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Erzgebirgischer Volksfreund : 29.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192107299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19210729
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19210729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-29
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 29.07.1921
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doch vom Bund durchaus tzütllt-t wird. Dam Bund ist «» hd» «rnstltch darum zu tun, di» An^»«nL«tt auf da» «in sachlich« Bodin boamtenarwntschastlicher Prin,ivt«n DurackzufW»». All« sonstigm Unterstellung« muß bar Bund bP seiner »ortetpalttisch strenaen Neutralität entschieden »urückwetsen. Der Bund schließt die sachlichen Staatsbeamten restlos »usaMmen. Wenn dsr -«r miese«, daß auch dm Mitglieder dies«, Vesriniaüna, die keinen oewertschafttichen Lharatter tr^t, im Bund sächsischer Staats beamter organisiert sind und all« Beschlüsse de» Bund«» von dar «Solidarität der gesamten sächsisch«« Staatsbeamten getragen wer- den. Der Bund sächsischer Staatsbeamter bat den Vorwurf de, Herrn Minister Lipinski in «iner Eingabe an dm Gesamtministe» rium -urückaewiis« und dm rein gewerkschaftlich« feine» Vor- gebea» sachlich dargelegt. Er bat auch sein« Bereitwilligkeit das« erklärt, an ein« «ähren Demokratisierung d«r Verwaltung positiv Witpuarbetten. Jedenfalls muß sestgestellt w«rden, daß da» Sesamtmintfteriu« durch di« Ernennung de» Reich, tag »ab geordneten Ryssel «um Atnt»- -auptmann in Soipzig, «gen die der Bund sächsischer Staats- beamt»« seinen bereit« bekannt gegebenen Widerspruch entschieden aufrecht erhält, «ine Beamtenpolitik «tngeschlagen hat, di« grund sätzlich van der bisher geübten abweicht. E» hat den Versuch der Beamtenschast, zu ein« Verständigung -u gelangen, zurückgewies«. Der Bund sächsisch« Staatsbeamter hat leinen Kampf gewollt. Venn der Fall Ryssel jedoch «ine Kampfansage an dm brrufs- mäßige Beamtentum bedeutet, so wird die Gewerkschaft in dem ihr aufqqvnmgenen Kmrwf nicht« unversucht lassen, um die Leben», interrssen ihr« Mitglied« ficher-ustellen. Getrau seinem Grund- saß, dm Berufsbramtentum zum Wohl« de« States unt« allen Umständen zu erhalten, hat der Bund mehre« Forderungen an da« Sesamtministnium gerichtet, au, denen folgendes hervorgehoben wird: Ein fvr dm Staatswohl notwendige« gedeihliche» Zu sammenarbeiten der Regierung mit dem Beamtentum verlangt, daß di« gegenseitigen Beziehungen auf gegenseitiges Vertrauen begründet «erden. Da» der Beamtenschaft vom Herrn Minister Lipinski «»»gesprochene Mißtrauen steht dem im Woge. Der unt« den früheren Kabinetten nach dem November 1918 ein- geschlagen« Weg der Verständigung muß sofort wieder ausge nommen ««den, die das Berufsbeamtentum vor fortgesetzter Beunruhigung bewahren, seine Arbeitsfreudigkeit heben un feine Staatsständigkeit gegenüber den Schwankungen der Re- gierungsgewalten und gegenüber jeden Eingriffen irgendein«! Partei schützen. Der Wvz« Selbstschutz aufgelöst. Berlin, 27. Juli. Auf di« letzte Ententeforderung hinsichtlich der deutschen Selbstschutzoerbänd« in Schlesien hat die Reichsregierung dem General Rollet zur Kenntni» gebracht, daß sämtliche Srldstschutzver» bände Oberschlesien» seit dem 1V. Juli aufgelöst find, und daß die Mitglieder entlass« find. P«t», 27. Juli. Bviaud ist gestern in Paris eingetroffen und hat sogleich ein« Unterredung mit Ministerialdirektor Berthelot ge habt. Noch am Abend ist eine iwue Instruktion für dm Botschafter in London