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von der „Kearsarge" und der „Kentucky". Ihre Geschütz- ürme seien so ungeschickt konstruiert, daß die Geschütze einem feindlichen Feuer gegenüber wehrlos seien. Als diese Schiffe nach Europa gesandt wurden, hätten sich die Offiziere so geschämt, daß sie rasch Holzschilder improvi sierten und grau anstreichen ließen, um den Anschein zu erwecken, als wären es Stahlverfchlüsse für die Luken der Geschütztürme. Auch die neuen Schiffe seien in bezug auf Panzerung und Geschwindigkeit mangelhaft. Die offiziellen Versuchsfahrten seien mit weniger als der halben Belastung gemacht worden, sodaß die wirkliche Geschindigkeit der Schiffe langsamer ist, als sie nach den Ergebnissen der Versuchsfahrt sein sollten. Die amerikanische Marineverwaltung hat die Berechtigung dieser Angriffe zum Teil anerkannt, indem sie zugesteht, daß bet der Kon struktion der „Kearsarge" und der „Kentucky" Fehler begangen wurden. Diese seien aber bei den späteren Konstruktionen berücksichtigt worden, sodaß man alles in allem genommen, sagen müsse, daß die amerikanischen Schlachtschiffe denen irgend einer anderen Macht gewachsen seien. — Auch der japanischen? lieber eine« infame« Gaunerstreich wird der deutschen Kabelgrammgesellschaft aus Buenos Aires gemeldet: Ein schändlicher Betrug, begangen durch Einführung tuberkulöser englischer Zuchtstiere nach ge- Heimer Vorimpfung mit Tuberkulin, ist hier aufgedeckt worden. Angesehene englische Importeure, die die Veterinärbeamten lange Zeit hintergangen hatten, sind verhaftet worden. Infolgedessen herrscht hier außer ordentliche Entrüstung, da der Schaden für die argen tinische Viehzucht unberechenbar ist. Aus Stadt und Land. MMeUuugeu aus dem Leserkreise sür diese Rubrik nehme» wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 19. Juli 1907. — Jude« als Schöffe« und Geschworene im Königreich Sachse«. Der Ausschluß der Juden bei der Wahl zu Schöffen und Geschworenen im Königreich Sachsen hat den Verband der deutschen Juden veranlaßt, bei demsächstschenJustizministeriumgegen diese Gepflogenheit vorstellig zu werden. Auf diese Eingabe vom 13. Juni dss. J8. Hal das sächsische Justizministerium dem Verbände der deutschen Juden mitgetetlt, daß ein Erlaß am 21. Juni an die königlich sächsischen Amts- und Landgerichte ergangen sei, der zunächst feststellt, daß die Ausschließung weiter Kreise der Bevölkerung von dem Ehrenamt eines Schöffen und Geschworenen dem Geist der Gesetzgebung zuwider« laufe, und daß für die Auswahl maßgebend nur die Urteilsfähigkeil, Bildung und Ehrenhaftigkeit der einzelnen Personen sei: „Bezüglich der Juden sagt der Erlaß wörtlich: Trifft die Behauptung zu, daß in einigen Be- zirken ausnahmslos oder doch in der Regel keine Juden zum Schöffen- oder Geschworenendienst berufen oder Juden zwar zu Geschworenen, niemals aber zu Schöffen gewählt worden seien, die sich nach ihrem Bildungsgrad und sonst als Schöffen und Geschworenen eignen, so würde dies dem Gesetz zuwiberlaufen. Die Auswahl der Schöffen und Geschworenen steht zwar im freien Ermessen des Ausschusses und des Landgerichts (Gerichtsverfassungs- gesetz 42,98), das Justizministerium glaubt jedoch die Ge- richte auf die mehrfach ausgesprochenen Wünsche beteiligter Kreise aufmerksam machen zu sollen." — Ein statistisches Verzeichnis der Arbeitsnach weise im Regierungsbezirke Dresden ist kürzlich von der Kreishauptmannschaft bearbeitet und herausgegeben worden. Hiernach bestehen jetzt im ganzen 177 Arbeitsnachweise in der Kreishauptmannschaft Dresden, von denen die meisten