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Wilsdruffer Tageblatt : 11.02.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193902118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390211
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-02
- Tag 1939-02-11
-
Monat
1939-02
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.02.1939
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TmMN, WM mck Svlel. Leibesüvungen im NSRL. Nachdem die erste Reichstagung -es Nationalsozialistischen Reichs!) und es für Leibesübungen in Berlin -ie großen Richt linien für die gesamte Arbeit auf dem Gebiete -er Leibesübun gen gebracht hat, geht es nun in den einzelnen Gauen und innerhalb deren wieder in den Kreisen an die Kleinarbeit. Mit seinen 1152 Vereinen und gegen 100000 Mitgliedern ist der Kreis Dresden der weitaus größte im ganzen NSRL. Aus Zweckmäßigkeitsgründen wurden innerhalb des Kreisgebietes folgende 17 Kameradschaften gebildet, Altenberg, Dippol-is- walde, Freiberg, Großenhain, Freital, Königsbrück, Meißen, Neustadt-Schandau, Pirna, Berggießhübel, Radeberg, Riesa, Sayda, Wilsdruff, Dres-en-A., Dresden-N. und Dres- -ew-Ost. Damit ist die Gewähr für basiere Erfassung der Mitgliedschaft und für intensivere Gestaltung -er Arbeit auf den verschiedenen Fachgebieten gegeben. Vor kurzem waren es die Kameradschasts- und Ortsgruppenführer sowie die Fach warte mit ihren Mitarbeitern, mit denen nach Berichterstattung über Erfolge bzw. Mißerfolge die bevorstehende Jahresarbeit besprochen wurde. Heimat-Futzball. Parole für Sonntag: Aus nach Somsdorf! Nachdem sich am vergangenen Sonntag Zauckerode und Höckendorf in die Punkte teilen mußten, liegt jetzt Do. Wilsdruff an der Spitze. And nun heißt es, alles daransetzen, um diese zu halten. Es darf kein Spiel mehr verloren werden. In Somsdorf wird es bestimmt einen echten Kampf um die Punkte geben. Nur mit äußerster Mühe konnten die Somsdvrfcr in Wilsdruff mit 4:2 geschlagen werden. Der eigene Platz und Zuschauer werden in Somsdorf den Sieg bestimmt noch bedeutend erschweren. Darum heißt es: alle Mann kämpfen und nochmals kämpfen, damit beide Punkte mitgebracht werden. Wilsdruff 2. — Kleinzschachwitz 2. 10.45 Uhr. Konnte die zweite Mannschaft aus des Gegners Platz ein 1:1 erring- gen, so ist sicher anzunehmen, daß auf eigenem Platz der Gast geschlagen wird. Da bereits ab 8 Uhr morgens der Sport für den Reichsberufswettkampf stattfindet, werden sicherlich ge nügend Zuschauer am Platze sein, um den Einheimischen den nötigen Rückenhalt zu geben. Pe. * NevMee in vbemieleMal 1200 SA.-Wettkämpfer am Start Daß das SA.-Skttreffen seit Jahren das bedeutendste Wintersport-Ereignis Mitteldeutschlands ist, hat sich schon so ost erwiesen, daß es nicht nötig ist, dies immer wieder zu betonen Wenn der Wettergott in diesem Jahr nicht allzu ungnädig gewesen wäre, und durch Verweigerung ausrei chenden Schnees kategorisch die Streichung der Absahrlsläuse und des Torlaufes 'gefordert hätte, dann wären wohl MIO Wettkämpfer in Oberwiesenthal an den Start gegangen. Es wird in ganz Deutschland keine zweite Skiveranstaltung ge ben die eine derartige Anziehungskraft aus den wehrsreu- diaen deutschen Mann und vor allem aus die Jugend ausübtu Die bisher fast schneelose Landschaft am Fichtelberg be-, dinate eine völlige Verlegung der Strecken, die sich nunmehr in das schneesichere Keilberggebiet gezogen haben. Gewiß stellt diese neue Lage an alle Beteiligten erhüyte Ansorde- runaen aber gerade weil das SA.