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— 352 — HD Steuerflucht hervor, Welches bestimmt, daß während fünf Jahren nach Krisgsbcendizung ausrvandernds Deutsche noch der einheimischen Personalstruerpflicht unterliegen, zur Siche rung der Erfüllung dieser Verpflichtung 20 v. H. ihres Ver mögens hinterlegen müssen und, wenn sie den Vorschriften des Gesetzes zuwiderhandeln, nicht nur mit Gefängnis be straft, sondern sogar der bürgerlichen Ehrenrechte und'ein schließlich Frau und Kindern auch der Staatszugehürigkeit verlustig erklärt werden können. Dir vorgenannten drei Besitz steuern machrn mit zu sammen 1,8 Milliarden etwa 40 Prozent des in diesem Jahr bewilligten Eesamt-Steuermehrs aus. Vie NIMM Ser äemlcben Mocke-lackalttie Die Hauptstadt des Reiches der launigen -Königin Mode befand M vor dem Krieg« kn Paris. Hier saßen auch die Höflings dieser Herrscherin, di« großen Schneider, deren , Namen einen internationalen Ruf hatten. Bei ihnen ließen s dir Damen der vornehmen Welt ihre Kleider fertigen; zu ihnen wallfahrteten die Einkäufer der Mode-Industrien aus aller Herren Länder, denn das Pariser Vorbild war ihnen maßgebend. Deutschland bezahlte den französischen Mode meistern alljährlich viele Taufende, um die zu übermäßig hohen Preisen verkauften Modelle zu erwerben. Und daß in Deutschland alles aus Paris kommend« Modische mit Ehr furcht betrachtet wurde, daß man es höher rinschätzt«, als das in einheimischen Werkstätten Erzeugte, mag zwar be schämend für uns gewesen sein, war aber Tatsache. Und doch hatte die Sache einen Haken. Unsere Liebedienerei vor der französischen Mode führte dazu, daß deutsche Modischep- jungen sich das Pariser Mäntelchen umhängen mußten, um im eigenen Lande Anklang und Absatz zu finden. Im Krieg« Hai dann die deutsche Mode-Industrie be wiesen, daß sie auch ohne das von Paris empfangene "Stich wort eine Rolle spielen kann, und sich nicht zu scheuen braucht, ihre' Erzeugnisse als das auszugeben, was sie sind, nämlich als deutsche. Die vorjährige deutsche Modeschau in Bern, die im Rahmen "der Werkbund-Ausstellung stattfand, bedeutet für die deutsche Mode-Industrie einen durch schlagenden Erfolg, den führende Schweizer Blätter auch als solchen neidlos anerkannten. — Daß die Stärkung der deutschen Mode-Industrien eine vaterländische Notwendig keit ist, daß es für unsere Volkswirtschaft nicht gleichgültig sein kann, ob die mit der Mode zusammenhängenden In dustrien, Gewerbe und Kunsthandwerke blühen öder nicht, geht allein daraus hervor, daß nach der letzten Zählung "des -Jahres 1907 in der deutschen Textilindustrie rund 1100 000 und im Bekleidungsgewerbe rund 1300 000 Personen be schäftigt waren. Unsere Ausfuhr an Baumwollen-, Wollen- und Seivenwaren, sowie an Kleidern und Putzwaren hatte im Jahre 1913 eine Milliarde überschritten, betrug rund den zehnten Teil unseres gesamten Außenhandels. Wir müssen also in Zukunft alles daran fetzen, diesen wichtigen Zweig unseres wirtschaftlichen Lebens zu stärken, und wir sind um so mehr dazu gezwungen, als der uns von unsern Feinden angekündigte Wirtschaftskrieg gerade die deutsche Mode-Industrie in eine Lage bringen kann, bei der die Selbständigkeit eine Daseinssrage bedeutet . Da der Hieb bekanntlich immer die beste Parade ist, so wird es sich für die Zukunft unserer Mode-Industrien darum handeln, nicht nur ein: Abwehrstellung einzunehmen, sondern je eher, desto wirksamer, zum Angriff übrrzugehen. Einen solchen Angriff stellt dir in Berlin auf Veranlassung des „Verbandes der deutschen Mode-Industrie" in der Zeit vom 5. bis 13. August stattfindende erste Berliner Mode- woche dar, dir von nun ab alljährlich Weimal — im Fe bruar und August — vor " sich gehen wird. Drcihunderr Firmen der Berliner Mode- und Putzindustrie zeigen hier in ihren eigenen Räumen eine Fülle gediegener und geschmack voller Erzeugnisse. Zeigen sie, nicht nur vielen Hunderten von Fachleuten des Inlands, sondern auch rund 300 Ein käufern-, die aus dem neutralen Ausland gekommen sind, und somit beweisen, daß sie nicht einzig und allein aus die Schöpfungen der Pariser Modegötzen angewiesen sein wollen. Daß die Modewoche in Berlin veranstaltet wurde, hat seinen Grund darin, daß Berlin seit