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Z27 ^scs^r--«?eÄ»r^s;» Anne sagte allen gute Nacht. Ernst Meersburg hielt dem jungen Mädchen die Tür offen. „Wollen Sie morgen mit mir Schlittschuh lausen?" bat er. „Man mutz die Zeit nützen. Wer weiß, wie lange wir noch Frost haben." „Ich glaube, ich muß Fräulein Bratt Modell sitzen," zögerte Anne. „Nicht mehr nötig, Anna. Die Sitzungen sind beendet." „Dann hole ich Sie morgen ab," ergriff der Prinz die Gelegenheit beim Schopf. Erst lange nach Mitternacht war die Kartenpartie zu Ende. Die Gräfin rechnete auf ihrem Spielblock. „Fünf Mark achtzig habe ich verloren," klagte sie. „Und Hunger habe ich wie ein Wolf. Ernst, gib die Brötchen herüber. Brr, der Schinken ist ganz vertrocknet. Justiz rat, ein Glas Rotwein, bitte!" „Der wenigstens ist nicht trocken," lachte Klein und drehte sein Glas zum Licht. „Wundervoller, alter Bur gunder, um den allein verlohnt sich die Bekanntschaft mit Ihnen, Gräfin!" „Wenn das ein Kompliment sein soll, lieber Freund, jo kann ich nur sagen, es geht auf Stelzen." „Sie sind eine viel zu gescheite Frau, um auf Kom plimente Wert zu legen, Gräfin." „Ach was, gescheit oder nicht, jede Frau hört gern etwas Nettes über sich." „Dann werden Sie Ihre Freude an dem alten Grott- kau haben. Der ist ein Damenmann Fon Natur aus," scherzte Klein. „Wirklich? Nach Hans' Schilderungen habe ich ihn mir recht burschikos vorgestellt." „Das ist er auch, aber er macht für sein Leben gern Lem weiblichen Geschlecht Komplimente, die dann auch auf Stelzen gehen! Jedenfalls ist Herr von Grottkau ein Original." „Und wie ist der andere Klient, den Sie erwarten, Justizrat?" „Freiherr Remus von Falke ist ein Kavalier der alten Schule, ein ehemaliger Hofmann und sehr kunstsinnig. Schade, daß er sich auf der Falksburg vergräbt, aber un glückliche Familienverhältnisse haben seine Lebenskraft zerstört. Ich wundere mich, daß er überhaupt eine Reise nach der Hauptstadt unternimmt. Das ist seit Menschen gedenken nicht mehr dagewesen." Senta Bratt hatte bei dem Namen Falke die Ohren gespitzt. „Freiherr von Falke? Der Name kommt mir bekannt vor," sagte sie. „Wohl möglich," entgegnete der Notar. „Die Falkes sind ja ein altes, bekanntes Adelsgeschlecht. Remus von Falke war früher ein begeisterter Sammler guter Ge mälde und m Malerkreisen als großzügiger Mäzen be kannt. Vielleicht haben Sie in diesem Zusammenhang etwas von ihm gehört, Fräulein Bratt?" „Nein, aber irgend jemand erzählte mir, daß der einzige Sohn des Frecherrn gegen den Willen seines Vaters eine unpassende Heirat geschlossen habe. Ist das Ihr Klient oder handelt es sich nm eine andere Linie Ler Falkes?" „Es gibt nur die eine Linie." „Falke starb nach kurzer Ehezeit und ließ eine kleine Tochter zurück, nicht wahr?" Justizrat Klein sah die Malerin forschend über seine Brillengläser an. „Egon von Falke nahm sich das Leben," sagte er. „Aber woher sind Sie über die Familienverhältnisse meines Klienten so genau unterrichtet, mein Fräulein?" „Das ist leicht erklärt. Ich hielt mich in diesem Sommer in Elmshorn auf und wohnte bei einer Frau Staniecki. Sie war in erster Ehe mit Egon von Falke verheiratet." „Das stimmt. Hat sie es Ihnen erzählt?" Die Malerin lachte. „Nein! Die Dame war über ihre erste Ehe sehr ver schwiegen. Um so mehr sprach sie von ihrem zweiten Gatten. Von Egon von Falke erzählte mir nur dessen Tochter, die im Hanse der Frau Staniecki eine Ari Aschenbrödelstellnng bekleidete. Das Mädchen führte dort ein geradezu bejammernswertes Dasein und tat mir in der Seele leid. Sie schloß sich ein wenig an mich an. Auf diese Weise wurde ich in die Familienverhältnisse der Falkes eingeweiht." „So hat jede Familie ihr Gespenst im Schrank," sagte Lie Gräfin und gähnte herzhaft. „Kinder, findet ihr nicht, Hatz es Schlafenszeit ist?" Ernst Meersburg erhob sich sofort, aber der Justizrat ^nahm von dem deutlichen Wink