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« t N «M Sllü. ^^^L<S2^2-v2^L<VL<v2<rL<20^L<v0^v^2^L^2^)Xd gesgipfel in die fruchtbare Gegend hinab- schaute, stand an einem klaren Spät sommertag des Jahres 1640 der junge Burggraf Otfried, den Blick in die Weite verloren, über die malerische Karstenmühle und das breite Isartal hin. Otfried war ein stattlicher Jüngling, die Freude und der Stolz seiner Eltern, denen von drei Söhnen nur dieser eine geblieben war. Alle wildreichen Waldungen rings um und die fischreichen Gewässer waren des Schloßherrn Eigentum, Ivie auch die Aecker i und Ländereien viele Stunden im llm- kreis, seine Macht war gefürchtet und sein ! Name hoch angesehen im Lande. Darum plante er eine hohe Heirat für seinen Sohn, ! und er hielt Umschau unter denVornehmsten j des Landes nach einer Braut auS altem, - edlem Geschlecht. Vor wenigen Tagen war" er von Welsch land nach dem Sundgau heimgekehrt, und die Blutter hatte bewegt nach dem Mittags mahl dem ahnungslosen Otfried mitgeteilt, daß eine liebreizende Jungfrau, die jüngste Tochter eines reichsgräflichen Hauses, binnen wenigen Wochen auf das schloß mit den Eltern zn Besuch kommen würde, gelegent lich einer Reise ins Tirolerland: sie scheuten den Umweg mit seinen Beschwernissen nicht, weil ein Herzenswunsch sie antrieb, das Wolfratshausen Land zu schauen. Die Gräfin hatte ihren Sohn zärtlich um armt und ihm dann heimlich zugeraunt, daß es ihr eigner und des Burggrafen sehn- Uchster Wunsch sei, Otfried und die schöne, sanfte Helmtrudis möchten sich in Minne finden, damit bald fröhliche Hochzeit sei ini ' Schloß auf steiler Bergeshöh. Bis in die Lippen war Graf Otfried bei dieser Rede verblaßt, war ihm doch der ! Wunsch der Eltern, daß er sich ein Weib küren sollte, noch niemals kundgegeben worden, und ihm selber war niemals noch dec Gedanke an Ehestand und Haushalt in den Sinn gekommen. Er hatte Liebe und Minne wie eine freie Regung des Herzens betrachtet, wie ein Gnadengeschenk, wobei man nicht forscht nach Rang, Reichtum und Adel: ihm hatte in seinem Phantastischen Sinn gebäucht, man breche wie die Feldblumen am Rain die Wunderblüte, die im Herzen aufkeimte. Wie erschrak er daher, als der Graf nun in stolzer Haltung auf ihn zutrat und die be wegten Worte der Mutter unterbrechend i sagte: „Laß mich Dir von den hehren Pflichten > des hohen Adels sagen und von dem Gehor sam der Jugend alten Traditionen gegen über! Dn kennst den makellosen Namen unsres Geschlechts, den ungetrübten Glanz unsres Wappens, den nie ein bürgerlicher Name getrübt, und Du bist berufen, Ehre, Ruhm und Ansehen Deiner Ahnen fortzu pflanzen und dem Stammbaum ein neues, edles Reis aufzupscopscn. Tie «tandes- ehre über alles, mein Sohn, daun erst be frage das Herz!" — Nun lag die Gräfin-Mutter dem Mittagsschläfchen hingegebcn und dehnte sich auf dem weichen Fell, das ihr der Gatte einst ans einer Nordlandreise erjagt hatte, und der Schloßherr erging sich im Waffen- iaal, frobe Pläne für die Zukunft des Sohnes schmiedend. Otfried aber stand auf der hohen Zinne, und die sonst so klare und freie Stirn war umwölkt, sein Herz schlug unruhig, und die Hände hatte er zu Fäusten geballt. Warum doch hatten die Eltern nicht vor Monden von ihren Absichten geredet, ihn au die Pflicht und den Gehorsam gemalmt? Vor Monden, ehe der Frühling ins Land- gezogen war mit Vogelgesang und Blüten duft, ehe sein Herz von Minne wußte? — Träumen und Sinnen zog ihm durch die Seele: Am dichtbewaldeten Berghang, nahe den schilfbewachsenen Ufern der Loisach, wo der Weg sich dehnt nach Eurasburg, stand eine ärmliches Gewand oder die nackten Füße, mit denen sie durch den Mesengrund schritt. Eines Tages war ihr der junge Graf Otfried auf einem Pürschgang begegnet, als sie Kräuter sammelte im dunklen Laub wald, um stärkenden Trank für Kranke da raus zn pressen: da hatte er tief in die Nacht ihrer schwarzen, keuschen Augen ge llt eister Murr aus der Stare njagd. Da H<U nun der gutherzige Pächter Jochem in seinem Garten eine Anzahl Nistkasten angebracht, damit ia die Singvögel, die er so gern hat, einen recht bequemen Unterschlupf finden und vor allen Unbilden del Witterung geschützt find. Aber vor einer andern, weit gefährlicheren Unbill kann er sie nicht schützen — vor der Katzenliebe seiner Frau, die ihren Kaier Murr eben so sehr liebt, nie er seine Vögel. Ta hat er richtig wieder den Nistkasten erklettert und schon streckt er die gierige Pfote in die Oeffnung desselben, um die jungen Stare heranszukrallen. Was kümmert ihn das ängstliche Schreien der Alten, die ihn da umflattern — daß sie ihm nur nicht zu nahe kommen! — so, jetzt noch ein Herz- Hafter Griff und für sein Frühstück ist miedet einmal gesorgt. Aber warte nur, hinter dem Oien steht die Flinte des Päch ters schon geladen, und die Rache ereilt -ich -och noch! niedere Bretterhütte mit Moos bedeckt, von Tannen undFöhrcn dicht umgeben; drinnen hauste ein Flößer, der wilde Andreel ge nannt. Sein Weib war ihm vor Jähr und Tag gestorben, und den kleinen Haushalt führte ihm sein Kind, die Rosi, eine schwarz haarige, schwarzäugige Dirne, mit frischen Wangen, lachendem Mnnd und einer Sing stimme, so hell und rein wie die Waldvögel; wer sie sah, der vermeinte, so schön und fröhlich hätte unser Herrgott gewiß keine zweite geschalten und niemand störte ihr blickt, und von jener Stunde an wußte er um die Liebe. Weder nach Abkunft noch Namen des Mädchens hatte er gefragt; sie war ihm wie die verkörperte Sage erschienen, und er hatte sich dem ganzen Zauber hingegeben, der von ihr ausging. Immer wieder hatte er den Schritt zu jener Waldesstelle hingelenkt, wo sie ihm zuerst begegnet war, und bald wech selten sie freundliche Worte; hie und. da streifte er nm die niedere Hütte und grüßte freundlich zu ihr hinüber, so daß auch sie an