dreißig Jahren un umstritten als kaufmännischer und geistiger Mittelpunkt der deutschen modeschaffenden Kräfte, sowie der Lesamten deut schen Mode-Industrie anerkannt ist. Mödeschauen und Modeausstellungen sollen aber auch an anderen in Frag« kommenden Plätzen Deutschlands, z. B. in Frankfurt ä. M., München und Köln veranstaltet werden; der Verband der deutschen Model Industrie versichert, daß er ihnen stets eine verständnisvolle Förderung angedeihen lassen wird. Die maßgebenden Kreise unserer Mode-Industrie ver treten die Ansicht, daß es sich für uns nicht um die Schaf fung einer sogenannten „deutschen Mode" handeln könne, sondern um die Mitarbeit an der Weltmode. Die erste Berliner Modewoche hat gezeigt, daß Deutschland sich seiner modischen Leistungen innerhalb der Weltmode bewußt ist, und daß die Erzeugnisse der deutschen Mode-Industrie in Zukunft und dann erst recht ihrer stofflichen Gediegenheit und ihrem künstlerischen Gehalt nach auch als deutschen Ursprungs bezeichnet werden können. Vie kommende rigamMle Lest Es besteht leider kein Zweifel mehr, daß wir von der Zigarre Abschied nehmen müssen; denn die Tabakvorräte werden voraussichtlich nur noch bis Ende dieses Jahres reichen. Ein Teil der Raucher hat es allerdings schon seit ewiger Zeit vorgezogen, aus das suchen zu verzichten. Eines teils, weil die Preise immer mehr gestiegen sind, und andern- teils, weil die Qualität geringer geworden ist. Die Zigarren erzeugung zählt in Deutschland ungefähr 1000 Fabriken, die in Friedenszeiten drei Viertel ihres Bedarfes an Roh tabak aus dem Auslande bezogen. In den letzten Friedens jahren betrug der Verbrauch ungefähr 8 Milliarden Zigarren. Während des Krieges mußte die Produktion bedeutend er höht werden, so daß mit 12 Milliarden pro Jahr der Höhe punkt erreicht wurde. Zu dieser Zeit macht« sich auf dem Weltmarkt eine ganz abnorme Preissteigerung bemerkbar, so daß sich die Reichsregierung veranlaßt sah, im August 1916 ein Einfuhrverbot zu erlassen, und dadurch auf den ^hollän dischen Markt zu drücken. Zwar trat der beabsichtigte" Preis sturz ein, aber die Käufer hatten infolge des Warenmangels keinen Vorteil. Daher wurde nach 8 Monaten das Verbot wieder aufgehoben. Nun mußten aber höhere Preise be zahlt werden, als vor dem Erlaß. .Inzwischen ist Holland infolge Mangels an Schiffsraum selbst ohne Tabak, und eine Besserung ist auch bei baldigem Kriegsende nicht zu .ersehen. Es mußten daher die vorhandenen Rohstoffe planmäßig ver waltet werden. Line Kriegsgesellschaft, die Tabakhandels gesellschaft in Bremen, wurde gegründet. Die vorhandenen Rohtabake wurden beschlagnahmt, und es konnte festgestellt werden, daß Deutschland für etwa zwei Jahre mit Ausland tabak eingedeckt sei. Einschränkung der Fabrikation und Ver mehrung der Anbauflächen in Deutschland wurden vorgenom men, "konnten aber den Ausfall der Friedenseinfuhr von über 80 000 Tonnen nicht decken. Dis Streckung der Vorräte " wurde auch auf die Zusammensetzung der Zigarren ausge dehnt. Alle diese Maßnahmen konnten aber nicht aufhalten, > daß heute der Bestand an ausländischen Tabaken und End« dieses Jahres die inländische Ernte von 1917 aufgebraucht ist. Da nun die Pflanze bis zu deren Verwendungsfähigkeit m der Fabrik ein halbes Jahr beansprucht, der Heeresbedarf aber in erster Linie gedeckt werden muß, so wird sich eine zigarrenlose Zeit nicht umgehen lassen. Vermischtes * 260 Hemden der Erfoig einer Nesselsammlung. Du Brennesselernte der Volksschulen in Ncumarkt i. Opf., Pil sach, Pölling und Reichertshofen erbrachte an 70 Zentner. Aus der vorjährigen Neumarkter Ernte zu 24 Zentner konnten 200 Hemden gefertigt werden. ' Was heißt „en sLAtoir"? Dem Vizepräsidenten des Ev. Oberkirchenrates Dr. Dryander ist jüngst vom Kaiser der Schwarze Adler-Orden nebst dem en sautoir zu tragenden Eroßkreuz des Roten Adler-Ordens verliehen worden. Was heißt das? Man riet hier und dort: „Am Band« um den Hals trggen." Ganz falsch! Das wäre ja nur Sin Comtur- kreuz. Nein, en sautoir heißt: Von der rechten Schulter zur linken Hüfte, wie jedes Großkreuz getragen wird. Verantwortlicher Redlckteur: Ernst Roßberq in Frankenberg i.S. — Druck und Verlag von E. G. Roßberg in Frankenberg i.S- 10 Hal um