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Wilsdruffer Tageblatt : 11.01.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192601113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19260111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19260111
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-11
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.01.1926
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Arbeiter und Angestellte. Berlin. (Abschluß des neuen Reichstarifver. crages für das d e u t s ch e V e r s i ch e r u n g s g e w e r b e.) Die in dem Tarifstreit des Gewerkschaftsbundes der Ange stellten und der übrigen Angestelltenorganisationen am 19. De zember im Reichsarbeitsministerium gefällten Schiedssprüche sind jetzt von denAngestelltenorganisationen wie auch vomÄrbeit- geberverbanad deutscher Versicherungsunternehmungen ange nommen worden. Hierdurch ist ein neuer Reichstarifvertraß für die Versichcrungsangestellien im gesamten Deutschen Reich der Gültigkeit bis zum 31. März 1927 hat, zustande gekommen Die Gehälter werden mit Wirkung vom 1. Januar bis ein schließlich 30. Juni 1926 um 4 H erhöht. Aus dem GenchissaM. Urteil gegen Kommunisten. In dem Prozeß gegen die Kommunisten Alberts und Gerhards aus Duisburg wurde das Urteil verkündet. Wegen Vergehens gegen 8 7 des Repu- dlikschutzgesetzes und unbefugten Waffenbesitzes wurde Alberts zu 2K> Jahren Gefängnis und 200 Mark Geldstrafe und Gerhards zu acht Monaten Gefängnis und 100 Mark Geld strafe verurteilt. Ungedeckte Schecks bei Spielschulden in Frankreich nicht strafbar. Das Pariser Strafgericht hat entschieden, daß die Ausstellung eines Schecks ohne Deckung nicht strafbar ist, so bald der Scheck zur Bezahlung von Spielschulden dienen soll. Beginn des Aktiensälscherprozesscs. Vor dem erweiterten Schöffengericht Berlin-Mitte begann unter dem Vorsitz l des Amtsgerichtsrats Dr. Feldhahn die Verhandlung gegen ? die Aktienfakscher, die durch ihre Fälschungen seinerzeit in erster k Reihe die Stadtsparkasse in Fürstenwalde um 500 000 Marl geschädigt hatten. Vor Eintritt in die Verhandlung brachte j die Verteidigung einen Ablehnungsantrag gegen den als Sach- . verständigen geladenen AoMursverwalter Freund ein, dem sich Rechtsanwalt Dr. Fuchs anschloß. Das Gericht trat so dann in die Vernehmung der Angeklagten ein. Sizzo von Schwarzburg vom Reichsgericht abgewicsen. Wie erinnerlich, hat Prinz Sizzo von Schwarzburg gegen das Land Thüringen einen Prozeß ""kühn, der dahin ging, daß alle mit den früheren Fürsten vor»^ Hwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen abgeschlossenen Äbstndungsver- träge ihm gegenüber nichtig seien, da er als Agnat nicht gehört worden sei. Nachdem das Oberlandesgericht Naumburg die Ansprüche des Prinzen in zweiter Instanz abgewiesen hatte, legte Prinz Sizzo beim Reichsgericht Revision ein. Dies« ? Revision wurde vom Reichsgericht verworfen. Damit sind all« Ansprüche des Prinzen gegen das Land Thüringen als er ledigt zu betrachten. - körse - Hanae! - MrMakt - / Nur noch 71 Kalischächtc im Betrieb. Nachdem cs den Chemikern der Kaliindustrie gelungen ist, auch aus Hartsalzen Sulfate zu gewinnen, sind die Karnallitschächtc meist dauernd Wllgelegt. Die mit der Konzentration der Betriebe auf die leistungsfähigsten Werke im Zusammenhang stehende freiwillige Slillegungsaktion ist beendet, da die gesetzlich vorgeschriebenen Erklärungen bis zum 31. Dezember 1925 abgegeben werden mußten. Nach den bis jetzt vorliegenden Informationen der Gcbr.