auf die Stadt Dresden selbst entfallen. In der Amtshauptmannschaft Meißen bestehen zwei Arbeitsnach weise, und zwar befinden stch beide in Wilsdruff. In Deuben, Cossebaude, Oberlößnitz, Radeburg, Sayda und Sebnitz, sowie für die Gemeinden Gohlis, Kemnitz und Stetzsch bestehen bereits behördliche Arbeitsnachweise. — Die sozialdemokratische Presse i« Sachse«. Einen Ueberblick über den Stand der sächsischen sozial demokratischen Parteipresse gibt der Jahresbericht des Zentral-Komitees der sozialdemokratischen Partei Sachsens. Am 30. Juni d. I. zählte die „Leipziger Volkszeitung" 48000 Abonnenten, die „Sächsische Arbeiterzeitung" 36000, die „ChemnitzrrVolksstimme" 42000, das „Sächsische Volksblatt", Zwickau, 20000, der „Volksfreund", Dresden, 19000, die „Volkszeitung für das Muldental" 7100, „Der arme Teufel" 4400, die gesamte Parteipresse also 176500 Abonnenten. Im Jahre 1904 betrug der Abonnentenstand 134000, im Jahre 1905 142000. Wenn man in Betracht zieht, daß bet der letzten Reichs- tagswahl in Sachsen 418397 Stimmen abgegeben wurden,, so ist der jetzige Stand der Abonnentenzahl (176500 darunter sicher mindestens ein Drittel Muß-Abonnenten) immerhin nicht als besonders hoch zu bezeichnen. Die 241897 Ntchtabonnenten unter den Sozialdemokraten finden ihre geistige Nahrung in der „Generalanzeiger"- presse vom Schlage der „Dresdner Neuesten Nachrichten". — Belästigung vo« Dame« i« Schnellzüge«. Im Durchgangswagen München—Dresden des Schnell zuges der 11 Uhr 11 Min. nachts auf dem Dresdner Hauptbahnhofe ankommt, sind nach einer Dresdner Zeitung kürzlich zwei Damen von einem Reisenden belästigt worden. Zufällig ist ein Zugbediensteter nicht in der Nähe gewesen, so daß die Damen sich darüber beschwert haben. Von der sächsischen Staatseisenbahnverwaltung ist angeordnet worden, daß stch bei dem genannten Schnellzuge auf sächsischer Strecke, und zwar von Hof bis Dresden, von nun an ein Schaffner während der Fahrt im Seitengange des Durchgavgswagen aufzuhalten hat. — Gab es denn in dem ganzen Wagen keinen Herrn, der den Flegel zu recht gewiesen hätte? — Wie gefährlich das Trage« von farbige« Schleier« ist, geht aus folgendem Unglücksfall hervor, der ein Fräulein Martinowska in St. Petersburg be- troffen hat. Die Dame ging in dem Regeuwetter der letzten Tage, das Gesicht mit einem Schleier verhüllt, spazieren. Der Schleier wurde naß, und mit den Regen tropfen floß eine geringe Menge der blauen Farbe des Schleiers, der abfärbte, auch in die Augen der Dame. Schon nach wenigen Stunden fühlte sie in den Augen ein entsetzliches Brennen, es trat eine heftige Entzündung ein, und cs war ihr unmöglich, sie zu bewegen. Dazu gesellten stch qualvolle Kopfschmerzen und eine Trübung des Augenlichtes, die allmählich zur Erblindung führte Der Arzt stellte eine starke Blutvergiftung fest, welche durch die stark zinkhaltige blaue Farbe hervorgerufcn worden war. ES ist noch fraglich, ob das Augenlicht wieder wird hergcstellt werden können. Aehnliche Ver giftungsfälle durch gefärbte Schleier haben sich schon öfters ereignet, allerdings nicht in so heftiger Weise- Aber in jedem Falle ist beim Tragen von gefärbten Schleiern die allergrößte Vorsicht geboten. — Die Berufszählung in Wilsdruff am I.Mai 1907 ergab die Ortsanwesenheit von 3838 Personen in 933 Haushaltungen. Im Gegensatz zu anderen Ge meinden ist bei uns das weibliche Geschlecht numerisch stärker vertreten als das männliche. Man zählte nämlich 2010 männliche und 1828 weibliche Personen. Die Volkszählung 1905 ergab in Wilsdruff die Ortsanwesen- heil von 3901 Personen in 932 