-Skitressen seit je aus Härte und Kameradschaft den allergrößten Wert gelegt hat, werden sich die Wettkämpfer mit Begeisterung ihrer Ausgabe entledi gen. Da in letzter Minute doch noch der ersehnte Schnee ge kommen ist. werden die Kämpfe um so prächtiger werden. Wie immer hat der Wehrsportlanglauf über 12 Kilo meter den größten Anklang bei den Männern aller Gliede rungen und der Wehrmacht gefunven. 440 Männer, verewigt in 88 Mannschaften, kämpfen hier um den Sieg, der nicht nur von skiläuferischen Fähigkeiten abhäng,, sondern in sehr star- kern Mak von den Leistungen bei den wehrsportlichen Ein lagen die den Bedingungen des SA.-Wehrabzeichens ent nommen sind. Von den 88 Mannschaften stellt naturgemäß die SA. den Löwenanteil. Sie hat acht Mannschaften im Rennen, während die Wehrmacht mit sechs Mannschaften an den Start geht. Große Beachtung verdienen die Männer vom NSFK., die ebenfalls mit sechs Mannschaften in den Kampf eingreifen. Die politischen Leiter, die von jeher in Oberwie senthal stark vertreten waren, haben fünf Mannschaften ge- Meldel. während für das RsKK die Standarte 35 sich als einzige Mannschaft des Ansturms erwehren muß. Der Gelänvelaus ver HI über sechs Kilometer verlangt — wenn auch in kleinerem Maßstab — ähnliche Vorausset zungen wie der Wehrsporilanglaui. Kein Wunder, daß er von der Jugend begeistert ausgenommen wird. 28 Mann schaften lein Führer und vier Mann» kämpfen um die Ge- bietsmeisterfchaften Dazu kommen noch die Bewerber im Sonderkamps der HJ.-Fülirer. Ebenfalls 28 Mannschaften finden wir in der 4 mal 10- Kilomeier-Meldestassel. Hier interessiert vor allem das Ab- schneioen der letzthin sehr erfolgreichen Männer der Or densburg Sonthofen, die zwei Mannschaften in den Kamps schickt. Zwölf SA.-Mannschaften, dazu fünf Mann schaften der vier der Wehrmacht — darunter die des I. JR. 10 mit Oberiäger Poppa — sowie drei des NSFK. und eine des NSKK. werden den Ordensjunkern den Sieg keineswegs leicht machen. Eine gigantische Teilnehmerin«? weist der Sprunglauf auf. Da das Springen nun doch auf den Ftchtelbergschanzen durchgeführt wird, wird vor allem das Entscheivungsspringen auf der M a r l i n - M u t s ch m a n n - S ch a n z e ganz her vorragende Kämpfe zeigen. Dafür bürgen die unzähligen Ramen von Klang, wie, um nur einige willkürlich heraus zugreifen, Glaß st Schneidenbach, Recknagel von der SA., oder die Gefreiten Lebelt und Gempler vom I JR. 10. Unter 320 Springern der HI. einzelne herauszugreifen, wäre ein ver messenes Beginnen. Daß hier ganz hervorragende Könner vor handen sind, haben gerade die lctzien Wochen gezeigt. Als letztes muß noch der Sonderkamps der Nachrich teneinheiten genannt werden, an dem sich erstmalig acht HJ.-Mannschaflen beteiligen. Neben wehrsportlichen Hebun gen sind hier noch nachrichtentechnische Aufgaben zu erfüllen. Seine innerliche Formung bekommt das SA.