein sandte. Die Annahme der Summe ward jedoch verweigert, da die fünf Pfennig Bestellgeld nicht beigefügt waren. Der Gläubiger klagte, der Schuldner erhob Widerspruch, und es habenum des Pfennigs willen durch zahlreiche Zeugenvernehmungen und Berufsinstanzen fünf Termine stattgefunden, die einschließlich der Rechtsanwaltgebühren auf beiden Seiten bereits etwa 200 Mark Kosten verursacht haben. An Versöhnungsversuchen von seitens der Richter hat es nicht gefehlt; beide Parteien sind aber entschlossen, den Streit bis zur letzten Instanz durchzuführen. * Was ist ein Stammtisch? Ein Stammtisch ist ein bestimmter Tisch in einem bestimmten Winkel, an dem zur be stimmten Stunde bestimmte Gäste auf bestimmten Plätzen sich n'ederlassen, um bei Vertilgung einer bestimmten Menge eines bestimmten Getränkes aus bestimmten Gläsern über bestimmte Themata zu sprechen, und dann zu bestimmten Stunden auf zubrechen, weil man zu Hause zur bestimmten Zeit erwartet wird. rechtes Fieber herankommen und wußte, daß cr unter allen Umständen hier bleiben mußte, bis die Gefahr vorüber. — Ach, wenn die Gedanken nicht gewesen wären, aber die kamen und gingen aus und ein, bald sanft und glückselig, und dann wieder schreckensvoll und todesbänglich oderwildzornig und voll Raserei gegen das tückische Geschick, das den Becher des Glücks hohn lachend von seinen Lippen fortgezogen und ihn zu dieser furcht baren Unthätigkeit verdammte. 15. Kapitel. Ueb erfüllen. Daheim in ihrem stillen Gartenhäuschen saß ,die Groß mutter des Doktors, als ob sich nichts' in ihrem gleichförmigen Leben verändert hätte, seitdem ihre beiden Enkel in so trüber, ja erschreckender Weise von ihr geschieden waren. Das feinge schnittene edle Antlitz der Greisin war nur noch bleicher ge worden, da lag dieselbe Ruhe darauf wie früher und Alles ging seinen gewohnten, thätigen Gang. Sie saß, wie damals die Hände im Schooße gefaltet, träumend hinausblickend in den sinkenden Tag. Wo waren die beiden Kinder? — Hatte Alex diese un glückselige Schwester gefunden? Würde er sie als Reuige zurück führen in die Arme der Großmutter? — Sie seufzte tief auf, die alte Frau, deren ehrwürdiges Greisenhaupt so viele Stürme schon umtost hatten. Da tönten leichte Schritte durch den Garten. Sieblickte rasch auf und nickte der Näherkommenden freundlich zu. „Da bin ich, Großmamachen!" rief Helene Stein, Hed wigs Freundin, der alten Dame beide Hände entgegenstreckend, „ich habe mich recht beeilt, zurückzukehren, da ich vorhin, als ich mit der Stickerei sortging, einen grausigen Schrecken bekam." „Und was hat mein liebes Töchterchen so erschreckt?" fragte Frau Werneck, ihr liebkosend die blühende Wange streichelnd. „Ein unheimlicher alter Mann, der mich hartnäckig ver folgte und fortwährend Fragen an mich stellte." Vermischtes. * Wie man in früheren Jahren „Meister" wurde, darüber berichtet ein Augenzeuge folgendermaßen: Der Mühlenbesitzer T. aus Z. sollte seine Müllerprüfung ablegen und erschien darum vor der hochlöblichen Innung der vereinigten Bäcker und Müller. Als Jnnungsarbeit sollte er einen Abriß, sowie Be schreibung der Mühlenwxlle und des großen Kammrades machen. Da dies für ihn „böhmische Dörfer" waren, so entledigte er sich seine: Aufgabe in folgender Weise: „Herr Wirth, eine Flasche Wein!" Der Wirth bringt die Flasche und stellt sie mitten auf den großen runden Tisch. „Das ist die Welle. Jetzt Stutzen (Weingläser) her!" Nachdem auch diese ge bracht, stellte sie der Prüfling in regelmäßigen Zwischenräumen im Kreise um die „Welle". „So, das ist das Kammrad mit den Zähnen!" Jetzt wurde die „Wassermühle" in Gang gesetzt und sie ging recht flott, da die „Welle" oft erneuert Dresden, Wiisornfierstrahe 24, I Etage Audcrwcitigcr Unttrncbmnngcn wegen löse ich mein Ge schäft am 1. Inti vollständig auf. Die ensrmen Vsrräthe in sämmtlichen Artikeln fertiger Herren- und Knaben-Garderobe verkaufe von heute bis zum Schtufz des Geschäfts für.jedes nur annehmbare Gebet. mit fertiger Herren- und Anaben-Gardersbe bietet dieser wirklich reelle IrrlMirOl " Ausverkauf noch besondere Vortheile. I Total-Äusverkanf meiner sämmtlichen Läger in fertiger