abgisandt ward«, di« nach Angabe des „Motin' in sehr festem Bone gehalten wurde. Der „Matin' glaubt, daß Briand auf die pein liche Lage hinweist, in di« Frankreich gegenüber Deutschland kommen müßte, wenn do» von Frankreich gestellte Verlangen nicht durchgesetzt «evde. Die Haltung der englischen Regierung mache schon jetzt den Traneport französischer Truppen durch Deutschland schwieriger und gofährNcht». Wen» die Franzos« bet der Durchfahrt b«lästim oder «»gegriffen würden, dann wäre hauptsächlich Lloyd Georg« dafür ver antwortlich. Der Widerstand der englischen Regierung sei traurig und zugleich lächerlich. DI« Abreise der englisch« Sachoerstärchige», London, 27. Juli. Die malischen Sachverständig« Hurst, Tuston und Waterlow reisen sofort nach Oberschlefien ab. Dir erste ist juristi- scher Beirat >m Auswärtig« Amt«, der zweite Lh«f der Abteilung Mitteleuropa. Watrrlow leitet di« Unterabtriluna Deutschland. Di» beiden letzt« find seit langem mit der oberschlesischen Frag« vertraut. Angesichts der Nähe der Entscheidung entfallt die Frage der Trup- penentscndung, wobei man in London di« deutsch-französischen Mei- yunosverschiedenheit« auf sich beruh« läßt, da di« Frage de» Durch marsch«» durch Deutschland vorerst al, unaktuell betrachtet wird. Au» dem Grunde wird auch der Vorschlag Stuarts und des italienischen Vertreter, da der interalliierten Kommission, di« Polizei in dm un» bestrittenen Gebieten an Pol« und Deutschlaad zu übertragen, nun mehr al« unnötig fall« gelassen. Die Gefahr« d«r obcrschlefischen Frage. London, 27. Juli. „Philadelphia Publie lodger' veröffentlicht «tum Aussatz de» gegenwärtig in London weilend« Obersten House, in dem es heißt: Ein Erfolg der Deutsch« in der oberschlesischen Frage werde wahrscheinlich den Sturz der Regierung Briand« und ein Erfolg -er Pol« den Stuyz do» Kabinett» Dirch verursach«. Unglücklicher- weis« müßt« beide Regierungen am Ruder bleiben, wenn Mittel europa Aussichten hab« sollt», Stabilität zu erlang«. Briand würde bei seinem Abgang auchrscheinlich durch den Dertr«ter «iner »och aggressiveren Politn! ersetzt werden. Eine solch« Politik würde wahr scheinlich von Deutschland mit dem Entschluss« aufamommen werd«, nicht« weiter für die Lösung des Reparationsproblem« zu tun. Di« Folge werde sein für Deutschland ein« gwße soziale, industriell« »ick finanziell« Unordnung, für Frankreich und England eine Verschär fung der zwischen beiden Länder« bestehenden" Differenz«. Großbri- M oette». Juli insgesamt IS 176 Gl« »mer Frirdmsvertrag stir Deutschland? Million« Katze« M«iß«n am von 8000 Verhältnisse der zu dem Meißner Do« ga. üürste wohl kefn Zweifel basteh«, den» der ! an der sog. „Doaifreihett' «Legen« Gmml»- b«iden proto und deren S E« vsrhimgt wor- eet. Kamen«» teilt, , mit ollen Parteien vor d«» Lod« jUH^ zeugen. Di« »Morutug Post' schreibt: Der Prvz«ß «und» i« d» rmmLerungmoürdtger Unparteilichkeit geführt. Präsident und Reichsanwalt taten ihr Aeußerstes, um englandfeindliche Red« der vo» der Verteidigung aufgerusenen Zeugen auf dt» engste Grenz« M beschränken. Ochaltung dm Bollw ttt vo» 1. Januar bi» Handel», s«t- « «eit ««h« Marl für di« arbeite« zu d Hmchst «»der Ueber di« Die englische Press« »nid da» Reicheigericht. Die »Daily New»' weist auf die von einigen Seit« erhobenen Einwänd« hin und schließt: Di« Tatsache, daß die Leipziger Richter zum ersten Male da» volle vom Reichsanwalt beantragte Straf maß »verkannt Haden, wird die englische öffentliche Meinung von der Strenge und Unparteilichkeit der deutsch« Rechtspfleg« über- Stettin 