-Skttreffen wie alle Jahre durch einen Appell vor dem Kreisheim, während der Heimatabend für echten erzgebirgischen Frohsinn sorgt. Mit der Siegcrverkündung am Sonntagnach mittag werden zwei Tage aüsklingen, die von dem mcht zu brechenden Optimismus der SA. zeugen werden und die dann schließlich nicht so schnell verwischt werden können. Abgesagte Wintcrsportveranstaltungen Neben den Sächsischen Skimeisterschaften in Johann georgenstadt wurden von dem für das Wochenende geplanten Wintersportveranstaltungen auch die Gaumeisterschaften im Eiskunstlauf in Chemnitz und die Spiele um die Gaumeister schaft im Eishockey in Crimmitschau abgesagt. Für alle Ver anstaltungen stehen noch keine neuen Austragungstermine fest. Europameister schied aus England verzichtet auf weitere Teilnahme an der Eishockey- Weltmeisterschaft Mit der hohen 9:0-Niederlage durch Kanada ist Deutschland endgültig aus den Endkämpfen zur Eishockey- Weltmeisterschaft ansgeschieden. Die Tschechen mit ihrem weitaus besseren Torverhältnis rückten zusammen mit Kanada, USA. und der Schweiz in die Endrunde ein. Amerika schlug in seinem letzten Zwischenrundenkamps Polen mit 4:0, wäh rend die Schweiz mit 5 :2 gegen Ungarn erfolgreich blieb. Die genannten vier Mannschaften werden also jetzt um den ersten bis vierten Platz kämpfen. Deutschland steht zusammen mit Ungarn und Polen im Kamps um den fünften bis sieben ten Platz. Der vierte Teilnehmer dieser Kämpfe wäre Eng land gewesen, doch haben die Briten auf eine weitere Teil nahme verzichtet, so daß sie automatisch auf den achten Platz gesetzt werden. Deutschland hat nach sieben außerordentlich schweren Kämpfen an sieben Tagen hintereinander am Freitag endlich einen Ruhetag gehabt und trifft am heutigen Sonn abend aus Ungarn, während am Sonntag Polen unser Gegner ist. Ein Belgier wurde Bobweltmeister. In der St. Moritzer Weltmeisterschaft der Zweierbobs siegte der belgische Bob I mit Baron Lunden am Steuer der auch als Rennreiter bekannt ist. Auf den zweiten Platz kam mit nur neun zehntel Sekunden Abstand der deutsche Titelverteidiger Fischer vor dem zweiten deutschen Bob, der an Stelle des abgereisten Major Zahn von Kilian gesteuert wurde und den Schweizer Viererweltmeister Feierabend und den Engländer McEvoy hinter sich lassen konnte. Wieder Radrennen in Berlin. Die Berliner Deutschland- Halle wird im März noch einmal ihre Radrennbahn einbauen, so daß für vorläufig vier Renntage der deutsche Rennsport auch an seiner repräsentativsten Stätte noch einmal Gelegenheit zur Betätigung sinder. Vorläufig sind als Termin der 18^ 22„ 25. und 29. März vorgesehen. 1. FC. Lauscha gesperrt. Der der mitteldeutschen GauNg« angehörende Fußbailverein 1. FC. Lauscha ist wegen schwerer Verstöße gegen die sportlichen Regeln für die Dauer von sechs Wochen gesperrt worden. Da Lanscha ans diese Weise von seinen nächsten sünf Pflichtspielen zur Meisterschaft ausge schlossen ist, verliert der Klub zehn Punkte, so daß sogar noch Abstiegsgefahr für die Mitteldeutschen besteht. — Im Ver fahren gegen Eintracht-Braunschweig wegen Ziehung des Spielers Willi Fricke ist das Wiederaufnahmeverfahren bean tragt worden. . VücherWau. Das Erdbeben in Chile wir- in -cr Nummer 6 der „Münchner Mustrierten Presse" im