Haushaltungen. Der Rückgang der Bevölkerungsziffer mag seine Ursache in dem Umstand haben, daß im Sommerhalbjahre viele Tischler, Ziegelei- und Bauarbeiter auswärts, vielfach in benachbarten Dörfern wohnen, wo sich ihnen Arbeits gelegenheit bietet. Im Winter wohnen sie dann wieder in der Stadt. Es wurden hier gezählt: 736 Personen, die zur Alters- und Invalidenversicherung beitragspflichtig sind. Invalidenrente beziehen 18, Unfallrente 29 Personen. Witwen gibt es in Wilsdruff 132, Waisen 45. Betriebe, in denen der Unternehmer allein arbeitet, gibt es 64 (40 im Hauptberuf, 24 im Nebenberuf). Betriebe, in denen (einschließlich des Unternehmers) nicht mehr als 3 Personen arbeiten, zählte man in Wilsdruff 235, größere Betriebe, in denen mehr als drei Leute tätig oder doch Kraftbetrieb vorhanden war, 93. Land- und Forstwirt- schaftskarten hatten 125 Betriebe auszufüllen. — Strafmandate i« großer Anzahl wurden jüngst zahlreichen Mitgliedern der land- und forstwirt- schaftlichen Berufsgenossenschaft in Wilsdruff und Um gegend zu gestellt. Es hatte vor Wochen eine Revision der Betriebe durch den Beauftragten der Genossenschaft stattgefunden. Hierbei sind Verstöße gegen die Unfall- verhütungsvorschriften vorgefunden worden. Es handelt stch, wie uns versichert wird, meist um kleine Betriebs mängel, die stch im Lause der Jahre, tu denen keine Besichtigung erfolgte, herausgebildet haben, «nd deren Beseitigung von den Beteiligten sofort in die Wege ge leitet worden ist. Die Beteiligten hätten erwartet, daß der Besichtigung eine Nachrevision folgte, und daß erst die bei der Nachreviston noch vorgefundenen Mängel geahndet werden würden. In dieser Erwartung haben sie sich getäuscht. Wohl die Hälfte aller in Frage kommenden Betrirbsunternehmer in Wilsdruff ist gleich nach der Besichtigung mit Strafmandaten bedacht worden. Auch in der ländlichen Umgebung soll es Strafmandate geregnet haben. Die Beteiligten finden ein derartiges Verfahren als rigoros. Morgen Sonnabend abend 8 Uhr findet im Hotel Adler eine Versammlung der Betrirbsunternehmer statt, in welcher Schritte zur Aus hebung der Strafmandate beraten werden sollen. Die Ein- ladung hierzu erfolgt durch den Vertrauensmann der Berufsgenossenschaft, Herrn Stadtrat Watzel in Wilsdruff. — Die Heilsarmee, die stch neuerdings dauernd in Meißen niedergelassen hat, erstreckt jetzt ihre Tätigkeit auch auf die Provinz. Nächsten Sonntag, nachmittags 3 Uhr hält sie im „Deutschen HauS" in Röhrsdorf eine öffentliche Versammlung ab, in welcher sie in die Ziele der Heilsarmee etnführen will. — Auf der Linie Hainsberg—Kipsdorf sind seit kurzem neue Eisenbahnwagen zweiter und dritter Klasse in Dienst gestellt worden. Sie unterscheiden sich äußerlich vor allem dadurch, daß jedesmal zwei der bis- herigen kleinen Fenster zu einem einzigen großen vereinigt worden sind. Im Innern ist der Einbau von Abort anlagen erfolgt. Für die Unterbringung von mehr Ge päckstücken als bisher ist durch Einbau von Netzen über den Sitzplätzen Sorge getragen. — Nach Jahren wird man die Wagen sicher auch auf der Linie Potschappel— Wilsdruff begrüßen können! — Wetterausslcht für morgen: Vielfach heiter, leichte Niederschläge. Nordwestliche Winde; etwas wärmer. — Das fchnelle Effe« und das ungenügende Kauen wird von den Aerzten, besonders Magenärzten, mit Recht für einen großen Fehler erklärt, der oft die Ursache ist. Die Verdauung soll im Munde durch ge- nügendes Zerkleinern der Bissen und Vermischung mit dem Saft der Speicheldrüsen beginnen. Kommen die Bissen unzerkleinert in den Magen, so ist derselbe fort- gesetzt