27. Juli. Zu «In«» bedauerlich« Vorfall kam « In der vergangenen Nacht in den Stettiner Parkanlagen. Bekannt war, dach sät länger« Zeit schwachen Reichswehr und der Schutz- pokizel «in Gespannt« Verhältui» bestand, da» angMich wog« dir Basel, 27. Juli. Di« Mvskmer „Pravda' bokNkNgt, daß die Pest und di« Cholera in Petersburg weit« um sich greisen und dort bereit» L000 Opfer gefordert hab«. Infolge d« Mangel» an sanitär« Hilfs» mitteln gestaltrt sÄH di« St»däm«uag d« Seuche« außm«d«nllich tanni« « diA» «i» Nch mit Hst Frankreich . solch» Haltung einzunehmm. Großl Leufich, Volk, bei voll« TättiKeit d« nm Untechalt sind««. Großbritanni al» Frankreich unt« dm gegenwärtig r Sächstsch« KuQumninisterinm «rwvaen, di« «n sächstschsn Domkapit«! a»s-ayabe» « durch Len Staat übernehm«« »u lassen. Da» bat, um in dieser Frage vorgshen zu können M der Lnivevfität Leipzig um «in Gutachten «ud BHitzoechiStnt-, de, DvmGift», Münch««, M. SuK. Km bawerische« Landtag« AM, der KW- tusnrinister mtt, daß dm Reichsschnlrat in seiner nächsten Sitzung sich mit der Fra« befassen werde, ob nicht di« engflsthe Sprach», anstatt der französischen in L« höher« Schrrlgattungen «in« be sondere Pflege erfahren soll. Damit würde di« französisch« Sprach» in dm Mittelschulen künftig al« Wahlfach und di« englisch« al» Pflichtfach in Betracht kommen. München, 27. Juli. Di« bayrische Regierung hat «.adaelchnt, dem Verlangen Ler Reichsregierung nachzutommen und ihr Aufenthalts» verbot für bolschewistische Kommissare in Baye« zu uwdifizieven. In den letzt« Ans Tag« find wett«« drei bolschewistisch« Staataange- HSriM au» Bayern ausgewiesen und »wangmoeq« an di« ostpreußisch« Grenze gebracht worden. I OerUiche Angelegenheiten. Menschen dm HungevnotgSirt», LG sich di-h« vo» Hwchmy und Ratten gmHrt Hatton, haben ihm» Wohnsitz verlassen, uw in Gegend« zu gelangen, in den« di« Hemgermot nicht herrscht. Dies, allgemein« volksauswanüerung vollzieht sich in oi«r Richtung« und Anu nach Sibirien, Kmckchu» und d«m Mmckau« tum dm freien Domstifis zu Meißen in da« Grundbuch eingetragen. Nicht ganz so klar liegen aber di« Verhältnisse auf verwal tungsrechtlichem Gebiete. Eigentümer dm Domes und der in Frage kommet« Grundstücke fit zwar unzweifelhaft da» Domstift, oder die sächsischen Könige find vom oltersher Administra- toren de« Damstiftrs gewesen, vbwohk fle der katholisch«« Kirch« angehärten. Es wird nun Sache de» Gutachten« fei«, zu beant worten, ob die mit der Administration verbundenen Rechte erloschen sind oder ob sie noch bestehen oder ob sie auf den Freistaat Sachsen übevgogon«n pnö» dm Sache angenommen und wird all«» tun, m» di« Zukunft de« Meißner Domes fvr alle Zukunft ficherzustellen. Dos Landes- kvnsistorium ist aber vorläufig in feinen weiteren Schritten von dsm Evgebni» dm Gutachtens der Leipziger strristifchm Fakultät ab- H8»tzl» beiden Parteien, wobei es ormeblich 14 Devons soll. M«hrere Soldaten mußten in bedenk! Lazarett gebracht werden. Ein völlig klare» nicht gcbm. Di« Untersuchung ist tingeleitet. MV MIM-MiM fEI« VlGfEV VHMEN M in dm kurzen Frist bi» »MN Görlitz« Parteitag nicht wi«L«r gut zu mach« und »an werd« «tzvntng« di» Verständigung üb« da» PzogeENN bi» zu» nichfmt HtM« DU vertotznn Die ZmnitzMhypvIhrk BeÄdh 27. Juli. Die „Tägl. Rdsch.' teilt mit, daß in Berlin «in« Besprechung der Reairrungparteien über di» Steuern«klagen btt Regierung stattgefunden habe. Besonders lebhafte Erörterung«» hab« der Plan des Reichswirtschaftsministers hervorgerufen, der eine Zwang»hyvoth«r auf