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GL H 8 — 351 — s - Ä AK^ZZL " L A « Vie neue« steicdmeneln Äon Wrrkl. Geh. Oberfinanzrat Dr. O. Schwarz. I. Die Reichsregierung und der Reichstag haben mit de: soeben »abgeschlossenen großen, der bisherigen größten Steuerbewilligung von Hast 4V» Milliarden Mark in ver -- - 3 « ZZNtt « N L UKZ L§Z-k -L"ZL-§"S "ZL- LLBLLALLLZLss^ H 0» hältnismäßig kurzer Zeit und in heißer Arbeit «in Steuer werk geschaffen, das sich — endlich — den Leistungen Eng lands au, dem Gebiete der Kriegssteuerpoliti! ebenbürttz an die Seite stellen darf. Dies gilt namentlich auch in soMlir 'Richtung, indem diesmal die direkten, den Besitz belastenden Steuern einen sehr erheblichen Teil des be willigten Steuermehrs ausmachrn. Allerdings tragen 'bei uns die neuen direkten Steuern im Gegensatz zu England, behen 'Einkommensteuer einen fo unübertroffenen Kristal- lMlionspunkt seines Kriegssteuersystems bildet — und bil den kann weil dort kein Einzelstaat rmd keine Gemeinde an dreies Quelle mitzehren, — nur einen vorübergehenden, einmaligen Charakter. Das gilt ebenso von der Kriegs gewinnsteuer der Aktiengesellschaften für das vierte Kriegs jahr, deren Ertrag bei Steuersätzen von 30 bis 60 Prozent des Mehrgewinns rund 600 Millionen Mark einbringen soll, wr« von Ler derInitiative des Reichstags entsprun genen Abgabe des Mshreinkommens der Einzelpersonen mit Einkommen über 10 000 Mark nach dem Stande hes Einkommens vom 31. Dezember 1917 gegenüber dem Frie denseinkommen, sowie endlich von der Vermögenssteuer für Vermögen üb« 100 000 Mark. Der Mehreinkommensteuer sind Stafselsätze von 5—50 v. H. (bei Mehreinkommen über 200 000 Mark), der Vermögenssteuer Stafselsätze von 1—5 v. T. (bei größeren Vermögen über 1 Million) zu grunde gelegt. Ihr Ertrag wird auf 850 Millionen bzw. 350 Millionen Mark geschätzt. Was die beiden letzteren Steuern anbetrifft, so haben, wenn es Hich auch zunächst nur um eine einmalige Steuer handelt,, die Mehrheitsparteirn indes doch keinen Zweifel darüber gelassen, Laß sie für das nächste Jahr bei Fort dauer des Krieges erneut mit ähnlichen Vorschlägen kommen würden. Dis zur Begründung der Initiativanträge gegebenen Ausführungen der Antragsteller lassen sogar erkennen, daß dre Reichstagsmehrheit in diesen ernmäligen Steuern nur den Auftakt zur Forderung künftiger dauernder direkter Reichs- fteuern erblickt. Denn wenn auch die Mehrbewilligung von 1,2 Milliarden Mark Steuern von ihr zunächst damit be gründet wurde, daß die von der Regierung vorgelegten Steuerentwürfe für das Jahr 1918-19 noch nicht den vollen im Etat jn Ansatz gebrachten Ertrag liefern würden, so führte man doch zur weiteren Begründung aus, daß das von der Regierung in Ansatz gebrachte Etats-Defizit von 2,9 Milliarden Mark das wirkliche Defizit noch nicht er reiche, weil einmal die Kosten für Invalidenrenten, 'Wit wen- und Waisengelder, ferner aber auch die Friedenssätze der Ausgaben für Heer und Flotte, dir jetzt im Kriege aus finanzwirtschastlichen und technischen Gründen mit auf das durch Anleihen zu deckende Kriegsbudget übernommen sind, Laber Hicht berücksichtigt seien. Es liegt auf Ler Hand, Hatz dis letztgedachten Gründe dir Einführung Lauernder Steuern nötig machen würden. Die Reichstagsmehrheit scheint also in Erkenntnis dessen, daß ein großer Teil der im Kriege bewilligten indirekten Steuern dauernden Charakter tragen wrrd, zugleich wenigstens den Rahmen für die Zukunft haben schaffen wollen, der nur wegen drr Schwierigkeit, im Irrege eine endgültige Abgrenzung und Verteilung der direkten Steuern zwischen Reich, Staal und Gemeind« durchzuführen, vorläufig durch gewisse einmalige Besitzsteuern ausgefüllt werden sollte. Das weitere — erfolgreiche — Drängen des Reichs tags aus unverzügliche Errichtung eines Reichsfinanzhofs und auf Ausstattung der Reichsbeoollmächtigten für das - Zoll -und Steuerwesen mit wirksameren Aussichtsrechten deutel 'ebenfalls auf zentralisierende Tendenzen der Reichs tagsmehrheit auf steuerlichem Gebiete hin. Am so schwereren Herzens haben sich dis Finanzminister der Einzelstaaten entschlossen, den gedachten Initiativ anträgen zuzustimmen. Durch das sog. Besitz steuerkompro- miß wurde wenigstens erreicht, daß