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Wilsdruffer Tageblatt : 14.01.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191901146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19190114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19190114
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-01
- Tag 1919-01-14
-
Monat
1919-01
-
Jahr
1919
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 14.01.1919
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Trümmern unteres ganzen Landes und Bolls den Lieg erkämpfen will, d. h. die Herrschaft von Totschlägern und Plünderern. Sie wollen erst die erwählten Führer der Partei beseitigen, um mit der Partei dann um so leichter fertig zu werden. . . . Aber wir sind auf der Hut, und Ihr seid wachsam wie wir. Denkt immer daran, daß bei allen Festgenommenen, die an dtt Be setzung der Reicksdruckerei und der anderen Behörden beteiligt waren, durch Mitgliedsbuch ihre Zugehörigkeit zur U. S. P. D. nachgewiesen worden ist. Und dennoch haben sich die Unabhängigen als unparteiische Vermittler ««geboten. Der Aufruf weist darauf hin, daß Unabhängige und Kommunisten gestern noch zum Generalstreik zwecks Sturz der Regierung aufforderten und schließt mit den Worten: Ist da Vertrauen am Platze? Entscheidet selbst, Wir wollen die Einigung der Arbeiterklasse, aber ehrlich, ohne Hinterhalt, ohne Waffen. Helft uns das durchs fetzen. Wir können Frieden und Sozialismus nur schaffen, wenn wir sind und bleiben: Eure Vertrauens männer. Unterzeichnet ist das Schriftstück von den Volks- veauftragten und Mitgliedern der Reichsregierung Ebert Scheidemann, Landsberg, Noske und Wissel. Aay und Fen o Ein Urteil der englischen Befatznngsbehörden in Köln. Das Kriegsgericht der Besatzungsbekörde in Köln belegte den Besitzer eines Panoptikums, der wächserne Beine ausgestellt hatte, an denen angeblich von englischen Dum-Dum-Geschossen herrührende Wunden nachgebildet waren, woran die englischen «Soldaten Ärgernis nahmen, mit schwerer Strafe. Die Strafe lautete auf vier Monate Gefängnis und 70^ Mark Geldstrafe oder weitere zwei Monate Gefängnis oei sofortiger Verhaftung. Tas „französische" Elsaß. Das Pariser „Oeuvre- bringl eine sehr bemerkenswerte Notiz: „Man findet", so schreibt es, „auf der vierten Seite eines sehr großen Pariser Blattes folgende Anzeige: Zivil und Militär! Um euch in Elsaß-Lothringen verständlich zu machen, kauft: „Die deutsche Sprache in dreißig Lektionen, 1,50 Frank, franko": mit der genauen Angabe der Aus sprache. — „Also", fügt das Blatt verwundert hinzu, „ver steht man in Elsaß-Lothringen nicht französisch. Was hat man uns denn da vorgeredet?" ' o Ludendorffs Heimkehr. Einem Leipziger Blatt zu-: folge ist der ehemalige Generalauartiermeister Ludendorff pon seiner Erholungsreise nach Schweden, die er mit Zu-: stimmung der Regierung unternommen hatte, zurückgekehrt.! Er ist gegenwärtig mit der Abfassung einer Rechtferti- Bungssckrift beschäftigt. ! T Diplomaten-Luftdicnst Paris—London. Die eng lische und die französische Regierung haben den Beschluß gefaßt, vom 1. Januar 1919 an einen eigenen Luftdienst für Diplomaten und diplomatische Kuriere zwischen Paris nnd London einznrichten; dadurch soll eine raschere Ver ständigung der Staatsmänner erreicht werden. Die ersten Französinnen in Mainz. In den Mainzer Straßen sind seit einiger Zeit zahlreiche Fran zösinnen anzutreffen, die mit kurzen Röckchen und hohen Stiefeln, Schoßhündchen auf dem Arm oder an der Leine, spazieren gehen. Als Schreibmaschinenmädel, Schwestern oder Marketenderinnen sind sie von der französischen Militärbehörde eingesührt worden. Volkswirtschaft. * Der Nrvcitsmarkt im Reiche zeigt zurzeit ein recht" ver worrenes Bild. ach amtlichen Ausstellungen herrscht in der Provinz Sachien bind in Anhalt andauernd grober Bedarf an Arbeitskräften für die Landwirtschaft und den Bergbau. In Thüringen und Westfalen fehlen Kräfte in der Metall verarbeitung und in der Industrie der Maschinen, der Steine und Erden: außerdem sind dort für ungelernte Arbeiter offene Stellen vorhanden, ferner für Handlanger, Bauarbeiter, Maurer und Heizer. