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2290 PAPIER-ZEITUNG. No. 75. Lage der Papierfabrikation. JEingesandt. Die in Nrn. 60 und 72 der Papier-Zeitung enthaltenen Artikel des Herrn Carl Eichhorn geben kaum Veranlassung, die durchaus zutreffenden Auslassungen des Verfassers, soweit sie sich auf die Frage der Sonder- Anfertigung eines Postens von 300 kg Papier beziehen, zu ergänzen. Aber die Artikel sind nach anderer Seite hin interessant und be lehrend. Dieselben weisen nach, wie der durch die bestehende Ueber- Erzeugung veranlasste starke Preisrückgang der Papiere den Ruin vieler Fabriken herbeigeführt hat, und erwähnen u. a. den letzten Geschäfts bericht der Muldenthaler Papierfabrik, der mit Verlust abschliesst, und aus dem zu ersehen ist, dass der Durchschnittspreis des vorletzten Jahres um 122/5 pCt. gegen das letzte Jahr gefallen ist! Und wie ge denkt man diesem Uebelstande zu begegnen? Dadurch, dass man eine neue vierte Maschine aufstellt und den Markt mit weitern 300000 kg Waare belastet, welchen Posten sich die bisherigen Lieferanten desselben wohl auch nicht so gutmüthig abnehmen lassen werden, sodass also wieder Preisdrückerei entstehen dürfte. Es hält schwer, zu glauben, dass angesichts der bestehenden Ueber-Erzeugung, an welcher unsere Industrie krankt, nicht nur An lagen schlankweg vergrössert werden, sondern dass man dadurch noch Vortheile zu erzielen hofft. Wenn so jeder Fabrikant denken und seine Anlage um eine Maschine vergrössern wollte, so würde sehr bald auch keine einzige Fabrik mehr Nutzen abwerfen, und Jeder würde Tag und Nacht unter Sorge und Mühe nur arbeiten, um sein Vermögen bald möglichst los zu werden. Wann wird sich denn endlich die Ueber- zeugung Bahn brechen, dass nur durch Einschränkung, nicht durch Erhöhung der Erzeugung einer allgemeinen Katastrophe vorgebeugt werden kann?! Aber von Einschränkung will Niemand etwas wissen! Auf der ersten Seite der Papier-Zeitung Nr. 60 streitet man noch darum, ob eine 12- oder 24 stündige Sonntagsruhe angemessen ist, während meines Erachtens eine 36stündige Ruhepause, die der Einsender ds. schon seit 30 Jahren in seiner Fabrik eingeführt hat und auch nicht wieder aufgeben wird, nach jeder Richtung hin nicht nur gerechtfertigt, sondern auch für unsere ganze Industrie von grossem Vortheil sein würde. Am Schluss des Artikels in Nr. 72 wird empfohlen, auf gesetzlichem Wege gegen die unsern ganzen Industriezweig ruinirende Preisschleuderei vorzugehen. Dieser Gedanke ist, so berechtigt er auch sein mag, wohl nicht ausführbar. Dagegen sollte man das schärfste Gesetz zur Be seitigung der Ueber-Erzeugung an wenden, indem man allen Papier- und Pappenfabriken eine 36 stündige Sonntagsruhe vorschreibt. Herr Lorentzen in Drammen stellt in Nr. 61 der Papier-Zeitung fest, dass die grössern Fabriken Norwegens in der Regel 24 bis 36 Stunden den Betrieb einstellen, und dass vom 1. Juli d. J. ab eine Ruhepause von mindestens 28 Stunden durch das Gesetz bestimmt ist. Aber bei uns in Deutschland ist vielen Fabriken noch eine 12stündige Pause zu viel; sie hoffen durch Aufstellung neuer Maschinen, das heisst mit andern Worten durch Erhöhung der Ueber-Erzeugung, eine Besserung der Ge schäftslage herbeizuführen! Ich fürchte, wenn gewissen Leuten die Augen geöffnet werden, dürfte es zu spät sein. Die Fabrikanten von Holzschliff und Zellstoff verstehen ihren Vortheil besser, als die Papier fabrikanten; sie schränken (wie z. B. in Norwegen und Schweden) die Erzeugung ein und bilden Vereinigungen zur Erhöhung der Preise. Was damit erreicht wird, beweist Aschaffenburg, wo man jetzt in einem halben Jahre eben so viel verdient, wie früher im ganzen Jahre. Aber trotzdem die Preise für Holzstoffe so bedeutend gestiegen sind, hat man bisher im Grossen und Ganzen für Papier keine Preis-Besserung verspürt. • Papiermarkt in Norwegen. Wie uns mitgetheilt wird, werfen die Vereinigten dänischen Papierfabriken ihren Ueberschuss an Papier jetzt nach Norwegen und drücken damit die Preise in diesem Lande so, dass gute Schreib sorten schon zu 40 Oere das Kilogramm zu haben sind. Vordruckwalzen aus Aluminium. Hagrihn i. Anh., 11. September 1893. Zu dem Artikel der Firma Gotti. Heerbrandt in Nr. 73 bemerke ich Folgendes: Es war schon früher mein Bestreben, die Siebwalzen oder Egoutteure so leicht wie möglich herzustellen, was mir denn auch vor drei Jahren vollständig gelang. Auf diese neue Bauart nahm und erhielt ich auch Patent. Die genannte Firma schreibt nun, dass sie im vorigen Jahre einen Egoutteur aus Aluminium von 1800 mm Länge, 160 mm Durch messer geliefert habe, welcher ein Gewicht von nur 8 kg hatte. Dem gegenüber kann ich feststellen, dass meine Vordruckwalze in ihrer jetzigen Bauart noch leichter ist, als vorerwähnte. Dies beweisen folgende Beispiele: Eine Walze 1040 mm lang, 100 mm