mit Arbeit überlastet, die er nicht genügend voll bringen kann. Ein fernerer großer Fehler ist das Hinunter- schlucken zu heißer Nahrung, wie es vielen zur Gewohn heit wird. Mancher Magenkrebs hat seine Ursache in dem dauernden Reiz, welcher auf die sonst gesunde Magen schleimhaut ausgeübt wird. — Gestern vormittag kurz nach 11 Uhr erlitt an der Elbbrücke in Niederwartha ein zu Tal fahrender, be ladener Kohlenkahn vollständige Havarie. Durch den starken Wind war er aus der Fahrlinte gedrückt und an einen Pfeiler getrieben worden. Er wurde leck, konnte zwar noch von einem Dampfer durch die Brücke geschleppt werden, ist aber unweit derselben gesunken. Eine Frau, ein Mädchen und drei Schiffer konnten stch nur mit knapper Not retten. Die Ladung gilt als verloren. — Gruud bet Mohorn. Erhebliche Verwüstungen hat die infolge der starken Regen fälle aus den Ufern ge tretene Triebisch hier angerichtet. Das Wasser stieg am Sonnabend Abend so rapid, daß das auf den Wiesen befindliche Heu nicht in Sicherheit gebracht werden konnte. Am Gasthofe zu den Linden und am Vogelschen Gasthof hat daS Wasser die Dorfstraße tief aufgeriffen, sodaß die Beschotterung blosliegt; in den tief liegenden Häuser« und Fluren stand das Wasser ellenhoch. Die Hauptschuld au der Ueberflutung trug eine vor der Holzbrücke ziemlich weit an den Fluß gebaute Scheune, die infolge ihrer un zweckmäßigen Anlage den Lauf des Wassers wesentlich hindert. Auch die sehr niedrig angelegte Holzbrücke erwies sich wiederum als Hemmnis sür die Flut. Ein Umbau der Brücke wäre zum Schutze der Anwohner sehr vonnöten. — Gestern früh gegen 5 Uhr stürzte in der Nähe des Freibades am Fuße des sogenannten Osterberges, der am 8. Juni 1892 in Oberwiesa geborene, in Döhle« wohnhafte Glaseinträger Paul Ludwig in die Weißeritz. Sein Leichnam konnte erst in Dresden-Löbtau geborgen werden. Die Wunden, die am Körper des Toten konstatiert wurden, dürften von dem vielfachen Anprall an Steine, Geröll nsw. herrühren, über welche die Leiche hinweg ge spielt worden ist. L- wurde bereits seit Montag von seinen Wirtsleuten vermißt und hatte auch seit fünf Wochen die Fortbildungsschule nicht besucht. Ob Uu- glücksfall oder Selbstmord vorliegt, konnte noch nicht fest gestellt werden. Man darf wohl das letztere annehmen. Der Hut des Ertrunkenen wurde an dem in der Nähe des Tatortes befindlichen Zaun aufgehängt gefunden. — Montag nachmittag nahm die Frau des Malers Hecht in Kötzscheubroda ihr vierjähriges Töchterchen mit in den Wald, wo sie Heidelbeeren pflücken wollten. Während nun die Mutter stch beerensuchend etwas ent fernt hatte, stand plötzlich die Kleine, die jedenfalls Streich hölzchen bei stch gehabt, in Hellen Flammen. DaS Kind schrie furchtbar, worauf einige Frauen herbeieilte« und das brennende Mädchen in einen Wassertümpel setzten, wodurch die Flammen gelöscht wurden. Indessen hatte das Kind bereits derartige Brandwunden davongetragen, daß es kaum mit dem Leben davonkommen wird. — Die 20jährige, geistig beschränkte Tochter des Handarbeiters Mann in Noffe«, welche vorgestern abend von ihren Eltern nach Kirschen geschickt wurde, ist nicht wieder in die elterliche Wohnung zurückgekehrt. Die Ver schwundene ist von außergewöhnlich starken Leibumfange und mit schwarzem Rock und blauer Jacke bekleidet. Den Leipziger Steuerzahlern kann es nach und nach „schwül" werden. Noch zu keiner Zeit haben sich die Millionenprojekte der Stadt derart gehäuft wie jetzt, und auch in letzter Sitzung der städtischen Kollegien ward der Erwerb dreier im Besitz der Thüringischen Gasgesellschaft