all« Grmrdstücke zugunsten des Reick«» «tntragen lassen wolle. Die Berechnung der Zwangshypothek sei m der Weise godacht, daß al» jetziger Wert -es Grundstücks der sechsfache Friedens wert berechnet werde. Von diesem Werte sollen 20 Prozent zugun sten de» Reich« al« Zwangshypothek «ingetragen werden. Dieser Plan habe aber in den K«is« dar Regierungparteien lebhafte Bedenken hervor gerufen, da ein« derartig« Zwangshypothek letzten Ende» darauf hinauslaufen würde, ein Fünftel des deutschen Grundeigentum» der Entente I« di« Hände M gebe». Mtt Rücksicht aus die hervorgetretenen Bedenken soll der Reichsfinanzminister beabsichtigen, diese Zwangs hypothek in do» Gesetz über die Umwandlung des Reichsno topfe« hin- einzuarbeiten. Vstpvevtze» und da« Rittst KS»ig»b«pst 27. Juli. Der Provinziallandtag da Provinz Ostpreußen nahm folgend«« Antrag an: Der Provinziallanütag lehrtt jede Locker«»» der staatvacht- lichea Beziehung«» Ostpreußens zu Reich und BÄ entschiede» ad. Er erkennt die Stärkung der Rsichmiicheit al» bevechtigt und er wünscht an, kann Lie, aber in einer Zerschlagung Preußen» nicht erblick«». Der vorliegend« Gesetzentwurf ist «in Schritt zur Zer schlagung Preuß«»» und deshalb obzulchnen. Jede Erweiterung der selbständigkeiterecht« Ler Provinzen ist abzulehnen, solang« «icht a) die grsauck, Selbstverwaltung in Provinz«, Kreis« «mb Ge meinde« neu «regelt tk sowie b) Lie Steuerrecht« dm Reich«», Ler Länder, Provinz«, Kreise und Gemeinden in einer die Leistungsfähigkeit Ler Gemeinden und Gemeindeoerbände ficher- stellend« Weis« gegeneinander abgegrenzt find Di« juristisch« Fakultät statt» daraufht« « La» Ministerium Li» Frag» gerichttt, ost m bemtt fdi, di» Kost«» für do» Ged acht« z» traain. E» würde» fich vmfchttden« Rots«, usw. «Still vmch« und dadurch immerhin erheblich« Kost« «ntstrhm. Da« Kuttumni nister tum ist se inerseii» d«r Kvstenerstattnngssva« , mm dem Weg« «gang« dadurch, daß »sich an da» Domkapitel zu Meißen wandt« und b«i di«s«, «ifragt«, ob «» Li« Kost« für La» i« inbN^auf die ^"^Les katholisch«« Bist» Ler der Sachlm Annahme «ine» «oistiert« Vttstüller Vertrage» al» Fri»ü«»v«rttaa zwischen Deutschland und Amerika durchzusetzen, ist sehlaeschlaaen, und «in neuer Vertrag, dsr «na den Linien dm unwidersprochen gebliebenen Teilm dm Versailler Vertrag«» folgt, ist in Aussicht genommen wor den. Di« Ursache hierzu ist in der heftigen Opposition zu seh«», Li« von den unversöhnlichen Gegnern dm Versailler Anträge» ausgtng. Es wird erwartet, daß binnen- kurzem eine Mitteilung Les Staats departement» über einen neuen Friedensvertrag mit Deutschland er folg« wird. bar, Löß man Len amerikanischen Botschafter Harvey, Lor Ler Tagung dm Ob«rst«n Rate» beiwohnt, ersuchen wird, di» Zu stimmung feiner Regierung zu «tnom Schiedsspruch in Ler obm- fchlesischen Frage «tmzuholen, da sowohl Italien unL England, ak» auch Li« Francs« immer »och a» Lemfolben tot«» Punkt stände«, Mailand, 27. Istli. M« der „Serolo" melbet, hat eine An frage der französischen Regierung bei Italien, ob und wann es Lte Verurteilung Ler deutschen Kriegsbeschuldigten vorgenommen zu sehen wünsch«, zu Ler amtlichen italienischen Erklärung geführt, daß Italien drn Verzicht auf die Aburtttlmy, nicht auszu.sprechcu steastlfichtlll«. Sin „schwerer Fehlgriff'. Berlin, 27. Juli. Im „Vorwärts' wird jetzt di« Veröffentlichung dm sozialdemokratischen Pwgvammentwurf« al» schwerer Fehlgriff be- ' SSMsche Amroanbevee. Im ollanneinen ist noch keine Ab- nahm« der Auswanderungslust au« Sachsen nach «deren Ländern zu