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Arbeitern ist anhaltend groß in Pommern, in Westpreuben und in Posen. Eine unbefriedigte Nachfrage herrscht besonders in den östlichen Provinzen nach Waldarbeitern und Holz fällern, in Mittel- und WestderUschland nach Erdarbeitern, in Westfalen nach Bauarbeitern, an der Küste nach SÄiffs- zimmerern. Diesem Mangel an Arbeitskräften steht in anderen Bezirken und Industrien eine grobe Arbeitslosigkeit gegen über. Der so sehr wünschenswerte Ausgleich begegnet leider beMnem Widerstand in den in Frage kommenden Arbeiter schichten. Eisenlmhncrstreik in Danzig. Hier traten über 2000 Eisenbahnarbeiter der Eisenbahn-Hauvtwerkstätte Trovl und alle Eisenbahner in Streik. Sie wollen den Stundenlohn vHi 2,40 Mark, wie die Reichswerftarbeiter ibn haben. Der «eiamte Bahnverkehr stockt infolgedessen. Kein Zug ist von Danzig ausgelaufen. Die Verhandlungen zwischen dem Voll zugsausschuß des ASR mit der Eiienbahndirettion führten zum Ergebnis, daß an die Reichsleitung ein Telegramm ge richtet wurde, sofort einen Kommissar zu senden. Das Zug personal hat den Betrieb nach längeren Verhandlungen wieder ausgenommen. Die Arbeiter streiken jedoch weiter. Q Arbeiter aufs Land! An die Landbevölkerung wendet sich das Reichsamt für wirtschaftliche Demobil machung in einem Ausruf, in dem es heißt: Die Aufrecht- jerhaltung unserer inneren Wirtschaft ist auf das schwerste gefährdet. Mangel an Kohlen und Rohstoffen legen die Industrie in großem Umfange lahm. Ungezählte zuräck- kehrende Krieger find arbeits- und erwerbslos. Es wird unmöglich sein, diesen allen und den vielen anderen er werbslos gewordenen Arbeitern in Industrie und Hand werk Unterkunft, Nahrung und Arbeit zu geben. Hier muß und kann das Land helfen. Landwirte, gebt ihnen Arbeit, Nahrung und Wohnung, auch dann, wenn ihr euch selbst nn Raum beschränken müßt. Baut Wege, melioriert euere Felder und Wiesen, macht Waldarbeiten, kurz, schafft Arbeit! Das ist jetzt eine hohe, sittliche Pflicht der Land wirtschaft. Ohne Opfer wird und kann es dabei nicht abgehen. Uber allem aber muß jetzt die Forderung der Erhaltung unserer landwirtschaftlichen Kraft und der inneren Ruhe und Sicherheit stehen. Steigert die Er zeugung, soweit es irgend möglich ist, nehmt an Menschen auf, soviel als ihr nur irgend unterbringen könnt und arbeitet so mit am Wohle unseres Vaterlandes. — Die Arbeiter werden darauf hingewiefen, daß Industrie und Handwerk daniederliegen. Die Kohlen- und Transportnot zwingt sie zur Einstellung oder Einschränkung der Arbeit. Das Land aber braucht Arbeiter. In den landwirtschaft lichen Betrieben ist überall vieles nachzuholen. Nichts ist jetzt wichtiger als die Sicherung unserer Ernährung. Landverbesserungen, Wegebauten und viele andere Arbeiten ähnlicher Art harren der Ausführung. Bei der Bestellung und Ernte des kommenden Wirtschaftsjahres können viele Arbeiter lohnende Beschäftigung finden. Es gilt, den Boden bis zum letzten Fleckchen zu bebauen. Das Land braucht Arbeiter. In jedem größeren Verwaltungsbezirk sind landwirtschaftliche Arbeitsnachweise vorhanden. Sie« weisen Arbeitsgelegenheit nach. Letzte Drahwerichte raO»tr««»A". Wahl der Heeresangehörigen zur Nationalver sammlung nach innerer Ueberzeugung. Berlin, 13. Ian. (tu.) Das Kriegsministerium teilt auf Grund von aufgetretenen Zweifeln mit, daß es jedem Heeresangehörigen selbst überlassen bleiben mutz, welcher Partei er bei den Wahlen zur Nationalversammlung seine Stimme geben will und datz dabei nur sein eigenes Gewissen .und seine innerste Ueberzeugung gelten dürfe. Abschwächung der Berliner Stratzenkämpfe. Berlin, 13. Jan. (tu.) An mehreren Stellen der Stadt kam es in den Nachmittags- und Abendstunden des gestrigen Sonntags noch mehrfach zu Schietzereien, bei denen es