Bilde gezeigt. Berichte von -er französisch-spanischen Grenze, von finnischen Olympia- Vorbereitungen, von der englischen Münze, von Liebeszaube reien in Mexiko und Bajaderen - Tanz, von Weiß-Ferdl als „Lustigem Witwer"' un- -em Hallenbad am Semmering bringt diese Nummer außerdem. Lustige Bilder vom Fasching, ge zeichnet von E. G. Heise beschließen das reichhaltige Heft. Die Teufel tanzen auf Ceylon. Ein deutscher Bilddericht- erstatter hat auf der vor-erin-ischen Mscl das uralte Fest miterlebt, bei dem heute noch -ie altüberlieferten Tänze der Ahnen vorgeführt werden und die Teufel in ihren grotesken Masken erscheinen. Der Deutsche hatte seine Kamera mitge nommen, und was sie alles ausgenommen hat, das zeigt ein großer Bericht im neuen Hest -er Kölnischen Mustrierten Zeitung. — Aus dem weiteren Inhalt nennen wir: Minen felder der Lust, die Luftverteidigungszone West —^zum ersten mal photographiert; Als Gefangener auf Ellis Island, der Zeichner G. Bn erlebte seltsame Dinge in USA.; Sybille Schmitz, eine Schauspielerin ohne Schablone; Kokette Kappen, -ie ersten Boten der Frühlingsmode;; außerdem noch zahl reiche Bilder vom aktuellen Geschehen der Woche un- span, nende Berichte in -er neuen Ausgabe. Börse, Sande», Wirtschaft. Frühjahrsmesse ^939 Leipzig erwartet 300 000 Besucher Zur diesjährigen Frühjahrsmesse, die vom 5. bis 13. März stattfindet, erwartet Leipzig 300 000 Besucher .aus dem In- und Auslande. Die Zahl der Aussteller wird rund 9800 betragen. Im Hinblick auf die zahlreichen Anmel dungen von Geschäftsleuten werden die Tageskarten erst vo» fünften Messetag, also ab 9. März, ausgegeben; dadurch soll ein ungestörter Messeverkehr zwischen Ausstellern und Ein käufern gewährleistet werden. Eine ganze Reihe von Kollektivausstellungen zeigt, welche Bedeutung das Ausland der Leipziger Frühjahrsmesse bei legt. Neben Bulgarien, das mit einer großen Sammel schau vertreten ist, wird Jugoslawien im RingmeßhauS seine Agrar- und Landesprodukte zeigen und zugleich sür de« Besuch des Landes werben. Auch Griechenland, die Tschecho- Slowakei und Algerien werden Kollektivausstelluuaea durchführen. Amtliche Berliner Notierungen vom 10. Februar. (Sämtliche Notierungen ohne Gewähr.) Berliner Wertpapierbörse. Der freundliche Grundton der Aktienbörfe trat weiter in Erscheinung. Wie schon in de» letzten Tagen, zeigte sich ein Angebot nur selten, während die Nachfrage vorherrschte. Am Renten markt wurde das wei tere Anziehen der Reichsaltbesitzanleihe stärker beachtet. Sonst war das Kursniveau im allgemeinen wenig verändert. 4- Nossener Produktenbörse 10. Februar. Heute gezahlte Preise: Weizen, hiesiger 75/77 Kilo, Febr.» Festpreis 10,20; Roggen, 70/72 Kilo effektiv. Febr.-Festpreis 9,70; Sommergerste 10,75; do. Winter-, Lzeilig —; do. -tzeilig 8,80; Hafer 46/10 Kilo Festpreis 8,60; Wiesenheu, neu 2,70 bis 3,20; Stroh (Weizen- un- Roggen-) 1,40—1 ZV; do. (Preß-) 1,50—1,60; Weizenmehl, Type 812, Asche 842 16,02 Z; Rog- genmchl, Type 997, 0/75H, Asche 0,997 12,40; Roggenkleie 5,85 bis 6,15; Weizenkleie 6,45—6,60; Speisekartoffeln, neue weiße und rote 2,55; -o. neue gelbe 2,85; Landeier, Marktpreis für 1 Stück 0,10; Landhuster, Marktpreis ^-Pfund-Stück 0,76. 