-Dammann-Bank sind von 224 Schächten nur noch 71 im Betrieb. 118 Schächte (darunter 47 Abteufschächte) mit zu sammen Beteicigung sind bis 1953 stillgelegt. Außerdem haben 35 Schächte ihren Betrieb vorübergehend geschlossen. Amtliche Berliner Notierungen vom 9. Januar. Börsenbericht. Das Geschäft war etwas ruhiger als a« Vorlage, teilweise konnte man beobachten, daß Gewinn, realisiert wurden; schließlich überwogen doch noch die Kauf! und das Kursniveau konnte sich durchschnittlich um etwa 1A erhöhen. Bemerkenswert ist das Überangebot am Geldmarkt Tägliches Geld war kaum unterzubriugen; der Satz dasü stellte sich aus 6—SH, monatliches Geld notierte nomiuel , S—10 H. Devisenbörse. Dollar 4,19—4,21; engl. Pfuni 20,35—20,40; holl. Gulden 168,66—169,08: Danz. 80,W bis 80,85; franz. Frank 16,01—16,05; bclg. 19,02-19,06 schweiz. 81,02—81,22; Italien 16,93—16,97; schwed Krone 112,26—112,54; d ä u. 104,42—104,68; u o r w e g. 85,4! bis 85,65; tschcch. 12,41—12,45; österr. Schilling 59,0! bis 59,21. Produktenbörse. Amerika und im Anschluß auch Lider Pool meldeten bei ruhigem Verkehr etwas höhere Preise. Das veranlaßte auch im Inlands die Inhaber von Ware zu ge steigerten Forderungen, welche bis zu 2 Mark für Weizen bis zu durchschnittlich 1 Mark für Roggen verschiedentlich be Willigt wurden. Die Ausfuhrfrage für Weizen und die Kauf lüft der Mühlen für Roggen hielten an. Der Mehlhande! zeigte für Weizenmehl etwas mehr Begehr, die Gebote waren aber verhäünismäßio niedrig, so daß das Geschält beschränk! »Ned. Im Zeitgeschäft gab sich einiger Begehr kund und di, Anfangspreise waren für Weizen etwas mehr als für Rogger gesteigert. Von Gerste war starkes Angebot im Markt, zu er mäßigten Preisen kam mehr Umsatz zustande. Hafer wird in den Forderungen meist höher gehalten, als hier zn erzielen ist Futterartikel blieben still. Getreide und Slsaaten per 1000 Kilogramm, sonst per 100 Kilo gramm in Reichsmark: 9. 1. 8. 1. ! 9. 1. 8. 1. Welz., mark, 249-2SS 248-254 Welzkl.s.Brl. 11.2-11,5 11,3-11! pommerfch. 249-255 248-284 Rogkl. s.Brl. 9,7-10 2 9.7-10,2 Rogg., märt. 148-ISS 147-184 Raps 34V-: 5) 340-350 pommerfch. 147-1S4 146-183 Leinsaat westpreuß. — — Vikt.-Erbsen 26-33 26-33 Braugerste 18S-212 187-214 kl.Speiseerbs. 22-25 22-25 Futtergerste 184-168 156-170 Futtererbsen 20-22 20-22 Hafer, mär!. 162-173 162-173 Peluschken 18-19 18-19 pommerfch. —- —- Ackcrbohnen 20-82 20-22 westpreuß. —— Wicken 20-23 20-23 Weizenmehl p. 100 ks fr. Bln.br.inkl. Sack (feinst. Mrk.ü.Nor. 33,2-36,7 33-36.5 Lupin., blaue Lupin., gelbe Seradella Rapskuchen Leinkuchen 12-12.5 14-15 18-19 15.2-15,5 23,6-23,8 12-12.5 14-15.5 17-19 15,2-15,! 23,6-23,.! Roggenmehl p. 100 KZ fr. Berlin br. inkl. Sack 83-24,7 22,7-24.5 Trockenschtzl. Soya-Schrot Torfml.30/70 Karioffelflck. 