leider nicht immer ohne Totenopfer abging. In der Nähe des Charlottenburger Opernhauses, dem Sophie-Charlotteplat entwickelte sich ein kleines Gefecht. Ein mit Fronttruppen besetztes Auto hatte Halt gemacht und ein Haus befeuert, aus welchem ein Schutz gefallen war. Die Charlottenburger Bürgerwehr vermutete in dem Auto Mannschaften der Spartakisten und bcschoh ohne weiteres die Truppe. Diese erwiderte natürlich das Feuer. Leider fielen dem Gefechte drei unbeteiligte Passanten zum Opfer, die tot vom Platz weggetragen wurden. Die Erfolge der Negierungstruppen. Berlin, 12. Ian. (tu.) Die Säuberung Berlins von den Spartakusbanden macht Fortschritte. Nachdem der Vorwärts und die grotzen Berlagshäuser von den Spartalisten befreit worden sind, ist heute früh das Polizei präsidium und heute mittag auch das letzte Bollwerk der Spartakisten, der Schlesische Bahnhof, in die Hände der Negierungstruppen gefallen, doch ist die Sicherheit in Berlinnoch lange nicht hergestellt. JmOsten der Stadt sindin der Nacht vielePlünderungenundDiebstählevorgekommen. Das Innere der Stadt liegt gerade wie gestern und an den vorangegangenen Tagen in tiefster Finsternis. An verschiedenen Teilen der Stadt befinden sich noch Sparta kistennester. In der Friedrichstrahe, zwischen der Fran zösischen Stratze und den Linden, wird noch aus den Häusern geschossen und mit Handgranaten auf das Pu blikum geworfen. Auch ein Stratzenbahnsührer ist heute nachmittag in der Französischen Stratze erschossen worden. Doch lastet der Alp nicht mehr so schwer auf Berlin wie in den Vortagen und als das erste Anzeichen der wieder- errungenen Pressefreiheit ist heute mittag die B. Z. und heute abend eine Extraausgabe des Lokalanzeigers er schienen. Präsident Kuhnt von Oldenburg interniert. Hamburg, 13. Jan. (tu.) Der Präsident von Oldenburg, Kuhnt, ein Anhänger des Spartakistenbundes, wurde in Wilhelmshaven interniert. Liebknecht und Rosa Luxrnbnrg unanffindbar. Berlin, den 13. Januar, (tu.) Nach übereinstim menden Mitteilungen, deren Richtigkeit allerdings nicht nachgeprüpft werden kann, sind die beiden Hauptführer der Spartakisten Liebknecht und Rosa Luxemburg zur Zeit unauffindbar. Eichhorn hat sich, wie der „Vorwärts" meldet, vor einigen Tagen einen Reisepatz nach Däne mark ausgestellt und den dänischen Sichtvermerk einge holt. 42000 streikende Bergleute im Ruhrgebiet. Essen, 13. Jan. (tu.) Die Zahl der streikenden BergleuteZ im Ruhrgebiet ^beträgt auf etwa 40 Zechen 42000 Mann. Aus GisA mr- Laad» Wilsdruff, am 13. Januar. — In zwei Wahlversammlungen stellte die deutsche demokratische Partei je einen ihrer Kandidaten zur National versammlung und zur sächsischen Volkskammer den hiesigen Wählerinnen und Wählern vor, die zahlreich im Saal des Löwen sich ^ingefunden batten. Am Sonnabend sprach Herr Pfarrer Kruspr-Meißen über „die Trennung von Kirche und Staat". Leine leidenschaftslosen von großer Liebe zu Kirche und Staat, Volk und Vaterland getragenen Ausführungen stellten die Zuhörerschaft rein sachlich auf den Boden der gege benen Verhältnisse und fanden Mchen Beifall. Nicht gegen die geplante Trennung müsse man sich wenden, sie werde ja von strenggläubigen Lhrfften und hervorragenden Theo logen selbst gewünscht, wohl aber gegen sie als Maßnahme einer einseitigen Klossenregierung. Nur von der National versammlung als Verkörperung des gesamten volkswillens unter Hinzuziehung von berufenen Sachkennern sei diese eminent wichtige Frage in kirchenfreundlichem Sinne zu lösen. Die Kirche muß eine Volkskirche bleiben, alle die gehören ihr an, die nicht ausdrücklich ihren Austritt er klären. Entsprechend der dem Staate geleisteten Dienste, besonders auf den Gebieten der Inneren Mission, müsse derselbe auch der Kirch« Förderung und Unterstützung an gedeihen lassen und sie in den Stand setzen, ihre rechtlichen und finanziellen Angelegenheiten selbst befriedigend zu ordnen. Eine solche Kirche müsse auch demokratisch von unten herauf regiert