bemerken, wenn auch teilweise eine gewisse Abwärtsbewegung festzustel len ist. Dom 1. April bis 1. Juli d. I. sind 886 Anträge und Anfragen wegen Au»wandernn«n an die zuständigen Stellen gebracht worden, gegen 70S im ersten Vierteljahre. Dem Berus« nach waren die Au» wandenmgsllistigen meist Fabrikarbeiter, dann Handlungsgehilfen und endlich landwirtschaftlich« Arbeiter. Die Anfragen betrafen var allem Brasilien und Nordamerika, dann Argentinien, Mexiko und Peru. Bon den europäischen Staaten wählen die Auswanderungslustigen an erster Stell« Rußland, die Niederlande und Jugoslawien. Weniger werden Liebestreue in -er Tierwelt. Von Th. Zell.*) Die besten Eheleute trifft man unter den Tieren bei den Vögeln an. Auerhahn, Birkhahn und ähnliche Hühnervögel kümmern sich durchaus nicht um ihre Nachkommenschaft, wie ja auch unser Haus- Hahn bekanntlich «in sehr «eit«« H«rz hat. Dageg«n bleibt der kleine Rebhahn seinem Weibchen treu, ebenso wie der große Strauß mit seinem Weibchen di« Jungen behütet, ja selbst brütet. Der Enterich t«ibt sich umher, wenn Mutter Lnte ihr« Kleinen vor den tausend- fachm Gefahren zu schützen sucht, der Schwan dagegen bleibt in treuer Anhänglichkeit bei seiner Gattin und Hilst die Kinder großziehen. Den Preis in der ehelichen Treue muß man d«n Zwergpapageien zuer- trtlen. Die deutschen Dichter kannten die zärtliche Liebe nicht, die zwischen Pärchen der Zwergpapageien waltet, deshalb wählten sie ein Taubenpaar zum Sinnbild« der idyllischen Liebe. Allein wie weit bleibt ein solche» in seiner Zärtlichkeit hinter den Zwergpapageirn zurück! Hier herrscht die vollkommenste Harmonie -wischen dem beiderseitigen Wollen und Tun. Frißt da» eine, so tut dies auch das ander«; badet sich diese», so begleitet «» jene»; schreit da» Männ chen, so stimmt da« Weibchen unmittelbar mit ein; wird diese» krank, so füttert es jene«, und wenn noch s» viel« auf einem Baum« ver sammelt sind, so werden sich doch niemals di« rusammrngehörcndeu Pärchen trennen. Bonnet erzählt, daß er «in solche. Paar vier Jahre Lug «rnährt habe. Hierauf sei da» Weibchen altersschwach geworden «md konnte nicht mehr -um Trog kommen. Es wurde nun vom Männchen o-flittrrt, und al« cs schwächer wurde und nicht mebr die Sprosse zu erreichen vermocht«, von ihm mit Anstrcngimg aller Tratte tzttousgezegen. Al- e» endlich starb, lief das Männchen mit großer *) Die obig« Ausführungen find mit Genehmigung des Verlages Lem ansschlußreichrn Vierke: „Das Gemütolebm m der Tierw-lt", Beoö.uh nngcu und Erlebnisse ve < Oh. Ze'!, cnl:. n- n u, bas in Per- iqze von Corl Reißner in Dresden erschienen ist. Unruhe hin und her, versuchte ihm Nahrung beizubringen. Zuweilen blickte er sein totes W«ibchen an, gab ein klägliches Geschrei von sich und starb nach einigen Monaten. Außer den Tauben gelten auch bei uns mit Recht Störche unL Schwalben als Musterbilder ehelicher Treue. Aber auch Ausnahmen kommen vor, wie eine wertvolle Beobachtung des Grafen Reichenbach beweist. Ein Taubenpärchen war in der Brut begriffen, und die Jungen hatten soeben di« Eierschalen durchbrochen. Bekanntlich löst der Täuber alltäglich für einig« Stunden seine Taube im Brüten ab, und wenn er dann wieder frei wird, stürzt er mit lautem Girren hinaus und gibt s«ine Freude in fflugkünsten zu erkennen. Einst, da er sich so ergötzte, setzte sich auf den Schlag ein zarte« ^äubchen, trippelte hin und her, putzte sich und ordnete hier und da ein Feder- chen, so daß man es wohl lyit einem koketten Fräulein vergleichen durfte. Und nun spielte sich ein« seltsame