8.I-8.3 20,6-20,7 8,2-8 4 14,9-154 8.1-8,3 20,6-205 8,2-8,4 14 9-15,! Schlachtviehmarkt. Auftrieb: Rinder 3080, darunter Bullen 640, Ochsen 966, Kühe und Färsen 1474, Kälber 1783, Schafe 6567, Schweine 7432, Ziegen 30. Preise: Für ein Pfund Lebendgewicht in Pfg.: Ochsen a) vollfleischige, aus- gemästete 50—54, b) vollfleischige, ausgemästete im Alter von 4—7 Jahren 43—46, c) junge fleischige, nicht ausgemästete 37 bis 40, d) mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 30—34; Bullen a) 48—50, b) 43—45, c) 39—42; Kübe und Färsen a) 48—51, b) 40—44, c) 28—35, d) 22—26, e) 19—21: Fresser 30-40; Kälber a) —, b) 78—85, c) 65-75, d) 50—6L e) 42—48; Stallmastschafe a) 44—49, b) 35—42, c) 27—33; Schweine a) 84, b) 82—83, c) 80—81, d) 76—79, e) 72—75; Säue 70—75; Ziegen 20—25. Marktverkauf: Bei Rindern ruhig, bei Kälbern und Schafen ziemlich glatt, ausgesuchte Kälber über Notiz; bet Schweinen glatt. (Die notierten Preise verstehen sich einschl. Fracht, Gewichtsverlust, Risiko, Markt- spesen und zulässigem Händlergewinn.) * Butter. 1. Qualität 1,45 M., 2. Qualität 1,25 M., ab fallende Qualität 1,05 M. für 1 Pfund. Das paKihsVrr in Asm. Im Pantheon zu Rom ist die Königinmutter von Italien, die dieser Tage verstorbene Witwe des ermorde ten Königs Humbert, beigesetzt worden. Das aus dem Griechischen stammende Wort „Pantheon" bedeutet „das Hochheilige" (nicht „Tempel aller Götter", wie es ost über setzt wird). Das Pantheon in Rom (es gibt auch ander wärts noch Heiligtümer dieses Namens) wurde im Jahre 27 v. Chr. von Marcus Agrippa als gottes dienstlicher Raum erbaut. Der Bau wurde unter Trajan durch Brand zerstört, von Hadrian aber wieder erneuert. Von dem alten Tempel, der nur durch eine kreisförmige Lichtöfsnung im Scheitel der Kuppel erhellt wird, ist noch einiges erhalten, vor allem die Vorhalle mit 16 Granit säulen. Papst Bonifazius IV. verwandelte das Pantheon 607 in die Kirche Santa Maria ad Martyres (zu Ehren der Jungsrau und aller christlichen Märtyrer). Megen ihrer runden Form wird sie gewöhnlich Santa Maria Rotouda oder kurzweg La Rotonda genannt. Vor etwa 40 Jahren hat man das Pantheon durch Niederlegung der in der Renaissancezeit angebauten Häuser freigelegt. Un ter andern Gräbern berühmter Männer enthält das Pan theon das Grab Raffaels und ist im Januar 1878 auch die Ruhestätte des Königs Victor Emanuel II. und an: 9. August 1900 die Ruhestätte Humberts I. geworden. Vermifchies. — Der Knicnmff. Das ist die neueste amerikanische Move. Um den Sinn dieser Neuerung zu verstehen, muß inan wissen, daß die Amerikanerinnen ihre Strümpfe -eingerollt" zu tragen pflegen; und zwar zumeist dicht unter dem Knie, so daß also, falls nicht ein nicht gar zu kurzer Rock die fraglichen Körperpartien verhüllt, die un teren Extremitäten etwa in der Art der ja auch „knie freien" schottischen Soldaten bekleidet sind. Nur daß diese Kuiefreiheit nicht immer in Erscheinung zu treten pflegt, also nur dann, wenn etwa ein Windstoß einen für Un befugte eigentlich nicht bestimmten Anblick gewährt. Und va das gewissermaßen auch aus rheumatischen Grün den sür die Anhängerin der kniefreien Mode nicht sehr an- Vom Glück ver-gchen. , " Roman von Fr. Lehne. :75. Fortsetzung. Nachdruck verboten. i Sie hatte sich sehr gesträubt, Hannas Einladung, bei iihr zu wohnen, anzunehmen. Doch sie hatte sich fügen müssen — Hanna hatte ihr doch immer viel Gutes erwiesen, und Gwendoline war keine undankbare Natur, die crwiejene Wohltaten vergaß, sobald es ihr gut ging. Sie fürchtete ein Begegnen mit Axel Kronau, der als Verlobter Blankas im Hause fast täglich ein und aus ging. Einmal aber mußte es doch