werden, daß ;. B. die Gemeinde selbst ihren Pfarrer, dieselben ihren Bischof wählten usw. Dann kam der Referent noch auf die geistliche Schulaufsicht und den Religionsunterricht in der Schule zu sprechen, um schließlich nochmals gewissermaßen als NiedrrschlagseinerAusführungen zu erklären, daß die deutsche demokratische Partei durchaus nicht kirchenfeindlich sei, wie sie hie und da vielfach hinge stellt werde, denn sie erstrebe die einfach unabwendbar ge wordene Trennung des Staates von der Kirche unter voller Wahrung der Würde der Kirche und Sicherung ihrer finanziellen Selbständigkeit. — In der Debatte sprach zu nächst Herr Berger im Sinne des Vortrages, wünschte einen ausgebauten sprachgeschichtlichen Deutschunterricht zum Zwecke besseren Verständnisses der Luthersprache, um schließlich seinem Bedauern darüber Ausdruck zu geben, daß die deutsche demokratische Partei es nicht hätte fertigbringen können,' ihre Liste mit denen der drei übrigen bürgerlichen Parteien zu verbinden. Nachdem Herr Lehrer Vogler seine wenig ansprechenden Lätze über Sittlichkeit, Religion und Dogma bekanntgegeben und von Herrn Berger zur Wirklichkeit zurückgeführt worden war, begründeten Herr Apotheker Schulz und der Referent im Schlußwort die Stellung ihrer Partei zur Frage der Listsnverbindung. Demokratie und Mittelstand behandelte am Sonntag Herr Syndikus Liske-Dresden. Ausgehend von der Grundursache der Dinge, die sich jetzt in Berlin abspielen, zeichnete er in großem Rahmen die Fragen der politischen und wirtschaftlichen Ausgestaltung unseres Vaterlandes, wie sie einerseits die Spartakisten durch ihren Terror zu erreichen versuchen, und wie sie anderer seits von der deutschen demokratischen Partei angestrebt wird. Zu dieser Ausgestaltung des freien Volksstaates könne die tätige lebendige Anteilnahme des ganzen Mittel standes als wichtiges Bindeglied zwischen Arbeiterschaft und Kapitalismus nicht entbehrt werden. Aber dazu sei es nötig, daß er endlich einmal aufwache aus seiner Gleich gültigkeit, herausgeführt werde aus dem Zustand politischer Versumpfung, was bei Erkenntnis der wahren Situation, bei der Wichtigkeit der zu wählenden Nationalversammlung, die auch die Männer der Regierung zu stellen habe, n cht schwer fallen könne. Und daß gerade die demokratische Partei als berufenste^vertreterin des Mittelstandes in Frage käme, das bewiese ihr Programm, das die Wiederauf richtung des Handwerks durch Zuführung von Rohstoffen, Kreditbeschaffung etc. erstrebe, das bewiese ferner, daß ein anerkannter Vertreter des Mittelstandes, Herr Nitzschke-Leutsch, als erster auf ihrer Liste stehe. Mit der Aufforderung zu tätiger Anteilnahme an dem Streben und Zielen der demo kratischen Partei schloß der Vortragende seine zielbewußten Ausführungen, um im Schlußwort — zur Debatte meldete sich niemand — ausführlich auf die Listenverbindung der übrigen Parteien einzugehen. Lediglich in der Erkenntnis, daß dem Bürgertum kein Schaden damit zugefügt würde, da nur in einem Falle von 37 sie genützt hätte, und aus wichtigen sachlichen Gründen habe sie seine Partei abge lehnt. Herr Apotheker Schulz leitete beide Versammlungen, begrüßte die zahlreich Erschienenen und forderte am Schluß um Beitritt nicht nur als zahlende, sondern als schaffende Mitglieder in die deutsche demokratische Partei auf. — Begräbnis eines gefallenen Helden. Zur ewigen Ruhe gebettet wurde am vorigen Sonntag nachmittag auf dem Lhrenfriedhof Paul Nestler, ein tapferer Kriegsheld, für den nach monatelangem Leiden der Tod eine Erlösung war. Schwer war die Kopfverwundung, die er im Kampf erhalten. Sein heißes Sehnen, wieder gesund in den Kreis seiner Lieben zurückkehren zu können, ist unerfüllt geblieben. Zur Trauerfeier in der alten Iakobikirche hatte sich eine zahlreiche Versammlung eingefunden. Tiefen Eindruck er weckten die tröstenden und mahnenden Worte des Herrn Pfarrer Wolke und ein kurzer Nachruf des Herrn Kauf mann Seidel als Vorstand des