Durchmesser, Gewicht 21/2kg eine andere 2457 » » 300 » » » 201/2 kg. Jul. Pohle, Metallgewebe- und Patent-Siebwalzen-Fabrik. Papierprüfung. Im Verlage der Pester Aktien-Druckerei erschien eine von Professor Alexander Rejtö zu Pest verfasste, von Oskar Thiering dort übersetzte »Anleitung für Private zur Durchführung der Papierprüfung«. Herr Prof. A. Martens, Vorsteher der Königl. technischen Versuchsanstalten zu Charlottenburg, hält die in jener uns nicht vorliegenden Arbeit entwickelten Gedanken für so ge fährlich, dass er uns ersucht, nachstehender Kritik in Form eines an den Verfasser gerichteten »offenen Briefes« Raum zu geben: Charlottenburg, 11. September 1893. Sie haben mir mit Schreiben vom 1. Juli eine Broschüre „An leitung für Private zur Durchführung der Papierprüfung“ — die deutsche Uebersetzung Ihres ungarisch geschriebenen Werkes — über sendet und mich um die Aeusserung meiner Meinung hierüber gebeten. Ich gebe diese offen und ehrlich ab, nicht in der Hoffnung, Sie zu über zeugen, sondern um Sie nicht im Unklaren zu lassen und die Papier fabrikation vor einer Strafe zu bewahren, die sie nicht verdient. Ich halte Ihre Begriffe von „Güte“ und „Dauerhaftigkeit“ nicht für logisch entwickelt und wissenschaftlich begründet. Sie bleiben den praktischen Beweis schuldig, dass die von Ihnen erkünstelten Begriffe ihrem Zahlenwerthe nach parallel gehen mit der wahren Güte und Dauerhaftigkeit des Papiers. Sie vergessen, dass zur Bestimmung der Güte eben noch andere Faktoren maassgebend sind, als die auf Ihrer Festigkeits-Prüfungsmaschine gemessenen Eigenschaften und die hieraus errechneten, im Grunde nichts Neues bedeutenden Zahlenwerthe. Ich kann Ihre Ausdrucks- und Darstellungsweise allerdings nur aus der deutschen Uebersetzung beurtheilen, aber hiernach muss ich sagen, dass sie für das Publikum, an das sie gerichtet sind, unverständlich bleiben, wie sie es zum Theil auch für mich sind. Sie führen eine Reihe von unerwiesenen Behauptungen als Erfahrungssätze an, z. B. Seite 4, letzte Zeilen, obwohl Sie aus der täglichen Erfahrung ebenso gut, wie aus den bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen wissen konnten, dass Ihre Behauptungen unzutreffend sind. Zudem widersprechen Sie sich selbst in kurz aufeinander folgenden Sätzen; wer z. B. soll verstehen, was Sie in den Absätzen auf Seiten 5 und 6 zusammengedrängt haben? Ganz widersinnig und höchst unpraktisch erscheinen mir Ihre Klassifikationstabelle und die auf Seite 7 gegebenen Bestimmungen. Ich würde die Staatsbeamten und die Papierfabrikanten lebhaft be dauern, die gezwungen wären, auf Grund von so unpraktischen Unter lagen Verträge mit einander zu schliessen, oder beim Papierverbrauch sich streng an Ihre Vorschriften zu halten. Ich halte es für überflüssig, auf die Mängel und Schwächen Ihrer Paragraphen über „die Durchführung der Untersuchung“ näher ein zugehen, will es aber nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, dass ich die von Ihnen in Vorschlag gebrachte Maschine und die Methode der Festigkeits-Untersuchung für ganz ungeeignet halte, sich in die Praxis Eingang zu verschaffen. Sie sind insbesondere den zahlen mässigen Nachweis schuldig geblieben, dass die Ergebnisse der Kraft messung und der Dehnungsmessung innerhalb der mit einfachem Apparaten und Methoden erzielbaren Genauigkeitsgrenzen liegen. Sie werden es verstehen, wenn ich mit Rücksicht auf die Ge fährdung, welche der Papierfabrikation aus der Annahme eines so un begründeten Systems, wie es das Ihrige ist, erwachsen könnte, diese Kritik der Oeffentlichkeit übergebe. A. Martens. □ 0 Vor dieser beziehbar. Wasserstandes als glänzend weisse, sehr auffällige Scheibe, nützliche Schutzhülse ist von Johann Schedlbauer in Aue i. S. tirt. des Die nach einer Glassplittern Schutzvorrichtung, welche das Umherfliegen von verhüten und die leicht verletzlichen Wasser- Schutzvorrichtung für Wasserstandsgläser. Durch das Zerspringen der Wasserstandsgläser hat schon mancher Kesselwärter Augen Verletzungen erlitten. Das Bedürfniss 83 • 3 2/0 1 liiiitit standsgläser zugleich vor äussern Beschädi gungen sichern könnte, bestand schon längst; es wollte aber nicht recht gelingen, eine Schutz hülle herzustellen, welche dabei das leichte Er kennen des Wasserstandes zuliess. Friedrich v. Gutbier in Zwickau hat nun eine hier abge bildete Vorrichtung konstruirt, die geeignet scheint, die erwähnten Uebelstände zu beseitigen. Ein oval zusammengebogener Streifen Messing blech ist vorn mit einem Ausschnitt versehen, in welchem ein schräges, grossmaschiges Draht netz angeordnet ist. Die Hülse wird so um das Wasserglas gelegt, dass die volle blanke Innenseite des Bleches hinter das Glas kommt und so gedreht werden kann, dass sie das Tages- oder Lampenlicht wie ein Spiegel reflek- hellen Spiegelfläche erscheint der Höhenspiegel