sein, und sie war es ja nicht, die zu erröten hatte. Da horchte sie auf — Blankas Helle Stimme und lautes Lachen erklangen in oer Huste. „Ah, das Brautpaar kommt schon vom Spaziergang zu- i rück!" meinte die Kommerzienrätin. „Axel wird auch zum ' Abendessen hier bleiben." Und jetzt hörte Gwendoline auch eine dunkle Männer- s stimme, bei deren Klang ein feiner schmerzlicher Stich durch ihr Herz ging. — „Da sind wir, obörs maman!" rief Blanka hereinstür- msnd. „Hunger haben wir mitaebracht! Ah, seid Ihr auch schon da, Jeannette und Gwendoline? Seid mir tausend mal gegrüßt, Sieglinde, Fidelio, Senta, Elsa ! Hier Axel, die zukünftige Primadonna des Herzoglichen Hof theaters in A.! Mache deine ehrerbietige Referenz vor ihr —" Sie lachte übermütig. „Gelt, das Hast du nicht in Gwendoline von Reinhardt gesucht." Und dann standen sich Gwendoline und Axel von Kronau gegenüber. Ihre Augenpaare ruhten ineinander, kühl und fremd erwiderte sie seinen forschenden Blick. Er neigte sich über ihre Hand und sie sagte ihm ihre Glückwünsche zu seiner Verlobung mit Vlankci. Vollkommen unbewegt klang ihre Stimme. Sie war ja auf den Augenblick der Begeg nung vorbereitet und sie hatte gelernt, sich zu beherrschen. Blanka warf sich in einen der breiten, mit bunten Kissen belegten Korbsessel. Sie nahm aus ihrer Tasche ein silbernes Zigarettenetui. „Gib mir Feuer, Liebster!" Er mutzte ihr dis Zigarette in Brand setzen und Gwendoline bemerkte, ' wie seine Hand zitterte. Nachdem er Platz genommen, sprang Blanka von ihrem Sessel wieder auf, um sich halb auf die Armlehne seines Stuhles zu setzen. Sie schmiegte ihre Wange an seine Schulter, blies ihm scherzhaft den Rauch ihrer Zigarette ins Gesicht, zupfte ihn am Ohrläppchen, fuhr ihm durch das dunkle Haar und neckte ihn auf allerlei Art. Es war ihm peinlich und lästig zugleich, doch sie achtete seines Einspruches nicht. „Jesses, du dummer Bua, sei net gar so fad —" sagte sie auf gut Münchnerisch, und ihre Mutter lachte darüber. „Blanche, du bist doch zu übermütig." „Vor lauter Freud, Mama, ich bin närrisch vor Glück und könnt' den Axel rein aussssen." Dabei drückte Blanka dem Verlobten einen schallenden Kutz auf den Mund. Er wurde feuerrot, warf einen scheuen Blick auf Gwendoline, die schnell beiseite sah. Wie wenig taktvoll war doch Blanka in ihrem Beneh men — hauptsächlich Johannas wegen! Doch sie bedachte nie etwas! Hanna und Gwendoline waren mit einer feinen Sticke rei beschäftigt. „Jetzt denke ich, du bist nie fortgswesen, Gwendoline!" meinte Hanna, „wie oft haben wir hier gesessen — ganz wie früher ist es, weißt du noch, wenn wir hier so gemütlich beisammen waren." „Ach, doch nicht, Jeannettchen," widersprach die Rätin, „sieh unsere Gwendoline an, was hat sie für Glück gehabt! Eine angehende, berühmte Opernsängerin! Und dabei im Testament der Herzogin in so generöser Weise bedacht! Eigentlich hat sie uns doch ihr Glück zu verdanken! Denn wäre sie nicht mit uns in Kreuth gewesen, hätte die Vrin- zessin sie doch nicht kennen gelernt." „Ja, Tante Litowski, Ihnen habe ich mein Glück zu verdanken!" sagte Gwendoline mit eigentümlich schwerer Stimme und dachte daran, daß in Kreuth ihr Glück sein Ende genommen die Freundschaft mit der Prinzessin hatte sie viel gekostet! Axel von Kronau sah auf sie. Sie war noch schöner geworden, so