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aeSYeme @ Buchgewerbe Buchbinderei e e Buchdruck ® ® ® ® e e Buchhandel ® ® e Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. 1848 — Sachlich» Eittheil ungan finden kostenfreie Aufnahme. _ Nr. 52 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bexahlung. Die Rotationsmaschine und die Englische Presse. W. von Knoblauch, London. Wohl auf keinem Gebiete ist der technische Fortschritt unseres Zeitalters so bedeutend, wie auf dem des Buchdrucks. Nirgends lässt sich seine Entwickelung besser verfolgen, als in den Ver einigten Staaten oder in Grossbritannien, wo eine freie und unge hinderte Presse, durch einen auf Tod und Leben kämpfenden Wettbewerb angespornt, darauf angewiesen ist, sich die neuesten Erfindungen und Vervollkommnungen nutzbar zu machen. In Grossbritannien und Irland erscheinen jetzt 2304 Zeitungen und 28801 Zeitschriften. Täglich erscheinen 198 Blätter grössten Formates. Viele Zeitschriften und Zeitungen bedienen sich zum Herstellen des Satzes der Setzmaschinen. Die am meisten einge führte ist ohne Zweifel die Mergenthaler’sche Linotype - Maschine, jedoch finden sich die Thorne-, die Hattersley’sche, die Fraser’sche, die Kastenbein’sche und neuerdings die Empire-Maschine in einigen Druckereien im Gebrauch. Nach der Erfindung der Schnellpresse durch Fr. König im Jahre 1811 und Fertigstellung der Cylinder- Schnellpresse im Jahre 1812 war für den Buchdruck eine neue Zeit gekommen. Der Besitzer der Times, John Walter, hat das Verdienst, König’s Erfindung zuerst gewürdigt und in seiner Druckerei eingeführt zu haben. Auf seine Anregung hin ver fertigte Applegath und Cowper 1824 die sogenannte »Perfecting Machine« und eine solche mit vier Cylindern wurde im Jahre 1827 zum Drucken der »Times« verwandt. Inzwischen gingen die Besitzer der Times selbständig mit Verbesserungen vor, und 1869 wurde die sogenannte »Walter-Presse« aufgestellt. Die Vervoll kommnung der Papier-Stereotypie war ein weiterer Schritt vorwärts. In Amerika hatte man die Bullock-Presse erbaut, diese Maschine druckte von einer sogenannten endlosen Papierrolle. Hoe & Co. in New York vervollkommneten diese Maschinen mehr und mehr und brachten Falz-, Klebe- und Zähl-Vorrichtungen an ihren Rotations-Pressen an. Die grossartigen Leistungen der amerika nischen Zeitungen veranlassten den im letzten Jahre verstorbenen John Walter, sich mit Hoe & Co. in Verbindung zu setzen. Auf seine Veranlassung hin errichtete Hoe & Co. ein Zweiggeschäft in Mansfield Street-Borough, London, und die neue vervollkommnete Hoe-Maschine hielt ihren Einzug in Printing-House-Square. Aber nicht nur in der Offizin der Times, sondern in etwa 45 grossen Zeitungs- und Buchdruckereien Grossbritanniens und Irlands stellten Hoe & Co. ihre Maschinen auf. Von den bekannteren Zeitungen seien erwähnt: The Standard, Daily Telegraph, Daily Chronicle, Pall Mall Gazette, St. James Gazette, Daily Graphic in London und The Manchester Guardian, The Sheffield Daily Tele graph, The Birmingham Daily Post in den englischen Provinzen, The Dundee Courier, The Glasgow Herald in Schottland usw. Hoe & Co. bauten verschiedene Arten von Rotations- Maschinen, die neueste dieser Maschinen ist die sogenannte »Hoe Sextuple Machine«. Diese druckt von einer sogenannten end losen Papierrolle, falzt, schneidet, klebt, zählt und überliefert in einer Stunde von einer Zeitung allergrössten Formates 96000 Exem plare von je 4 Seiten, 72000 Exemplare von je 8 Seiten, 48000 Exemplare von je 12 Seiten, 36000 Exemplare von je 16 Seiten, 24000 Exemplare von je 24 Seiten, d. i. in einer Minute 1600 Bogen. Einfacher ist The Single Roll Machine. Diese Maschine ist imstande, in der Stunde 24000 Exemplare einer Zeitung von 4 bis 6 Seiten oder 12000 Exemplare einer Zeitung von 8 bis 12 Seiten zu drucken, falzen, zählen und, falls ein Blatt als Beilage nöthig ist, ein solches einzukleben. The Regular Double Supplement Stereotype Perfecting Machine druckt, falzt, schneidet, klebt und überliefert gezählt 24000 Exemplare von je 12 Seiten in der Stunde. Bei allen diesen Maschinen wird die fertig gedruckte Zeitung erst