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WenM für Mckuff Tharnndt, Nossen, Menlehn und dir Umgrsendt». Imtsblsü für die Agl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verla» von Martin Berger m Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H A. Berger dMelbsi. No. 7» j Dienstag, -e« 1«. Juni j 189«. Auf Fol. 49 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Gerichts ist die Firma l^riil in Wilsdruff und als bereu Inhaber der Drogist Herr Theodor Paul Kletzsch daselbst heute eingetragen worden. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, am 11. Juni 1896. Alls Fol. 50 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Gerichts ist die Firma Otto l8t»»k« in Wilsdruff und als deren Inhaber der Kauf mann Herr Ernst Otto Starke daselbst heute eingetragen worden. Königl. Amtsgericht Wilsdruff, den 11. Juni 1896. Donnerstag, den Ut. dieses Monats, Nachmittags 6 Uhr öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. Wilsdruff, deu 15. Juni 1896. Der Stadtgemeinderat h. I. V. Ovvri»«. Zur Kyffhauser-Feier. Am 18. Juni, dem für Preußen und Deutschland so bedeutsamen Gedenktage der Entscheidungsschlacht von Waterloo, findet die feierliche Einweihung des monumentalen Reiterstand bildes statt, welches die Mitglieder der deutschen Kriegerverbände dem Gedächtnisse Kaiser Wilhelms des Großen auf dem sagen reichen Kyffhäuserberge errichNt haben. Die Denkmalsfeier wird durch die Gegenwart des Kaisers, des Fürsten von Schwarz burg-Rudolstadt, des erlauchten Protectors des Denkmalbaues, zahlreicher anderer Bundessürsten und sonstiger Fürstlichkeiten einen besonderen Glanz erhalten, außerdem werden hier die höchsten Reichswürdenträger, die Vertreter der Behörden u. s. w. sowie mindestens 20000 alte Krieger beiwohnen. Diese glänzende und zahlreiche Festversammlung entspricht aber auch durchaus der Bedeutung des Kyffhäuser-Tages, denn er schenkt Deutschland neben dem Riederwald-Denkmal nunmehr ein zweites würdiges Monument zur Erinnerung an die Wieder- aufrichtung deö Reiches. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Kyffhäuser versinnbildlicht die Verwirklichung des alten Kaisertraumes, welcher das deutsche Volk durch Jahrhunderte hindurch in guten wie in schlimmen Tagen gefangen hielt, deshalb darf dies Denkmal auch, obwohl lediglich von den Kriegervcreinen errichtet, gleich jenem auf dem Niederwald den Namen eines National-Denkmals beanspruchen und als solches wird es gewiß auch in allen Volkskreisen Deutschlands für immer in Ehren gehalten werden. Ganz Deutschland nimmt darum mit Theil an der be vorstehenden Feier vom 18. Juni, welche ja in allen patriotischen lühlenden Herzen nochmals die Erinnerung an eine der größten Wochen der vaterländischen Geschichte und an ihren erhabensten ^äger, Kaiser Wilhelm l., den ersten Herrscher auf dem Throne nemS Reiches, wachruft. Die innige Theilnahme der Nation an der erhebenden Festlichkeit auf dem Kyffhäuser erfährt ober noch ihre besondere Verstärkung durch die Stätte, auf welcher sich die Denkmalsfeier vollzieht, ist doch der Kyffhäuser der sinnigsten und zugleich bedeutsamsten Sagen in den reichen Schatze der deutschen Sagenwelt, derjenigen vom Kaiser Fried lich l. dem Nothbart. Dieser gewaltige Herrscher war eine solche volksthümliche Gestalt, daß das Volk sich nicht entschließen konnte, an seinen in fernen Morgenlande erfolgten Tod zu glauben, und so entstand dann später, bezeichnender Weise gerade zur Zeit der tiefsten Ohnmacht und Zerrissenheit des alten deutschen Reiches, jene wunderbare Märe vom Kaiser Rvthbart. Im Schooße des Kyffhäuser sollte er sich „verzaubert" aufhalten, »n „unterirdischen Schlosse", welches er einst wieder verlassen