schien es ihm Das leichte, schwarze Kleid umschloß eng ihre vollendete Gestalt und stand gut zu dem geneym lji, fo yat stcy ein amerikanischer Filmstar ein Verdienst um seine Mitschwestern erworben, indem er jenen kleinen Pelzmuff lancierte, der das entstrumpfte Knie nicht nur vor zudringlichen Blicken, sondern auch vor sen Unbilden der Witterung schützt. In der amerikani schen Frauenwelt hat die neue Mode rasch Eingang gefun- sen und es ist anzuneymen, daß auch bei uns der „Knie muff" bald zu sehen sein wird. Sensationeller Briefmarkrnfund in Wien. Die Kunde von sensationellen Briefmarkenfunden gehört eigentlich zu den Seltenheiten. Nun ist in den letzten Tagen in Wien ein Briesmarkenfund, der den größten Wert aller bisher bekannten österreichischen Sammlungsobjekte darstellt, ge macht worden. Die ersten österreichischen Zeitungsmarken waren die noch heute sehr gesuchten „Merkurc", deren eine, der rote Merkur, ob ihrer Seltenheit längst zu fast sagen Hafter Berühmtheit geworden ist. Am häufigsten und billigsten ist der blaue Merkur; ihm folgen an Seltenheit der gelbe und rosa Merkur, deren jeder einige hundert Schilling kostet. Bei einer Wiener Briefmarkenfirma er schien nun dieser Tage ein Händler, der einen Block von zwölf Stück des gelben Merkur, auf ganzer Zeitung in wunderbarer Erhaltung klebend, zum Kauf anbot. Die Zeitung trägt zudem noch die Adresse: „An Seine k. k. Apostolische Majestät Kaiser Ferdinand in Prag"; es handelt sich um eine Drucksache, um Nummern der längst eingegangenen literarischen Zeitschrift „Faust", die sich auch Kaiser Ferdinand regelmäßig zusenden ließ. Der s Merkurblock auf der Drucksache hat einen Wert von vielen hundert österreichischen Millionen. Das interessante ist, daß der frühere Besitzer dieser Zeitungen, ein längst ver- . storbener Aristokrat, die Drucksache nicht etwa wegen oer Marken, sondern wegen der Adresse aufbewahrt hat. Seine Erben haben aber mit den Marken das Große Los ge zogen, denn es wird sich aus der Veräußerung ein enormer Betrag ergeben. _ Türkische Sultanspalöste als Spielhöllen. Nachdem jüngst der Plan aufgetaucht ist, ganz Österreich in ein« Spielhölle zu verwandel«, sind auch die Türken auf di« Idee gekommen, daß ein umfangreicher Spielbetrieb ein, ganz nette Sache sein und den schwach gewordenen Staats- sinanzen ein bißchen auf die Beine helfen könnte. Das Spiel soll zunächst im Jildis-Kiosk, dem Konstantinopelei Palast, des seligen Abdul-Hamid, beginnen, um dann, wenn es sich hier bezahlt machen sollte, in anderen Sultans Palästen fortgesetzt zu werden. Eine Gesellschaft m. b. H. die die Sache in die Wege leiten will, hat sich bereits mii dem Präfekten von Stambul in Verbindung gesetzt, und Mustapha Kemal Pascha soll gegen den Vertragsabschluß nichts einzuwenden haben. Es wird ein Pachtvertrag für dreißig Jahre abgeschlossen mit einem Jahresertrag vor 30 000 türkischen Pfund für die Regierung von Angora Das von den Spielpächtern anzustellende Personal muß türkischer Herkunft sein; ausnahmsweise — aber auch da- nur für eine beschränkte Reihe von Jahren — können ein paar ausländische „Spezialisten" als Spielleiter verpflich tet werden. Die Unternehmer wollen in den Gärten des exkaiserlichen Palastes Hotels im allermodernsten Stil bauen und prunkvolle Spielfälc einrichten; dann kann