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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Srebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Zwanzigster Jahrgang. Freitag, den l7. Februar 1860. 7. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 10 Ngr. Sämmlliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in Ler Redaktion, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Rcdaction. Umschau. Bezüglich des in Nr. 5 d. Bl. der Saxonia entlehnten Bierartikels, enthalt die neueste Num mer desselben Blattes über denselben Gegenstand unter Eingesandt einen sehr beherzigungswerrhen Aufsatz, den wir hier folgen lassen: „Ihr Bierar tikel enthält viel Beachtenswerthes und insbesondere müßten die einfachen Worte des ehrlichen Müncheners mehr beherzigt werden, der vor dem Genuß des bairischen Bieres, wie es sür den Versandt als „Doppelbier" gebraut ist, folgendermaßen warnt: „Das müßt ihr net drinken, das macht den Men schen todt." In der Lhat! wer hätte nicht die Wahrheit dieses Ausspruches durch Beispiele aus dem Kreis seiner Bekannten erlebt? Da sieht man Männer von kräftiger, kerniger Constitution, die man ob ihrer eisenfesten Natur beneidet und denen man das höchste Alter prophezeit, plötzlich in der Blüthe ihres Lebens dahin gerafft, so daß jeder darüber bestürzt ist und nicht begreifen kann, daß eine solche Natur nicht mehr Widerstandskraft gegen den Tod in sich trägt! Aber der tägliche Genuß starker Lagerbiere hat diese gesunde Natur zerrüttet, während man schwächliche, kränkliche Leute um sich leben sieht, die nichts „vertragen" können und gleichwohl dabei alt werden. Aber eben, weil sie nichts „vertragen" können, weil sie sorgfältig alle aufregenden Genüsse vermeiden müssen und in Folge dessen nüchtern und mäßig leben — zer rütten sie ihren Organismus nicht gewaltsam, sondern kräftigen solchen allmählig, so daß sie sich oft im später» Alter erst ihres Lebens freuen können. Es kann daher nicht genug gegen den Genuß der starken Lagerbiere geeifert werden, mögen die selben in Baiern oder hier gebraut sein. Doch darf man die Schuld nicht unseren Brauereien bcimessen, wenn sie dergleichen Gift fabriziren, sondern der verdorbenen Geschmacksrichtung des biertrinkcnden Publikums, welches den Werth des Bieres nach dessen Stärke bemißt und lieber gleich beim Genuß des ersten Töpfchens eine berauschende Wirkung hervorgebracht sehen möchte! Man be denke doch, daß ein der Gesundheit zuträgliches Bier gar nicht berauschen darf, und beurtheile diesem Grundsatz gemäß das Bier. Ein reines, blos aus Malz und Hopsen gebrautes Bier muß angenehm duften und lieblich schmecken, also Zuckerstoff enthalten, es soll nicht so stark sein, daß es berauscht und soll auch den natürlich sten Zweck des Trinkens erfüllen, es soll den Durst löschen! Bei manchen Lagerbieren findet aber das ge rade Gegentheil statt, indem selbige einen uner träglichen Durst erzeugen, also den natürlichen Zweck des Trinkens nicht erfüllen. Derartige Biere muß man durchaus vermeiden, da jener uner trägliche Durst und das Vertrocknen des Gaumens hinreichende Anzeichen sind, daß sie auf unsern Organismus nachtheilig wirken. Das Felsenkellerbier, nämlich das lichte, ist zcither das am wenigsten berauschende und Jeder mann zuträglichste Lagerbier gewesen, so daß es jetzt in Dresden allgemein getrunken wird. Gleichwohl ist dasselbe noch zu stark gegen das, was man in Baiern trinkt, wo das Töpfchen blos I Ngr. kostet (7 Kreuzer die Maß —2 Töpfchen). Es wäre daher zu wünschen, daß diese Brauerei,