seiner Gastgeberin keine Notiz. Wieder musterte er Senta Bratt prüfend. „Die Enkelin meines Klienten führte im Hause Staniecki ein Aschenbrödeldasein?" „Stimmt ohne Uebertreibung. Sie mußte kochen, putzen, scheuern, backen, nähen und die Wäsche in Ord nung halten. Sie lebte nicht besser als eine überbürdete Dienstmagd, nur bekam sie keinen Lohn. Dafür durfte sie an keinem Vergnügen teilnehmen und wurde lieblos behandelt." Justizrat Klein lachte. „Liebes Fräulein Bratt, Sie beurteilen die Dinge wohl etwas zu scharf. Ich finde es ganz in der Ordnung, wenn ein sunges Mädchen häuslich erzogen wird und sich entsprechend betätigen muß. Ich weitz, dergleichen gilt heute als altmodisch. Jedenfalls hat Fräulein von Falke auf mich den Eindruck einer häuslich geschulten Dame, aber sonst durchaus keinen unterdrückten Ein druck gemacht. Sie ist immer heiter und vergnügt ge wesen." Wäre eine Bombe vor Senta Bratt eingeschlagen, sie hätte nicht verblüffter sein können. „Sie haben Fräulein voy Falke gesehen?" fragte sie atemlos. „Gewiß. Ein recht fröhliches Mädchen und durchaus nicht die Jammergestalt, die Sie heraufbeschwören."' Senta Bratt klammerte sich vor Ueberraschung an den Tischrand. Hier stimmte etwas nicht! „Wann und wo haben Sie das Mädchen gesehen?" ft Die Gräsinachtcte nicht auf die beiden, sondern kramte die Karten zusammen, und Meersburg half ihr beim Ordnungmachen. Dem alten Rechtsgelehrten entging die Erregung der Malerin nicht. Unter anderen Um ständen hätte er wohl kaum über die Verhältnisse seines Klienten gesprochen, aber Fräulein Bratt benahm sich höchst seltsam, und er wollte wissen, was hinter ihrer Er regung steckte. , „Ich habe Fräulein von Falke in Elmshorn gesehen," sagte er. „Ich fuhr im Auftrage des Freiherr« zu Frau Staniecki. Mein Klient hatte Nachforschungen nach seiner Enkelin angestellt. Er wünschte das Mädchen zu sich zu nehmen. Wir ermittelten Frau Staniecki rn Elmshorn, und ich ftthr dorthin, um von der Frau die Zu stimmung zu erwirken. Nach Erledigung einiger Forma litäten wurde die Sache denn auch glatt erledigt. - „Sonderbar!" „Das kann ich nicht finden. Es ist doch ganz natür lich, daß der Freiherr seine Enkelin um sich zu haben wünscht. Und wenn die junge Dame in Elmshorn Küchendienste verrichtet hat, so können Sie jetzt über ihr Schicksal ganz beruhigt sein. Sie führt ein sorgen freies Leben aus der Falksburg und nimmt durchaus Lie Stelluna ein. die ibr zukommt." (Fortsetzung folgt.) Gesundheitspflege. Die schönen Sommertage sind vorüber; der Herbst ist da. Mit ihm erscheinen auch wieder die Er kältungskrankheiten. Bei einer bestimmten Temperatur — beim Menschen liegt sie zwischen 36 und 37 Grad Celsius — erreichen die Lebensvorgänge in den Körperzellen das volle Gleich gewicht, das für die Gesundheit erforderlich ist. Störungen in diesem Gleichgewicht schwächen die Wider standskraft des Körpers und machen ihn auch weniger kampffähig gegenüber eindringenden Krankheitserregern und sonstigen Schädlichkeiten. Krankheitserreger — Bak terien — spielen bei allen Erkältungskrankheiten eine Rolle. An den geschwächten Stellen dringen Krankheitserreger ein, die das unter normalen Zuständen nicht vermöchten. Es kommt zu einer Infektion, zu Fieber, gegebenenfalls auch zu weiterem Fortschrciten der KrankbcitScrreger im Körper. Um aber das Krankheitsbild einer Erkältung zustande zu bringen, genügt nicht allein eine Änderung in der Außentemperatur, sondern es müssen vielmehr drei Umstände zusammcnkommen: zunächst die Temperaturschwaukung, sodann eine nur teilweise Ein wirkung auf den Körper und schließlich eine Übermüdung des Körpers. Die meisten leichteren Erkältungen, deren Anzeichen Kratzen im Halse (Rachenkatarrh) Schmerzen beim Schlucken (Mandelentzündung), Schnupfen (Katarrh der Nase und ihrer Neben höhlen) und Husten (Katarrh der Luftröhre und grosM LrmMen nswZ sind, dürfen im allgemeinW