würde, um die verloren gegangene Macht und Herrlichkeit des Reiches zu erneuern. Gewißlich darf man getrost behaupten, daß kaum eine deutsche Sage so tief in die Herzen der Deutschen eingedrungen ist und eine so große Bedeutung erlangt bat, als die Barbarossa-Legende, sie verknüpfte mit der Ver herrlichung einer strahlenden Vergangenheit eine hohe Verheißung für die Zukunft, eine Verheißung, welche das deutsche Volk und^t öst seiner größten nationalen Schmach hob Nun wohl, was die Barbarossa - Sage einst prophetisch verkündete, ist m unseren Tagen herrlich in Erfüllung gegangen, nur m anderer Weise, als es sich ver naive Glaube des Volkes r u E' ^er alte Recke Rothbart ist in dem großen Hohen- zvuern Kaiser Wilhelm dem Weißbart wiedererstanden, unter dessen Führung die deutschen Stämme vor einem Vierteljahr hundert sich ihre Einigung und hiermit das neue kraftvolle Kaiserreich deutscher Nation im gewaltigen Ringen erstritten, womit die Kyffhäuser-Sage ihre über alle Maßen herrliche Er füllung fand. Von dem Gipfel des Berges der Kaisersage herab grüßt das riesige Standbild Kaiser Weißbarts ringsauf die blühenden Lande, in Stein und Erz aufs Neue zeugend von des Reiches Einigkeit, Macht und Größe. Möge das deutsche Volk angesichts dieses stolzen Baues, des ragenden Sinnbildes des neuen Deutschlands, stetig besten ernste Mahnung befolgen: Allzeit fest zu stehen in Treue zu Kaiser und Reich! Tagesgeschichte. Berlin, 13. Juni. Auf dem Tempelhofer Felde fand heute in Gegenwart des Kaisers eine große Kavallerieübung der hier und in Potsdam garnisonirenden Regimenter statt. Nach der Kritik führte der Kaiser das Garde-Kürassier-Regi ment zurück und folgt? einer Einladung des Offizierkorps zum Frühstück. Berlin, 13 Juni. Die Centrumsfraktion unterbreitete dem Reichstage eine Interpellation, betreffend die Aufhebung des Jesuitengesetzes. Erstens, ob ein diesbezüglicher Bundes- rathsbeschluß auch heute noch nicht erfolgt sei, eventuell zweitens, warum verzögerte der Bundesrath seine Entschließung über den betreffenden Neichstagsbeschlusi? Drittens, gedenkt der Herr Reichskanzler eine Entschließung des Bundesraths noch in der gegenwärtigen Reichstagstagung herbeizuführen? Der berühmte chinesische Vice-König Li-Hun g- T s ch a n g ist am Sonnabend Abend 8 Uhr in Berlin eingetroffen und von der chinesischen Botschaft, sowie im Namen des Kaisers vom Kammerherrn v. Cabera und dem Komman danten von Berlin General v. Statzmer empfangen worden. Wir erwähnen, daß dem Vice-Könige Li-Hung-Tschang das Verdienst gebührt, der erste Reformator für China in Bezug auf die Einführung europäischer Fortschritte im chinesischen Reiche zu sein, daß also die Anwesenheit Li-Hung-Tschangs in Berlin sehr vortheilhaft für die deutschen Handelsbeziehungen mit China werden kann. Der Reichstag beendete am Freitag die dritte Lesung der Gewerbeordnungsnovelle nach fünftägigen Verhand lungen. Zunächst wurde Artikel 11 erörtert, der das in Artikel 8 ausgesprochene Verbot des Detailreisens auch auf den Handel mit Bäumen, Sträuchern, Sämereien, Blumenzwiebeln, Futtermitteln, sowie auf den mit Schmucksachen, Bijouterien, Brillen und optischen Instrumenten ausgedehnt wissen will. Die Abgeordneten Siegle und Payer brantragten, Gemüse-und Blumensamen für das Detailreisen freizugeben, dieselbe Ver günstigung verlangten der Abgeordnete Birk für Schmucksachen und Bijouterien und der Abgeordnete Weiß für Brillen und optische Instrumente. Nach wenig bemerkenswerther Debatte wurde der Antrag Siegle und Payer, gegen welchen man auch regierungsseitig nichts einzuwenden hatte, gutgeheißen, dagegen lehnte das Haus die Anträge Birk und Weiß — letzteren mittels „Hammelsprunges" mit 112 gegen 96 