sofort angefangen werden. Entdeckung einer ägyptischen Totenstadt. Amerika nische und französische Forscher veranstalten gegenwärtig, angeregt durch die Auffindung des Grabes des Pharaos Tutankamen, im Umkreise der ägyptischen Pyramiden Ausgrabungen, die weit vor Tutankamen liegende Peri oden der ägyptischen Geschichte aufhellen sollen. Prof. Georg Reisner von der Harvard-Universität hat in der Nähe der großen Cheops-Pyramide Gräber, die minde stens 6000 Jahre alt sein sollen (während Tutankamens Grab nur etwa 3500 Jahre alt ist), freigelegt, darunter das Grab einer Favoritin des Pharaos Snofru. Noch mehr vom Forscherglück begünstigt waren die Franzosen: sie haben das Grabmal des Sohnes des Pharaos Divufri entdeckt und mit ihm zugleich eine ganze Totenstadt von einem Hektar Umfang, in der sich Gräber von den ältesten, fast vorgeschichtlichem Zeiten Ägyptens bis zur Zeit der Erbauung der Pyramiden befinden. Man kann in diesen Grabkammern alle Bestattungsarten der alten Ägypter, wie sie sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben, ! studieren: man findet Leichen in Kauerstellung und zusam- mengekrümmt, Leichen, die, zu Mumien eingetrocknet, auf i Steinbetten liegen, Leichen zwischen Steinhaufen, die das primitive Grab varstellen, usw. Bei den Toten fanv man Ornamente und Halsschmuck, Stein- und Alabastergesäße, Bronzegerät, irdenes Geschirr und mancherlei andere ) Dinge. weißen Gesicht mit den dunkelleuchtenden Augen und dem roten Mund und dem Eoldhaar, das sich an den Schläfen bauschte. Heitz stieg ihm das Blut zu Herzen. Da satz das Mädchen, dem seine sehnsüchtige Liebe galt, dicht neben ihm — und er war doch durch Welten von ihr getrennt. Er war in einer unbeschreibliche« Stimmung. Jetzt wutzte er, datz sie ihm nie nur mit einem Gedanken untreu; gewesen — datz sie sich stolz und schweigend für eine andere geopfert, die noch vor dem Grabe zu ihm gesprochen. Unbegreiflicher Tor, der er gewesen, seine eigenen miß trauische« Gedanken und die Einslüsteruiigen anderer be achtet zu haben! Wie hatte er sein Lieb gequält und ungerecht gekränkt! Der Brief, den er in seiner Brieftasche bei sich trug, den er erst vor wenige« Tage« erhalten, brannte wie Feuer? Hätte er nur erst Gelegenheit gehabt, ihn ihr zu zeigen! Blanka fragte Gwendoline nach allem Möglichen. „Du, ich bin furchtbar neugierig, dich zu hören und zu sehen! Sobald du austrittst, komme ich mit Axel «ach A. " meinte sie lächelnd. ' »Ich sagte dir schon, Blanka, datz ich das Engagement in A. aufgegeben habe!" „Na, wer's glaubt, Line!" bemerkte Blanka boshaft,! „so leicht wird der Herzog auf deine schätzenswerte Kraft für sein Hoftheater nicht verzichten." Grotz und ruhig erwiderte Gwendoline Blankas Blick. Sie zuckte leicht die Schultern. „Dann glaube, was du willst — die Tatsachen werden es dir ja beweisen!" „Nun. dankbar wäre es eigentlich nicht, der Stadt, wo Lu die Ausbildung genossen und deine efften Bühnenerfolge gehabt hast, untreu zu werden — was beabsichtigst du denn?" „Das weih ich noch nicht genau! Vielleicht, datz ich Len Winter über noch kein festes Engagement annehme, son dern hier weiterstuLiere. Ich möchte jetzt vor allem den Festspielen beiwohnen — morgen werden die „Meister singer" gegeben." fFortsetzung folgt.) i
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