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355 stehenden lachten, worauf der arme Jüngling noch mehr in Verlegenheit gerieth und eilig beroorstotterte: Ich wollte sagen, ich dffne seit 19 Jahren und bin Jahre alt. Tas Gelächter wurde natürlich noch ärger. Tein Musiktlrecror Parlow ließ er ein tOOO Frantbillet für sein Mufikcoips einbändigen. Undank. Während in einer der letzten Schwur« gerichtsocrdandlungen zu CöSlin die Herren Ver- theidiger beschäftigt waren, Diebe zu vcrlheidigcn, wurden ihnen nach der „Pomm. Ztg.", unken in ihrem Zimmer die Taschen ter dort verwahrten Ueberzieher ausgeräumt. Ter bekannte Häuser-Einsturz in Berlin ist von Gaunern dazu benutzt worden, mit gefälsch ten Listen hcrumzugehen und Beiträge für die Ver« unglückten und die Hinterbliebenen der Tobten ein« zusammeln. Zwei solcher Schwindler wurden fest« genommen. Bei dem Mensckenausl.nif, der mehrere Tage lang an den Unglücksstättcn staitfand, kamen eine Menge Taschendicbstähle vor. — Den Leuten in Berlin, die neue Hauser gebaut haben, wirdS himmelangst; denn der Bau« kommisflon sind plötzlich die Augen aufgegangen und sie sieht überall Nisse und Sprünge. Bor dem Halle'schen Thore mußte ein Prachtbau, in dem die Revier-Polizei in eigner Person sich nieder gelassen halte, geräumt und gestützt werden. Wenn fick Bekannte in Berlin begegnen, fragen .sie nicht mehr: wie gebt's? sondern: Hat Ihr HauS Risse? und'in Deutschland wirb man sehr stutzig über die Berliner Baumeister. — In Mailand hat man neulich den Mecha nismus der thränenwelnenden Marienbil der studiren können. Man fand dort eine solche Bildsäule. Sie war von gebranntem Thon und hobt. Im Piedestal befand sich eine Vorrichtung, Wasser zum Sieden zu bringen. Die Dämpfe ver dichteten sich oben im Kopf wieder zu Wasser und dieses wurde durch Röhren nach zwei kleinen Ocff« nungen in den Augenwinkeln bineingeleiiet, wo eS in der Form von Tbränen zum Vorschein kam. So schwindet ein Psaffeuschwindel nach dem andern. Ein reicher Jude in Hamburg war an der Börse vom Schlag getroffen worden und sollte eben begraben werben, da fand sich ein Taufschein unter seinen Papieren. Die Beerdigung wurde sofort eingestellt, nach einer Stunde aber wieder vorgenommen, weil sich fand, daß er ein achter Jude war; denn den Taustchein halte er sich nur verschafft, um ln Schweden und Norwegen Geschäfts reisen machen zu können. — Dem Frankfurter Journal berichtet man auS Heidelberg vom 14. Ort.:„Am 25. v. M. besuchte KieiSsckulratb Leutz von hier unangemeldet die ka tholische Volksschule zu Malichenberg im Bezirksamt Wieslech, einem der bigolesten Be zirke in Baden. Nach einem Bericht des Pfälzer Boten schien bei seinem Eintritt ein unheimliches Gefühl die Kinder zu ergreifen, sie sahen bald den fremden Mann, bald sich unlereinanbcr ängstlich an. Ein Mädchen, bas sich gar nicht mehr ballen konnte, lief davon ins Dorf und schrie der Mutter entgegen: „Der Schenkel ist da, der Schenkel will Prüfung bei uns halten!" Von diesem Bngstruf wurden die Frauen ergriffen, als wenn der Leib haftige bei ihnen eingekebrt wäre. Eine nach der andern eilte zum Schulhause und bolle die Kinder; die Prüfung war zu Ende. Um diesen unsinnigen Vorfall ganz zu würdigen, muß man wissen, daß Kreisschulrath Lentz ein Mann von der größten Humanität und Freundlichkeit ist, dessen jedermann ansprechendes Aeußere die Kinder nickt ängstigen, nur ihr Zutrauen erwecken konnte. Aber so weit hat die von der neukatboliscken Geistlichkeit verbreitete Volkstäuschung und Begriffsverwirrung bereits um sich gegriffen, daß sich sogar Kinder unter einem Schenkel-Cbriste», oder abgekürzt „einem Schenkel" einen Unchristen denken, der die Menschen in die Hölle bringen wolle, der besonders darauf ausgebe, Kinder dem Teufel zu überliefern, und da sie von ihrem protestantischen KreiSschulratb und Visitator ohne Zweifel gehört halten, er sei auch „ein Schen kel", da sie den eingetretenen Fremden vom Lebrer Herr Kreissckulrath nennen börlen und da die Prü fung der Sckule sofort begann, so erklärte sich daraus die lächerliche Angst der Kinder und der Mütter." — Ein sonderbarer Prozeß wurde vor'S Gericht in Valenciennes gebracht. Die Besitzer der dorti gen Raffinerien beschwerten sich über den Schaden, welchen ihnen die Lienen zu'üglen, und veilang- tön von den Bienenwirtben eine Entschädigung für die Menge Zucker, welche diese emsigen Arbeiterin- nen in ihre Zelle trugen. Ein Zuckerhut ist bei ihren Angriffen in der Tbat in kurzer Zeit ver schwunden; jede von ihnen bat sogar die Voisicht, in ihrem Savgorgan ein wenig Wasser mitzubringen, um die festen Stellen zu erweichen. — DaS Gericht bat die Sache dahin entschieden, daß, da die Bienen züchter ihre Bienen weder einsperren, noch anbinden, noch weiden könnien, die Zuckersabn kanten den Bie nen ibren Zucker unzugänglich zu machen häl en. In einer Gcsell'chaft der großen Welt wurde kürzlich die Frage aufgeworfen, uaum in umern Tagen die Neigung sich zu verbt ratboi nntor den Männern sich zu vermin kern lckcine. Ein Englän der antwortete: „Weil die Frauen sich wie die Lilien auf b>m Felde barst.llen: sie naben nickt, sie spinnen nicvl u«b dock stab sie prächtiger ge kleidet als Salamon in allem seinem Glanze." Locales. In der am 7. d. M. abgebaltenen Sitzung der Siadlv rordnelen wurde Herr Liesche, z. Z. Acluar beim Justizamte Lichienstein, einstimmig zum Bürgermeister von Wilsdruff geweilt. — In letzter Nr. d. Blattes kalten wir inthüm, lich berichtet, daß Herr Pastor Siedel aus Thr- rand beim Begräbnisse des Hrn. Pastor !ll. Schön berg in Weistropp gesprochen babe. Es sind uns in Folge dessen eine Anzabl Berichtigungen zuge- gangen, für die wir unsern Dank aussprechen. 45*