Turnvereins. Kriegskame raden trugen den Sarg zum Grabe und betteten ihn ein in das ewigstille Kämmerlein. Ernst war der Augenblick, als sich bei Spendung des Segens die umflorten Fahnen des Militär- und Turnvereins senkten. Mag der teure Tote für sein dem Vaterlande dargebrachtes Gpfer durch den dauernden Aufenthalt in der Walhalla, der von unseren vorfahren so herrlich gedachten Ruhmeshalle für alle im Kampfe gefallenen Helden, reich entschädigt werden. — Die Auktion von Militärpferden auf hiesigem Schützenplatze am vorigen Sonnabend vormittag war über aus zahlreich besucht. In Massen waren Landwirte und Händler herbeigeströmt. Alle Pferde wurden und vielfach zu recht kohen Preisen verkauft. Der Abtransport vollzog sich am Nachmittag desselben Tages. — Schafft Arbeit für das Handwerk! Durch den langen Krieg und seine nachteiligen Folgen in wirtschaft licher Beziehung ist gerade das Handwerk besonders schwer geschädigt und in seinem Weiterbestände durch Verlust an Arbeitskräften, Meister wie Gesellen, stark bedroht worden. Nunmehr kehren zahlreiche Handwerker in die Hnmat zu rück und alles kommt jetzt darauf an, das wirtschaftliche Leben, insbesondere auch die Handwerksbetriebe, wieder in Gang zu bringen, in Stadt und Land Gelegenheit zur redlichen Arbeit zu schaffen und der Gefahr drohender Arbeitslosigkeit entgegenzutreten. Zwar sind schon Staat und einzelne ^Gemeinden am Werke für die fortfallenden Heeresaufiräge durch Inangriffnahme größerer Arbeiten Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst zu bieten. Hierdurch wird jedoch für die von öffentlichen Arbeiten wenig beteiligten Handwerkszweige nicht genug gesorgt. Deshalb ergeht außer an die Behörden auch an alle anderen Körperschaften, Verwaltungen, Einzelbetriebe und Haushaltungen der dringende Ruf: Denkt an die Hand werker, die aus dem Felde oder aus dem Hilfsdienste heimkehren und jetzt wieder Arbeit und Brot haben wollen und haben müssen. In jedem Betriebe und Haushalte werden Arbeiten oder Anschaffungen, Aenderungen und Ausbesserungen vorzunehmen sein, die schon längst hätten ausgefühit sein sollen und infolge des Krieges zurückgeftellt wurden. Jetzt müssen diese Arbeiten selbst unter Auf- , Wendung erheblicher Mittel alsbald in Auftrag gegeben werden. Niemand verlasse sich darauf, daß vielleich in einigen Wochen die Preise niedriger sein können. Bleiben Handwerker und Geschäftsleute jetzt ohne Verdienst, so ist mit einem weiteren Niedergang des Handwerks und zugleich mit einem erheblichen Steigen der Preise für Handwerks- aibeit zu rechnen. - Ohne Kohlenförderung keine ausländischen Lebens mittel. Die Regierung hat wiederholt in Bekannt machungen dem deutschen Volk, insbesondere den Arbeitern, die eindringliche Mahnung zugerufen, daß nur Arbeit sie vor Hungersnot und dem Untergang retten könne. Nur durch eisernen Fleiß werden wir die Werte schaffen, mit denen wir die dringend benötigten Nahrungsmittel und Rohstoffe bezahlen können. Wie berechtigt diese Mahnung ist, geht aus einer Mitteilung des Reichsernährungsamts hervor, wonach die Lebensmittelzufuhren aus dem neuiralen Auslande bereits stocken, zum Teil aber schon ganz eingestellt worden sind. Es stehen große Mengen an Gemüse und Fischen für das deutsche Volk bereit, sobald als Gegenleistung die zugesagten Kohlen den betreffenden Staaten angeführt werden. Bis jetzt war dies nicht möglich, weil unsere Zahlungsmittel, die Kohlen, infolge der Arbeitseinstellungen der Bergarbeiter den betreffenden Staaten nicht mehr ge liefert werden können. Soll nicht weiteres grenzenloses Elend über uns kommen, so gebietet die Selbsterhaltung, daß die Kohlenförderung sofort in altem Umfang wieder ausgenommen wird. Ohne Kohlen gibt es kein Brot, keine Lebensmittel, der weitere Bestand des deutschen Volkes, der deutschen Industrie ist in Frage gestellt und damit auch die Lebenshaltung und das Wohl der deutschen Arbeiterschaft.
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