in den Vorstädten Lindenau, Gohlis und Sellerhausen befindlicher Grundstücke für über 10 Millionen Mark be schlossen. Der Kostenbeitrag für den Hauptbahnhof (17 Mill.), ein zweites Elektrizitätswerk (20 Mill ), die Wasser- regulterung (6 Mill ), die Zinsgaraulie für den Elster- Saale-Kanal usw. erfordern weit über 50 Millionen Mark. Dazu eia zweites „neues" Rathaus, der Umbau des alten das genügt! Vermischtes. * Mutz ma« einem Diebe fei« Worr hatte«? Das ist die Frage, die gegenwärtig in Chicago leiden schaftlich umstritten wird. Es handelt sich um den jungen Fosbury, dessen Prozeß demnächst beginnen wird. Fosbury, verheiratet und Vater eines kleinen Kindes, hatte keine Arbeit finden können; die Sorge um seine Familie, seine kranke Frau, zermarterte ihm das Hirn, aber wo er anklopfte, fand er verschlossene Türen. Auf der Straße sucht ihn ein Einbrecher zum Komplizen zu gewinnen. Er weist das Anerbieten empört zurück; schließlich aber, in seiner Verzweiflung, nimmt er es doch an. Am Abend betreten die zwei das Kontor der Western Smelting Company. „Hands up", ruft sein Führer und vier Revolverläufe richten sich auf die entsetzten Beamten. Während der Fosbury die Leute im Schach hält, leert der Einbrecher die Kaffe. Eine junge Schreibmaschinen dame, Miß Marens, beobachtete das angstvolle, ver schüchterte Wefen des jungen Räubers. Sie sagt ihm ruhig, daß er nicht den Eindruck eines Verbrechers mache. Resigniert schüttelt Fosbury den Kopf. „Wenn man Ihnen Arbeit verschaffte?" „Arbeit", ruit er mit einem letzten Strahl Hoffnung. „Ja freilich", fällt nun einer der Beamten ein, der die Worte der jungen Dame als eine schlaue List auffaßt, „legen Sie die Waffen fort, ich verpflichte mich." Fosbury legt erleichtert die Revolver auf den Tisch. „Was das gestohlene Geld anbelangt, so will ich es nach und nach . . ." Aber er kommt nicht zu Ende. Nun, da er wehrlos ist, haben sich die Beamten zu fünfen auf ihn gestürzt, ihn zu Boden geworfen, treten ihn, schlagen ihm mit dem Revolverknauf ins Gesicht, der eine setzt lachend den Fuß auf die Brust des von Hunger und Entbehrungen Geschwächten und kreuzt die Arme, kurz, eine wenig erhebende Szene spielt sich ab. „Ihr seid Feiglinge!" ruft Miß Marens, die empört ist, daß man ihr großmütiges Anerbieten mißbraucht hat, um den Unglücklichen in eine Falle zu locken. Nun, da Fosbury in seiner Zelle seiner Verurteilung entgegensteht, diskutiert ganz Chicago die Frage, ob man einem Diebe gegenüber eine freiwillig übernommene Verpflichtung ein halten müsse. Mr. Shippy, der Polizeipräfekt von Chicago, den man über die moralische Seite dieser Sache befragte, würde das für „allzu naiv" halten, allein die Mehrzahl der angesehensten Chicagoer Bürger sind darin nicht der Auffassung ihrer Poltzeigewalligen und der Bischof Fallow hat klar und unzweideutig erklärt: „Nicht sein Wort halten, wenn der andere seines hält, das heißt, sich als der moralisch Minderwertigere zeigen." Miß Marens, das Schreibmaschinenfräulein, hat nun eine Bewegung zugunsten ihres Schützlings hervorgerusen und viele Leute vertreten die Ansicht, daß die Western Smeltern Company moralisch verpflichtet sei, Fosbury nach Ab büßung seiner Strafe Arbeit zu verschaffen. Ei« furchtbares Eisenbahnunglück. Nach einer telegraphischen Meldung aus Newyorl fand infolge Ueberfüllung eines Zuges nachts ein furchtbarer Zu- sammenstoß auf der Third Evenue Elevated Railway statt. Bei der 106. Straße fuhr ein Zug in einen anderen hinein, der von einer Bande wütend mit Messern um die Plätze kämpfenden Italienern angefüllt war. Vier der