0LL4« /UL/LNk«; (37. Fortsetzung.) Sie mußte viele Hände schütteln, bis sie sich zu dem Jubilar -urchgerungen hatte, der, auf dem Ehrenplatz eingekeilt, ihr nur mit Hand und Augen sein Willkom men entgegenwinken konnte. Zur Rechten -es Bürgermeisters, der seinen sechzig sten Geburtstag und zugleich -ie füufundzwanzigMrige Ausübung des Dorfregiments feierte, hatte der Pfarrer kesessen. Er machte Maria mit freundlichen Be- kAthungsworten Platz, nicht ohne ihr zuzuflüstern: «Reißen Sie bitte nicht so schnell aus wie gewöhnlich, vrau Stolz, ich habe allerhand mit Ihnen zu bereden." . Sie versprach es heimlich seufzend. Wollte dieser Tag "enn kein Ende nehmen? Ach, er hatte schon viel Ner- penkrgft geschluckt. ^r Jubilar, ein Witwer, mit dem sie dienstlich und «um «n fhrer Fürsorgetätigkeit viel zu tun hatte, zog sie hocherfreut neben sich.- „Ihr unvergleichlich schöner Blumenstrauß, liebe Frau Doktor, war mein erster Gluckwunsch." Er deutete auf ein Vlütengewinde in phantastischer »Farbenpracht. Sie hatte es am frühen Morgen durch einen ihr ergebenen Radler überbringen lassen. Zerknirscht beichtete sie nun den Fall mit den ihm N^edachten Zigarren. Sie hatte durch Eva in der Haupt stadt ferne Lieblingssorte auftreiben lassen, die er bei seinem Händler nicht mehr bekam. Vielleicht hatte sie SU rasch gehandelt, obgleich der Lehnert... -Der Bürgermeister lachte schmetternd. „Ganz die Licht- Immer das Herz vorneweg! Aber nein, liebe sclwlte nicht. Der Lehnert ist kein ME- Halt politisch verhetzt und ein Hitzkopf. der Pfarrer mit noch so driug- erreichen — vielleicht glückt es der königlichen Gabe meiner Jubiläums zigarren und dem verlangten großen Ehren,vort." Und als Marias zerknirschte Mienen sich noch nicht erhellten: „Die Hauptsache an Ihrem Geschenk, liebe Frau Doktor, ist mir doch, daß Sie sich für mich bemüht und mir die Bezugsquelle ausfindig gemacht haben. Da für danke ich Ihnen genau so feurig, als wenn ich meine Lieblingssorte zwischen den Lippen hätte." Der rüstige Sechziger konnte zuweilen recht ritterlich sein, wenn ihn nicht die Amtsgeschäfte unter Ueberdruck hielten, was allerdings meist der Fall war, oblagen doch mehrere Dörfer seiner Verwaltung. Schon lange drängten Zurufe in das Zwiegespräch der beiden, und während Maria mit heißem Kaffee und Kuchen versorgt wurde, empfand sie wieder einmal fo recht beglückt, wie alle diese Menschen ihr zutunlich und wohlgesinnt waren. Als sich nun gar der Pfarrer er hob und in warmen Worten ein Hoch auf die Lichtfrau ausbrachte, die als guter Geist durch ihre Häuser gehe, schlichte und richte, helfe und tröste, von der ein blindes Weiblein ihm gesagt habe, Herr Pfarr', wenn die Licht frau in mein dunkles Stüble tritt, geht mir wahrhaftig die liebe Sonne auf — als dieses Hoch mit Begeisterung ausgenommen, und Gläser und Tassen sich ihr entgegen streckten, da fiel etwas von ihr ab, was sie seit dem Aus flug in die Welt bedrängt hatte, ein Gemisch aus Unlust am beschwerlichen Alltag, ein leiser Hunger nach reicherer, bunterer Lebensführung — nach bewundern den Blicken, nach stummer, aber doch beredter Huldi gung, die einem plötzlich wieder das Hochgefühl der Jugend, des Begehrtscins schenkten. Mit