Stimmen—ab und genehmigte hierauf Artikel 11 mit der durch den Antrag Siegle-Payee bedingten Aenderung im Ganzen. Zum Art. 12, welcher dem Bundesrathe die Befugniß einräumt, zeitweise das Umherziehen mit Zuchthengsten rc. zu verbieten, lagen ebenfalls verschiedene Abänderungsanträge vor. Ein Theil derselben wurde abgelehnt, ein Theil angenommen und dann der hierdurch um gestaltete Artikel 12 genehmigt. Die Artikel 13, 14 und 15' welche von den Voraussetzungen für die Versagung des Wander gewerbescheines handeln, gelangten im Wesentlichen nach den Beschlüssen zweiter Lesung zur Annahme, ebenso der Rest der Vorlage. Die Abstimmung über das ganze Gesetz soll in einer der nächsten Sitzungen erfolgen, seine Genehmigung in der jetzigen Fassung, also auch vor Allem mit dem in Artikel 8 ausgesprochenen Verbot des Detailreisens, darf als selbstver ständlich gelten. Dann wurde noch der Handelsvertrag mit Japan endgültig genehmigt; am Sonnabend beschäftigte sich der Reichstag mit Initiativanträgen. Die Verhandlung über das Bürgerliche Gesetzbuch im Plenum soll schon am 18. d. M. beginnen. Man hofft, sie bis zum Ende deö laufenden, spätestens in den ersten Tagen des nächsten Monats zu erledigen, da bei dem Entschlusse der Mehrheit des Hauses, ndas Gesetzbuch ohne Vertagung zu Stande zu bringen, Obstruktionsversuche aussichtslos erscheinen. Fürst Bismarck setzt seinen Kampf gegen die Durch- peitschung des Bürgerlichen Gesetzbuches fort. Neuerdings erklärte er, er würde auf das lebhafteste bedauern, wenn der Reichstag einem durchaus unberechtigten Drucke nachgäbe, der oahin geht, den Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches noch in der gegenwärtigen Session durchzudrücken. Ein solche« Verfahren erinnere an das Durchpeitschen des österreichischen Handelsvertrages im Jahre 1891. Eine Vorlage von der Bedeutung des Bürgerlichen Gesetzbuches müsse in ihren Einzel bestimmungen zunächst zur Kenntniß aller davon betroffenen Kreise gelangen, dann erst könne das Plenum des Reichstages — nicht eine kleine Gruppe des Reichstages im Hochsommer — in eine Berathung eintreten. D-l bayerische Landtag ist am Freitag durch Bot schaft des Prinzregenten vorläufig geschlossen worden. Bei dLr im bayerischen Wahlkreise Illertissen stottgehabten Reichstagscrsatzwahl wurde der Centrumskandidat ».Hert ling gewählt, und zwar mit einer Mehrheit von ca. 2500 Stimmen. Das Centrum hat also diesen Wahlkreis gegenüber dem vom Bauernbund unternommenen Ansturm behauptet. Anläßlich des 10. Todestages des Königs Ludwig ll. von Bayern fand am 13. Juni im Schloßgarten zu Berg in Gegenwart des Prinz-Regenten die Grundsteinlegung für die König-Ludwig-Gedächtnißkirche statt. Posen, 12. Juni. Der Schutzmann Ruhnke ist heute früh gegen 5 Uhr auf offener Straße während der Ausübung seines Patrouillendienstes ohne jede Veranlassung durch einen Revolverschuß in den Rücken schwer verletzt worden. Er ver mochte sich noch nach dem Stadtkrankenhausc zu schleppen. Der Thäter, ein hiesiger Maler Namens Eduard Mazurowich, wurde in einem Hause der in der Nähe des Thatortes liegenden Wiener Straße verhaftet.' lieber die Person des Attentäters ist festgestellt, daß derselbe ein stellenloser junger Mann ist, der an Verfolgungswahn leiden soll. Dem verwundeten Schutz mann ist der Attentäter fremd; das Befinden des Ersteren hat sich gebessert. Kiel, 13. Juni. Bei dem Umbau eines Hauses in der Straße Großer Kuhberg stürzte eine Mauer ein; vier Kinder und ein Greis wurden schwer verletzt in ein Krankenhaus ge bracht. Angesichts der hohen Erregung in ganz Deutschböhmen wegen des czechischen Turnerfestes in Teplitz hat -die Prager Statthalterei sich zu einer halben Maßregel Herbeigelaffen, die