nach Erhalten des Längsfalzes von der Papierrolle abgeschnitten. Ein wichtiger Theil der Leistungsfähigkeit der Hoe’schen Rotations- Maschine liegt in ihren Falz-, Zähl- und Ausführungs- Vorrich tungen. Dass mechanisch und technisch auf dem Gebiet der Rotations- Maschine nichts mehr unmöglich ist, geht daraus hervor, dass Hoe & Co. für das Wochenblatt »TitBits« eine Maschine bauten, die auch noch das Broschiren im Umschlag mittels Draht-Hef tung übernimmt. Für das Strand Magazine und The Westminster Budget ge lang es Hoe & Co. eine Rotations-Maschine zu bauen, die gleich zeitig mit dem Text die feinsten Abbildungen druckt. Die Maschine liefert etwa 4000 Exemplare der genannten Zeitschriften in der Stunde. Jedoch stehen Hoe & Co. in ihren Errungenschaften keines wegs unerreicht da. Einige englische Schnellpressen-Fabriken haben mit Erfolg den Kampf mit dem amerikanischen Wett bewerber aufgenommen; z. B. Foster & Co. in Preston. Ihre Rotations-Maschine druckt von drei Papierrollen. Die Daily News und die Morning Post haben diese Maschinen eingeführt, die sich vorzüglich bewähren sollen. Duncan & Wilson in Liverpool sind die Erbauer der rühm lichst bekannten »Victory Machine«. Der Globe und die Evening News in London werden auf ihr gedruckt. Durchschnittlich drucken, falzen, zählen und liefern, falls nöthig mit eingeklebter Beilage, diese beiden Maschinen 10000 bis 12000 Exemplare der genannten Zeitungen versandtfertig in der Stunde. Wer angesichts solcher Vervollkommnungen nur das Heil in der Handpresse, wie z. B. W. Morris, sieht, ist entweder blind, oder verschliesst seine Augen absichtlich dem Lichte und dem Fortschritt. Ursprung und Berechtigung der Buchbeschläge. Schluss zu Nr. 51. Der langsame Gang, den die Entwickelung der Buchbeschläge im Laufe von Jahrhunderten genommen, erfolgte nun zwar nicht in der Stufenreihe, dass man anfangs Metalldecken fertigte, hierauf nur durchbrochene Metallbeschläge, dann nur Metallspangen, -Ecken und -Mittelstücke, sondern es bildete sich immer eine dieser Abarten heraus, ohne dass die frühere Anwendung ver schwand. So liefen schliesslich alle Abarten nebeneinander her, und im 16. und 17. Jahrhundert kamen sie alle noch einmal zum Aufleben. Da wurden wieder Metalldecken gefertigt, wie eine solche Fig. 2 in Nr. 51 zeigt, daneben Decken mit durchbrochenen Metallauf lagen, die sich in einem Stück von der vorderen Deckelkante bis nahezu an den Rücken hinzogen, sowie Decken mit den üblichen Eck-, Mittelstück- und Schliessen - Beschlägen. Darunter befinden sich kunstvolle und zielbewusste Arbeiten, die noch heute zeigen können, wie man Metallbeschläge anwenden soll. So der Sammetband, den Fig. 3 zeigt. Derselbe stammt aus der Mitte des 16. Jahr hunderts, diente als Einband eines Geschlechterbuches und wurde bereits 1883 von Herrn H. Bösch in der Papier-Zeitung besprochen. Feinfühlig und sachgemäss hat der Buchbinder zum Ueberzug der Holzdeckel kein Leder mit Blinddruckverzierungen benutzt, sondern schwarzen Sammet, auf dem die Beschläge unbeeinträchtigt von jeder anderen Verzierungstechnik zur vollen Wirkung kommen. Alle Kunst ist hier auf die silbernen Beschläge verwendet, auf jede andere, weil überflüssige Verzierung hat der Buchbinder verzichtet. Der Sammet bildet für Beschläge stets den vor züglichsten Grund, denn er gestattet diesen, sich in seine weiche Oberfläche einzuschmiegen, wodurch die harten Kanten des Metalles sowohl für das Auge wie für das Tastgefühl der Hand verdeckt werden, und er lässt infolge seiner gleichmässigen Färbung die Beschläge in ihrer vollen Schönheit wirken. Die grossabgebildete Schliesse (links vom Einbande) hat symbolischen Bezug auf das Geschlechterbuch oder die Hauschronik, denn sie versinnbildlicht die Mutter- und Kindesliebe. Die Metallbeschläge haben sich gewohnheitsmässig bis in unsere Zeit erhalten, und sie werden heut noch ebenso urtheilslos angewendet, wie das in früheren Jahrhunderten vielfach geschah. Während die alten Buchbinder für die Verwendung der Metall ecken noch vielfach ihre vernünftigen Gründe hatten, fallen diese heut meist weg. Der alte Buchbinder bad schwere Folianten mit