tränenfeuchten Augen nahm sie diese so gänzlich andere Huldigung ent gegen, die dem Arbeitsmenschen, der Mitschwester, der Helferin galt. „Frau Doktor," grellte da eine Weiberstimme in ihre Ergriffenheit, „was wird denn nun mit der Hill Tine ihrem Kind? Die Schulze kann es nicht länger warten, sie hat sich den Fuß verbrüht, und die Großmutter nimmt's doch auf Biegen und Brechen nicht. Die Schul zen wollt's ihr bringen, aber sie hat sie 'rausgeschmissen und den Schweineeimer hinterher." Der Bürgermeister «lickte der erschrockenen Maria be ruhigend zu: „Mit Gemeindekram braucht Ihr meinen Ehrentag auch nicht gerade zu verstänkern, Base Anne- dört. Uebrigens habe ich die Hill Tine benachrichtigt." „Sie ist schon da," wußte eine andere: „Ich hab sie hinter den Gärten laufen sehen. Sie hatte eS höllisch eilig." „Da wird sie ihr Kind wohl mit in die Stadt nehmen. Da gibt es ja Krippen und so neumod'fche Sachen." „Aber das kostet doch — stellungslos wie sie ist. NnS ihr Schatz hat auch nichts. Sie wollten ja freien, aber beim Baggern hat er sich was auf die Lunge geholt. Die Galoppierende. Ich hav's von der Krämerin in Neu feld. Sie ist Pate zu ihm." So ging es hin und her. Alle schalten auf die Mutter des Mädchens, das als brav und fleißig galt. „Dabei liest der alte Drachen ständig in der Bibel. Vor Nacht singt sie ein Gesangbuchlied. Immer alle Verse. Sie kann sämtliche Choräle auswendig." Des Pfarrers Blicke kreuzten sich mit denen Marias. „Sie liest nur das alte Testament," sagte diese leise. „Sie hat einen leidenschaftlichen Glauben — aber keine Gnade. Ich fürchte ... Sie suchte nach einem Ausdruck für ihr Ahnen um die kranke Seele der Frau, die ihr Enkelkind aus ihrem Hause verbannte, weil seine Mut ter iu ihren Augen eine Verworfene war. „Sie ist eine Vuchstabengerechte," sagte der Pfarrer. „Weil ihr Auge sie ärgert, reißt sie es aus." Maria schwieg. Eine steigende Unruhe war in ihr. Sie mußte schor« den Umweg daran wenden und über Neufeld gehen. Das war sie dem gehetzten Mädchen schuldig. Der Regen hatte aufgehört. Ein paar blasse Strahlen stahlen sich durch die Rauchschwaden, gegen die acht ge öffnete Fenster nicht aufkommen konnten. Solche, die immer auf Abwechslung erpicht sind, über schrien den Tumnlt. Man könne jetzt die Aufnahme machen. Sie drängten hinaus. Der Photograph aus der Kreisstadt, der schon stundenlang auf seine unentbehr liche Gehilfin am Himmel gewartet hatte, war dabei, dis wichtige Programmnummer ländlicher Ehrenfeiern vor zubereiten. Maria witterte eine Gelegenheit zu entweichen, aber der Jubilar zog unter allgemeinen« Beifallsgeschrei ihren Arm durch den seinen. „Der Oberbonze, wie meine besonderen Freunde mich schimpfen, und die Lichtfrau, das gibt ein feines Gespann, was Leute?" Es gehört schon eine gehörige Portion Psychologie da zu, ein halbes Hundert mit allen unverbrauchten Sin nen feiernder Landmenschen auf eine Platte zu bringen, Ehrgeiz, Eifersucht, Krakeellust und nicht zu vergesse««, die beliebter« unmotovierten Lachsalven auszuschalten, wenn der göttliche Lichtstift für Generationen einzeich nen soll, was, ach, allzu irdisch wirkt. 4Forts. folgt.))
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