nicht, wie der Initia tivantrag wollte, das Einkommen Ler physischen Personen (über 20000 Mark )schlecktwsg, sondern nur das Mehrein kommen der einmaligen «teuer unterworfen wurde. Im übrigen haben sich die Bundesregierungen mit einer starken Mehrbelastung der Personalsteuern nach dem j Kriege in Reich, Staat übd Gemeinde im allgemeinen offen bar bereits abgefunden. Das geht nainentlich aus dem von ! der Reichsregierung mit den neuen Steuern gleichzeitig vor gelegten und vom Reichstag angenommenen Gesetze gegen 6» Vlies von an MeMs-sadrt einer U strenrerr .. .. Len .. Full 1918. Liebe Eltern! Wir sind nun wieder von unserer Fahrt zurück, die ... Monat« und Tage gedauert hat. Habe Euren Brief vom 24. Juli erhalten, ebenso Las kleine Paket'und Lanke Euch recht herzlich dafür, besonders für die Zigaretten, Leim das Rauchen' ist «n großer Genuß für uns, Len wir aber auf Ler Reise fehl ost schmerzlich entbehren müssen. Doch nun will ich Luch etwas über unsere Fahrt berichten, soweit ist Las darf. Wir kamen also ungehindert über den Atlantischen Ozean, wurden aber schon 500 Meilen östlich der Bermudasinseln von einem englischen Dämpfer gesichtet und drahtlos gemeldet. Wir dachten nun, Laß sofort alle amerikanischen Funkens- stationen die Schiffahrt por uns warnen würden, aber nichts dergleichen geschah. Die amerikanische Station Arlingtown , gab immer noch ihre gewöhnlichen Nachrichten, aber keine! Kriegswarnungen. ZueÄt versenkten wir drei amerikanische Segler, die zumeist' miü. Negern bemannt waren. Da wir i keine anderen Schiffe antvafen und Ler Weg nach dem nächsten - Land ziemlich weit war,; nahmen wir die Schiffbrüchigen zu , uns an Bord. Die Neg^wurden für sich und die Europäer mit unserer Mannschaft mmen untergebracht. Zwei Kapi tän« waren Schulst Sie hatten sich zwanzig Jahre lang nicht mehr gesehen feierten nun aus unserem U- Kreuzer ein rührendes Wit sehen. Sie erzählten uns viel über die amerikanische Krie jmmung, die künstlich von den Geldmännern und Kriegsgewin in Amerika geschürt werde. Das amerikanische Volk sei im. htzen ganzen gar nicht für den Krieg, würde aber durch gen und die Hetze der Regierung gegen die Mittelmächte 'beeinflußt. Als wir dann nach zehn Tagen wieder Schiffe si n und sechs davon versenkten, wurden die Amerikaner von uns in die Rettungs boote entlassen. Sie sprachen sich bei ihrem Abschied sehr anerkennend über die Behandlung durch uns aus. Einige Tage später versenkten wir einen amerikanischen Dampfer, Ler 300 Passagiere an Bord hatte und diese in ungefähr 20 Rettungsbooten aussetzt«. Während der'nächsten Tage haben wir noch mehrere Schiffe mit 36 000 Brt., zumeist mir Zucker beladen, auf den Meeresgrund geschickt. Ein nor wegischer Dampfer hatte eine Kupferladung an Bord, davon haben wir 1400 Zentner auf unseren U-Kreuzer übernom men. Dieses Schiff hatte auch noch einen Passagier nebst Frau pnd einem zweijährigen Kinde. Letzteres bekam von unseren Matrosen Milch und Schokolade geschenkt. Die Frau benutzte ein so starkes Parfüm, daß man es selbst Lurch den Oelgeruch im Boot merkte. Für sie wurde von Lem Dampfer vor dessen Versenkung ein bequemer Korbstuhl herüberge- b acht. Es wimmelt« in dieser Gegend von Haifischen, auf . die sehr viel geschossen wurde, jedoch ohne Erfolg. Wir haben dagegen «inen mit einer großen Angel gefangen. Wir haben dann die Boote ins Schlepp genommen, um nach einem anderen Schiffe hinzufahren. Dieses hielten wir an, nachdem wir unsere Rettungsboote losgeworfen hatten. Ms Ler Dampfer versenkt war, nahmen wir auch sein« Boote in Schlepptau und brachten sie alle zusammen nach einem kleinen Rüstendampser hin, von dem alle Leute ausgenommen wurden. Aus Ler Rückreise hatten wir sehr viel schlechtes Wetter. Doch haben wir den Humor nicht verloren. Dor allen Dingen freuten wir uns darüber^ Laß wir ein solch schönes Ergebnis auf unserem Kreuzzug an drr amerikanischen Küste erzielt hatten und daß die Feinde unserer nicht hab haft werden konnten. Wann wir wieder in See gehen, weiß ich noch nicht. Ich schreibe Euch noch Näheres darüber. Habt Ihr gute Nachricht aus Lem Felde? Wenn Ihr wieder hinschreibt, so bestellt einen schönen Gruß von mir. In herzlicher Liebe grüßt und küßt Euch Euer Sohn Ernst.