Szene ob. Der alte Täuber girrt das Täubchen an, und bald wirb ein flüchtiger Liebesbund ge schlossen. Da stürzt plötzlich pfeilschnell die alte Täubin au« dem inneren Schlag hervor, mit Gewalt gegen das Glasfenster, was sie bei sonstiger Gemütsruhe ni« getan hätte. Mit Schnabel» und Flügel- schlagen fällt sie nicht über die Nebenbuhlerin, sondern üb«r den ungetreuen Gatten her und bearbeitet ihn, so lange ihr« Kräfte aus- reichen. Der Täuber ließ sich die Züchtigung ruhig gefallen und rückte langsam bis an die Kante des Flugbrettc» empor. Endlich, fast herabgestoßen, schwang er sich in die Lust empor; stieg mit kräftigem Flügelschlag bis zu ganz bedeutender Höhe, in w«iten, mächtigen Bogen d«n Arth» durchmessend. Srine Ehehälfte aber blieb ruhig sitzen mit tief eingezogenem Kopf, — und wenn Tauben weine" können so weinte sie gewiß bitterlich. Das währte sehr lange, so daß der Beobachter bcreils fürchtete, die noch fast ganz nackten Iunacu würden erstarren und zugrunde nehm. Endlich erhob sie sich, machte kurz lehrt und trippelte in drn Schlag zu den Jung« zurück. Rührende Beweise ehelicher Treue geben öfter« dir Störche. Ein '' --!"-l„nrhen suchte s-in Weibchen, >as «so« Vrrlrbmm eines -is ric'; »'rudern -onnie, dr-' Frü'Uuge uaä^inandec aus uni) blieb in den folgenden Jahren auch im Winter bei ihm. I Auch bei manchen Säugetieren ist die ehelich« Treue vorhanden, wenngleich viel seltener als bei den Bögeln. Interessant ist bei spielsweise, was der berühmte Läwensäger Gerard über das Be nehmen des männlichen Löwen in der Wildheit beobachtet hat. Rech ihm verläßt der König der Tiere in der Brunstzeit seine Gattin nie mals ohne die dringendste Not und zeigt ihr fortwährend die größte Liebe und Rücksicht. Gehen sie zusammen auf Raub aus, so steht der Satte still, so oft es der Gattin gefällt. Ist er in der Hürde einge brochen, wahrend sie sich niedergelegt hat, so bringt er ihr dos Beste, was «r finden konnte, und sieht ihr mit dem größten Behagen zu, während fl« frißt. Erst wenn sie gesättigt ist, denkt er euch an sich. Rinder, Antilopen, Einhufer, Elefanten leben ßist alle in Polygam-e und kühlen sich nur wohl, wenn sie einen recht großen Harem besihcn. Dagegen wohnt, wie Noll mitteilt, den Nashörorn eine wahrhaft rührend? Zuneigung zueinander inne. Legt nch bas eine nieder, so streck: sich auch da» andere daneben hin, ost so, daß sein Kopf auf dsm Leib« des Genossen ruht; steht das erste auf, so erhebt sich auch das zweite; geht dieses im Käfig auf und ab, so tut es auch jenes; k«ginnt das Männchen zu fress«, so verspürt auch dos Weibchen Be dürfnis, etwas „zu sich zu nehmen'; ruft dieses, so antwortet jenes, und umgekehrt. Wie erklärt sich dieser merkwürdige Unterschied in dem Verhallen der Tiere? Ausschlag gibt der Grundsatz, daß die Natur di? Er haltung der Art wünscht. Hiermit steht folgende Erscheinung im Ein- kang: Wenn Lie Mutter imstand« ist, allein die Jung« großzu-itten, kümmert sich der Dattr um dir Sprössling« »ich«; wenn sic es nicht vermag, hilft Ler Vater Gr. Da die Jungen der Wärm« und Rah'wng bedürfen, so Ist der Vater am wenigsten bei Säugclicrm nötig; P« Mutter kann beides geben, ohne das Ln.;-r zu verlassen. Bei den Vögeln dagegen werden d ? Nesthocker saß immer gute Väter sein, da ihr? Jungen nicht «sängt werd« >md länger, Zeit braucht», ehe sie das R»st verlassen kön-en. Die Nestflüchter, die wie Hühner und Ent " s-'-rl sich selbst Rnhrnng suchen, brauchen degeg-u Bo er, um Ie.cn zu können.
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